Wohnungseinbrüche-Bundesinnenminister will Wachpolizei

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Pr1mus » Mo 23. Mai 2016, 10:50

RobMetal hat geschrieben:Als Nicht-Fachmann, aber Wissenschaftler gesprochen: Kann man angesichts von ca. 3% aufgeklärten Fällen überhaupt zuverlässig Aussagen über typische Täter treffen? Das könnten auch 80% vorgetäuschte Straftaten/Versicherungsbetrug sein, oder der Nachbar von gegenüber, oder der Ex-Freund, oder oder oder...
Die ca. 3% beziehen sich wohl auf die Verurteilungsquote. Die Aufklärungsquote ist dann doch noch etwas höher. Diese liegt wohl so je nach Region zwischen 15% und 25% (Edit: aus der aktuell vorgestellten PKS 14,1%).

Da liegen zwar immer noch viele Fälle im dunklen aber bei der Einordnung von Taten spielt der Modus Operandi eine große Rolle. Die oben genannten Gruppen hätten ja durchaus sehr verschiedene Motivlagen und damit auch sehr verschiedene Vorgehenseweisen.
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Eine neue Seuche hat die Menschen befallen. Sie heißt Diarrhö cerebelli. Das bedeutet, das Kleinhirn hat Dünnschiss und kann das Gebrabbel nicht mehr bei sich behalten. Fritz J. Raddatz

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon RobMetal » Mo 23. Mai 2016, 17:28

Kaeptn_Chaos hat geschrieben:Warst du mal in einer Wohnung, die von einer überregionalen Täterbande besucht wurde?
Nicht dass ich wüsste. Du anscheinend schon. Liegen da Landkarten rum, riecht es nach Knoblauch, ...? Taucht Beute in solchen Fällen je irgendwo wieder auf?
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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon RobMetal » Mo 23. Mai 2016, 17:30

Kaeptn_Chaos hat geschrieben:Warst du mal in einer Wohnung, die von einer überregionalen Täterbande besucht wurde?
Nicht dass ich wüsste. Du anscheinend schon. Typische Spuren? Liegen da Landkarten rum, riecht es nach Knoblauch, ...? Taucht Beute in solchen Fällen je irgendwo wieder auf?

Die Verteilung auf der Karte ist ja gerade nicht süd/ost-lastig...
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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Controller » Mo 23. Mai 2016, 17:54

oh, :troll;
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

- Verstorben am 09.08.2021 -

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Loewe » Mo 23. Mai 2016, 21:00

Was können die Bayern besser als wir hier in Niedersachsen zB.... liegt es an der Polizei, der Justiz oder ist es doch Geografie oder Besiedelungsstruktur?
Ich für mein dafürhalten kann sagen, in Bayern, gerade im ländlichen Raum, ruft der Nachbar an, wenn er etwas verdächtiges bemerkt. In NRW sieht das schon etwas anders aus - vor allem im urbanem Bereich.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass die polizeiinterne Fluktuation der Sachbearbeiter bei den Bayern einfach gering ist. Sachbearbeiter in den Einbruchskommissariaten wechseln kaum, die mittlere Führungsebene sind Leute "vom Fach" die in diesem Bereich "groß" geworden sind. Dort steckt unglaubliches persönliches Wissen.
Ein dritter Punkt ist der Umstand, dass das ausrücken der KT in Bayern bei derartigen Delikten die Regel ist.

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Jaguar 1986 » Mo 23. Mai 2016, 21:19

Also ich halte mich *eigentlich* auch für einen aufmerksamen Nachbarn.
Aber im Einfamilienhaus gegenüber ist genau unter meiner Nase eingebrochen worden.
Während ich auf dem Balkon saß und gemütlich rauchte. Ich hätte nur über das Geländer gucken müssen. Habe aber absolut nichts mitbekommen. Und ich weiß, dass man von unten sehen kann, wenn bei uns jemand auf dem Balkon sitzt. Scheint die Täter nicht gejuckt zu haben.
Als ich später befragt wurde, ob mir was aufgefallen ist, war ich mächtig überrascht. :o

Mein persönliches Albtraumszenario ist der Gedanke, dass jemand während ich schlafe direkt neben dem Bett steht und etwas vom Nachttisch klaut. :tot:
Mehr beunruhigend geht nicht. Vor allem die Frage: Was tut der Täter, wenn der Bewohner aufwacht?
Flüchten? Angreifen? :polizei4:

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon VanDan » Mo 23. Mai 2016, 21:35

Solange es kaum Konsequenzen für nen ED gibt...

Mit Sicherheit liegt die Lösung in einer Mischung als vielen der genannten Faktoren.
Dennoch kann und muss auch die Polizei sich in einigen Faktoren verbessern.
Dum spiro, spero

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mo 23. Mai 2016, 21:48

Nenn mir drei...unter der Prämisse gleichbleibender Sach- und Personalausstattung.
:lah:

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Polli » Mo 23. Mai 2016, 22:12

Hi RobMetal,


als Fachmann kann ich dir bestätigen, dass sehr viele Täter aus Südosteuropa sowie Osteuropa kommen.

Die Reisen dabei nicht unbedingt aus ihren Heimatländern an, sondern wohnen hier in Deutschland.

Häufig sind die Beschuldigten namentlich bekannt. Nur der aktuelle Aufenthalt lässt sich nicht ermitteln.

Sie melden sich oft nicht beim zuständigen Einwohnermeldeamt an oder ab und sind
rechtzeitig nach einigen Monaten, bevor die Justiz :schlaumeier: reagieren kann, wieder - mit unbekanntem neuen Aufenthalt - weiter gezogen.

Wenn man sich z. B. die Aufenthaltsermittlungen eines Täters - von 7 verschiedenen Staatanwaltenschaften - anschaut, kann man schon eine Art "Reiseprofil" erstellen, wo dieser Mensch in Deutschland bereits sein Unwesen getrieben hat.

Dabei sind nicht nur die Polizei, sondern die Staatsanwaltschaften und Gerichte hoffnungslos überfordert, weil einfach das ausreichende Personal fehlt, um die Vorgänge zeitnah und gründlich zu bearbeiten. :steinigung:

Es ist ein Elend... :uebel:


Gruß :polizei2:





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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Pr1mus » Di 24. Mai 2016, 11:00

Loewe hat geschrieben:
Was können die Bayern besser als wir hier in Niedersachsen zB.... liegt es an der Polizei, der Justiz oder ist es doch Geografie oder Besiedelungsstruktur?
Ich für mein dafürhalten kann sagen, in Bayern, gerade im ländlichen Raum, ruft der Nachbar an, wenn er etwas verdächtiges bemerkt. In NRW sieht das schon etwas anders aus - vor allem im urbanem Bereich.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass die polizeiinterne Fluktuation der Sachbearbeiter bei den Bayern einfach gering ist. Sachbearbeiter in den Einbruchskommissariaten wechseln kaum, die mittlere Führungsebene sind Leute "vom Fach" die in diesem Bereich "groß" geworden sind. Dort steckt unglaubliches persönliches Wissen.
Ein dritter Punkt ist der Umstand, dass das ausrücken der KT in Bayern bei derartigen Delikten die Regel ist.

Loewe
Zu 1.
In Niedersachsen sind u.a. die Kreise Heidekreis, Nienburg/ Weser und Diepholz stark betroffen. Diese sind allesamt sehr ländlich geprägt. Auch hier dürfte es überwiegend noch dörfliche und wohl auch gute nachbarschaftliche Strukturen geben.

Zu 2.
Kann ich hier noch nicht beurteilen, dazu mache ich das noch nicht lange genug. Was ich allerdings schon beobachten konnte ist, dass man gerne EGn oder EEn gründet diese ein wenig in diesem Bereich arbeiten lässt, dann aber nach ein paar Monaten oder Jahren erfolgreicher Arbeit auch wieder auflöst oder umgliedert. Hier wird wohl viel gewonne Erfahrung verschenkt.

Zu 3.
KT in dem Sinne gibt es hier nicht. Man setzt auf Kollegen der spezialisierten Tatortaufnahme als Tatortgruppen bei den Land PIen oder als KDD in den großen Städten. Diese sind aber dann für die gesamte Befundaufnahme zuständig und können sich nicht rein auf den objektiven Befund konzentrieren.


Dieser Vergleich liefert mir schonmal erste Ansatzpunkte um zu erkennen woher dieser krasse Unterschied denn wohl kommen mag.
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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon fritzbox » Di 24. Mai 2016, 12:28

Beim Einbruch ist es doch ein bißchen wie im Verkehr, sprich, wenn der Raser nicht geblitzt wird, hat er Glück gehabt. Und hier jetzt kann man sagen, wenn der Einbrecher nicht auf frischer Tat betroffen wird, ist er weg .... natürlich gibt es ab und zu Dakty oder DNS, was manchmal auch zugeordnet werden kann aber dann sitzt der Täter vielleicht schon, was ja gut ist, oder ist nicht mehr aufzuspüren.

Das größte Problem beim Einbruch ist aus meiner Sicht, dass Diebesgut nicht zugeordnet werden kann. Was da so gestohlen wird, insbesondere Schmuckstücke, lässt sich halt so gut wie nicht in der Sachfahndung erfassen.

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon 1957 » Di 24. Mai 2016, 12:40

Na na, auf frischer Tat werden und wurden EInbrecher selten erwischt, da spielt uns meist der Zufall in die Hände. Spuren sind entsprechend wichtiger.
Zumal die Einbrecher selbst die untersten Schergen sind, die auch nahezu beliebig nachersetzt werden können.
Das ganze ist OK.
Da ist harte Ermittlungsarbeit angesagt. Telefonüberwachungen, Observationen, Datenvergleiche etc. - das braucht Personal und eine entsprechende Organisation. Beides ist nicht vorhanden.

Darüber hinaus braucht es restriktive Maßnahmen gegen Verdächtige und deren Unterstützer. Da können sich manche Staatsanwälte ja nicht mal zur Sicherheitsleistung durchringen. Kaum ein reisender Täter fährt mit dem eigenen Auto, es sind (Schein)-Mietwagen oder Scheinhalter.

Für den polizeilichen Alltag bleibt nur, durch Präsenz und entsprechende Kontrollen den Gangstern zu zeigen, das wir aktiv sind. Aber auch dafür gibt es kaum Personal. Es bleibt bei vereinzelten Schwerpunktaktionen. Erwischen wir mal welche, müssen alle Register gezogen werden - wobei es meist an der STA scheitert.

Dein Zuordnungsphänomen spielt natürlich auch eine Rolle.

fritzbox
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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon fritzbox » Mi 25. Mai 2016, 09:06

@1957

Ich bin tatsächlich mit der Sachbearbeitung von Einbruchsdelikten beschäftigt, was bei uns "nebenher" erledigt wird. Wie das tatsächlich abläuft und aussieht, kann man in einem öffentlichen Forum gar nicht schreiben.

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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon Brot » Mi 25. Mai 2016, 11:02

@ fritzbox
1957 hat geschrieben:Telefonüberwachungen, Observationen, Datenvergleiche etc.
Das sind die Dinge, die man nicht mal so "nebenher" im Streifendienst machen kann. Dazu braucht es Kollegen, welche die o.g. Möglichkeiten haben. Das macht bei uns die Kripo, wobei deren Möglichkeit aufgrund der Personalknappheit ebenfalls beschränkt sind. Natürlich brauchen sie dafür erst einmal gute Infos der erstaufnehmenden Kollegen vor Ort, um z.B. aufgrund des Modus Operandi die Taten einer organisierten Gruppierung zuordnen zu können.

Das ist eine langwierige Geschichte und die Gegenseite rüstet ebenfalls mit entsprechenden Gegenmaßnahmen auf.

wolfi71
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Re: Wohnungseinbrüche

Beitragvon wolfi71 » Mi 25. Mai 2016, 13:03

Hier ein bericht aus dem Spiegel, der das aufarbeitet.

Und "fritzbox" kann da einige Sachen erkennen, die ihm bekannt vorkommen.

Es ist interessant

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/e ... 90105.html


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