Frage zum Thema Abschiebung

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Frage zum Thema Abschiebung

Beitragvon XS » Sa 13. Sep 2008, 11:20

Hallo,

ich muss hier mal eine Gewissensfrage stellen, die vielen von Euch vielleicht dumm vorkommt, aber bitte nehmt Euch trotzdem die Zeit.

Ich bin demnächst mit meiner Promotion in Politikwiss. fertig und möchte mich gerne für den höheren Dienst bei der Bundespolizei bewerben.
Mich reizt die Möglichkeit bei den Sicherheitsbehörden tätig zu sein, die FdGo ist für mich nicht nur ein Begriff, ich habe viel Auslandserfahrung (v.a. in Entwicklungsländern/Krisenregionen) und die Inhalte des Studiums, das ich nochmal im Rahmen der Ausbildung zum höheren Dienst absolvieren müsste, klingen sehr spannend.

Das mal vorneweg. Jetzt kommt mein Problem: Ich bin schon länger bei einer sehr bekannten Menschenrechtsorganisation engagiert und habe mich im Rahmen eines Forschungsprojekts auch mal mit illegaler Migration befasst. Ich bin kein bekennender Fan der derzeitigen Migrationspolitik (m.E. zu repressiv) und habe auch im Rahmen des Forschungsprojekts einige traurige Geschichten von "Schüblingen" erfahren. Kritisiert wurde hier nicht die BPol, die ja nur ausführt, sondern das BAMF und die Ausländerbehörden, die manchmal z.B. mit allen Tricks und Kniffen daran arbeiten schwer Kranke in den sicheren Tod abzuschieben (z.B. AIDS-kranke Afrikaner).

Meine Frage ist jetzt: Kann man bei der BPol arbeiten, wenn man die Ausländerpolitik unseres Staates kritisch sieht? Muss man an Abschiebungen teilnehmen? Oder kann man auch ein Leben lang für die BPol arbeiten ohne damit in Berührung zu kommen?

Ein Letztes noch zur Erklärung: Für mich ist das Engagement bei einer Menschenrechtsorganisation, die u.a. auch die Migrationspolitik kritisch sieht, und der Wunsch bei der BPol zu arbeiten kein Widerspruch. Die BPol schützt die FdGo, also die Menschenrechte und setzt sich dafür auch im Ausland im Rahmen von int. Polizeimissionen ein. Im Kontext der Asyl/Abschiebungsproblematik kommt es aber zu Spannungen.

Mich würde interssieren, wie ihr das seht?
XS

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Beitragvon die_Frage » Sa 13. Sep 2008, 11:24

Hast du deine Frage nicht schon selber beantwortet :?:

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Beitragvon Knaecke77 » Sa 13. Sep 2008, 11:26

Mir ist nicht bekannt, das Beamte des hD an Abschiebungen teilnehmen.

Habe auf jeden Fall noch keine Goldsterne dabei gesehen.

Ansonsten kann ich deine Einschätzung der Migrationspolitik nicht teilen.
Aber wir sind ein freies Land, und jeder darf seine eigene Meinung zu dieser Thematik haben.
Unter Schröder und Merkel knallhart weggekürzt! Politiker: Haltet eure Zusagen aus den 00er Jahren ein!
Deshalb --> Urlaubs- und Weihnachtsgeld & 38,5 h - Wochenarbeitszeit (ohne Einkommensverlust) auch wieder für Beamte! JETZT!! :zustimm:

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Beitragvon borderhunter » Sa 13. Sep 2008, 11:54

Du könntest als Entscheidungsbeamter, im Rahmen des Asylverfahrens, sehrwohl in direkte Berührung mit diesem Thema kommen.

Soll heißen. Wenn Du in der Lage bist, zwischen Dienst und Privat zu unterscheiden, ist das kein Thema. Wenn Du aber jetzt schon weißt, dass dich Deine Gewissensbisse daran hindern könnten rechtlich saubere und objektive Entscheidungen zu treffen, solltest Du es Dir nochmal überlegen.
Prävention: schönes deutsches Wort für häufig fehlgeleitete Aktivitäten

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Re: Frage zum Thema Abschiebung

Beitragvon springer » Sa 13. Sep 2008, 13:50

[quote=""XS""]Meine Frage ist jetzt: Kann man bei der BPol arbeiten, wenn man die Ausländerpolitik unseres Staates kritisch sieht?[/quote]

Natürlich. Das ist ein freies Land - selbstverständlich kannst Du Maßnahmen des Dienstherrn kritisch sehen.

[quote=""XS""]Muss man an Abschiebungen teilnehmen?[/quote]

Wenn es angeordnet wird, dann wirst Du dich kaum drum drücken können; Du hast die Pflicht, rechtmäßige Anordnungen zu befolgen, tust Du es nicht, können Disziplinarmaßnahmen folgen. Du solltest dir dann auch überlegen, wie das für Nachgeordnete aussieht, wenn Du Maßnahmen boykottierst. Irgendwann machen die das dann vielleicht auch mit Deinem Anordnungen - und reiben dir die Rechtfertigung unter die Nase, mit der Du selbst Anordnungen ignorierst. Und dann wird es schwierig für dich.

Im hD ist es allerdings eher unwahrscheinlich, dass Du direkt damit zu tun hast. Wenn Du allerdings am Flughafen Dienst tust, kann Dir so eine Dienststelle durchaus unterstehen.

[quote=""XS""]Oder kann man auch ein Leben lang für die BPol arbeiten ohne damit in Berührung zu kommen? [/quote]
Theoretisch ja, praktisch kannst Du damit schon in Berührung kommen - im hD jedoch eher nicht direkt.

Grundsätzlich hat deine private Meinung im Dienst nichts zu suchen. Solange die Maßnahme rechtmäßig ist, hast Du sie auszuführen, egal ob sie Dir persönlich passt oder nicht - und zwar so, wie es von oben (Gesetze, Erlasse usw.) angeordnet wird. Als Polizist setzt Du Regeln durch bzw. führst sie aus, es ist ausdrücklich nicht Deine Aufgabe, sie zu machen. Dafür sind in einer Demokratie andere da. wenn Du da was ändern willst dann solltest Du in die Politik gehen. Wie gesagt, eine rechtmäßige Anordnung darfst Du nicht ignorieren - egal was Du persönlich davon hältst.

Gruß,
Springer

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Beitragvon XS » Sa 13. Sep 2008, 13:52

Danke erstmal für die Antworten!

Nur damit das klar ist: Ich hab großen Respekt vor der Polizeiarbeit! Nur beim Thema Abschiebung, da hakt es eben bei mir ;)

Mein "Soul Searching" muss ich schon selbst leisten, das kann mir natürlich keiner von Euch abnehmen.

Grüße,
XS

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Beitragvon Cruchot » Sa 13. Sep 2008, 21:05

Ich kenne Deine genaue Einstellung gegenüber Abschiebungen nicht und kenne mich allgemein zu wenig mit Abschiebungen aus, weiß aber um den ein oder anderen Zwischenfall, der auch anders hätte ablaufen können.
Überleg' Dir doch mal, ob Du nicht vielleicht auf Grund deiner kritischen Haltung Deinen Platz dort fändest ("besser ich war dabei als jemand anderes").

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Beitragvon catch » So 14. Sep 2008, 05:21

Die Bundespolizei hat so viel Verwendungsbereiche im hD, dass du möglicherweise mit dem Bereich Abschiebung niemals was zu tun haben würdest.
Ich bin ausserdem nicht deiner Meinung, dass Abschiebungen hier zu repressiv behandelt werden.
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Beitragvon die_Frage » So 14. Sep 2008, 10:06

Ist Abschiebung nicht in der Hauptsache der Ausländerbehörde zu zurechen :?:

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Beitragvon Mark_BPol » So 14. Sep 2008, 13:04

@ XS: Bei Deiner Einstellung und Interessenlage bietet sich doch vielmehr die Tätigkeit als Referent im BMI, Abteilung B an oder zumindest Referent im BAMF direkt.

Bei der BPOL wirst Du kaum etwas an der Abschiebung ändern können, da BPOL = Ausführung. Es sei denn, Du schaffst es in so eine gemeinsame AG zu kommen. Anders rum wirst als hD'ler bei der BPOL net lange an einer Stelle bleiben. Verwendungsbreite etc.

Aber vielleicht solltest auch ganz darauf verzichten, denn wenn Du schon in einem öffentlichen Forum nachfragst ob Du in den hD gehen sollst... :nein:
"Bürger, treten Sie zurück!"

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Beitragvon XS » So 14. Sep 2008, 13:21

Also nochmal Danke für all die Antworten! Ich finde es sehr positiv, wie sich alle hier ganz ernsthaft und ohne Vorurteile mit meiner Frage auseinandersetzen, obwohl die meisten von Euch sicher eine andere Meinung haben.

Um Mißverständnisse auszuräumen: Mir ist klar, dass ich als Beamtin bei der BPol nichts an Abschiebungen ändern kann bzw. das auch nicht meine Aufgabe ist. Wie ja schon richtig gesagt wurde: Dienst und ev. polit. Engagement sind natürlich klar zu trennen und man kann sich als Beamter nicht einfach weigern, eine Anordnung zu vollziehen, so lange diese rechtmäßig ist. Das hätte ich auch nicht vor, selbst wenn ich an einer Abschiebung teilnehmen müsste, sonst wäre ich als Polizistin auch ziemlich Fehl am Platze. Abgesehen davon ist nicht jeder "Schübling" zu bemitleiden, Gefährder oder x-fach Verurteilte sind ja auch darunter.

Mir ging es nur darum herauszufinden, wie zentral die Teilnahme an Abschiebungen für die Arbeit bei der BPol ist. Da sehe ich ja jetzt auch Dank Eurer Antworten klarer.


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