Jaguar 1986 hat geschrieben:Die Frage ist: Wenn Du die LPS nicht Campusähnlich aufbaust, findest Du dann noch genug junge Leute, die das machen wollen? Bzw. kriegen die jungen Leute dann vllt. eine Art Kulturschock und kündigen? Ich bemerke oft, dass viele Leute ab 1992 und jünger das kaum mehr gewohnt sind
Ein wichtiger Punkt, der mir immer wieder im Kopf rumschwirrt, wenn ich etwas über vermeintlich schlechte Campusmentalität lese...
Steht meines Erachtens nach in engem Zusammenhang mit dem hier:
SirJames hat geschrieben:mistam hat geschrieben:Die auch von mir kritisch betrachtete, generell veränderte Einstellung zu Beruf und Verpflichtungen ist wohl eine Generations- und Erziehungsfrage, die die Betriebe und Unis beklagen und mit der auch Polizei wohl leben muss. Das hat wenig mit Auswahl zu tun. Auswählen kann man nur aus dem vorhandenen "Pool".
Moin,
auch diese Aussage halte ich in ihrer Verallgemeinerung für nicht zutreffend. Insbesondere vor dem Hintergrund Deiner Feststellung, dass es früher augenscheinlich einen vergleichbaren Anteil an "Blinden" gab.
Ich glaube das Problem liegt viel tiefer. Der Arbeitgeber Polizei bzw. die Politik hat augenscheinlich immer noch nicht erkannt, dass man gerade in wirtschaftlich stabilen Dekaden mehr in den ÖD investieren muss, um die wirklich guten Bewerber zu locken und nicht nur Diejenigen, welche dem Mindestanspruch genügen. Dazu gehören neben Vergütung vor allem auch weiche Faktoren, die über die letzten zwei Jahrzehnte deutlich an Bedeutung gewonnen haben wie z.B.:
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Fortbildungsmöglichkeiten
- work life balance
- Wertschätzung
- Investitionen in Ausrüstung und Arbeitsumfeld
etc. etc.
Ich glaube, dass wir da immer noch einen erheblichen Nachholbedarf haben. Die wirklich guten Leute beziehen diese Faktoren in Ihre Überlegungen mit ein und wählen in der Abwägung andere Arbeitgeber. Ich habe immer noch engen Kontakt zu ehem. Komilitonen. Keiner von denen ist trotz Möglichkeit in den ÖD nach Berlin gegangen, eben aufgrund der oben genannten Faktoren. Berlin hat einen fatalen Ruf als Arbeitgeber, gerade unter den gut und hochgebildeten Leuten. Bevor sich daran nichts ändert, wird die Bewerberqualität unabh. vom Verfahren in seiner Gesamtheit nicht zunehmen.
Gruß
Im Laufe der Jahre verändert sich eine Gesellschaft halt. Nicht in ihren Grundzügen, aber doch schon in ihrer Ausprägung.
Das hat sowohl zur Folge das auf die aufgezählten Punkte mehr wert gelegt wird und das es zunehmend mehr "Campusmentalität" an den Polizeischulen braucht.
Schließlich rekrutiert sich die Polizei nicht als Gegenstück zur Gesellschaft, sondern aus der Gesellschaft heraus... drum sollte sie als Arbeitgeber schon bemüht sein, irgendwo mit der gesellschaftlichen Entwicklung schritt zu halten, da sonst irgendwann nur noch die Teile der Gesellschaft kommen, die keine Motivation mitbringen, sondern nur den halbwegs sicheren Beamtenstatus wollen und Dienst nach Vorschrift schieben.
Andere Arbeitgeber wie die Bundeswehr missachten das schon weit länger und noch rigoroser, denen hat es, aus Sicht der Nachwuchsgewinnung, bereits das Genick gebrochen und wird über Jahrzehnte kaum aufzuholen sein.
Und es muss doch möglich sein Ausbildung und Berufsleben näher am "normalen" gesellschaftlichen Leben zu positionieren, ohne das dabei die grundlegenden Aufgaben über Bord gehen oder man den Untergang der Polizei als solche herbei beschwören muss.
Aber gut... das führt dann wohl auch eher weg von Berlin und hin zu einer langen Reihe weiterer Bundesländer.
Wobei man von Anwärtern und PVBs aus zB Bayern immer wieder mal liest, dass es auch besser laufen kann.