Verkürzter Aufstieg in den geh. Dienst: Eindrücke eines Teilnehmers

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Verkürzter Aufstieg in den geh. Dienst: Eindrücke eines Teilnehmers

Beitragvon Oeli » Sa 29. Sep 2018, 08:43

Wenn du deinen Weg durchs Leben machst, wirst du Freude daran haben, neue Herausforderungen anzunehmen.“

Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinderbewegung

Jahrelanger Streifendienst, langjähriger KSB in der Passkontrollbox oder wie in meinem Fall, seit 1999 IKT-ler und das Hobby zum Beruf gemacht. Der Dienst bei der Bundespolizei ist vielfältig. Doch trotz der dienstlichen Herausforderungen gibt es auch viel Routine, persönliche Herausforderungen sind eher selten.

In diese gewohnte Routine platzte nun die Ausschreibung zum Aufstieg in den gehobenen Polizeivollzugsdienst.

Tausend Fragen schossen einem durch den Kopf. „Werde ich das schaffen?“ „Wie wird meine Familie reagieren?“ „Wie werden die Kollegen reagieren?“ „Was passiert, wenn ich durchfalle?“ „Ich saß seit X Jahren nicht mehr auf der Schulbank, werde ich das alles behalten können?“ „Voraussetzung ist Sport- und Rettungsabzeichen, bin ich fit genug?“

Positiv war, dass der Aufstieg in Böblingen und somit für die Meisten relativ heimatnah war. Dies ist recht familienzuträglich und sicherte schon mal die Unterstützung der Familie. Die meisten Kollegen reagierten und bestärkten uns positiv. Somit musste nur noch der innere Schweinehund dran glauben, aber auch hier ließen sich nach einigem Hin und Her kaum noch Gegenargumente finden. Und somit ging die Arbeit los. Sportabzeichen – geschafft! Rettungsschwimmer – geschafft! Die eigene Dienststelle unterstützt die Bewerbung auch – geschafft!

Somit reif fürs EAV! Viele bereiten sich vor, reden mit vorherigen Aufsteigern, lesen im Intranet. Letztlich erlebt jeder die Höhen und Tiefen des EAV auf eigene Weise. Geschafft haben es aber alle, sonst würden wir jetzt nicht hier sein. Der Vorgängerlehrgang mit Start Oktober 2017 beginnt. Die Eindrücke der Kollegen sind erstmal entmutigend. Viel Auswendiglernen, massiv Stoff, der beherrscht werden muss, will heißen - Druckbetankung.

Die eigene Bewertung wird überdacht, Zweifel kommen auf – „Will ich mir das wirklich antun? Noch könnte ich zurückziehen…“ Aber dann wäre bisher alles umsonst? Wie ist das eigene Selbstbild? Versagen, noch bevor es begonnen hat? Wohl eher nicht.

Insofern ist der Start am 16.04.2018 nur konsequent. Und die ersten Eindrücke sind sehr positiv, organisatorisch klappt alles sehr routiniert. Die ersten 2 Wochen beginnen langsam, aber der Stoff nimmt zu. Die Lehrkräfte wirken engagiert und routiniert, haben immer ein offenes Ohr, sei es für Verständnisfragen, Nachhilfe oder auch mal blöde Fragen. (Entgegen der landläufigen Meinung, gibt es die wirklich!)

Nach 4-5 Wochen können wir die „Druckbetankung“ nachvollziehen, das Problem ist nicht der Stoff von gestern, sondern dass jeden Tag ein neues Paket dazukommt. Trotzdem macht keiner der Lehrgangsteilnehmer den Eindruck der Überforderung, alle stöhnen, doch geschenkt will es ja letztlich auch keiner.

Zwischendurch gibt es Highlights, wie ein Besuch im Haus der Geschichte in Stuttgart oder einen Kriminalistiktag mit Schwerpunkt Spurensicherung. Selbst unser Kunstverständnis wird durch 2 Vernissagen in der BPOLD S gefördert. Abwechslung bietet auch der Dienstsport mit Lauftraining und PTR. In den 2 heißesten Wochen des Jahres ist auch mal die Abnahme der Schwimmleistung im Freibad angesagt.

Für die Bodenhaftung haben die Lernzielkontrollen und auch die Prüfungssimulation gesorgt. Zwar war das Ergebnis insgesamt zufriedenstellend, jedoch wurden Schwachstellen aufgezeigt und somit bei einigen Kollegen neue Lernschwerpunkte gesetzt. EAktuell heißt es Praktika absolvieren und Wissen konservieren, beziehungsweise ständig auffrischen, denn die Prüfungswoche kommt definitiv.

Ich für meinen Teil fühle mich in Friedrichshafen gut aufgehoben. Da ich seit fast 20 Jahren aus dem regulären Polizeigeschäft raus bin, ist der Lernfaktor enorm. Gleichzeitig steigt der Respekt vor der Arbeit der Kollegen und den Anstrengungen des täglichen Dienstes. Im Rahmen des EAV bekam ich vom Prüfungsvorsitzenden den Rat, öfter „über den Tellerrand hinauszuschauen.“ Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich das getan habe.


Der Erfahrungsbericht ist im September 2018 vom Autor geschrieben worden, der mir gegenüber den Wunsch geäußert hatte, hier namentlich nicht genannt zu werden.
Ich bedanke mich recht herzlich bei ihm, dass ich diesen Erfahrungsbericht hier veröffentlichen durfte.
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