Gendern im dienst. Vorgang

Polizeibezogenes, was in keine andere Sektion hineinpasst

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Robocop » Di 11. Mai 2021, 09:31

In Baden-Württemberg gab es vor geraumer Zeit eine E-Mail des Innenministeriums, das darauf hinwieß, dass das Gendern nicht den geltenden Grammatikregeln entspricht und somit zu unterlassen ist. Komischerweise halten sich viele Führungspersonen nicht daran und gendern dennoch in offiziellen internen Schreiben. Vom Fußvolk macht das fast niemand. Ich schreibe ausschließlich im generischen Maskulinum, da es für mich die einzige neutrale Form ist, mit der die Tätigkeit und die Funktion, völlig unabhängig vom Geschlecht, beschrieben wird. Das biologische Geschlecht hat in den seltensten Fällen zu interessieren und es ist mir nach wie vor unbegreiflich wie jemand bei Sätzen wie: "Ich gehe zum Arzt/Friseur/Bäcker", "Ich rufe den Staatsanwalt/Richter etc. an" annehmen kann, dass damit nur Männer gemeint sind.
Man muss auf der ganzen Klaviatur des Gesetzes spielen können.

Inspektor_GER

Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Inspektor_GER » Di 11. Mai 2021, 11:03

Auch ich verwende ausschließlich das generische Maskulinum; es vereinfacht die Kommunikation und Verständlichkeit enorm. Jeder weiß, dass bei dem Satz "Die Beamten erreichten die Einsatzstelle um 05:34 Uhr" nicht nur Männer gemeint sind. Dass in der deutschen Sprache biologisches und grammatikalisches Geschlecht zwei verschiedene Paar Schuhe sind, erkennt man schon an sächlichen Begriffen wie "der Schrank" oder "die Wand". Und selbst biologisch weibliche Wörter können grammatikalisch neutral sein, wie z.B. "das Mädchen".

Dass einige sich das Gendern dennoch auf die Fahnen geschrieben habe, hat weniger mit Sprachverschönerung, sondern eher mit politischer Missionierung zu tun. Sollen sie es halt machen. Aber dann bitte auch konsequent, also nicht nur "Beamt*innen" und "Kolleg*innen", sondern auch "Mörder*innen", "Rechtsextremist*innen" und "Terrorist*innen".

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon John_Doe » Di 11. Mai 2021, 21:03

So sieht gerade die "Rechtslage" aus:
Der Rat für deutsche Rechtschreibung bekräftigt in seiner Sitzung am 26.03.2021 seine Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen. Dies ist allerdings eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann. Das Amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege. Der Rat hat vor diesem Hintergrund die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zu diesem Zeitpunkt nicht empfohlen.
Quelle: https://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfd ... eibung.pdf

Ich persönlich achte schon darauf möglichst beide Geschlechter anzusprechen, bin da aber weder pedantisch noch sage ich anderen, wie sie zu schreiben haben. Wer sich etwas mit der Materie beschäftigt hat, findet jedoch viele Studien, die sich fast ausschließlich positiv zu den Effekten einer genderneutraleren Sprache äußern. Insbesondere, was die Gleichstellung der Frau in bestimmten Berufsgruppen angeht als auch die Rollenbilder, die damit einhergehen und sich bereits in der frühen Kindheit entwickeln.

Wenn es geht, versuch ich es mit Umschreibungen wie die Studierenden, die Feuerwehrkräfte, die Lesenden, das Publikum etc. pp. Klingt bei unserem Job nur leider net so doll (die Polizierenden, haha :polizei10: :polizei10: ).

Vom Genderstern, oder den dem neuerdings beliebten Genderdoppelpunkt, bin ich ästhetisch und funktionell noch nicht so ganz überzeugt und teile die Bedenken des Rats für deutsche Rechtschreibung.

Aber letzten Endes wird sich Durchsetzen, was die Mehrheit auch täglich nutzt. Da haben Einzelne herzlich wenig Einfluss drauf. Ein Blick auf diverse Nachrichtenportale reicht aus, um zu erahnen wohin die Reise geht.
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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Controller » Di 11. Mai 2021, 21:16

Danke an alle Beteiligten.

Ich las letzte Woche einen Bericht dazu, da war beispielhaft die Rede von:

"In-den-Grünen-Seiender /Seiende"

als ernsthafter, zukünftiger Vorschlag für die sprachliche und grammatikalische Weiterentwicklung.

Also da kam mir die Galle hoch und ich dachte an:

Des Kaisers neue Kleider – oder: Vom Wert kritischen Denkens
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

- Verstorben am 09.08.2021 -

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon RafaelGomez » Di 11. Mai 2021, 22:14

Seit ich die ernsthaft gemeinte Forderung lesen musste, zur Vermeidung vorgefertigter Rollenbilder die Begriffe Mutter und Vater durch Elternteil I bzw II zu ersetzen, wundert mich in der Hinsicht gar nichts mehr…

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Aldous » Di 11. Mai 2021, 23:11

John_Doe hat geschrieben:
Di 11. Mai 2021, 21:03
Aber letzten Endes wird sich Durchsetzen, was die Mehrheit auch täglich nutzt. Da haben Einzelne herzlich wenig Einfluss drauf. Ein Blick auf diverse Nachrichtenportale reicht aus, um zu erahnen wohin die Reise geht.
Das ist leider so nicht richtig. Umfragen, welche bspw. das Wahlverhalten der Mitarbeiter im ÖRR abfragen, zeigen, dass diese nicht den Querschnitt der Gesellschaft widerspiegeln sondern oft einer bestimmten Strömung zuzuordnen sind. Und diese Strömung neigt - dem aktuellen Zeitgeist entsprechend - dazu, der Mehrheit eine Ansicht aufzuoktroyieren, indem sie besonders laut ist oder glaubt, ein Paradigma diktieren zu können.
Und das ist im Bereich des Journalismus und insbesondere des "Journalismus" das Gendern entgegen wissenschaftlicher Empfehlung sondern aufgrund einer politischen Agenda. Deshalb ist das Produkt dieser geistigen Ergüsse gespickt mit fehlerhafter Orthografie.

Alle mir bekannten Studien zu dem Thema sind massiv eindimensional, weil sie sich ausschließlich damit befassen, welche positiven Effekte das Gendern auf die Ansprechhaltung hat (positives Resümee) oder wie negativ es sich auf Lesefluss und Sprachverständnis auswirkt (negatives Resümee). Ein neutrale Gesamtbetrachtung aller Umstände ist mir nicht begegnet.
Persönliche empfinde ich den (weiter fortlaufenden) Verlust des Sprachverständnisses zugunsten sprachlicher Inklusion (von Frauen, immerhin werden alle Nicht-Ersprachler dadurch exkludiert) als derartig verheerend, dass das Gendern in die Annalen und damit in Vergessenheit gehen kann, als das was es ist: Der Geistesblitz einer beschäftigungslosen Generation, die sich nicht den echten Problemen ihrer Zeit widmet.

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Brot » Mi 12. Mai 2021, 01:42

Ich werde nicht anfangen, meine Berichte oder Schreiben zu gendern. Allgemein finde ich gegenderte (schreibt man das so?) Texte sehr umständlich zu lesen. Die deutsche Sprache ist schon schwer genug, mit Gendersternchen und Gendergap wird sie nicht gerade leserlicher und einfacher.

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon kakaem » Mi 12. Mai 2021, 06:59

Aldous hat geschrieben:
Di 11. Mai 2021, 23:11
Persönliche empfinde ich den (weiter fortlaufenden) Verlust des Sprachverständnisses zugunsten sprachlicher Inklusion (von Frauen, immerhin werden alle Nicht-Ersprachler dadurch exkludiert) als derartig verheerend, dass das Gendern in die Annalen und damit in Vergessenheit gehen kann, als das was es ist: Der Geistesblitz einer beschäftigungslosen Generation, die sich nicht den echten Problemen ihrer Zeit widmet.
Auf den Punkt gebracht. Du sprichst mir aus der Seele!

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Old Bill » Do 13. Mai 2021, 07:42

Brot hat geschrieben:
Mi 12. Mai 2021, 01:42
Ich werde nicht anfangen, meine Berichte oder Schreiben zu gendern. Allgemein finde ich gegenderte (schreibt man das so?) Texte sehr umständlich zu lesen. Die deutsche Sprache ist schon schwer genug, mit Gendersternchen und Gendergap wird sie nicht gerade leserlicher und einfacher.
Dito, dafür fehlt mir, ehrlich gesagt, auch die Zeit. Der unbekannte Täter bleibt auch der unbekannte Täter. Dem StA wird es klar sein was gemeint ist. Gut das in unseren örtlichen Behörden Leute mit gesundem Menschenverstand sitzen. :zustimm:
Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt.

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Controller » Sa 15. Mai 2021, 17:57

https://www.berliner-zeitung.de/kultur- ... -li.158487

Linguist Peter Eisenberg: „Die Genderfraktion verachtet die deutsche Sprache“

ein, wie ich denke, lesenswerter Artikel.

Denn, wie immer gilt:

Die Möglichkeiten der deutschen Grammatik können einen, wenn man sich darauf, was man ruhig,
wenn man möchte, sollte, einlässt, durchaus überraschen. :polizei3:
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon 1957 » Sa 15. Mai 2021, 21:50

:zustimm:

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Tylor » So 16. Mai 2021, 13:17

Controller hat geschrieben:
Sa 15. Mai 2021, 17:57
Linguist Peter Eisenberg: „Die Genderfraktion verachtet die deutsche Sprache“
Weil's so schön passt, könnte man das noch um die jüngste Menungsäußerung eines weiteren ausgewiesene Experten ergänzen, der sich seit Jahren mit großer Wortgewandtheit um den Fortbestand von Sprache in seinen Song-Texten Verdient gemacht hat („Come on! Come on! Come on!
 Hyper! Hyper! 
Sit there, be good, bye-bye!“):

Hans Peter Geerdes (aka H.P. Baxxter, frontman von Scooter) hat vor einer Woche in einer Hamburger Radiosendung verlautbart, dass er "Gendern zum Kotzen" findet.
„Das ist für mich Idiotensprache“, sagte Baxxter in der „Radio Hamburg“-Morningshow. Die Sprache würde dadurch ruiniert, findet der 57-Jährige. „Das hat ja nichts damit zu tun, dass man Frauen akzeptiert, es ist einfach nur eine Verunglimpfung der Sprache und sagt nichts weiter aus“, so der Musiker.
Da hat er natürlich Recht, denn mit Idiotensprache kennt er sich ja aus!

Das Gendern ist in meinen Augen nichts weiter als Ausfluss der selben Kloake, die bei den Gutmenschen für Aufruhr sorgt, wenn die Spitzenkandidatin der Berliner Grünen zur Abgeordnetenhauswahl unbedarft erzählt, dass sie in ihrer Kindheit gerne "Indianerhäuptling" geworden wäre. Ja, das ist wirklich schlimm, dass die indigenen Völker Nordamerikas alle in Reservaten leben und dem Alkohol verfallen sind. Folgerichtig hat sie sich dann auch entschuldigt:
Es habe sich um eine „unreflektierte Kindheitserinnerungen“ gehandelt, zeigte sich Jarasch in einer Rede auf dem Landesparteitag am Sonnabend laut Tagesspiegel selbstkritisch. „Auch ich muß noch viel lernen.“
Indianerhäuptling: Grünen-Politikerin entschuldigt sich für Kindheitswunsch

Bei aller Sympathie, die man vielleicht für Grüne-Politik hegt so wie ich selbst, manchmal kann man über diese Truppe einfach nur staunen, und das Gender-Diktat ist eventuell nur der Anfang.

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Jack Bauer » Do 20. Mai 2021, 13:32

1. Meine Damen und Herren - Oldschool

2. Meine Zuhörenden - Behördensprech in Vorträgen und ähnlichem in Berlin

3. Meine Zuhörerinnen - Politik- und Mediensprech

Ich verstehe bis heute nicht, was an Punkt eins das Problem war/ist. Punkt zwei finde ich noch nachvollziehbar und gerspochen, wie gelesen gut verständlich. Punkt drei geht für mich garnicht, ausgesprochen weiß ich oft nicht, ob es sich um eine reine Frauengruppe handelt und lesen tut es sich einfach fürchterlich.

In Vorgängen ist es noch nie nötig gewesen, da ja da jeder einzelne Beteiligte auch einzeln mit dem jeweiligen Geschlecht bezeichnet wird. Gut, problematisch wird es dann vielleicht irgendwann, wenn man mal was im Zusammenhang mit M/W/D Yaghoobifarah schreiben muss. :pfeif:

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Kulinka » Mo 24. Mai 2021, 00:26

Hallo zusammen,

nach den letzten Kommunalwahlen hier in NRW hat, wie es der Tagespresse zu entnehmen war, der ein oder andere frischgebackene Bürgermeister, unter anderem auch hier in meiner Heimatstadt, angekündigt, seine Verwaltung solle zukünftig im externen Schriftverkehr und in Publikationen mit * gendern. Inwieweit das schon durchgesetzt wurde und allseitig befolgt wird, ist mir nicht bekannt. Funktioniert wohl auch nicht von heute auf morgen, es müssen schließlich zahlreiche Textbausteine, Muster und Vordrucke entsprechend umgeschrieben werden.

Das ganze Gendern mit * und das verkrampfte Bemühen um Substantivierung von Verben sind keine natürliche Weiterentwicklung der Sprache. Im Gegenteil, sie stehen außerhalb der Sprachlogik, sind schlicht absurd. Ich "freue" mich auf zahlreiche Stilblüten und sprachliche Verrenkungen in zukünftigen Schreiben und Verlautbarungen meiner Stadtverwaltung.

Trotzdem oder gerade weil es absurd ist, wird sich das wohl vielerorts bei Behörden und so auch bei den Polizeien durchsetzen, zumal falls die Grünen in der nächsten Legislaturperiode des Bundestags mit am Kabinettstisch sitzen und auch in den Ländern ihre Stimmanteile noch erhöhen können. Für die ist das ja offenbar ein geradezu messianisches Anliegen.

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Gendern im dienst. Vorgang

Beitragvon Controller » Mo 24. Mai 2021, 00:31

mal gespannt bin, wie das international aufgenommen wird :lol:
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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