Polizei und Ethik

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Kaeptn_Chaos
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Re: Polizei und Ethik

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Sa 1. Nov 2008, 12:39

[quote=""Controller""]
Im Umgang mit Möglichkeiten der Macht ist eine sorgfältige Schulung der Studierenden an den Fachhochschulen der Polizeien des Bundes und der Länder einschließlich der Deutschen Hochschule der Polizei erforderlich, d.h. vor allem eine Persönlichkeitsentwicklung bis hin zur Reife die gesetzlich und taktisch zur Verfügung stehenden Machtmittel
-stets abhängig vom konkreten Einzelfall- sorgfältig und maßvoll anzuwenden und einzusetzen. [/quote]

Also, ich hab mich auf diese Passage im Ausgangsartikel bezogen. Da geht's um ethische Schulung von Berufsanfänger, oder? Und die halte ich für über, weil ich nicht glaube, dass man ethisches Handeln lernen kann. Wer nachts Obdachlose demütigt wird das machen, ob er das nun an der Flachdachschule anders gelernt hat oder nicht. Im besten Fall nur einmal, wenn er einen schlechten Partner hat, geht das evtl. mehrmals gut.
Ich habe viele Jahre in der Qualitätssicherung gearbeitet. Das bedeutet, um´s mal etwas plakativ auszudrücken, dass ich nichts anderes gemacht habe, als anderer Leute Arbeit in Frage zu stellen bzw. kaputt zu machen. Wichtig für diesen Job ist, dass man keine Routine entwickeln darf und stets ein Querdenker bleiben muss. Denn nur so ist man gut im Job.
Und was ist der Unterschied zwischen dieser beeindruckenden beruflichen Karriere und deinem Auftreten hier?

Richtig, hier hast du nachweislich keine Kenntnisse über Abläufe, die du anprangerst.

Wenn hier ein Controller Einsätze anprangert oder kritisiert, bin ich immer geneigt, dem ganzen Aufmerksamkeit zu schenken- und habe mich auch schon mehrfach eines besseren belehren lassen. Da weiß ich aber auch, dass er schon mal Situationen erlebt hat, die er anspricht.

Diese Akzeptanz kann ich dir, Ulla, Anti und anderen Pseudogegnern leider nicht entgegen bringen.
:lah:

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Beitragvon Nucleonix » Sa 1. Nov 2008, 13:09

Diese Akzeptanz kann ich dir, Ulla, Anti und anderen Pseudogegnern leider nicht entgegen bringen.
Nun kommt der ahnungslose Bürger aber in den Genuss polizeilichen
Handelns. Und ich zum Beispiel kenne die Unterschiede zwischen
'richtig' und 'falsch' und zwischen 'kompetent' und 'inkompetent'
hinreichend, um mir auch über die Polizei und deren Handeln
eine haltbare Meinung zu bilden. Ein Beispiel.
Mitteldeck U8 am Kotti. Im Rahmen einer 'körperlichen Durchsuchung',
bestimmt gerechtfertigt nach dem ASOG, muss sich ein obdachloser
Alki bis auf die Unterswäsche ausziehen. Mitten in der Öffentlichkeit.
Klar, der Kerl war so dicht und so ein armes Würstchen; der hat
sich nicht beschwert, und der wird sich nicht beschweren.
Aber weißte was, Kaeptn? Ich brauche weder eine polizeiliche
noch sonst irgendeine Ausbildung, um zu wissen, dass man das nicht
macht. Das ist falsch. Wenn irgendein Verdacht gegeben war, den
Mann zu durchsuchen - bitte sehr. Man stellt aber nicht einen
hilflosen Menschen in Unterwäsche vor hunderten vorbeiströmender
Fahrgäste aus. Habe einen der BePos angesprochen mit der Bitte,
diese Durchsuchung an etwas geschützterem Ort durchzuführen.
Antwort: Diese Maßnahme ist rechtmäßig und jetzt gehen Sie
weiter oder ich erteile ihnen einen Platzverweis.


Gruß,

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Beitragvon springer » Sa 1. Nov 2008, 13:21

[quote=""Jesus""]@ Mystix

Es ist halt einfacher, alles stur nach Paragraphen abzuarbeiten, anstatt mal über sein Handeln nachzudenken.[/quote]

Wenn Paragraphen mir mein Handeln vorgeben - und so ist das nunmal oft bei uns - dann muss ich dementsprechend handeln. Sonst kommt nämlich der Bürger - ja, gerade Leute wie Du - und beschweren sich, dass mein handeln nicht den Vorschriften entsprach, wenn sie dabei mal nicht so wegkommen, wie sie es gerne hätten.

Andernfalls könnte ich nämlich auch nach Sympathie / Antipathie handeln, und ab und an gäbs auch noch einen Tittenbonus.

Es ist als Polizist nicht deine Aufgabe, Paragraphen zu überprüfen, ob Du sie für richtig oder falsch hältst und die deiner Ansicht falschen dann zu ignorieren. So funktioniert ein Rechtsstaat nicht. Und Du wärst der erste, der am Schreien wäre, wenn so eine Entscheidung dir mal nicht passen würde - und zwar mit der Bergündung, dass in den Paragraphen ja was anderes Steht.

Gruß,
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Beitragvon Controller » Sa 1. Nov 2008, 13:26

Ich fang auch nicht bei Bayer an, wenn ich gegen Chemie bin.
Wenn ich bei Bayer arbeite,
könnte das sehr wohl daran liegen,
dass ich von Chemie begeistert bin.... :ja:


Wenn Bayer aber dann Chemie in den Rhein leitet ..... :/

bin ich zwar immer noch von Chemie begeistert :ja:

habe ich aber gleichzeitig

moralische und ethische Kompetenz


dann werde ich meinen Arsch mal aus dem Sessel hieven :!:

Und weisste warum :?:

Eben, um die Chemie, von der ich ja so begeistert bin,

zu schützen und vor Schaden zu bewahren :!:


@ Käptn Chef, wir verstehen uns schon :wink: :ja:


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Beitragvon Mystix » Sa 1. Nov 2008, 13:31

[quote=""springer""]Es ist als Polizist nicht deine Aufgabe, Paragraphen zu überprüfen, ob Du sie für richtig oder falsch hältst und die deiner Ansicht falschen dann zu ignorieren. [/quote]

Gerade Polizisten sollten m. E. Paragraphen hinterfragen. Sollten hinterfragen, ob sie mit anderen/übergeordneten Gesetzen in Einklang stehen und im Bedarfsfall sehr, sehr eindeutig und bestimmt darauf hinweisen und nicht einfach nur denken "Ach, ist doch scheissegal, ich bin ja nicht verpflichtet, Gesetze auf ihre Richtigkeit zu überprüfen".

(Bei uns in der Schweiz ist es tatsächlich so: Polizisten sind in der Ausübung ihres Dienstes gem. Entscheid des Bundesgerichtes nicht verpflichtet, Gesetze/Vorschriften auf ihre Richtigkeit zu überprüfen; ich nehme an, in Deutschland verhält es sich ähnlich?!)

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Beitragvon Polizeireporter » Sa 1. Nov 2008, 13:43

@Springer: So isses.

@Mystix: Das ist aber schon die Meta-Diskussion, oder?

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Beitragvon Nucleonix » Sa 1. Nov 2008, 13:44

Controller.. das schneidet das knifflige Verhältnis der
Naturwissenschaften zur Ethik an. Ist ein schwieriges Thema.
Nicht nur, wenn es um (unmittelbar) militärisch Nutzbares geht.
Beispiel: Du entwickelst einen überlegenen Werkstoff für Hochtemperatur-
Turbinenschaufeln, der ohne Tantal, Rhenium, Niob und Cobalt
auskommt. Ergebnis: Das im Kongo abgebaute Erz ist schlagartig
kaum mehr etwas wert..

Eine Seite: Vielleicht hören die dann endlich auf, sich wegen des Zeugs
gegenseitig abzuschlachten?
Andere Seite: Du entwertest die wichtigste wirtschaftliche Ressource
eines afrikanischen Landes.

Fazit: Ich verstehe nicht genug davon, um die politischen und
militärischen Folgen abschätzen zu können; ist auch nicht mein
Job. Ich bin Werkstoffentwickler..


Gruß,

Nucleonix
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Beitragvon Mystix » Sa 1. Nov 2008, 13:47

[quote=""Polizeireporter""]@Mystix: Das ist aber schon die Meta-Diskussion, oder?[/quote]

:?:

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Beitragvon Mainzelmann2001 » Sa 1. Nov 2008, 13:55

[quote=""springer""]Andernfalls könnte ich nämlich auch nach Sympathie / Antipathie handeln, und ab und an gäbs auch noch einen Tittenbonus.

[/quote]

Da es das gibt, gibts auch diese Diskussion.

Hängt viel mit dem Selbstverständnis des Einzelnen zusammen.

Dein Selbstverständnis ist OK.

Das derjenigen welche die Gesetze und §§ als Machtinstrument sehen, eben nicht.
Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt.

Das frühe Vögeln entspannt den Wurm.

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Beitragvon Polizeireporter » Sa 1. Nov 2008, 14:00

[quote=""Mystix""][quote=""Polizeireporter""]@Mystix: Das ist aber schon die Meta-Diskussion, oder?[/quote]

:?:[/quote]

Ich glaube, hier geht es eher um die Hinterfragung von >>Maßnahmen>Gesetzen<<. Sonst müsste der Titel heißen "Politik und Ethik". Und dann ist eh Hopfen und Malz verloren :D Im Ernst: Nur weil du (sagen wir mal..) als Privatmann für eine liberale Drogenpolitik bist, wirste doch (hoffentlich) dein Gegenüber, das du mit BTM erwischt hast, hundsgewöhnlich behandeln (ohne dass du Legalize-it-Transparente aus dem Dienstellenfenster hängst und per Lautsprecherdurchsage deine Maßnahme bereust ;) ;) ).

[EDIT] Um dich nicht falsch zu verstehen: Was meinst du denn mit "bestimmt und eindeutig darauf hinweisen" genau?

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Beitragvon springer » Sa 1. Nov 2008, 14:07

[quote=""Mystix""]Gerade Polizisten sollten m. E. Paragraphen hinterfragen. Sollten hinterfragen, ob sie mit anderen/übergeordneten Gesetzen in Einklang stehen und im Bedarfsfall sehr, sehr eindeutig und bestimmt darauf hinweisen und nicht einfach nur denken "Ach, ist doch scheissegal, ich bin ja nicht verpflichtet, Gesetze auf ihre Richtigkeit zu überprüfen".

(Bei uns in der Schweiz ist es tatsächlich so: Polizisten sind in der Ausübung ihres Dienstes gem. Entscheid des Bundesgerichtes nicht verpflichtet, Gesetze/Vorschriften auf ihre Richtigkeit zu überprüfen; ich nehme an, in Deutschland verhält es sich ähnlich?!)[/quote]

Versteh ich jetzt nicht - erst schreibst Du, dass Polizisten die Paragraphen hinterfragen und wenn sie es für Unsinn halten sollten, meckern sollten, dann schreibst Du, dass sie die Richtigkeit nicht zu überprüfen haben?

Ich kann ja einen Paragraphen durchaus für falsch oder zweifelhaft halten - nichtsdestotrotz hab ich mich daran zu halten, was der vorgibt. Im Zweifel muss ich dann eben im Landtag oder auf dem Dienstweg entsprechende Bedenken anmelden, aber ich kann nicht auf der Straße entscheiden, welche Gesetze rechtmäßig / verfassungsgemäß sind und welche nicht. Das ist weder meine Aufgabe (darf es in einem Rechtsstaat wegen der Gewaltenteilung auch nicht sein), noch bin dazu ausgebildet.

Es kann ja auch durchaus sein, dass ich einer Meinung bin, die Mehrheit der Bevölkerung aber einer anderen (legitimen) Meinung - wieso soll meine dann automatisch so richtig sein, dass ich sie entgegen der Gesetzeslage durchsetze? Sowas geht in Richtung Polizeistaat!

Gruß,
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Beitragvon Controller » Sa 1. Nov 2008, 14:14

@ Nuce,

Teufel, so weit wollte ich natürlich nicht gehen...... :wink:

Nur ein Bild, dass zuvor skizziert wurde,
mit Farbe versehen und fertig malen :wink: :ja:

@ Springer

nicht alles was ich darf
muss ich aber auch tun !

Wenn mir ein Paragraph die Höchstgrenze meines Einschreitens zwingend vorgibt, also definiert, bis hierhin und nicht weiter, so verstöß es doch nicht gegen diesen Paragraphen, wenn ich noch meterweit von dieser Grenze entfernt bleibe !

So verstehe ich jedenfalls das Beispiel von Nuce vom Mitteldeck U8 am Kotti.

Ihr habt bestimmt von dieser "herzlosen" Schaffnerin gelesen, die ein Kind ohne Fahrschein aus der Bundesbahn verwies......

Ethik und Moral ??

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Beitragvon Mystix » Sa 1. Nov 2008, 14:14

@ springer:

Mein Zitat beisst sich nicht.

Ich schrieb, dass ich nicht muss. Das heisst doch aber noch lange nicht, dass ich nicht darf! Und ich finde eben, dass man sollte!

Und ich betone nochmals: Es geht nicht darum, ob ich ein Gesetz moralisch falsch finde, sondern "gesetzlich"!!!

Und wie ich auf der Strasse das Gesetz, das ich "gesetzlich" nicht in Ordnung finde, handhabe, steht nochmals auf einem anderen Blatt Papier.

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Beitragvon springer » Sa 1. Nov 2008, 14:16

@Mystix
OK, soweit gehen wir konform.

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Beitragvon Mystix » Sa 1. Nov 2008, 14:20

[quote=""Controller""]
nicht alles was ich darf
muss ich aber auch tun !

Wenn mir ein Paragraph die Höchstgrenze meines Einschreitens zwingend vorgibt, also definiert, bis hierhin und nicht weiter, so verstöß es doch nicht gegen diesen Paragraphen, wenn ich noch meterweit von dieser Grenze entfernt bleibe !

Controller[/quote]


Ich verwende ja eigentlich selten Smilies, aber:
:bindafür: :respekt: :zustimm:


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