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Emmerich (NRW) – Der Millionen-Coup im Zollamt von Emmerich (NRW) machte im November 2020 bundesweit Schlagzeilen. Jetzt, eineinhalb Jahre später, der spektakuläre Ermittlungserfolg!
Vier Tatverdächtige wurden bereits am 10. Mai mit Haftbefehlen in Polen festgenommen, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.
sich um einen deutschen Zollbeamten, der auch die polnische Staatsangehörigkeit besitzt. Er hatte offenbar die Idee zu dem Coup. Die weiteren Festgenommenen sind eine Polin, die vor allem als Vermittlerin fungiert haben soll, und zwei Männer, die die Tat ausgeführt haben sollen.
Alle Festnahmen erfolgten in den polnischen Städten Zgorzelec und Karpacz. Die Verdächtigen befinden sich in Untersuchungshaft.
Nach BILD-Informationen wird gegen noch vier weitere Beschuldigte ermittelt.
Der Einbruch
Unbekannte hebelten am 1. November 2020 eine Tür des Zollamtes in Emmerich auf, gelangten so in einen Kellerraum. Mit einem Kernbohrer drangen sie dann in den daneben liegenden Tresorraum ein, rafften das dort gelagerte, aus Beschlagnahmungen stammende Geld zusammen. Insgesamt 6,5 Millionen Euro!
Die mehrfach gesicherte Stahltür des Tresorraums konnten sie damit umgehen.
Einn mutmaßlicher Komplize, der offenbar Schmiere gestanden hatte, brauste in einem schwarzen Toyota davon. Ein Zeuge hatte den verdächtig erscheinenden Mann zuvor fotografiert, mit dem Bild fahndeten die Ermittler öffentlich. Nach BILD-Informationen soll er einer der jetzt Festgenommenen sein.
Für entscheidende Hinweise zu den Tätern lobten die Behörden damals satte 100 000 Euro Belohnung aus! Ob jemand Anspruch auf diese Summe hat, dazu wollte sich die Staatsanwaltschaft Kleve auf BILD-Nachfrage nicht äußern.
Laut der polnische Zeitung „Gazeta Wyborcza“ ließ ein Streit um die Beute die Bande auffliegen. Demnach habe der Ideengeber aus dem Zollamt statt der vereinbarten 1,5 Millionen Euro nur eine halbe Million erhalten.
Der Zoll-Beamte habe daraufhin in der Verbrecher-Szene Rabatz gemacht. So laut, dass es selbst die polnischen Ermittler mitbekamen.
Deutsche Polizeibeamte durchsuchten am 10. Mai 2022 die beiden Wohnungen des tatverdächtigen Zollbeamten in Köln und Görlitz (Sachsen, direkt an der polnischen Grenze) sowie dessen Arbeitsstätte in Bonn, teilten die Behörden jetzt mit. „Darüber hinaus wurden seitens der polnischen Strafverfolgungsbehörden eine Vielzahl von Objekten in Polen durchsucht.“
Die „langwierigen und aufwändigen Ermittlungen“ seien in enger Zusammenarbeit mit der Polizei in Sachsen und den polnischen Strafverfolgungsbehörden erfolgt.
NRW-Innenminister Herbert Reul (69, CDU) über den Ermittlungserfolg: „Hier wurden mutmaßlich Schwerkriminelle festgenommen, die professionell agiert und sogar Trugspuren gelegt haben – ein Indiz dafür, dass sich selbst ausgeklügeltste Verbrechen nicht lohnen. Grenzen halten Täter nicht auf, doch sie können sicher sein: Auch die Ermittlungsbehörden werden ihre internationale Zusammenarbeit weiter ausbauen.“
Es gilt als wahrscheinlich, dass die Tatverdächtigen in Polen vor Gericht gestellt würden. Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann zu BILD: „Die vier Beschuldigten sind in Polen verhaftet worden. Wie es dann mit dem Verfahren weitergeht, wird zu gegebener Zeit entschieden.“