S21...eine Meinung.

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Gast

S21...eine Meinung.

Beitragvon Gast » Sa 2. Okt 2010, 15:06

Moin!

Zunächst: nein, ich komme nicht zurück :polizei2:

Ich werde auch nicht antworten.

Ich habe mich lediglich nach recht langer Abwesenheit dafür interessiert, was hier zum Thema S21 so abgeht….und ich wurde nicht enttäuscht bzw. überrascht.

Ich frage mich bereits seit längerem, was sich der „Stuttgarter Widerstand“ eigentlich einbildet…!
Ich empfinde es als unfair, eine grunddemokratische Entscheidung aus tagespolitisch opportunen Aspekten anzugreifen.
Wenn ich mir die Daten zum Prozess S21 anschaue, dann zeigt sich mir eine über Jahrzehnte durch alle demokratisch legitimierten Filter gesickerte Entscheidung, die hier einfach mal so ausgehebelt werden soll…weil sie plötzlich nicht mehr passt. Und zwar auch von Leuten, die diese Entscheidung sehr wohl getragen und unterstützt haben.
Wenn diese Prozesse nun plötzlich nichts mehr wert sein sollen – wozu haben wir sie dann?

„Die Stuttgarter“ haben seit ca. 20 Jahren von den Plänen gewusst….aber die schwäbische Ignoranz hat einen jetzt so vehement gezeigten Protest bislang irgendwie verhindert. Hat man nicht geglaubt, dass die Pläne auch tatsächlich umgesetzt werden? Da frage ich mich ernsthaft: wie arrogant oder dumm sind die Menschen? Plötzlich ist man „Parkschützer“ und bekannte Schauspieler stellen sich an die Spitze der Bewegung.

Ich nehme hier alle die sehr bewusst heraus, die den demokratischen Widerstand (Wahl/Klage/…) genutzt haben – aber schlussendlich unterlegen sind. Da muss auch mal ertragen werden.

Bestehende politische und juristische Beschlüsse werden negiert…weil es hip ist? Genau diese Menschen, die jetzt mit der „wir wollen das irgendwie nicht..“ -Argumentation um die Ecke kommen gehören zu der Klientel, die uns (der Polizei) im richtigen Moment ein unterinstanzliches Urteil mit der Genehmigung zum Fällen eines Baumes („der nimmt Licht von der Terrasse“) präsentieren, wenn der Nachbar mit der Fällung nicht einverstanden ist.

Man kann trefflich über den Nutzen von S21 streiten, keine Frage. Dieser Streit ist aber bereits erfolgt, und ich behaupte, dass die absolute Mehrheit der Protestler diesen Prozess zu keiner Sekunde verfolgt/zur Kenntnis genommen hat, davon wusste oder Interesse dafür hatte.

Ich empfinde diese Form von Demokratieverständnis als bemitleidenswert - auch wenn derzeit viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Motivationen heraus demonstrieren.

Die Menschen dürfen das – aber es gibt m.E. nach einen Zeitpunkt, wo es sich schlichtweg nicht mehr gehört. Die Akzeptanz getroffener Entscheidungen ist auch Teil der Demokratie, die der Politik einen gewissen Entscheidungsraum gibt. „Wir wollen es trotzdem nicht“ kann ich verstehen….aber es ist nicht mehr als eine Meinung, eine Einstellung.

Das Vorgehen der Polizei halte ich für unproblematisch, denn dokumentierte Straftaten werden verfolgt.
Das Verhalten der Demonstranten empfinde ich in Teilbereichen als widerlich, denn das übliche Muster der Provokation mit anschließender medialer Verzerrung greift auch hier.

Im Übrigen habe ich Mitte der 90er bei einer Schülerdemo zwei „Revolutionären“ gehörig was an die Backen gehauen, als sie in einem kraftvollen Akt meinen Bulli blockiert haben.
Ist verjährt…also ertrage ich bezugnehmendes Gejammer mit einem Lächeln.

In einem Kommentar habe ich gelesen, die Schüler hätten quasi ihren Gemeinschaftskunde-Unterricht auf der Straße erlebt….ekelhaft. Ich möchte gerne wissen, welcher ideologisch verblendete Pädagoge in der Lage war, diese politisch unfertigen Menschen derart zu manipulieren.

Die legitime Nachfolgepartei der roten Nazis (SED) fühlt sich als soziales Gewissen dazu berufen, den Polizeieinsatz zu kritisieren. Das sind das gute Recht und die Pflicht einer demokratischen Partei. Lächerlich wird es aber, wenn diese Politiker Demokratie spielen – als Nachfolgeorganisation einer Unterdrückungspartei. Um was geht es diesen Leuten?

Die SPD ist ein Fähnchen im Wind…wankelmütig, sich dem Volkszorne beugend. Ohne politisches Rückgrat. Ich freue mich schon auf die innerparteilichen Diskussionen in den Ortsverbänden, wo Genossen noch auf gute Grundstücksverkäufe für S21 spekulieren.

Ich achte die Grundrechte der Menschen, ich achte ihre Meinungen/Ängste/Sorgen. Sie haben das Recht dazu, sich gem. der bestehenden Normen zu versammeln. Aber sie haben in den vergangenen Jahren offensichtlich keine geeigneten Argumente gefunden oder sich schlichtweg nicht interessiert und versuchen jetzt, dies durch teilweise unfaire Mittel zu kompensieren.
Aber ich erwarte in der Demokratie auch die Bereitschaft, Niederlagen einstecken zu können und sich damit zu arrangieren.
Die Polizei muss (und sollte) dem Recht zur Geltung verhelfen – auch gegen Mütter, Schüler und behinderte Rentner.

Manchmal unterscheiden sich Metropole und Provinz sehr deutlich. „Die Stuttgarter“ verdeutlichen das. Ich finde das schade.

Gruß :polizei4:

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Leon_der_Profi » Sa 2. Okt 2010, 15:24

Sehr ordentlich! So gut hätte ich es nicht formulieren können!

TypausHH
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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon TypausHH » Sa 2. Okt 2010, 15:31


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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Tinker » Sa 2. Okt 2010, 15:33

Mode-Protestler mit der Jack-Wolfskin-Jacke und auf einmal ist man dann "traumatisiert", weil man Leon und Kiara mit zur Demo genommen hat, wo die Jungs von der Antifa Steine schmeissen.
Wobei der Einsatz der Kinder-BFE mit dem überengagierten Zugführer auch eher ein Tiefpunkt ist. Traurig, dass das echt Polizisten sind. Vltt sollte man nach der Ausbildung wieder ein paar Jahre O-Schutz einführen, um Erwachsene auf die Bevölkerung los zu lassen

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Mainzelmann2001 » Sa 2. Okt 2010, 15:48

Wackersdorf hat gezeigt, es geht doch.

Ich will dir mit deinen Ausführungen nicht nicht unrecht geben Goldi.
Aber Frankfurt 21 wurde zurückgenommen. Bei Stuttgart 21 ist man zu stur. In 20 Jahren können sich Mehrheiten verändern. Und der Wille des Bürgers wird oftmals erst dann zum Ausdruck gebracht " wenns soweit ist".

Ich finde, es ist sehr wohl noch Zeit gegenzusteuern. Aber auch, wenn S21 gebaut werden sollte, so finde ich, müssen solche Aktionen wie am Donnerstag nicht sein. Von beiden Seiten nicht. Einen Tag später ging es auch ohne Gewalt.
Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt.

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Parkbahn » Sa 2. Okt 2010, 16:33

Einen Tag später wäre nicht gegangen, da da das Schreiben des Eisenbahnamtes nicht mehr zu ignorieren war.
Die Bäume wurden nach heutiger Infolage illegal gefällt. Mit Unterstützung der Polizei und vielen Verletzten.

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon PolBert » Sa 2. Okt 2010, 16:45

Tach zusammen,

ich teile Goldi’s Meinung uneingeschränkt und habe diese Linie bis zur Schließung des alten
Thread auch genauso vertreten.
Mainzel : „In 20 Jahren können sich Mehrheiten ändern.“

Dem halte ich entgegen, sie haben sich aber nicht geändert. Das ist an den Wahlergebnissen
der letzten 20 Jahre in BW abzulesen.

Gestern in einem Fernsehinterview auf SWR sagte eine ältere Dame, sie habe ihr Leben lang
CDU gewählt. Sie hat also auch in den letzten 20 Jahren gerade die Befürworter von S21
gewählt und ist offensichtlich erst aufgewacht, als es zu spät war.

Hier sage ich wie Goldi, wer über 20 Jahre hinweg Ignoranz, Desinteresse und Gleichgültigkeit
an den Tag gelegt hat, muss das Ergebnis jetzt auch wie ein Demokrat ertragen können.

Im Übrigen, glaubt hier irgendjemand wirklich, die Demonstranten würden die Mehrheit
vertreten?

Ich wohne nur 1 Autostunde von S in der Nähe der mit S21 im Paket geplanten Neubaustrecke.
Hier wird auch gelegentlich gegen S21 demonstriert.
Die Teilnehmerzahl befindet sich stets im zweistelligen Bereich.
Soviel zum Interesse der Mitbürger, die nicht in Stuttgart wohnen.


Gruß, der PolBert
Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt.
Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenige Leute damit beschäftigen.

- Henry Ford -
______________________

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Mainzelmann2001 » Sa 2. Okt 2010, 16:48

Parkbahn hat geschrieben: Die Bäume wurden nach heutiger Infolage illegal gefällt. Mit Unterstützung der Polizei und vielen Verletzten.
Und das weißt du woher?
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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Mainzelmann2001 » Sa 2. Okt 2010, 16:55

@Polbert

Du mißverstehst mich.

Wenn alle Jahre wieder die Schanzenkrawalle beginnen, am 1. Mai Steine fliegen oder bei irgendeinem Gipfel der schwarze Block meint sich mit uns prügeln zu müssen, dann gibts Haue. Und zwar richtig.

Hier in Stuttgart ist das anders. Und darauf sollte eben reagiert werden. Und nicht so, wie es getan wurde, mit Gewalt, sondern mit Verstand. Und dazu zählt auch z.B. abzuwarten bis denn Kinder und Jugendliche verschwunden sind. Dazu zählt auch, dass PVB nicht so einschreiten wie in dem Link von Ulla in der Shoutbox. Dazu zählt einfach, dass wir unser Gegenüber beurteilen und unsere Maßnahmen entsprechend ausrichten.

Und ob S21 gebaut wird oder nicht ist mir letztendlich schnurz, solange der Zement nicht mit Blut wie in Wackersdorf oder der Startbahn West angerührt wird.
Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt.

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon RMP » Sa 2. Okt 2010, 16:58

@ Goldstern: uneingeschränkte Zustimmung!! :applaus:

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon BL4CK » Sa 2. Okt 2010, 16:59

Wenn Schulkinder ein Polizeifahrzeug besetzen, womit rechnen die denn als Reaktion ?

Dass denen jemand durchs Haar streichelt und "fein gemacht" sagt ... :stupid: ?

Wer nicht genug Geist besitzt sein Handeln selbst einzuschätzen und auch auf Anweisungen von Respektpersonen nicht reagiert, muss eben auf die harte Tour lernen, wo die Grenze verläuft.

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Nucleonix » Sa 2. Okt 2010, 17:05

Najaaaaaaa.....

Ich kriege immer (immer!) einen Hals, wenn bei öffentlich finanzierten
Großprojekten, die hübsche legitimiert beschlossen werden, nachträglich
die Kosten explodieren. Dann stellt sich nämlich die Frage: Hätte man
damals vielleicht anders entschieden, hätte man gewusst, wie sich
die Kosten (und parallel die Haushaltslage) entwickeln?
Und diese Kostenexplosionen haben im Baugewerbe regelmäßig einen
Geruch, den jeder Berliner kennt.
Man muss aus faulen Projekten auch aussteigen können. Ob St21
"faul" ist, weiß ich nicht - ick bin Berliner. Und ggf. müssen die
beteiligten Unternehmen unbedingt entschädigt werden (sofern
die Ausschreibungen sauber gelaufen sind), ein Storno wäre bei so einem
mega-Job ansonsten eine Destaster und sau unfair.
Aber: "Wir müssen bauen weil's mal beschlossen wurde, egal was es kostet,
und wer nicht mag, der ist ein schlechter Demokrat" - nö, das passt nicht.




Gruß,


Nucleonix

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon Mainzelmann2001 » Sa 2. Okt 2010, 17:08

Nucleonix hat geschrieben: Aber: "Wir müssen bauen weil's mal beschlossen wurde, egal was es kostet,
und wer nicht mag, der ist ein schlechter Demokrat" - nö, das passt nicht.




Gruß,


Nucleonix
:zustimm:

Genau so siehts aus............schade, das viele auf den Zug aufspringen.
Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt.

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon UllaDieTrulla » Sa 2. Okt 2010, 17:16

> Bestehende politische und juristische Beschlüsse werden negiert…weil es hip ist?

Die Union macht's vor.
Siehe Kernkraft-Konsenz.

Wenn das gekippt werden kann, kann auch ein Bahnhof gekippt werden...
(Auch wenn ich der Meinung bin, dass S21 für die Region und Europa ein Gewinn ist).

Die Proteste gehen zum großen Teil nicht gegen das Projekt an sich, sondern die Bürger haben die Schnauze davon voll, dass es bei Großprojekten scheiß egal ist, wie teuer die Sache ist, aber das Amt wegen 5 EUR mehr Hartz IV herumheult.

Bahnchef Grube und Kanzlerin Merkel in Einigkeit, dass es gut ist böse Kinder vom Platz zu prügeln...
oder neudeutsch: Private-Public-Partnership. Überspitzt ausgedrückt: Die Bonzen lässt den aufmüpfigen Pöbel schlagen und die Regierung gehorcht.
Zuletzt geändert von UllaDieTrulla am Sa 2. Okt 2010, 17:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: S21...eine Meinung.

Beitragvon RMP » Sa 2. Okt 2010, 17:18

Dass Vorhaben der öff. Hand meistens teurer werden als urspünglich gedacht ist beinahe normal und hat vielerlei Ursachen.
Der point of no return ist meines Erachtens aber längst durch und den haben auch die Gegner des Projekts wahrscheinlich verschlafen.
Beim Festhalten am Projekt geht es auch um Verlässlichkeit und Rechtssicherheit für alle Beteiligten.

Grüße
Steffen


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