zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Polizeibezogenes, was in keine andere Sektion hineinpasst

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zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon wolfi71 » Sa 28. Mai 2022, 00:15

Mitarbeiter des Magazin Royale, man kann über die Sendung geteilter Meinung sein, haben am 3.8.2021 um exakt 17 Uhr in allen 16 Bundesländern sieben echte Straftaten aus dem Internet angezeigt. Die Ergebniss nach einigen Monaten wurden dann von der Redaktion offiziell abgefragt. Sagen wir mal, die Ergebnisse sind durchwachsen. In Bremen wurde gegen den Polizisten, der das bearbeitete ein Verfahren wegen Strafvereitelung eingeleitet. Auch in Leipzig laufen Ermittlungen wegen 258 StGB. Da wurde zuerst gesagt, es wurden überhaupt keine Anzeigen aufgegeben.

In MV wurde ebenfalls erklärt, dass keine Anzeigen aufgegeben wurden.

In RLP wurden die Anzeigen erst wenige Tage nach der Nachfrage der Redaktion an die StA Mainz gegeben.

In Berlin, Hamburg und Thüringen laufen die Ermittlungen noch.

In Sachsen (siehe oben), Sachsen-Anhalt und Brandenburg wurde gar nicht erst ermittelt

Aber es gab auch Verurteilungen z. B. in Baden-Württemberg.

Aber seht euch das selbst an
https://m.youtube.com/watch?v=Xdm8SG8_v0I

Es ist interessant. Böhmermann sagt selbst, es wäre schon etwas frech gewesen.

Bei einem Täter hatte die Redaktionsassistentin innerhalb von 30s Klarname und Arbeitsplatz rausgefunden.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Bravo123 » Sa 28. Mai 2022, 01:07

Joa... Was soll man dazu sagen... Das Ergebnis überrascht mich leider nicht..

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Old Bill » Sa 28. Mai 2022, 06:45

Diskussionsansatz?
Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon 1957 » Sa 28. Mai 2022, 07:52

Findest du, da wäre keiner? Klar, die Quelle und die Methode ist wenig wissenschaftlich. Anhaltspunkte für Ermittlungen bzw. Prozessanalysen lassen sich jedoch erkennen. Das ist schon diskussionswürdig.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Bravo123 » Sa 28. Mai 2022, 10:45

Das Experiment spiegelt für mich vor allem die Arbeitsmoral vieler Kollegen wider. Da ist die Ausrede in Bremen: "Das Vorgangssystem ist ausgefallen" fast schon ein Klassiker wie "Momentan sind leider alle Streifen gebunden".
Um derartige Delikte im virtuellen Raum aufklären zu können, bedarf es keiner großen fachlichen Kompetenz zum Thema IT/Soziale Medien. Es fehlt einfach der Wille. Da müsste zunächst bei der Stellschraube "Arbeitsmoral" gedreht werden.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon 1957 » Sa 28. Mai 2022, 12:54

Solche Kollegen gibt es zweifellos. Das ist auch je nach Einzelfall nicht zu akzeptieren.
Ja, es gibt auch das Legalitätsprinzip. Allerdings leben wir im 21Jahrhundert. Jeder hat die Möglichkeit, eine Anzeige online auf den entsprechenden Portalen, schrifttlich oder per Mail zu erstatten. Wir haben eine Polizei, die alle Hände voll zu tun hat und sich dann auch noch mit "Lapalien" beschäftigen muss, deren Bearbeitung ein erwachsener Mensch grds. durchaus aus selbst auf den Weg bringen kann. Es sollte den Menschen klar sein, dass für reine Anzeigenerstattungen nicht unbedingt ein komplettes Streifenteam eingesetzt werden sollte. Für micht gehört das irgendwie zum "Menschenverstand". Es ist aber so, dass Polizisten mit solchen Hinweisen je nach Falllage nahe an der Strafvereitelung agieren.

Was die Bearbeitung von erstatteten Anzeigen betrifft, so liegen die bergeweise auf den Schreibtischen der Sachbearbeiter. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Ermittler mit zig Vorgängen oder eine Mitarbeiterin in einem Einzelfall mal googelt.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Schnulpe » Sa 28. Mai 2022, 13:34

Die Verrohung der Sprache im Internet ist durchaus ein gesellschaftliches Problem und in Bezug auf die Erstickung jeglicher politischer Diskussion in einer Flut von Drohungen und Hasskommentaren zumindest mittelbar auch demokratiegefährdend, entsprechend besteht durchaus Handlungszwang. Ich sehe auch das Argument, dass für die Strafverfolgung zunächst einmal die Polizei zuständig ist und nicht alles an die Firmen ausgelagert werden sollte.
Das Problem ist einfach, dass die Polizei, insbesondere in unserem föderalen System, dafür in der Praxis nicht aufgestellt ist. Aus den meisten Posts ist ein Tatort nicht oder nur durch ein gewisses Maß an Recherche ersichtlich. Und auch dann sind es oft nur Anhaltspunkte. Ein Fan von der Fußballmannschaft Niederunteroberammergau II dürfte in dem Bereich wohnhaft sein, ein Fan von Bayern München muss nicht unbedingt aus Bayern kommen.
Im Ergebnis besteht die große Gefahr von Doppelarbeiten, wie im Beispiel der Sendung, in dem 16 Polizeien sich um die sieben gleichen Kommentare kümmern. Die Verfolgung solcher Schlichtdelikte zu koordinieren steht jedoch in keinem Verhältnis zum Delikt selbst. Und wir sind hier noch im Bereich der offensichtlichen Taten, die mit einfacher AuF (OSINT, Provideranfragen etc.) handzuhaben sind. Für tiefergehende Kommunikation (Darknet, VPN etc.) haben wir einige Jahre verschlafen.
Eine wirkliche Lösung habe ich dafür nicht. Ein höheres Maß an Engagement der Beamten, gegenüber dem Bürger zumindest einen Verfolgungswillen zu demonstrieren und auch die Bereitschaft, sich der Materie Internet mindestens auf Ebene der OSINT-Recherche zu nähern, wäre aber sicherlich hilfreich.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Sa 28. Mai 2022, 14:11

Ich sehe in meinem Bereich durchaus den Willen und die Kompetenz, solchen Delikten nachzugehen. Es scheitert schier an der Vorgangsbelastung der Sachbearbeiter.

In das zuständige KK will niemand mehr hin, man kommt da nur schwer raus und so kriegen junge Kollegen bei Einstieg mal eben 90 Vorgänge solcher Art. Für deren Einarbeitung fehlt den erfahrenen SB dann die Zeit.

Wir planen nun die 37. NEO der Sachraten, um einen gerechten Ausgleich zu schaffen, fremde KIen müssen auch diese Vorgänge weg schaufeln. Nebenbei kommt noch das andere Alltagsgeschäft dazu, teilweise mit Gefahrenüberhang. Vielleicht hat man gestern ja auch den neuesten KiPo Fall zur Kenntnis genommen. Der SB, der jetzt aus seiner Stammdienststelle in die EK gezogen wird, kann keine hate speech bearbeiten.

Vieles ist zeitlich dringlich und das Mutterhaus überzieht einen mit Berichtspflichten.

Ob man dem System einen Gefallen tut, wenn man 7 x in 16 BL den gleichen Rotz anzeigt, weiß ich nicht. Das social media Team von Böhmermann hat jetzt frei bis September. Ich kenne Kollegen, die Urlaub nur noch wochenweise planen, weil sie den Aktenberg fürchten, wenn sie länger weg sind.

Dass man nicht weg geschickt wird, wenn man Anzeige erstatten will, mit abstrusesten Ausreden, bleibt davon natürlich unbenommen.
:lah:

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Habakuk2 » Sa 28. Mai 2022, 14:24

:zustimm:

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Schnulpe » Sa 28. Mai 2022, 14:31

Und NW steht im föderalen Vergleich noch gut da. Wenn jetzt auf das Medienecho die reflexartige Direktive der Politik folgt, dass die Strafverfolgung der Polizei im Internet gestärkt werden muss, ohne dass dafür mehr Personal bereit gestellt werden kann, schiebt man x-Beamte von A nach B und keinem ist geholfen, weil ein neues Loch entsteht.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Sa 28. Mai 2022, 14:36

Wir stellen dafür dank Herbert massiv Angestellte ein - die muss man aber erstmal finden, die talentiert für EG 11 TV L bei uns landen.
:lah:

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Schandi00 » Sa 28. Mai 2022, 14:43

Allgemein muss man aber mal von dem „mehr Personal“ weg - der Geburtenberg is durch, die Pensionierungswelle noch nicht, ohne Verwaltungsverschlankung und IT-Aufrüstung sind wir dem Untergang geweiht…

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon Brot » Sa 28. Mai 2022, 14:46

Hier zum Nachlesen die Berichte über die einzelnen Bundesländer:
taütata.fail

In Sachen Online-Anzeige besteht zumindest in BW tatsächlich Verbesserungsbedarf. Alleine die Möglichkeit für Anzeigeerstatter, wenn sie Dateien hochladen könnten, würde vieles vereinfachen.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon wolfi71 » Sa 28. Mai 2022, 19:23

Dass man Anhänge nicht hochladen könnte, das ist sicher ein klares Negativbeispiel. Mir ist ist schon klar, dass das gesperrt ist, um keine verseuchten Dokumente in die Systeme zu bekommen. Es gibt aber auch Möglichkeiten, genau das zu verhindern.

Klar ist das etwas frech von denen gewesen. Aber andererseits, wie willst du einem Missstand sonst auf die Spur kommen? Auf dem Papier ist ja alles in Ordnung, in allen Ländern. Und es kamen zum großen Teil genau die Länder raus, bei denen ein guter Teil der Zuschauer das auch gefühlt so erwartet hat. Mich hat das eine oder andere Land nun nicht wirklich überrascht.

Dass bei Internetkriminalität mehrere Anzeigeerstatter die Anzeige erstatten, ist ja nicht so seltsam. Es haben eben einige gesehen. Einzig die gleiche Uhrzeit ist nach außen auffällig.
Zuletzt geändert von wolfi71 am Sa 28. Mai 2022, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: zdf Magazin Royale "testet" Anzeigeverläufe bei der Polizei in allen Bundesländern

Beitragvon DerLima » Sa 28. Mai 2022, 19:25

Es ist schon bitter so manches Ergebnis zu lesen. Auch (und besonders) das aus meinem BL…
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