Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

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Moderator: schutzmann_schneidig

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Knaecke77 » Di 6. Dez 2016, 18:54

Jaguar 1986 hat geschrieben:
Das wäre doch auch fein für Asylverfahren. Kein Pass? Okay, dann bestimmen wir per DNA das Herkunftsland (bzw. die Region). :pfeif:
Ist bestimmt ordentlich teuer, aber das wär´s ggf. wert.
Die Kosten sind eher nicht das Problem..... :polizei4:
Knaecke77 hat geschrieben:
Ich bin ja gespannt , wann sich mal der BJM und der BMI zum Thema äußern.
Zeit wirds :nein:
Herr Maas lehnt das Ansinnen aus BW mal grundsätzlich nicht ab.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich offen für eine Diskussion darüber. Losgelöst vom konkreten Einzelfall beobachte sein Ministerium wissenschaftliche Entwicklungen sehr genau und prüfe insofern auch, ob es gesetzgeberischen Handlungsbedarf gebe, teilte er am Dienstag mit. Es sei sinnvoll, das Thema auf der nächsten Justizministerkonferenz zu thematisieren.
https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/i ... ommen.html

Jaguar 1986

Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Jaguar 1986 » Di 6. Dez 2016, 19:52

Kaeptn_Chaos hat geschrieben: - Wer macht die Untersuchung?
- Wer trägt die Kosten?
- Bestimmt die DNA wirklich staatengenau? Interessant.
- Ein zertifiziertes Labor nehme ich mal an :polizei4:
- Am Ende natürlich wir alle als Steuerzahler. Für mich gehört das ins allgemeine Asylbudget. Bzw. zum dafür erforderlichen Apparat.
- Im Artikel steht *Region*. Wie weit sich das eingrenzen lässt ist natürlich ausschlaggebend. Aber vllt. eng genug um Syrien und Nordafrika zu unterscheiden :polizei2:

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Controller » Di 6. Dez 2016, 21:43

Also Knäcke, wenn ich dich richtig verstehe, willst du

kurz und knackig zusammengefasst:

Die am Tatort gesicherte DNA darf entsprechend dem wissenschaftlichen Fortschritt untersucht werden, wobei es keine Grenzen gibt, was festgestellt und verwertet wird ?

Täter DNA
Opfer DNA
Unbeteiligter Spurenleger

Wo ist Anfang und Ende ?

Und was ist mit dem Recht auf Nichtwissen?
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

- Verstorben am 09.08.2021 -

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Knaecke77 » Mi 7. Dez 2016, 04:51

Controller hat geschrieben:Also Knäcke, wenn ich dich richtig verstehe, willst du

kurz und knackig zusammengefasst:

Die am Tatort gesicherte DNA darf entsprechend dem wissenschaftlichen Fortschritt untersucht werden, wobei es keine Grenzen gibt, was festgestellt und verwertet wird ?

Täter DNA
Opfer DNA
Unbeteiligter Spurenleger

Wo ist Anfang und Ende ?

Und was ist mit dem Recht auf Nichtwissen?
Wenn die erfassten DNA-Proben nach Auswertung und Abschluss des Verfahrens gelöscht werden, dann habe ich damit kein Problem.
Natürlich dürfen die Proben nur auf relevante Daten hin ausgewertet werden. Der Gesetzgeber muss eben wie immer Maas und Mitte sicherstellen. :polizei2:

Die Frage ist, ob es überhaupt notwendig ist, dass bei jeder Probe das volle Programm gefahren werden muss?

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Diag » Mi 7. Dez 2016, 06:06

Was Du scheinbar vergisst: So ein Haar ist erst mal von nem Spurenleger, nicht unbedingt vom Täter.

Jetzt stellst Du fest, dass das Haar von nem 25-jährigen Taxifahrer aus der Hauptstraße in Dubai ist, der gerne Shisha raucht. Was machst Du mit der Info? Schließt alle anderen aus, um dann irgendwann durch Zufall festzustellen, dass der Täter ein Glatzkopf ausm Märkischen Land war?

Ein Spurenleger ist erst mal nur das.

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Knaecke77 » Mi 7. Dez 2016, 07:59

Diag hat geschrieben:Was Du scheinbar vergisst: So ein Haar ist erst mal von nem Spurenleger, nicht unbedingt vom Täter.

Jetzt stellst Du fest, dass das Haar von nem 25-jährigen Taxifahrer aus der Hauptstraße in Dubai ist, der gerne Shisha raucht. Was machst Du mit der Info? Schließt alle anderen aus, um dann irgendwann durch Zufall festzustellen, dass der Täter ein Glatzkopf ausm Märkischen Land war?

Ein Spurenleger ist erst mal nur das.

Ich habe keine Ahnung wie bei der Kripo Mordermittlungen geführt werden.

Ich gehe aber auch wie Du davon aus, und so ist wohl auch in FR gewesen, dass DNA-Tests nur ein Mosaiksteinchen darstellen. Ein Bild wird erst daraus, wenn andere Ermittlungsergebnisse mit einfließen.

Und ab einem gewissen Ermittlungsstand, so meine Überzeugung, kann die Information , woher ein Verdächtiger kommt, sowie dessen Augen- und Haarfarbe durchaus entscheidend für den weiteren Verlauf der Ermittlungen sein.

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Diag » Mi 7. Dez 2016, 08:02

Knaecke77 hat geschrieben: Ich habe keine Ahnung wie bei der Kripo Mordermittlungen geführt werden.

... so meine Überzeugung, ...
Genau!

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Knaecke77 » Mi 7. Dez 2016, 08:20

Ok, nachdem Du die Sachebene verlassen hast, können wir uns weitere Diskussionen ersparen.

In diesem Fall hat der wohl auch keine Ahnung. ..
06.12.2016, 09:48 Uhr | dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH, dpa

Freiburg (dpa) - Nach der Festnahme eines 17-jährigen Flüchtlings im Fall der getöteten Freiburger Studentin wird der Ruf nach einer umfassenderen Auswertung von DNA-Spuren lauter. Bei der Tätersuche in dem Fall hätte das massiv geholfen, sagte Freiburgs Polizeipräsident Bernhard Rotzinger der «Badischen Zeitung». Bislang darf DNA, die an einem Tatort gefunden wird und wahrscheinlich vom Täter stammt, laut Gesetz nicht auf Merkmale wie Augen-, Haar- oder Hautfarbe analysiert werden, auch wenn sich damit die Suche eingrenzen ließe.

http://www.t-online.de/nachrichten/id_7 ... tests.html

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Aldous » Mi 7. Dez 2016, 08:28

Diag hat geschrieben:Was Du scheinbar vergisst: So ein Haar ist erst mal von nem Spurenleger, nicht unbedingt vom Täter.
Ebenso wie die meisten anderen Spuren an einem Tatort. Und nun?
Die Mütze die neben dem Mordopfer im Wald gefunden wird, muss auch nicht dem Täter im Gefecht vom Kopf gerissen, sondern kann einen Monat zuvor beim Crossmarathon durch einen Läufer in die Bäume geschleudert worden sein.
Ich traue den bearbeitenden Dienststellen die Einordnung von Spurenaussage und -wert durchaus zu.

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Controller » Mi 7. Dez 2016, 08:29

Bislang darf DNA, die an einem Tatort gefunden wird und wahrscheinlich vom Täter stammt, laut Gesetz
welche Ebene ist das denn bitte :pfeif:
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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Diag » Mi 7. Dez 2016, 08:33

Aldous: Mir geht es um die angebliche eierlegende Wollmilchsau.

Knaecke: Ich habe die Sachebene verlassen durch Zitieren?

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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon schutzmann_schneidig » Mi 7. Dez 2016, 08:38

Es wird hier keine weitere Diskussion über Sachebenen und Befindlichkeiten geben, sondern ausschließlich eng am Thema diskutiert!
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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon Controller » Mi 7. Dez 2016, 09:19

Sachebene hin oder her

der Passus
und wahrscheinlich vom Täter stammt
in dem verlinkten dpa Zitat ist reiner Spekulatius - immerhin passt er aber zur Weihnachtszeit :lol:
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Beitragvon Diag » Mi 7. Dez 2016, 09:48


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Re: Täterschutz? Reform des § 81e StPO notwendig

Beitragvon BNB » Mi 7. Dez 2016, 10:40

Diag hat geschrieben:Jetzt stellst Du fest, dass das Haar von nem 25-jährigen Taxifahrer aus der Hauptstraße in Dubai ist, der gerne Shisha raucht. Was machst Du mit der Info? Schließt alle anderen aus, um dann irgendwann durch Zufall festzustellen, dass der Täter ein Glatzkopf ausm Märkischen Land war?
Man hat den Tatverdächtigen u.a. durch ein Foto einer Überwachungskamera in der Straßenbahn gefunden. Das war fast eine Stunde vor der Tatzeit und 1 km vom Tatort entfernt und man hat sicherlich nicht direkt daraus geschlossen, dass das der Täter ist. Nein, wie schon geschrieben, es ist eines von vielen Mosaikstückchen.

Zum Recht auf Nichtwissen: Natürlich muss der Gesetzgeber weiterhin spezifizieren, was ermittelt werden darf. Nur eben lockerer. Sollte sich imo trotzdem auf äußerliche Merkmale beschränken - von Haarfarbe bis Alter.
Kritisch würde es bei Dingen wie z.B. Trisomie 21 - könnte den Täterkreis durchaus einschränken*, da sehe ich aber auch die Problematik.

(Und nochwas: Wer hatte was von einer eierlegenden Wollmilchsau geschrieben? Es ist ein weiteres Hilfsmittel, das zur Aufklärung schwerer Straftaten dienen kann. Mehr nicht. Und ich kenne persönlich keinen, der dieses ernsthaft ablehnt. Komme aber auch aus Freiburg)


*) das heißt nicht, dass es das muss! Es könnte.


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