Arme Bundeshauptstadt.

Hier könnt Ihr zu aktuellen, polizeirelevanten Themen diskutieren

Moderatoren: Old Bill, schutzmann_schneidig

RMP
Corporal
Corporal
Beiträge: 305
Registriert: Mi 24. Mär 2010, 10:42
Wohnort: Bundeshauptstadt

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon RMP » Mi 15. Jul 2020, 07:50

https://www.morgenpost.de/berlin/articl ... kiert.html

Und natürlich wird sich kein Beamter des hD der örtlichen Direktion an solchen Entscheidungen die Finger oder Karriere verbrennen. Die Beamten im Einsatz werden ein paar mal die Entscheidung anfordern, diese wird negativ beschieden und intern heißt es, fragt nicht weiter nach und schon wird in solchen Situationen eben nicht mehr nachgefragt und an der Haustür abgewinkt. Hat jemand noch Fragen, welche Auswirkungen das auf das Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat hat? Je entschiedener man ihm entgegentritt, desto weniger hat man von ihm zu befürchten.

Benutzeravatar
Habakuk2
Corporal
Corporal
Beiträge: 312
Registriert: Di 20. Dez 2016, 18:03

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Habakuk2 » Mi 15. Jul 2020, 09:48

Wieso hD, ich erinnere mich an einen Einsatz vor der Köpi, als sich schon der/ die W 1 sich in die Hosen gemacht hat.

Das Schreiben ist ja bewusst so formuliert, dass die Führung das Legalitätsprinzip nicht beschneidet .

Aber wo waren eigentlich Personalrat und Gewerkschaften , als das Schreiben intern bekannt gegebenen wurde? :pfeif:

1957
Deputy Inspector
Deputy Inspector
Beiträge: 7790
Registriert: Sa 2. Dez 2006, 00:00

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Mi 15. Jul 2020, 10:58

So schlimm bei Euch? Wobei es durchaus Situationen gibt, die ein sofortiges Einschreiten nicht erfordern, sei es, weil die Ermittlung der Täter ohnehin nicht erfolgversprechend ist, sei es weil es hinreichende Ermittlungsansätze bereits gibt und eine unverhältnismäßge Eskalation vermeidbar ist oder weil sie taktisch nicht geboten ist.

Bei schnellen Entscheidungen ist das Risiko eines fehlerhaften Entschlusses immer gegeben. Das kennt doch wohl jeder von uns.

Das mit der gef.KV ist natürlich schon ein Hammer, wenngleich diese bis irgendwann in Ende 8oer bis Mitte 90er des letzten Jahrtausends ein Privatklagedelikt war ( 223a). Womöglich war der Entscheider ja in dieser Zeit hängengeblieben .

Allerdings spielen die Eigentumsverhältnisse eine wichtige Rolle, sie dürfen daher auch nicht mit "Desinteresse" abgetan werden.

Benutzeravatar
SirJames
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 2790
Registriert: Sa 5. Sep 2009, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Mi 15. Jul 2020, 14:17

1957 hat geschrieben:So schlimm bei Euch? Wobei es durchaus Situationen gibt, die ein sofortiges Einschreiten nicht erfordern, sei es, weil die Ermittlung der Täter ohnehin nicht erfolgversprechend ist, sei es weil es hinreichende Ermittlungsansätze bereits gibt und eine unverhältnismäßge Eskalation vermeidbar ist oder weil sie taktisch nicht geboten ist.

Bei schnellen Entscheidungen ist das Risiko eines fehlerhaften Entschlusses immer gegeben. Das kennt doch wohl jeder von uns.

Das mit der gef.KV ist natürlich schon ein Hammer, wenngleich diese bis irgendwann in Ende 8oer bis Mitte 90er des letzten Jahrtausends ein Privatklagedelikt war ( 223a). Womöglich war der Entscheider ja in dieser Zeit hängengeblieben .

Allerdings spielen die Eigentumsverhältnisse eine wichtige Rolle, sie dürfen daher auch nicht mit "Desinteresse" abgetan werden.
Moin,

die R94 dient den Tätern grds. als Flucht-, und Rückzugsort. Eine unmittelbare Nacheile gestaltet sich aufgrund der baulichen Begebenheiten und natürlich auch aufgrund befürchteter massiver Gegenwehr (Feuerlöscher, Eisenstangen, Steine usw) grds. schwierig. Der entsprechende PF, egal ob FührungsEwa, W1, Gruppenführer, Zugführer usw. weiss zum einen natürlich um die Brisanz von Maßnahmen an diesen Objekten und will sich nicht die Finger verbrennen. Zum anderen will er ja auch seine Leute heil nach Hause bringen. Man wird also im Zweifel eher zuwarten, als dass man robust und mit wenig Kräften vorgeht. Das führt regelmäßig dazu, dass aus "auf frischer Tat" eine Zeitlage wird, was wiederum mehrere Probleme zur Folge hat. Es geht die ganze Melde-, und Entscheidungsarie (Stichwort Vorbehalt hD) los. Man benötigt einen Beschluss, was schwierig wird, wenn man aufgrund abgebrochener Nacheile nicht zuordnen kann, in welche Wohnungen sich die Tv. begeben haben. Falls doch, müssen entsprechend Kräfte hochgefahren werden. Das dauert alles. Und am Ende sind die Tv. über alle Berge oder nicht mehr zu ergreifen.

Und diese Gemengelage führt dann schnell zu dem subjektiven Eindruck, dass uns die Hände gebunden sind. Es ist einfach unbefriedigend.

Ich ganz persönlich würde im Zweifel auch mit sehr wenig Kräften (auf freiwilliger Basis) reingehen (Helme haben wir ohnehin immer bei) unter Anwendung nötigenfalls aller FeM und in dem Wissen, dass man grds. sehr zügig sehr viele Kräfte nachgezogen bekommt. Es darf nicht sein, dass wir uns immer wieder gefühlt die Pfeife halten lassen müssen, weil die genau wissen, dass wir grds. nicht ins Haus gehen. Aber das ist nur meine Froschperspektive. Ich kann jeden PF verstehen, der sich nicht dem Vorwurf aussetzen will seine Leute verheizt zu haben & darüber hinaus vielleicht seine Karriere zu riskieren.

Gruß

Gesendet von meinem SM-M307FN mit Tapatalk


“No, I don’t wonder Marty. The world needs bad men. We keep the other bad men from the door.”

(true detective)

1957
Deputy Inspector
Deputy Inspector
Beiträge: 7790
Registriert: Sa 2. Dez 2006, 00:00

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Mi 15. Jul 2020, 15:01

Danke, Sir James, mir geht's da wie dir. Wie lange geht das schon und welche Begründung gibt es aus Politik und Führung zu dieser Problematik? In einem solchen Etablisement dürfte so eine ad hok Lage doch schon fast planbar sein.

berlinmitteboy
Lieutenant
Lieutenant
Beiträge: 1130
Registriert: Mi 11. Feb 2009, 00:00

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon berlinmitteboy » Mi 15. Jul 2020, 15:08

Moin,

Vorsicht, keine Satire!

https://www.bz-berlin.de/berlin/friedri ... ssion=true

Hier wird das Problem, welches James aufgezeigt hatte, noch einmal verdeutlicht. Ich habe immer das ungute Gefühl, dass die Behörde-hier der Sprecher- noch nach den letzten Strohhalm sucht, um die Untätigkeit zu rechtfertigen. Diejenigen von uns, die ein wenig im Unterricht aufgepasst haben, dürfte dieser Artikel zum schmunzeln bringen....So zumindest bei mir.
Gruß

Gesendet von meinem SM-G930F mit Tapatalk


Benutzeravatar
SirJames
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 2790
Registriert: Sa 5. Sep 2009, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Mi 15. Jul 2020, 15:10

Moin,

die politischen Statements zu diesem Thema verfolge ich nicht. Grds. denke ich, dass die Haltungen recht klar sind, je nach Richtung.

Polizeilicherseits habe ich da auch keinerlei Einblick wie das ab einer gewissen Ebene bewertet wird. Auf Mannschaftsebene ist es immer mal wieder Thema, gefühlt hat man sich aber über die Jahre daran gewöhnt. Wenn ein EWA beworfen wird oder andere Kräfte, wird das zur Kenntnis genommen wie der Wetterbericht. Das holt keinen mehr vom Sitz. Die Wachleiter und DGL machen sich nach meiner Wahrnehmung hauptsächlich Sorgen um uns. Da ist man sehr bedacht uns nicht irgendwie in Gefahr zu bringen und schnell EE Kräfte zu bekommen, wenn denn mal ausnahmsweise keine dort sind.

Insgesamt für die Polizei auf allen Ebenen ein schwieriges Thema glaube ich. So richtig kommen wir da nicht vor die Lage.

Gruß

Gesendet von meinem SM-M307FN mit Tapatalk

“No, I don’t wonder Marty. The world needs bad men. We keep the other bad men from the door.”

(true detective)

Benutzeravatar
Trooper
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 13359
Registriert: Sa 2. Okt 2004, 00:00
Wohnort: Niedersachsen

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Trooper » Mi 15. Jul 2020, 15:16

Tja. Solange der politische Wille, diesen Sumpf mal nachhaltig trockenzulegen, nicht besteht (weil die Täter mindestens von einem Teil der politischen Entscheidungsträger mit Sympathie oder zumindest mit "Es sind zwar Straftäter, aber zumindest unsere Straftäter" betrachtet werden), wohl nicht...

Gesendet von meinem Moto G (5S) Plus mit Tapatalk

Dear Kids,
There is no Santa. Those presents are from your parents.
Sincerely, Wikileaks

Zares
Constable
Constable
Beiträge: 54
Registriert: Do 11. Jun 2020, 23:59

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Zares » Mi 15. Jul 2020, 15:23

Schreiber hat Recht und man kann, und muss, es immer wiederholen: Die R94 ist ein rechtsfreier Raum. Das ist von der Politik so gewollt. Das ist vom Bürger, der die Extremisten immer wieder in die Regierung wählt, so gewollt.

Benutzeravatar
Habakuk2
Corporal
Corporal
Beiträge: 312
Registriert: Di 20. Dez 2016, 18:03

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Habakuk2 » Mi 15. Jul 2020, 18:43

Wer heute ins Intranet geguckt hat sieht, dass Behördenleitung und Pressesprecher sich da etwas widersprechen.
Die Polizeiführung muss nicht erst seit gestern den Spagat zwischen Politik und Fürsorgepflicht gegenüber den eigenen Mitarbeitern erfüllen. Die Priorität liegt nicht bei den Mitarbeitern. Je höher der Einsatz zur Kenntnis gelangt, desto langsamer und zurückhaltender werden Maßnahmen getroffen. Unter dem Vorwand erst genüngend Kräfte zusammenzuziehen wird Zeit gekauft. Diese Zeit nutzt die Szene um ihrerseits zu mobilisieren, schon hat man einen Vorwand, um unverichteter Dinge wieder abzuziehen. Natürlich nicht, ohne die Kräfte vorher Bewürfen mit Gegenständen aller Art auszusetzen. Mein Highlight war erst heißes Wasser und dann Urin 2014...

Die Szene ist politisch bestens vernetzt, nach einem Widerstand und dem Folge-Widerstand gegen Befreiung- dauerte es keine 10 Minuten und Frau B. (mittlerweile MdB, damals MbA) stand vor uns und wollte sich einmischen. Wenn dann die Führungskräfte vor Ort nicht rechtlich sicher im Sattel sitzen und eher an ihre Karriere, als an Strafverfolgung bzw. Fürsorgepflicht der MA denken....

Benutzeravatar
SirJames
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 2790
Registriert: Sa 5. Sep 2009, 00:00
Wohnort: Berlin

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Do 16. Jul 2020, 05:34

Trooper hat geschrieben:Tja. Solange der politische Wille, diesen Sumpf mal nachhaltig trockenzulegen, nicht besteht (weil die Täter mindestens von einem Teil der politischen Entscheidungsträger mit Sympathie oder zumindest mit "Es sind zwar Straftäter, aber zumindest unsere Straftäter" betrachtet werden), wohl nicht...

Gesendet von meinem Moto G (5S) Plus mit Tapatalk
Zum einen das & zum anderen sind es zum Teil auch recht diffiziele rechtliche Problematiken, die dort mit reinspielen. Und die Szene sowie Teile der Politik nutzen diese teilweise für Polizei schwierige rechtliche Situation konsequent zu ihrem eigenen Vorteil.

Die Väter von GG und StPO hatten leider nicht die R94 im Sinn als diese Gesetze auf den Weg gebracht wurden :)

Gruß

Gesendet von meinem SM-M307FN mit Tapatalk

“No, I don’t wonder Marty. The world needs bad men. We keep the other bad men from the door.”

(true detective)

Knaecke77
Deputy Inspector
Deputy Inspector
Beiträge: 5773
Registriert: Mi 13. Sep 2006, 00:00
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Knaecke77 » Do 16. Jul 2020, 06:40

Letztendlich scheint ja nicht einmal dem Berliner Senat bekannt zu sein, wer zwischenzeitlich Eigentümer der Immobilie ist (wer also hinter der Ltd. steckt).

Die Szene hat (zumindest lt. Wikipedia) ein Angebot einer Stiftung, das Objekt zu erwerben und den Bewohnern für 99 Jahre in Erbbaurecht zu überlassen abgelehnt und sich für die "Fortsetzung des Kampfes und gegen die Befriedung“ entschieden.

Somit dürfte klar sein, dass es der Szene und teilweise der Politik darum gehen dürfte, das Problem am köcheln zu halten....für die jeweilige eigene Profilierung/Inszenierung, auf dem Rücken der Polizei. :polizei4:

Knaecke77
Deputy Inspector
Deputy Inspector
Beiträge: 5773
Registriert: Mi 13. Sep 2006, 00:00
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Knaecke77 » Sa 18. Jul 2020, 06:38

Diskussion um Sprachgebrauch bei Festnahme in Berlin-Neukölln.
17.07.2020 - 17:47 Uhr
Alarmierende Szenen in Neukölln: Zwei Polizisten stehen an einem Stauende. Sie haben ihre Dienstwaffen gezogen, zielen auf einen BMW. Der Fahrer (32) ist zuvor bei einer Kontrolle entwischt, rangiert wild. Dann krachen Schüsse. Der Fahrer springt aus der Beifahrertür, verschwindet hinter einer Straßenecke. Wenige Meter später schnappen ihn die Polizisten.

Doch Deutschland diskutiert vielmehr über die Wortwahl eines Polizisten: Der Beamte hatte sich dem verkeilten Auto mit gezückter Dienstwaffe genähert, brüllte durch das Fahrerfenster„Nimm die Hände hoch, du Wichser“.

https://m.bild.de/politik/inland/politi ... obile.html
Ich kann nachvollziehen, dass in dieser hochstressigen Situation, die Wortwahl eine andere ist, als z. B. bei einer normalen Routinekontrolle.

1957
Deputy Inspector
Deputy Inspector
Beiträge: 7790
Registriert: Sa 2. Dez 2006, 00:00

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Sa 18. Jul 2020, 09:01

Ja. Ist so.

Benutzeravatar
schutzmann_schneidig
Moderator
Moderator
Beiträge: 5682
Registriert: So 24. Apr 2005, 00:00
Wohnort: Niedersachsen

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon schutzmann_schneidig » Sa 18. Jul 2020, 10:50

Deutschland diskutiert garantiert nicht darüber. Aber die richtige Einordnung des Senfs, den einige Menschen, deren Ansicht früher™ niemanden interessiert hätte, nun über diverse Kanäle sozialer Medien ablassen, fällt ja Manchem mitunter schwer.

Dem Adressaten dieser Ansprache steht es frei, das bei Bedarf juristisch würdigen zu lassen. Und unabhängig von dem Ergebnis, wüsste ich sehr genau, wie ich mit so einer Äußerung eines meiner Mitarbeiter umgehen würde.
- It's a deadly stupid thing to point a gun (real or fake) at a police officer in the dark of night or the light of day -


Zurück zu „Aktuelle Themen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Kulinka, PolizeiAnwärter1234 und 12 Gäste



  • Neue Mitglieder

  • Top Poster

  • CopZone Spende