Ich bin jetzt ziemlich genau halb solange dabei, wie 1957 dabei war.
Ich habe viel ausprobiert und mich in unterschiedlichen Verwendungen versucht. Zum Teil waren da Sachen dabei, die ich absolut nicht als für mich in Frage kommend einstufte, zum Teil waren das Sachen, die mit meiner Erwartungshaltung nicht übereinstimmten.
Richtig gefrustet war ich in meinem fünften Jahr auf der Wache, als meine lieb gewonnene Dienstgruppe aus vielerlei Ursachen auseinander brach und im neuen Gefüge meine große Schnauze nicht direkt als Gewinn und immer richtig liegend angesehen wurde.
Die anderthalb Jahre danach, die ich als meinen Ausweg sah, waren aber noch bescheidener, also war ich froh, schnell wieder zurück gekehrt zu sein.
Nach der Ausbildung die Versetzung weit weg von der Heimat war auch nicht geeignet, mich glücklich zu stimmen. Dennoch bin ich dieser Behörde mit Ausnahme der o. g. 18 Monate seitdem treu geblieben - was mir auch nicht geschadet hat.
Aktuell bin ich wieder in einer Funktion, zu der ich kam, wie die Jungfrau zum Kind. Die macht aber auch Spaß und das Team ist motiviert und aus vergangenen gemeinsamen Zeiten an mich gewöhnt.
Am Besten rückblickend waren die ersten Jahre auf der Wache, nachdem man einen Plan hatte, worum es geht und den Beruf Streifenbeamter verstanden hat. Und meine zweite Führungsfunktion in einer Dienststelle, die ich mir so auch nicht vorher gesagt hätte, waren super, weil ich da persönlich aus meiner Komfortzone musste, das Team aber noch aus der oft zitierten alten Garde bestand, bei der Schutzmannsehre nicht nur ein Wort war.
Aber was hilft diese individuelle Beurteilung persönlicher Karrierewege?
Spannender ist doch die Frage, wie du aufgestellt bist und ob du es zulassen kannst, glücklich zu sein, auch wenn ein paar Rahmenbedingungen nicht passen?
Es wird immer passieren, dass dir das (Polizei)leben Stöcke zwischen die Beine wirft.
Das geht los, dass es nicht der Erstwunsch des Studienortes wird, dann stimmt vielleicht die Erstverwendungsbehörde nicht, später kommst du nicht auf die Wunschwache, deine Ehu Zeit ist langweilig oder dein lang ersehnter Wunsch, zum SEK zu gehen scheitert an einer bis dahin nicht erkannten Vorverletzung. Oder im Kleinen, dass dein Dienstfreiwunsch an Heiligabend oder an Mamas 70. doch nicht realisiert werden kann und du auf dem Ackerwagen sitzt, statt an der eingedeckten Tafel.
Und das sollte sich jeder Bewerber überlegen:
Kann ich mich damit arrangieren und trotzdem gut gelaunt zum Dienst erscheinen? Oder werde ich einer von den ewig miesepetrigen, die alleine durch ihre Anwesenheit für schlechte Laune sorgen?
Ansonsten kann ich mich nur immer wieder wiederholen. Für mich ist das der geilste Job der Welt. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn für mich erfinden. Und auch das sage ich immer wieder gerne: Die Rahmenbedingungen und auch die finanzielle Situation haben sich in den letzten 20 Jahren enorm verbessert.
Und, das nur am Rande:
Als das Anfang der 2000er unter schwarzgelb in NRW mal anders war, Sonderzahlungen gestrichen, dafür aber die Lebensarbeitszeit hoch gesetzt wurde, habe ich da zwar nicht hurra geschrien. Aber an meiner Motivation und meiner Dienstverrichtung hat das wenig geändert. Meine Wertschätzung, bzw. meinen Hingabewillen kriege ich von anderer Seite. Nicht von der Politik, nicht von den Medien und erst Recht nicht von den Couchexperten aus den sozialen Medien oder mancher ausgewiesener sachkundigen User hier.