Arme Bundeshauptstadt.

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Officer André

Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Officer André » Sa 23. Jun 2018, 12:36

Wie viele kommen denn direkt von der Schule?

Es war schon immer das Elternhaus für Umgangsformen und Förderung zuständig.
Die Eltern wälzen die Verantwortung gern auf Schule und Erzieher ab. Ist ja auch so viel leichter :polizei10:


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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Sa 23. Jun 2018, 12:43

Nö, sowohl ich als auch meine Kinder haben in der Schule Deutsch (hier ist ja regelmäßig von Rechrschreibung die Rede) gelernt. Die Eltern hätten gewiss geholfen, war aber nicht nötig. Ist auch klassische Wissensvermittlung und damit originäre Aufgabe der Schule.
Direkt von der Schule oder nicht- wo liegt der Unterschied. Rechtschreibung wird nach Ende der Schulzeit gewiss nicht besser.

Officer André

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Officer André » Sa 23. Jun 2018, 12:55

Ein gehobener Wortschatz muss im Privatleben gepflegt werden.
Da lässt sich kein Schalter umlegen.
Das muss in Fleisch und Blut übergehen.

Ein Großteil meiner schulischen Laufbahn verlief nicht in der BRD. Da kann ich nicht viel zu sagen. Gemäß Aussage meiner besseren Hälfte (deutlich jünger als ich), wird ab der Mittelstufe kein Diktat mehr geschrieben und Rechtschreibfehler flossen nur in die Note ein, wenn es echt unterirdisch wurde. Ansonsten hat das scheinbar wenig interessiert. Selbst im Deutsch Leistungskurs. Da wundert mich gar nichts mehr.


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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon ostkev » Sa 23. Jun 2018, 13:27

Officer André hat geschrieben:
Sa 23. Jun 2018, 12:55
Ein gehobener Wortschatz muss im Privatleben gepflegt werden.
Da lässt sich kein Schalter umlegen.
Das muss in Fleisch und Blut übergehen.

Ein Großteil meiner schulischen Laufbahn verlief nicht in der BRD. Da kann ich nicht viel zu sagen. Gemäß Aussage meiner besseren Hälfte (deutlich jünger als ich), wird ab der Mittelstufe kein Diktat mehr geschrieben und Rechtschreibfehler flossen nur in die Note ein, wenn es echt unterirdisch wurde. Ansonsten hat das scheinbar wenig interessiert. Selbst im Deutsch Leistungskurs. Da wundert mich gar nichts mehr.


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Die Schüler der vergangenen 20 Jahre wurden je nach Bundesland verschiedenen sozialpädagogischen Experimenten ausgesetzt, je nachdem welche Partei das Bildungsministerium unter sich hatte.
Ein Beispiel dafür ist: Schreiben nach Hören(wird gerade wieder abgeschafft) und
auch das Abwählen unliebsamer Fächer gehört für mich dazu.
Die gravierenden Unterschiede zwischen einem bayerischen und einem berliner Abitur sind bekannt.
Am Ende steht immer ein Schulabschluss, wie auch immer der Schüler über die Zeit gekommen ist.
Irgendwann beginnt dann die Schnittstelle zum echten Leben und da kann Unliebsames nicht mehr einfach abgewählt werden und Regeln gelten ohne Interpretation. Konsequenterweise müsste für so Sozialisierte das "Abwählen" auch in der Ausbildung fortgeführt werden.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Sa 23. Jun 2018, 13:59


Officer André hat geschrieben:Ein gehobener Wortschatz muss im Privatleben gepflegt werden.
Da lässt sich kein Schalter umlegen.
Das muss in Fleisch und Blut übergehen.
...), wird ab der Mittelstufe kein Diktat mehr geschrieben und Rechtschreibfehler flossen nur in die Note ein, wenn es echt unterirdisch wurde.
Von gehobenem Wortschatz ist doch zunächst gar nicht die Rede.
Und ja. So ist das an detschen Schulen heute. War aber eben nicht immer so. Schule kann also durchaus Rechtschreibung vermitteln
Sie muss nur auch wollen ...

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Buford T. Justice » Sa 23. Jun 2018, 14:40

Wie Schulen sich aufstellen können, hängt neben den von Ostkev angesprochenen Experimenten auch noch von diversen weiteren Einflüssen ab. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das wir polizeilich kaum zu Ende diskutieren können.

Auch wenn es für die Berliner letztlich nicht tröstlich ist, versichere ich Euch, dass in NRW auch entsprechende Problemfälle die Ausbildung beenden.

Die letzte Instanz, die den Ruf eines Beamten schützen bzw. noch retten kann, ist die Vorgangskontrolle durch DGL oder WDF. Da kann ich für meine Behörde sagen, dass diese Aufgabe nahezu flächendeckend nicht mehr wahrgenommen wird und die Sachbearbeitung sowie die Staatsanwaltschaft sich Ihr ganz eigenes Bild machen. - Das kann‘s auch nicht sein.
:applaus:

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Sa 23. Jun 2018, 14:52

Da können wir uns gewiss damit trösten, dass auch Rechts- und Staatsanwälte nicht mehr zwingend fehlerfrei schreiben...

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Sa 23. Jun 2018, 14:55

Buford, da kann ich für die Dienststellen in meinem Beritt aber in die Bresche springen. Kaum ein Vorgang bleibt unkontrolliert. Die Rechtschreibung etc.gehört dazu.
M.E. liegen die Probleme in NRW woanders. Satzbau, Ausdruck , Beamtenfloskeln und unnötige ellenlange Schreibereien. Die jungen Kollegen werden dabei von den älteren auch noch unterstützt, weil deren Gewohnheiten und vermeintliche Erfordernisse übernommen werden. Leider gibt es keine entsprechende Aus- und Fortbildung.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Buford T. Justice » Sa 23. Jun 2018, 15:31

Was die von Dir benannten Probleme angeht, gebe ich Dir Recht. Von sich in der dritten Person schreiben, über unleserliche Abkürzungen bis hin zu selbstverliebter Herumsubsumiererei, ohne klar zu beschreiben, was eigentlich passiert ist. - Das alles sind erlernte Angewohnheiten des „alten Schlags“, die garantiert nicht aus der kürzlich beendeten Schule mitgebracht wurden. Da wäre eine Fortbildung sicher angebracht.

Was die Vorgangskontrolle angeht, ist mir durchaus bekannt, dass es in anderen Behörden strenger und sauberer zugeht. Für meine ändert das jedoch nichts. Als Vorgesetzter sein Kürzel unter einen Scheißhaufen zu setzen, empfinde ich als arrogant.
:applaus:

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Sa 23. Jun 2018, 15:33

Ja, das kommt nur darunter, wenn der Vorgang ok ist.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Controller » Sa 23. Jun 2018, 16:21

,
Beamtenfloskeln
ach ja .... anbei übersendet UZ .... :60:

die Dinger zu entmüllen ist eine Sisyphos Arbeit :polizei3:
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

- Verstorben am 09.08.2021 -

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Buford T. Justice » Sa 23. Jun 2018, 16:36

ZEG‘in - mein Favorit. Gleich viele Stellen wie „Zeugin“.

Aber wir sollten das lassen, denn dieser Thread hier ist schließlich dafür vorgesehen, über Berlin abzulästern. :hallo:
:applaus:

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon schutzmann_schneidig » So 24. Jun 2018, 11:08

mistam hat geschrieben:
Fr 22. Jun 2018, 22:03
Vermutlich ebenfalls 60 % der Bestandsbeamten würden da auch keine 4 schaffen
In Berlin? Das glaube ich leider auch. Und anderswo geht es so langsam (oder auch bereits schneller) in die gleiche Richtung. Wie sollte es bei der "Qualität", die da nachkommt, auch anders sein...?
In diesen sog. Einstufunsdiktaten wurden noch nie bessere Ergebnisse erzielt. Die erfüllen für die Schule den Zweck, den Hintern an die Wand zu bekommen, um hinterher sagen zu können, dass die Eingestellten ja schon von Anfang an ganz schlecht waren.
Dass diese schlechten Ergebnisse keine neue Entwicklung sind, sondern dieser Trend sich schon länger abzeichnet, macht die prekäre Situation ja nur umso deutlicher.
Meiner Ansicht nach ist es allerdings der deutlich falsche Weg, lediglich auf die allgemeine Situation am Arbeitsmarkt und die schlechten Ergebnisse der Schulabgänger im Ganzen hinzuweisen und daraus den Schluss zu ziehen, dass anderes Personal halt nicht zu bekommen sei. Zumindest darf es hier nicht enden, so dass der Eindruck entsteht, dass man sich mit dieser vermeintlich unabänderbaren Situation eben unter Inkaufnahme aller Folgeerscheinungen, die das im weiteren Dienst mit sich bringt, auf Dauer arrangieren müsse.
Auch wenn es lästig erscheint oder so aussieht, als würde man eine Behörde ständig gezielt schlecht dastehen lassen.
Es führt kein Weg daran vorbei, diese Missstände permanent und offensiv, gerne auch mit viel Beteiligung der Öffentlichkeit, anzusprechen, damit überhaupt die Chance besteht, dass seitens der Politik reagiert wird und wieder Anreize geschaffen werden (nicht nur, aber auch finanzieller Natur), die den Beruf für potenzielle Kollegen mit einem insgesamt höheren Bildungsniveau (die gibt es nämlich nach wie vor, sie entscheiden sich nur nicht mehr für die Polizei) wieder attraktiver zu machen.
1957 hat geschrieben:
Sa 23. Jun 2018, 14:55
Beamtenfloskeln
Stimmt, auch nicht immer schön. Aber in Anbetracht der übrigen, von dir aufgezählten, Unzulänglichkeiten sicherlich eines unserer geringsten Probleme. :polizei2:
- It's a deadly stupid thing to point a gun (real or fake) at a police officer in the dark of night or the light of day -

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Diag » So 24. Jun 2018, 12:19

Ich könnte mir vorstellen, dass es in der Copzone 1970 ähnliche Diskussionen gegeben hätte. :polizei3: Wir können ja einen Praktikanten-Bashing-Thread aufmachen für die CZ 2066... :zunge:

Aber ich mache beim derzeitigen Nachwuchs auch teilweise grauenhafte Erfahrungen. Gibt aber auch viele Lichtblicke. :zustimm:

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » So 24. Jun 2018, 12:51

@schutzmann:
Ist das so, oder erreichen wir dadurch ein schlechteres Ansehen der Polizei und werden noch unattraktiver für die Schulabgänger mit Anspruch an sich selbst und ihren künftigen Beruf?
Anfang der 90er hatten wir vergleichbare Einstellungszahlen und ebenfalls mäßig gute Neueinstellungen.
Damals war das Motto in der Behörde jedoch noch das, nach dem ich noch heute agiere : Nicht meckern, sondern machen. Notfalls auch aus Sch... Gold.
Heute fragen wir lieber, wer schuld sein könnte und lassen den Karren in den Dreck fahren. Und das mit möglichst viel Öffentlichkeit.
Nicht mehr meine Polizei . ist ja auch nicht mal mehr ein Jahr. Dann dürfen die Meckerer zeigen, dass sie auch selbst irgendwas auf die Reihe bekommen.

Ach ja, und diese "Besseren" gibt es eben nicht. Zumindest nicht in der Zahl, in der Polizei sie derzeit gern hätten.

Berlin war bis heute zumindest so konsequent, die Mindestanforderungen nicht zu senken und damit eben auch in Kauf zu nehmen, die geplanten Einstellungszahlen zu verfehlen.


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