Kaeptn_Chaos hat geschrieben: ↑Do 7. Dez 2017, 10:37
Will man einen Job im Berufsbeamtentum, in dem Deutsch keine Rolle spielt, ist Polizist die falsche Wahl.
Ich glaube, das hast du in meinem Ursprungspost wohl etwas falsch interpretiert. Auch wenn ich den Polizeiberuf nicht kenne, gehe ich mal, soweit zu behaupten, dass es einen wesentlichen Unterschied macht zwischen Deutsch als Schulfach an einer Schule zu unterrichten und die allgemeinen Deutschanforderungen, die man braucht, um im Polizeidienst arbeiten zu können. Die sollte, denke ich mal, jeder Muttersprachler an sich schon de facto mitbringen. Dafür bedarf es keinem 5-jährigen Germanistik-Studium an der Uni.
Ich gehe mal schwer davon aus, dass man im Polizeialltag eher weniger Kafka oder Goethe-Texte interpretieren muss, oder dialektische/lineare Erörterungen verfassen muss, oder das Metrum eines lyrischen Gedichts bestimmen muss.
Ich redete in meinem Ursprungsposting lediglich davon, dass mir das Schulfach Deutsch an sich nicht so sehr behagt, nicht, dass ich keine ausreichenden Deutschkenntnisse /-verständnisse hätte, über die ich nicht verfügen würde. Ich gehe mal davon aus, dass ich dieses Deutsch-Diktat, was beim Polizeieignungstest angesetzt ist, als u.a. Germanistik-Uniabsolvent wohl im Schlaf meistern würde. Diktate schreiben ist eigentlich eher Grundschulniveau. Dass dies überhaupt Teil des Eignungstests sein muss finde ich dann doch eher etwas beunruhigend. Wer heutzutage, egal mit welchem Schulabschluss, nicht in der Lage ist, einen ihm diktierten Text fehlerfrei zu notieren... Naja, ich weiß nicht so recht... Soll sich jeder seine eigenen Gedanken diesbezüglich machen.
Es macht aber einen Unterschied, ob man sich sein Leben lang mit irgendwelchen 18. Jahrhundert-Werken wie Schiller oder Kleist rumschlagen muss, wenn man dafür nicht so wirklich brennt. In meiner Freizeit würde ich solche Werke nie freiwillig aus Interesse lesen - und das beunruhigt mich eben im Hinblick auf die Tätigkeit als Lehrer für das Fach "Deutsch".
Kaeptn_Chaos hat geschrieben: ↑Do 7. Dez 2017, 13:29
BTW: Für NRW habe ich mit meinem Gehaltsbeispiel auch daneben gelegen...der Lehrer verdient deutlich weniger.
Insofern ist es etwas unseriös, hier die Besoldungsstufen zu nennen. Echte Daten sind da viellieicht zielführender - wem der monetäre Anreiz genügt, um eine Tätigkeit 40 Jahre auszuüben.
Für NRW kann ich nicht sprechen, da ich aus BaWü komme und daher logischerweise auch nur für BaWü nachgeschaut habe. Aber in BaWü fangen die fertigen Referendare mit A13 an und wechseln dann alle 2 Jahre eine Stufe höher.
Popellus hat geschrieben: ↑Do 7. Dez 2017, 13:51
Die Frage, die mich im Verlauf meines Studiums durchweg begleitet hat, war: "Möchte ich den Beruf 40 Jahre lang ausüben?". Also sprich, 40 Jahre lang das gleiche Buch lesen? Den gleichen Stoff rezitieren? Vermutlich, ab einem gewissen Punkt, immer den gleichen Witz erzählen (an dieser Stelle muss sich jeder selbst einschätzen können)? Sicher gibt es unter den Lehrern auch Enthusiasten, die jede einzelne Unterrichtseinheit immer wieder neu erfinden. Aber eben auch solche, die ab Jahr 15 einen Ordner "Völkerwanderung, 8. Schuljahr" angelegt haben und diesen die restlichen 25 Jahre nutzen.
Diese Gedanken sind natürlich legitim. Und genau die sind mir auch schon oft gekommen. Manche Lehrer könnten genau hier nun aber ansetzen mit dem Argument: "und genau das macht irgendwann den Lehrberuf ja zu einem verhältnismäßig gut bezahlten Beruf mit Blick auf die eigentliche Leistung".
In anderen Worten: auch ich hatte an meiner eigenen Schule Lehrer, die halt irgendwann so viel Material angesammelt hatten, dass sie halt zu jeder wiederkehrenden Einheit gleich was griffbereit hatten. So reduziert sich natürlich irgendwann der eigentliche Aufwand für die Unterrichtsvorbereitungen. Man kann und muss ja schließlich nicht das Rad neu erfinden jede Stunde.
Andererseits, und das ist mein Verständnis, sollte es halt auch nicht so enden, dass man jedes Schuljahr den gleichen Scheiß erneut runterleiert. Da schiebt man dann zwar eine angenehme und ruhige Kugel, aber das muss halt auch jeder von seinen eigenen persönlichen Ansprüchen und Vorstellungen abhängig machen.
Es gibt natürlich Fächerkombinationen, die stressiger sind (wie z.B. Englisch-Deutsch, weil da eben der Korrekturaufwand enorm hoch ist) und welche, für die man kaum was machen muss (Sport-Mathe z.B., entweder ist eine Aufgabe richtig gerechnet oder falsch. Da ist nix mit Gradwanderung und verschiedenen Sichtweisen wie bei Deutsch-Interpretationen).