BERLINBerlins Polizei bekommt 2000 Tablets
Der Fuhrpark der Berliner Polizei soll mit 2000 Tablet-Computern ausgestattet werden - weil fest installierte Navis fehlen.
Von A. Abel und A. Dinger
24.09.2017, 07:00
Ein Einsatzfahrzeug der Polizei (Symbolbild)
Foto: Jan Woitas / dpa
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Berlin ist eine riesige Stadt, schwer zu überblicken, selbst Taxifahrer kennen nicht jeden Kiez wie ihre Westentasche. Gut also, wenn man für den Fall der Fälle ein Navigationsgerät, neudeutsch kurz Navi genannt, im Fahrzeug hat. Die Einsatzfahrzeuge der Berliner Polizei verfügen allerdings nicht über fest installierte Navigationsgeräte, wie die Senatsinnenverwaltung auf Anfrage der Berliner Morgenpost mitteilte.
Darüber wundert sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel. Er war Anfang August eine ganze Nacht mit einem Funkwagen unterwegs, "um sich ein Bild von der Arbeit der Beamten zu machen", wie er anschließend erklärte. Dabei musste Steffel zu seiner Überraschung feststellen, "dass die Polizei ohne Navis durch die Gegend fährt und sich im Ernstfall auf Stadtpläne und ihre Routine verlassen muss".
Folglich schrieb er einen Brief an Innensenator Andreas Geisel (SPD). "Selbst erfahrenen, ortskundigen Polizeibeamten würde ein Navigationsgerät beim kürzesten Weg, bei der Umfahrung von Staus und Baustellen und beim Finden der Hausnummer behilflich sein", heißt es dort, und weiter. "Ich habe mir gar nicht vorstellen können, dass Navigationsgeräte nicht schon lange zum Standard eines Einsatzfahrzeuges gehören." Steffel forderte den Innensenator auf, zeitnah entsprechende Nachrüstungen umzusetzen. "Die Polizeibeamten und schnellere Einsätze im Ernstfall werden es Ihnen danken", endet das Schreiben versöhnlich.
Innenverwaltung will zum großen digitalen Wurf ausholen
Allerdings, so war von der Polizei zu erfahren, gebe es etliche mobile Navigationsgeräte in der Behörde. Diese würden von den Dienststellen bei Bedarf ausgegeben oder blieben teilweise auch dauerhaft in Fahrzeugen, wenn diese auf abgeschlossenen Höfen abgestellt werden können.
Die Innenverwaltung verkennt den Bedarf nicht, will aber die Fahrzeuge nicht schnöde nachrüsten, sondern gleich zum großen digitalen Wurf ausholen. Im kommenden Jahr sollen 2000 Tablets für die Polizei angeschafft werden, sagte Geisels Sprecher, Martin Pallgen, der Berliner Morgenpost. Diese sollen die Anbindung an das Informations- und Kommunikationssystem der Polizei (Poliks) gewährleisten, die Anzeigenaufnahme unterwegs erleichtern und eben auch ein Navigationsprogramm enthalten. Die Anschaffung der Tablets sei im Landeshaushalt vorgesehen, wenn das Abgeordnetenhaus dem Etat zustimmt, sei das Geld komplett verfügbar.
Gesamter Fuhrpark umfasst 2600 Fahrzeuge
Mit 2000 Tablets könnten die Einsatzfahrzeuge der Polizei nahezu flächendeckend mit Tablets ausgerüstet werden, erläuterte Pallgen. Wie die Innenverwaltung im Mai auf eine parlamentarische Anfrage der Linken mitteilte, umfasst der gesamte Fuhrpark der Polizei rund 2600 Fahrzeuge der Baujahre 1981 bis 2017 "für unterschiedliche Nutzungszwecke". Dazu gehören zum Beispiel auch 22 Fahrzeuge zur Geschwindigkeitsmessung sowie eine "Arbeitsmaschine". Die Software für die Navigationsfunktion werde bereits in der Polizei entwickelt, so Pallgen.
Derzeit stehen den Beamten 900 Smartphones und 200 Tablets zur Verfügung. Die vorhandenen Geräte sollen "aufgaben- und einsatzbezogen von mehreren Dienstkräften" genutzt werden. Anfang dieses Jahres gab es in der Senatsinnenverwaltung bereits Überlegungen, die Polizisten im Außendienst mit Smartphones auszustatten. Hintergrund waren Probleme mit dem Digitalfunk. Von einer behördenweiten Ausstattung mit 16.000 Smartphones hatte man aber wegen der hohen Investitionen vorerst wieder Abstand genommen.
Viele neue Ausrüstungen bislang nur angekündigt
Doch Smartphone und Tablets sind nicht die einzigen Versprechungen, auf die die Berliner Polizei wartet. Auch auf neue Schutzausrüstung und Waffen, die der Behörde teilweise schon vor Monaten, noch von Geisels Amtsvorgänger Frank Henkel (CDU), zugesagt worden waren, stehen auf dem langen Wunschzettel. Auf den Dienststellen ist bislang aber kaum etwas angekommen. Polizisten berichten etwa, dass sie seit mehr als 15 Jahren dieselbe Schutzweste tragen.
Wie berichtet wird es neue Schutzwesten aber nur in Teilen und nicht vor November 2018 geben. Behördenintern gilt es auch als unrealistisch, dass die angekündigten neuen Dienstpistolen (Kaliber 9 mm) noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.
Neue Maschinenpistolen wird es entgegen früherer Ankündigungen und im Gegensatz zu anderen Bundesländern gar nicht mehr geben. Vielmehr habe man sich nach "eingehender Beratung" mit der Polizei entschieden, die vorhandenen Maschinenpistolen (MP) "mittels Zubehör" aufzurüsten, hieß es kürzlich aus der Innenverwaltung. Die Devise dahinter: Aufrüsten statt Neukauf. Nun sollen die alten Maschinenpistolen mit zusätzlichen Visieren, Handgriffen und Lampen nachgerüstet werden.
In die Beschaffung von neuen Helmen war zuletzt indes Bewegung gekommen. Nach mehreren Monaten Hängepartie war eine entsprechende Ausschreibung veröffentlicht worden. Die neuen ballistischen Schutzhelme sollen einem Beschuss von Patronen des Kalibers 9 mm problemlos standhalten können. Jeder Funkwagen soll mit zwei Helmen ausgerüstet werden. Aus welchem Material die Helme bestehen sollen – Titan oder einem leichteren Aramid-Komposit – ist noch offen. Mit einem Zuschlag wird im Dezember dieses Jahres gerechnet.
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