Wo geht die Reise hin?

Polizeibezogenes, was in keine andere Sektion hineinpasst

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Gast

Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Gast » Mi 2. Okt 2013, 19:29

Ein weiteres Problem ist, dass einige ältere Kollegen gar nicht aus dem Streifendienst raus wollen, obwohl es angezeigt wäre. Zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil aus Bequemlichkeit. Bis jetzt fehlt vielen Vorgesetzten da meiner Erfahrung nach die Konsequenz auch mal zu sagen: Es ist für dich Zeit in den Innendienst zu wechseln.
Dass es unabhängig davon auch sehr gute ältere Kollegen Beamte gibt, stelle ich damit nicht in Abrede. Aber ich denke jeder kann die von mir genannte Problematik nachvollziehen.

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon beni » Mi 2. Okt 2013, 20:58

Omawarisan hat geschrieben:
beni hat geschrieben:Wenn du wüsstest was für " qualifizierte" Bewerber es in NRW bis zum AC schaffen und dort sang und klanglos untergehen würdest du da anders drüber denken

Gruß

Wie meinst Du das?

Ist schon ein paar Jährchen her mit meinem Einstellungstest. :polizei7:
Das es teilweise unterirdisch ist,was dort aufschlägt
Schenke ein Lächeln und es kommt zu dir zurück

Gruß
beni aus NRW

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Omawarisan » Do 3. Okt 2013, 10:27

beni hat geschrieben:
Omawarisan hat geschrieben:
beni hat geschrieben:Wenn du wüsstest was für " qualifizierte" Bewerber es in NRW bis zum AC schaffen und dort sang und klanglos untergehen würdest du da anders drüber denken

Gruß

Wie meinst Du das?

Ist schon ein paar Jährchen her mit meinem Einstellungstest. :polizei7:
Das es teilweise unterirdisch ist,was dort aufschlägt

Das glaube ich durchaus.

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Omawarisan » Do 3. Okt 2013, 12:24

Woody 2007 hat geschrieben:Ein weiteres Problem ist, dass einige ältere Kollegen gar nicht aus dem Streifendienst raus wollen, obwohl es angezeigt wäre. Zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil aus Bequemlichkeit. Bis jetzt fehlt vielen Vorgesetzten da meiner Erfahrung nach die Konsequenz auch mal zu sagen: Es ist für dich Zeit in den Innendienst zu wechseln.
Dass es unabhängig davon auch sehr gute ältere Kollegen Beamte gibt, stelle ich damit nicht in Abrede. Aber ich denke jeder kann die von mir genannte Problematik nachvollziehen.

Ja, mir geht es genauso.
Ich bin Mitte 40 und mache seit exakt 20 Jahren WuW.
Mir macht das im wesentlichen Spaß, ich packe das gesundheitlich und meine Frau unterstützt mich.
Ok, der Nachtdienst geht mir nicht mehr so leicht von der Hand wie vor 10 Jahren und ich habe keinen Bock mehr, mich nachts an den Wochenenden mit besoffenen Idioten herumzuärgern.

Das Problem ist, daß es kaum noch Innendienststellen für lebensältere Kollegen gibt und das wird sich auch nicht ändern.

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Hessen78 » Fr 25. Okt 2013, 18:18

Omawarisan hat geschrieben: Das Problem ist, daß es kaum noch Innendienststellen für lebensältere Kollegen gibt und das wird sich auch nicht ändern.
Genau das ist der Punkt! Auch eine Folge des viel zitierten demografischen Wandels. Bei steigender Lebensalterszeit wird sich das noch verstärken.

Bei uns in Hessen ist das bislang ein eher regionales Problem der Enddienststellen (Insbesondere Nord- und Osthessen oder auf dem flachen Land). Im Rhein-Main Gebiet ist es noch kein Problem in den Tagdienst zu wechseln.

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Trooper » Di 29. Okt 2013, 11:23

Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, das verschleuderte Geld wieder in die Staatshaushalte hineinzukriegen...

http://www.dasinvestment.com/nc/sparen- ... u-buerger/
Der Internationale Währungsfonds schlägt eine „Schulden-Steuer“ in Höhe von 10 Prozent für jeden Haushalt in der Euro-Zone vor, um die Forderungen der Banken zu befriedigen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) befürwortet in seinem „Fiscal Monitor“ eine Schuldensteuer auf die Ersparnisse der europäischen Bürger, um die Forderungen der Banken zu befriedigen und das Geschäft mit den Schulden am Laufen zu halten.

Staaten und Banken haben sich in den letzten zehn Jahren in einer scheinbar endlosen Kette von Anleihekäufen – häufig am Ende auch auf Schulden der Bankkunden – in einem Schuldennetz verstrickt. Am Ende stehen hier die Bankkunden mit ihren Forderungen. Die Schuldenlast kann in Folge der Finanzkrisen nun nur über Inflation oder Enteignung der Sparer gesenkt werden. Letzteres befürwortet der IFW jetzt in seinem Monitor.

Auf Seite 49 formuliert der Währungsfonds eine „einmalige“ Zwangsabgabe, „um die Nachhaltigkeit der Schulden wieder herzustellen“. Hierbei verweist der IWF auch auf „die Ablehnung der öffentlichen Schulden oder Inflation“ als einzige Alternativen.

Durch diese Zwangsabgabe sollen die europäischen Staatsschulden auf das Niveau vor der Krise zurückgefahren werden. Hierzu müsste die Steuer „etwa 10 Prozent für Haushalte mit einem positivem Vermögensstand“ betragen.
Um einen vorzeitigen Kapitalabfluss zu verhindern, sollen zudem Kapital-Verkehrskontrollen durchgeführt werden, sodass keine Ersparnisse von der Abgabe unberücksichtigt bleiben.

Für Deutschland hat der IWF zudem weitere Vorschläge: Der Staat würde das Potenzial seiner Einnahmen nicht ausschöpfen. So belasteten andere Staaten ihre Bürger mit höherer Mehrwert- und Einkommenssteuer. Hier denkt der Währungsfonds einen Spitzensteuersatz von 55 bis 70 Prozent an. So wäre eine mögliche Steigerung der Einnahmen aus Steuern und Abgaben um 3,1 Prozent der Wirtschaftsleistung möglich, was derzeit 80 Milliarden Euro ausmachen würde.
Es ist mehr als interessant, daß über diesen Faux-pas des IWF nur ganz klein in ein paar wenig gelesenen Fachportalen berichtet wurde...
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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Omawarisan » Di 29. Okt 2013, 15:13

Trooper hat geschrieben:Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, das verschleuderte Geld wieder in die Staatshaushalte hineinzukriegen...

http://www.dasinvestment.com/nc/sparen- ... u-buerger/
Der Internationale Währungsfonds schlägt eine „Schulden-Steuer“ in Höhe von 10 Prozent für jeden Haushalt in der Euro-Zone vor, um die Forderungen der Banken zu befriedigen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) befürwortet in seinem „Fiscal Monitor“ eine Schuldensteuer auf die Ersparnisse der europäischen Bürger, um die Forderungen der Banken zu befriedigen und das Geschäft mit den Schulden am Laufen zu halten.

Staaten und Banken haben sich in den letzten zehn Jahren in einer scheinbar endlosen Kette von Anleihekäufen – häufig am Ende auch auf Schulden der Bankkunden – in einem Schuldennetz verstrickt. Am Ende stehen hier die Bankkunden mit ihren Forderungen. Die Schuldenlast kann in Folge der Finanzkrisen nun nur über Inflation oder Enteignung der Sparer gesenkt werden. Letzteres befürwortet der IFW jetzt in seinem Monitor.

Auf Seite 49 formuliert der Währungsfonds eine „einmalige“ Zwangsabgabe, „um die Nachhaltigkeit der Schulden wieder herzustellen“. Hierbei verweist der IWF auch auf „die Ablehnung der öffentlichen Schulden oder Inflation“ als einzige Alternativen.

Durch diese Zwangsabgabe sollen die europäischen Staatsschulden auf das Niveau vor der Krise zurückgefahren werden. Hierzu müsste die Steuer „etwa 10 Prozent für Haushalte mit einem positivem Vermögensstand“ betragen.
Um einen vorzeitigen Kapitalabfluss zu verhindern, sollen zudem Kapital-Verkehrskontrollen durchgeführt werden, sodass keine Ersparnisse von der Abgabe unberücksichtigt bleiben.

Für Deutschland hat der IWF zudem weitere Vorschläge: Der Staat würde das Potenzial seiner Einnahmen nicht ausschöpfen. So belasteten andere Staaten ihre Bürger mit höherer Mehrwert- und Einkommenssteuer. Hier denkt der Währungsfonds einen Spitzensteuersatz von 55 bis 70 Prozent an. So wäre eine mögliche Steigerung der Einnahmen aus Steuern und Abgaben um 3,1 Prozent der Wirtschaftsleistung möglich, was derzeit 80 Milliarden Euro ausmachen würde.
Es ist mehr als interessant, daß über diesen Faux-pas des IWF nur ganz klein in ein paar wenig gelesenen Fachportalen berichtet wurde...

Ob dann das Volk auf die Straße geht?

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Trooper » Do 21. Nov 2013, 12:59

Na, was habe ich gesagt? Die Bundestagswahl ist kaum vorbei, und schon wird wieder fleißig daran gewerkelt, die Weichen auf "Systemkollaps, aber bitte erst nach Ende meiner Amtszeit" zu stellen...

http://www.stern.de/politik/deutschland ... 70803.html

Beide großen Volksparteien sind außerstande, das heiße Eisen des demografischen Wandels tatsächlich anzupacken - oder nicht willens, weil sie es vorziehen, den Kopf in den Sand zu stecken und Stimmen mit Geldgeschenken für ihre Stammwählerschaft zu kaufen. Die Rentenansprüche, die jetzt durch die gerade verhandelten Gesetzesänderungen begründet werden, schlagen dann voll durch, wenn die Anzahl derjenigen, die das Geld erwirtschaften sollen, ohnehin deutlich gesunken sein wird. Dann werden die Beitragssätze sukzessive immer mehr erhöht und aus dem Staatssäckel (auf Kosten des immer mehr belasteten Steuerzahlers) nachgeschossen werden müssen.

Was das für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Volkswirtschaft, den sozialen Frieden (und damit für die Kriminalitätslage), die finanzielle Ausstattung der staatlichen Organe und für unsere Pensionsleistungen bedeutet, kann man sich leicht ausmalen.

Ich denke, diese Jahre werden später mal als diejenigen Phase in die Geschichte eingehen, in der sich der drohende Kollaps unserer gesellschaftlichen Konventionen schon mit Flammenschrift an der Wand abgezeichnet hat und trotzdem niemand hingeschaut hat. Unsere Enkelkinder werden irgendwann mal mit Recht fragen: "Was zum Geier habt ihr euch damals eigentlich gedacht, hm?"
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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Harkov » Do 21. Nov 2013, 14:47

Trooper hat geschrieben:


Was das für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Volkswirtschaft, den sozialen Frieden (und damit für die Kriminalitätslage), die finanzielle Ausstattung der staatlichen Organe und für unsere Pensionsleistungen bedeutet, kann man sich leicht ausmalen.

"
:zustimm:

Erst einmal ein freundliches Hallo auch in diesem Forum.

Ich möchte dein Argument mit ein paar Gedanken aus dem Bildungsbereich unterstützen. Obwohl der demographische Wandel in aller Munde ist, folgt programmatisch meist recht wenig. Hier ist unter anderem das Brachliegen von Erwerbspotential von älteren Arbeitnehmern zu nennen. Obschon Stichworte wie Tertiarisierung / Umbau der Arbeitswelt von der Produktions - zur Wissensgesellschaft in jedem europäischen Bildungsdokument herumgeistern, schafft es die BRD nicht ältere Menschen weiterzubilden, respektive sie überhaupt am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen. :frown:

Wenn jedoch, bis hoch in jede europäische Regierung, Lebenslanges Lernen für jedermann gefordert wird, wie kann es dann sein, dass Deutschland in der Qualifizierung von Älteren maximal im Mittelfeld liegt ? :gruebel:
(laut CVTS 3 Erhebung)

Gleichzeitig führt Deutschland eine Hochschulreform ein, die in vielen Bereichen Dinge nicht verbessert sondern verschlechtert hat, indem man Bildung mit Employability gleichsetzt. Ein netter Nebeneffekt ist, dass man das durchaus erfolgreiche Duale System in Deutschland abwertet, zugunsten einer recht zweifelshaften Akademisierungswelle.

:motz: Gaaannz mies ist in diesem Zusammenhang das Argument des "Fachkräftemangels". Es mag einzelne Branchen geben in denen dies zutrifft. Doch ich denke, dass es nur einen Mangel zu einem Preis X gibt. Der 55-Jährige hochqualifizierte Facharbeiter lässt sich halt eben nicht mit 1750,- Brutto abspeisen. Die logische Konsequenz in einer freien Marktwirtschaft wäre die Verteuerung von Arbeit, sprich Lohnzuwächse. :verweis:

Stattdessen prügelt man die Kinder durch 12 Jahre Turboabitur, verpasst ihnen dann in drei Jahren an der Uni das Prädikat "beschäftigungsfähig" und wundert sich nebenbei über den Mangel an Mündigkeit, Empathie und sozialem Engagement. :stupid:

Das Ergebnis sind frustrierte Menschen, die all das vollbringen, was Politik von ihnen fordert, ohne jemals die Früchte ernten zu dürfen.

Ich wünsch euch einen schönen Tag

Harkov

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Trooper » Do 21. Nov 2013, 16:05

Ich kenne die Sachlage u.a. durch meine Lehrerverwandtschaft und stimme dir zu. Aus meiner (polizeilich geprägten) Perspektive ist das allerdings eher ein Randproblem (das natürlich die großen gesellschaftlichen Baustellen zweifelsohne weiter verschärfen wird).

Wenn ich mir das große Gesamtbild anschaue, dann liegt das hauptsächliche Problem (das die Ursache für die mannigfaltigen, zu erwartenden Unannehmlichkeiten für uns als Mitarbeiter von Polizeibehörden darstellen wird) eher darin, daß

a) niemand sehen (geschweige denn akzeptieren) will, daß in einer Gesellschaft, in der immer mehr Leistungsempfänger von immer weniger Leistungserbringern leben wollen, der individuelle Wohlstand flächendeckend und erheblich zurückgehen wird, und

b) deswegen in letzter Konsequenz der Umstieg von einem umlage- auf ein sparfinanziertes Altersvorsorgesystem unumgänglich ist (der mit zeitlicher Verschiebung nach hinten immer mehr Leute immer härter treffen wird und dessen Lasten gesamtgesellschaftlich verteilt werden müssen)
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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Harkov » Do 21. Nov 2013, 17:44

Ohh, da bin ich wohl etwas in die schulbezogene Zerfallssemantik abgerutscht. :polizei3:

Ich gebe dir Recht, die Probleme die sich für die Polizei ergeben, haben vor allem soziale Ursachen.

Dem Problem, dass immer mehr Leistungsempfänger von immer weniger Leistungserbringern leben wollen, stimme ich auch zu.
Hier würde dann das greifen, was ich unter dem Aspekt, "Brachliegen von Erwerbspotenzial" thematisiert habe. So lange es sich eine Gesellschaft "leisten" kann, Ältere nicht mehr am Erwerbsprozess zu beteiligen und damit ein riesiges volkswirtschaftliches Vermögen (diese Leute zahlen in die bestehenden Systeme ja ein) schlichtweg ignoriert, so lange kann es um die Einzahlungsbasis nicht soooo schlecht stehen.

Ein weiterer Punkt um die Menge an Einzahler zu erhöhen, wäre die systematische Qualifizierung jener, die früher einfache Tätigkeiten in der Industrie übernommen haben, für die es aber heute nicht genug Arbeitsplätze gibt.

Wenn dies gelänge, wäre schon viel gewonnen :!:

Gruß Harkov

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Trooper » So 24. Nov 2013, 11:48

So lange es sich eine Gesellschaft "leisten" kann, Ältere nicht mehr am Erwerbsprozess zu beteiligen und damit ein riesiges volkswirtschaftliches Vermögen (diese Leute zahlen in die bestehenden Systeme ja ein) schlichtweg ignoriert, so lange kann es um die Einzahlungsbasis nicht soooo schlecht stehen.
"Die Gesellschaft" stellt ja auch niemanden ein, sondern allenfalls einzelne Arbeitgeber, die sich dann aus individuellen Erwägungen heraus für oder gegen einen Bewerber entscheiden. Die Lebensarbeitszeit ist ja bereit erheblich verlängert worden (und wird mittelfristig sicherlich noch weiter erhöht werden), um der gestiegenen Lebenserwartung Rechnung zu tragen.

Das (und die Auslastung der Senioren unterhalb des Rentenalters) dürfte aber wohl kaum die fundamentale Schieflage beseitigen, die aus dem wachsenden Mißverhältnis zwischen Einzahlern und Leistungsempfängern resultiert. Bereits heute müssen im Schnitt drei Erwerbstätige einen Rentner ernähren, und die Bundesregierung prognostiziert bis 2030 eine Veränderung auf 2:1 (während unabhängige Studien selbst im optimistischen Fall tw. auf Werte von 1,5:1 kommen).

Wie gesagt, der Umstieg auf eine überwiegend kapitalgedeckte Rente ist im Grunde unausweichlich, und wer (auch als Beamter) nicht heute schon dafür in erheblichem Maße vorsorgt, ist dämlich. Pikanterweise wird das Sparverhalten der Deutschen gerade immer schlechter (mutmaßlich bedingt durch derzeit geringe Arbeitslosigkeit und niedrige Zinsen). Also wird es irgendwann doch auf wesentlich mehr Zuschüsse aus Steuermitteln, höhere Sozialbeiträge und Minimalrenten hinauslaufen... mit allen bereits erwähnten Folgen.
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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Harkov » So 24. Nov 2013, 13:15

Die "Gesellschaft" stellt natürlich niemanden ein das ist richtig.

Das mit der Vorsorge ist richtig. Ich denke aber auch, dass das vielen sehr schwer fällt, weil sie zu wenig Einkommen haben.

Ich glaube dennoch, dass es möglich wäre die umlagefinanzierte Rente zu retten, wenn man die Menge an Einzahlern erhöhen würden.

Im Moment haben wir ja eine hybride Konstellation indem beide Systeme komplementär neben einander herlaufen.


Mal sehen wo die Reise hingeht

Für die Stadt am Rhein kann ich nur konstatieren, dass die Armut immer mehr sichtbar wird. Gestern wieder arme Schlucker am Bahnhof gesehen, die sich nach etwas Essbarem in der Mülltonne umsahen.

Das berührt mich schon sehr

Gruß Harkov

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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Trooper » So 24. Nov 2013, 16:59

Ich glaube dennoch, dass es möglich wäre die umlagefinanzierte Rente zu retten, wenn man die Menge an Einzahlern erhöhen würden.
Wie willst du das denn machen? An der demografischen Realität, daß unsere Gesellschaft deutlich altert und keine Umkehr dieses Trends in Sicht ist (!!), kommst du nicht vorbei. Auch wenn du die Arbeitslosigkeit im Alter verringerst. Das Problem hat eine fundamentale Qualität, da kommst du mit Detaillösungen nicht ran.

Wenn du voraussetzt, daß du durch bessere Vermittlung von lebensälteren Arbeitslosen die Menge an Einzahlern so sehr erhöhen kannst, um 2040 nicht bei einem Verhältnis von 1,5:1 zu enden, sondern das heutige Verhältnis von 3:1 zu halten, implizierst du damit, daß es ansonsten unter den Bürgern im arbeitsfähigen Alter bis dahin eine Arbeitslosenquote von mindestens 50% geben wird. Das halte ich für unrealistisch, zumal Arbeitslosigkeit aufgrund des dann entscheidend verringerten Arbeitskräftepools ohnehin ein immer weniger drängendes Problem sein wird.

Was bisher passiert ist (nämlich die stückweise Erhöhung der Lebensarbeitszeit und die fortwährende Senkung der Rentenansprüche), ist bestenfalls das, was im Englischen so treffend mit "kicking the can down the road" bezeichnet wird. Es wird provisorisch auf Sicht gefahren, Änderungen von grundsätzlicher Bedeutung werden vermieden, um nicht im Hier und Jetzt Wählerstimmen zu verlieren (wenn nicht sogar vergangene Reformen dafür zurückgenommen werden, siehe das fleißige Sägen an den Grundpfeilern der Agenda 2010), und die in der Zukunft fälligen Konsequenzen werden fleißig ausgeblendet. Irgendwann ist die "road" aber mal zu Ende...
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Re: Wo geht die Reise hin?

Beitragvon Trooper » So 24. Nov 2013, 17:08

Im Moment haben wir ja eine hybride Konstellation indem beide Systeme komplementär neben einander herlaufen.
Falls du mit Hybridsystem meinst, daß die Altersvorsorge kombiniert erfolgt: das haben wir eben nicht, weil es eine Menge Leute gibt, die aus verschiedenen Gründen keine private Vorsorge treiben. Wir haben allenfalls einen gewissen Anteil, der über die Mittel und die Weitsicht verfügt, sich nicht auf die gesetzliche Rente (oder Pensionsansprüche) zu verlassen. Ein tatsächlicher Hybrid wäre meiner Ansicht nach nur eine Kombination von gesetzlicher Rentenversicherung und verpflichtendem Kapitalaufbau per Sparplan während des Erwerbslebens.

Die planmäßige Senkung der Sozialbeiträge, die den Arbeitnehmern mehr freies Einkommen u.a. für solche Zwecke gelassen hätte, wird ja anscheinend durch die angehende Große Koalition zugunsten von Wahlgeschenken an lebensältere Klientelgruppen abgeschossen.
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