Interne Kritik an Personalpolitik der Berliner Polizei

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mistam
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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon mistam » Fr 3. Nov 2017, 08:01

:zustimm: :zustimm:

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon mistam » Fr 3. Nov 2017, 08:10

Zu den Deutschkenntnissen:
Für die Einstellung werden mindestens Kenntnisse auf dem Niveau "ausbildungsfähig bzw. studierfähig" gefordert, die damit auch die ko-Grenze definieren. Da am Ende der Ausbildung eher Kenntnisse des Niveaus "nahezu perfekt" gefordert werden, ergibt sich zwingend, dass Deutsch Ausbildungsfach sein muss. Übrigens ist selbst die Rechtschreibung der Besten kaum noch in der Nähe von perfekt anzusiedeln. Und wenn ich die hier vorliegenden Ermittlungsakten bewerte, auch die sehr vieler Bestandsbeamter bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten.

Und selbstverständlich werden in Berlin "strafrechtlich belastete" Anwärter eingestellt. Wie in jeder Polizei und sei es auch nur unwissentlich, weil alle entsprechenden Einträge in allen verfügbaren Dateien aufgrund verbindlicher Löschfristen gelöscht sind.
Aber auch wissentlich - da der vor 20 Jahren geklaute Kaugummi wenig Aufschluss über die heutige charakterliche Eignung zu geben vermag.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon mistam » Fr 3. Nov 2017, 09:07

Knaecke77 hat geschrieben:
Fr 3. Nov 2017, 07:15
mistam hat geschrieben:
Do 2. Nov 2017, 17:46

Vielleicht...

Und welcher rechtsstaatliche Grundsatz würde deren Bevorzugung bei der Auswahl rechtfertigen? Wenn sie gut sind, setzen sie sich im Auswahlverfahren durch. Wenn nicht - dann nicht.
Abgesehen sind natürlich auch die Ressourcen an solchen Bewerbern begrenzt.
Vermutlich dürfte der Mangel an solchen Bewerbern das tatsächliche Problem sein.

Werden Polizeianwärter auf Kontakte zu kriminellen Clans überprüft?
Nein, Knaecke. Der Hauptgrund ist der Erstgenannte. Deshalb eben auch an erster Stelle genannt. Und deshalb auch der darauf folgende Satz eingeleitet mit "Abgesehen (davon) ..."

Was verstehst Du denn unter Überprüfung auf Kontakte zu kriminellen Clans bzw. wie stellst Du Dir das praktisch vor? Gehen wir mit einem Fotoalbum aller Bewerber zu den Clanbossen und fragen nach, ob sie die kennen?

Und wenn es Kontakte gibt. Was dann? In einen Clan bzw. in die Nähe zu diesem kann man hineingeboren werden, ohne sich jemals mit den Aktivitäten zu identifizieren.
Welchen rechtlich haltbaren Rückschluss kann ich allein aus dem Kontakt ableiten? Anders als viele Kollegen offenbar glauben, geht es bei Einstellungs- und Ablehnungsentscheidungen nicht nach Bauchgefühl oder "lieber nicht, wer weiß ...". Eine Ablehnung muss rechtssicher begründet sein, es muss also klar erläutert werden, warum genau diese Person nicht Polizist werden darf und mit welchen negativen Folgen bei Einstellung mit höchster Wahrscheinlichkeit zu rechnen wäre.
Mir scheint das so ein wenig die "Trump-Doktrin" zu sein, die da bei Dir durchschlägt.

Wenn Du wissen wolltest, welche Dateien wir im Rahmen der Leumundsprüfung abfragen, muss ich Dir leider einen Korb geben. Das ist keine für ein öffentliches Forum geeignete Info.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon DonRob » Fr 3. Nov 2017, 11:01

Da hier zurecht sehr viel Wert auf konkrete Fakten und personalisierte "Beschwerdeführer" gelegt wird, möchte ich die Debatte nicht mit weiteren Hören-Sagen-Thesen und eigenen, steinalten Erfahrungen vom Umgang mit Fachausbildern befeuern.

Vielleicht wäre es sinnvoll Nachforschungen unter dem Stammpersonal und den Auszubildenden der Berliner Polizeiakademie anzustellen.
Dies könnte in Form einer anonymisierten Online-Umfrage geschehen (sowas hat unser Präsi schon in anderer Sache gemacht) und würde zumindest ein ungefähres Stimmungsbild vermitteln.
Mit dem Ergebnis könnte man, falls erforderlich, weitere Problemlösungsstrategien einleiten.
Eventuell ergibt sich auch gar kein Handlungsbedarf und die aktuellen "Querschüsse" sind tatsächlich nur das fiese Werk zweier "Lappen".

Jetzt kann man natürlich anführen, dass es ja wohl nicht sein kann aufgrund zweier unsachlicher Beschwerden einen solchen Aufwand zu betreiben.
Damit spielt man jedoch der Gerüchteküche in die Hände, dass erkannte Problematiken totgeschwiegen werden.
Andererseits "fürchtet" man sich eventuell vor dem Ergebnis, weil nicht sein kann, was nicht sein darf... ich weiss es nicht.

Ich würde mich freuen, wenn sich unser Arbeitgeber der Sache annimmt und versucht Licht in den Gerüchtedschungel zu bringen.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Habakuk2 » Fr 3. Nov 2017, 11:23

Ich kann mich den letzten Kommentaren nur anschließen.Bei allen tatsächlichen Missständen halte ich die teilweise hysterische Gerüchteküche für bedenklich. Eine trumpische selektive Wahrnehmung von vermeintlichen nebulösen Vorfällen befeuert doch nur den Unwillen der Behördenleitung sich jede Woche mit neuen "Skandalen" befassen zu müssen. Offenes und fundiertes Ansprechen und Aufschreiben ist alternativlos.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Officer André » Fr 3. Nov 2017, 11:45

Vielleicht wurden diese Themen bereits mehrfach intern besprochen und es kam einfach nichts dabei rum. Oder nicht genug.
Dann hat man sich offene Ohren extern gesucht.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Buford T. Justice » Fr 3. Nov 2017, 12:11

Knaecke77 hat geschrieben:
Fr 3. Nov 2017, 07:15
Es ist also korrekt, dass Personen bei der (Berliner) Polizei eingestellt/ausgebildet werden, die zuvor strafrechtlich in Erscheinung getreten sind?

Wie gestaltet sich den der Deutschtest bei der Berliner Polizei, wenn ihn Personen bestehen können, die später in einem Nachhilfekurs nachgeschult werden müssen?

Werden Polizeianwärter auf Kontakte zu kriminellen Clans überprüft?
Knaecke77,
vielleicht fällt es Dir auch auf; die Art Deiner Fragestellung entspricht bereits 1:1 der der von Dir bevorzugten Onlinemedien Bild.de, Welt.de, BZ-Online, Focus-Online etc.
Vielleicht könnte das ein Anlass sein, mal den Ausgang aus der Filterblase zu suchen. :hallo:
:applaus:

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Controller » Fr 3. Nov 2017, 15:02

Wenn du auf anonyme Anschwärzer Maßnahmen begründest, herzlichen Glückwunsch
.

hm, es kommt halt drauf an, :polizei10:
Für die Einstellung werden mindestens Kenntnisse auf dem Niveau "ausbildungsfähig bzw. studierfähig" gefordert
:polizei4:

imho beißt sich das ganz gewaltig.

Ausbildungsfähig, ok dann brauch er ne Ausbildung im angestrebten Beruf - auch in Deutsch?

Zur Basis künftiger Studierfähigkeit gehören vertiefte Kenntnisse im muttersprachlichen Bereich - das Problem Fremdsprachler muss sich hier anpassen - ich hatte jedoch den Eindruck, die Deutschnachhilfe betrifft auch deutsche PVB Anwärter.
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Syzygy » Fr 3. Nov 2017, 15:03

mistam hat geschrieben:
Fr 3. Nov 2017, 08:10
Zu den Deutschkenntnissen:
Für die Einstellung werden mindestens Kenntnisse auf dem Niveau "ausbildungsfähig bzw. studierfähig" gefordert, die damit auch die ko-Grenze definieren. Da am Ende der Ausbildung eher Kenntnisse des Niveaus "nahezu perfekt" gefordert werden, ergibt sich zwingend, dass Deutsch Ausbildungsfach sein muss.
Sprichst Du hier vom mD oder gD? Ich frag nur nach, weil ich mir eigentlich ziemlich sicher bin, dass wir während der Ausbildung keinen Deutschunterricht hatten. Ich hab 1997 in Berlin die Ausbildung als PKA gemacht (also gD) und ich kann mich nicht erinnern, dass die deutsche Sprache in irgend einer Form ein Problem dargestellt hätte. Alle Anwärter mussten sowieso Abitur mitbringen und im Einstellungstest wurde gnadenlos gesiebt, Mängel bei den Deutschkenntnissen waren da quasi das direkte Ticket nach Hause. Ich würde daher durchaus sagen wollen, dass "nahezu perfekt" bereits Einstellungsvorausetzung war. Zumindest für den gD.

Aber wie gesagt, ist 20 Jahre her, vielleicht hab ich das auch einfach nur vergessen, da es mich persönlich nie tangiert hat.
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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon mistam » Fr 3. Nov 2017, 15:33

Das ist 20 Jahre her und stimmt auch nicht. Damals waren im Diktat bis zu 13 Fehler auf einer guten A4-Seite zulässig. Von keine Mängel kann da wohl auch kaum die Rede sein.
Ausbildungsfähig gilt sinnvollerweise für den mD und studierfähig für den gD. Ist aber etwa gleichwertig.
Die Vorstellung, dass Abiturienten gut Deutsch könnten hat mit der Realität wenig zu tun.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Kulinka » Fr 3. Nov 2017, 17:16

Hier noch ergänzend zu der von André geposteten Focus-Meldung über den Brief des LKA-Beamten ein Bericht des Berliner Tagesspiegels:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/neue- ... 35010.html

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon mistam » Fr 3. Nov 2017, 17:57

Wenn tatsächlich mal Ross und Reiter genannt würden, wäre man ja auch in der Lage, festzustellen, ob denn die Bösen auch schon vor der Einstellung als solche hätten bekannt sein sollen oder müssen

Aber nebulöse Behauptungen aufstellen ist natürlich einfacher.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Delvecchio » Fr 3. Nov 2017, 18:01

Mal nicht aus anonymer Quelle:
„Auch unter den Studierenden fallen besonders jene mit Migrationshintergrund auf. Besonders, wenn es um aufgedeckte Betrugsversuche bei Prüfungen oder nicht bestandene Leistungstests geht, werden Studiensprecher mit Prügel bedroht.“
So ist dann letztlich auch der abschließende Deutschtest kein Hindernis mehr :polizei1: :polizei4:

http://www.focus.de/politik/deutschland ... 00254.html

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Ghostrider1 » Fr 3. Nov 2017, 18:20

Wenn der anonyme Beschwerdeführer lange dabei ist, wird er wissen, das solche anonymen Aufrufe keine direkten Maßnahmen hervorrufen.

Ich kann mir aber mittlerweile und besonders in Berlin vorstellen, dass auf Grund falscher politischer Korrektheit, eben nicht reagiert wurde, wie es vlt hätte passieren müssen. Für mich im Bereich des Möglichen. Ich sage nicht, dass es so ist / war!
JETZT wird hingeschaut.
Siehe Fall Franko in der Bundeswehr. Ein Extremfall und der ganze Laden wurde auf links gedreht. Vlt war genau das das Ziel des Beschwerdeführers. Medialer Druck, denn dann wird genau geschaut.

Zum Thema strafrechtlich vorbelastet:
In meinem Jahrgang war einer wegen KV dran. War aber Jahre her und ne Jugendsünde. Und nun?
Strafrechtlich ist soooooo dehnbar.

Wenn einer z.B. räuberischer Erpressung und/oder Verstoß § 29a/ 30 BtMG im Register drin hat, dann sieht die Nummer natürlich anders aus.

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Re: Polizei-Akademie Spandau

Beitragvon Controller » Fr 3. Nov 2017, 18:40

es gibt da einen ganz tollen Begriff : Shifting Baselines

überall zu beobachten, wenn man mal drauf achtet, das gilt natürlich auch hier.
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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