Zum Tod von Horst Herold

Polizeibezogenes, was in keine andere Sektion hineinpasst

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Kulinka
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Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Kulinka » Fr 14. Dez 2018, 20:39

Hallo zusammen,

der frühere BKA-Präsident Horst Herold ist wie heute bekannt wurde in der letzten Woche nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Mein Beileid gilt seinen Angehörigen, meine Bewunderung dem Verstorbenen selbst.

Ich habe das Netz schon nach würdigen Nachrufen durchforstet, bis jetzt aber nur nichtssagende, Allgemeinplätze reitende Plattitüden bei Spiegel, tagesspiegel und Süddeutscher gefunden. Ich würde mich freuen, wenn dieser Thread genutzt werden könnte, um Nachrufe auf Herold zu teilen. Eigentlich mag ich den folgenden nicht posten, aber unter den Gefundenen ist es immerhin noch der einigermaßen erträglichste.

https://www.sueddeutsche.de/politik/hor ... -1.4254191

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Knaecke77 » Sa 15. Dez 2018, 07:54

Horst Herold hat sich um unser Land verdient gemacht.

R.I.P.

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Vollzugsbub » So 16. Dez 2018, 16:30

Ich sage nur Terrorismus...
es gibt viele fettnäpfchen, so viele das sie für alle reichen............

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon 1957 » So 16. Dez 2018, 19:06

Na ja, Leute, so ganz unkritisch darf das nicht betrachtet werden. Im übrigen ist es für niemanden eine große Kunst, in einer Zeit, in welcher finanziell und politisch fast alles möglich ist, einen Laden strategisch, taktisch und technisch nach oben zu bringen. Als Heldentat würde ich das nicht bezeichnen. Gleichwohl ging es damals technisch ohnehin nur in eine Richtung: Datenverarbeitung. Außerdem war die BRD auch damals schon ein föderaler Staat. Da haben ganz viele mehr oder weniger dran geschraubt.
Aus eigenem Erleben als junger Schutzmann kann ich sagen, das war in Teilen ziemlich hysterisch, damals.

Die wirklichen Opfer sollten nicht vergessen werden.
Zuletzt geändert von 1957 am So 16. Dez 2018, 19:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Controller » So 16. Dez 2018, 19:22

Oh ja 1957, da rückte LKA, BKA, SEK usw mit Karacho in die tiefste Provinz, weil ein leicht angetrunkener Hauptschullehrer telefonisch versicherte, B. Monhaupt säße 2 Tische weiter in der Pizzaria bei einer Calzone.
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

- Verstorben am 09.08.2021 -

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon 1957 » So 16. Dez 2018, 19:32

Allerdings, nur war die Chose dann schon längst von Streifenteams bearbeitet. Mindestens 2x pro Woche gab es solche Sichtungen. Erinnere mich an stundenlange "Nachfahrten". Manche Aktion endete dramatisch.

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Knaecke77 » Mo 17. Dez 2018, 07:42

Controller hat geschrieben:
So 16. Dez 2018, 19:22
Oh ja 1957, da rückte LKA, BKA, SEK usw mit Karacho in die tiefste Provinz, weil ein leicht angetrunkener Hauptschullehrer telefonisch versicherte, B. Monhaupt säße 2 Tische weiter in der Pizzaria bei einer Calzone.
Das kam aber durchaus vor.....
RAF-Geschichte
Die Schießerei von Singen
Vor 30 Jahren gelang der Polizei ein erster großer Erfolg im Kampf gegen die RAF: Knapp vier Wochen nach der Ermordung von Generalbundesanwalt Buback konnten die Terrorfahnder Verena Becker und Günter Sonnenberg verhaften - zwei Mitglieder der Kommandoebene der RAF.

Einer älteren Dame war das junge Paar verdächtig vorgekommen, das am Morgen des 3. Mai 1977 im "Cafehaus Hanser", im Zentrum des südbadischen Städtchens Singen am Hohentwiel, frühstückte. Die "steckbriefbewusste Rentnerin", wie der SPIEGEL sie später beschrieb, lief schnurstracks in das schräg gegenüber liegende Polizeirevier.

Kurz darauf kamen zwei junge Schutzpolizisten in das Café, doch das Paar erklärte, es habe seine Ausweise in ihrem unweit geparkten Wagen. Dass die beiden Polizisten, als sie sich bereit erklärt hatten, gemeinsam zu dem Wagen zu gehen, einen fatalen Fehler gemacht hatten, merkten sie nach ein paar hundert Metern: Als einer der beiden Beamten seine Dienstwaffe zog, war die Frau schneller, zog eine Pistole, schoss dem Polizisten die Waffe aus der Hand und hielt noch einmal drauf, als er auf dem Boden lag. Dem zweiten Beamten glückte leicht verletzt die Flucht.
Das Paar rannte los und stoppte einen Opel Ascona. Als der Fahrer nicht aussteigen wollte, hielt der Mann ihm seine Pistole an die Schläfe und zog ihn aus dem Wagen. Doch die Flüchtenden kamen nicht weit und landeten mangels Ortskenntnis, inzwischen von zwei Polizeiwagen verfolgt, in einer Sackgasse. Schließlich versuchten sie zu Fuß zu entkommen, doch der Mann stürzte von einem Schuss in den Kopf getroffen nieder; die Frau erhielt einen Schuss in den Unterschenkel und ergab sich.

Es dauerte noch etliche Stunden, bis die Polizei die Identität der beiden Verhafteten aufgeklärt hatte, doch dann konnte sie endlich einen dringend benötigten Fahndungserfolg bekannt geben. Bei der in Singen verhafteten Frau handelte es sich um Verena Becker, 24; der Mann wurde zunächst fälschlich als Knut Folkerts, 27, identifiziert, es war jedoch Günter Sonnenberg, 22.

http://www.spiegel.de/panorama/zeitgesc ... 80911.html

Von Michael Sontheimer

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mo 17. Dez 2018, 07:47

Das wussten Controller und 1957 bestimmt nicht... :polizei10:
:lah:

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Knaecke77 » Mo 17. Dez 2018, 08:12

Kaeptn_Chaos hat geschrieben:
Mo 17. Dez 2018, 07:47
Das wussten Controller und 1957 bestimmt nicht... :polizei10:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die das wissen. :polizei1: Interessiert aber evtl. den einen oder anderen User, inbesondere der jüngeren Generation.

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Kulinka » Mo 17. Dez 2018, 09:32

Hallo 1957,

die Hysterie und die Unangemessenheit in den Reaktionen reichte damals bis in höchste politische Kreise, unvergessen in diesem Zusammenhang dürften insb. die Einlassungen Franz-Josef Strauß' zum Thema sein, die er 1977 zum Besten gab nach der Aufforderung durch Bundeskanzler Schmidt im Krisenstab anlässlich der Schleyer-Entführung, nun auch einmal "exotische" Lösungsvorschläge zu Gehör zu bringen. Die gesamte Zuspitzung des Konfliktes mit der RAF, auch das ist historisch mittlerweile bekannt, ist zu einem nicht geringen Anteil dieser hysterischen, sich durch fast alle Ebenen ziehenden Haltung des Staates geschuldet.

Herold war ein brillanter Analytiker. Darüber hinaus war er der einzige Entscheidungsträger in dieser Zeit, zumal auf polizeilicher Seite, der verstanden hatte, dass einige von der RAF angeprangerten Probleme objektiv bestehen und mehrfach darauf verwiesen hat, diese Probleme zu lösen, sei Aufgabe der Politik, nicht der Polizei.

Herold hat sich außerdem deutlich distanziert von verschiedenen, uns heute zurecht unmenschlich erscheinenden Entscheidungen der damaligen Zeit, zum Beispiel von der Verlegung Siegfried Hausners in das zur Behandlung seiner Verbrennungen nicht geeignete Stammheimer Gefängnis-Lazarett.

Es ist bestimmt immer richtig, Personen der Zeitgeschichte kritisch zu betrachten. Dabei sollte man aber gerecht bleiben. Von "Heldentat" hat hier außer Dir keiner gesprochen, ich sprach von Bewunderung, und ich sehe für mich persönlich keinen Grund, dem Verstorbenen diese nicht zu erweisen.

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon 1957 » Mo 17. Dez 2018, 12:34

HI Kulinka,

tja, ob Heldentaten oder Bewunderung, da habe ich nicht so genau unterschieden. Nach meiner Auffassung hat er seinen Job gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Ob er brillant war, weiß ich nicht, denn ich kannte ihn nicht persönlich. Was ich aber weiß ist, dass an Entscheidungen und Entwicklungen in Institutionen niemals nur eine Person beteiligt ist, wohl aber die Neigung besteht, das Einzelnen zu zuschreiben.
Ich bin ziemlich sicher, dass es auch anderere Personen auf polizeilicher Seite gab, die Ursachen und Hintergründe dieser Entwicklung erkannten und dies auch nach außen trugen.
Ich möchte sein Andenken nicht schmälern, sondern den Focus auch auf diejenigen lenken, die damals professionell beteiligt waren.

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon Kulinka » Mo 17. Dez 2018, 17:16

Hallo 1957,

Herold hat nicht alleine die RAF besiegt und auch nicht alleine die Rasterfahndung erfunden und eingeführt, und ich verstehe, worauf Du hinaus willst. Letztlich wahrscheinlich eine Temperamentsfrage, wie man dazu steht. Für mich bedingt die gesonderte Wahrnehmung eines einzelnen zu einem besonderen Anlass keine Vernachlässigung der vielen anderen, die an einem Erfolg mitgewirkt haben und dabei kritisch-reflektiert geblieben sind.

Aber ich finde es auf jeden Fall gut, dass Du diese Leute hervorhebst. :zustimm: Denn natürlich gebührt auch ihnen Bewunderung, Dank, Respekt oder wie auch immer man es dem eigenen Temperament entsprechend nennen möchte.

Wobei ich sagen muss, dass es eine Menge Menschen gab/gibt, denen ich nach näherer Beschäftigung mit ihren Leistungen auf verschiedensten Gebieten das Attribut brillant zusprechen würde. Und keinen von denen kenne/kannte ich persönlich.

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon 1957 » Mo 17. Dez 2018, 21:00

:bia: :bia:

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Re: Zum Tod von Horst Herold

Beitragvon RobMetal » Mo 17. Dez 2018, 22:43

Ich erinnere mich noch an einen interessanten Artikel zu seinem 95. Geburtstag vor 2 Monaten:
http://www.spiegel.de/einestages/horst- ... 33549.html
Horst Herold, "Kommissar Computer"
Der "letzte Gefangene der RAF" wird 95
Er erfand die Rasterfahndung und jagte als Chef des Bundeskriminalamts vor 40 Jahren erfolgreich Terroristen. Als Pensionär musste Horst Herold kaserniert leben - hinter Stacheldraht in einer "Lehmgrube".
DAS ist Einsatz :flehan:
bin kein Polizist


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