Zweitstudium Jura neben dem Dienst

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Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon KarloE » Di 17. Okt 2017, 21:34

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin PK und als KSB tätig. Ich habe mich schließlich dazu entschieden, neben meinem Dienst ein Zweitstudium zu beginnen und zwar Jura an einer Universität.

Allerdings wissen meine Vorgesetzten hierüber noch nichts. Ich wollte erstmal abwarten, wie sich das Studium so entwickelt. Wenn es tatsächlich Aussicht auf Erfolg haben sollte, ich denke so nach einem Jahr, würde ich meine Vorgesetzten (GL und DGL) hierüber informieren. Der Grund dafür ist gar nicht mal so leicht zu erklären. Ich denke mal es liegt wohl daran, dass es ja häufig so ist, dass solche Pläne teilweise negativ aufgenommen werde , da man ja die Dienststelle verlassen will, zumindest auf längere Sicht.

Denkt ihr, dass es eine kluge Idee ist, oder liege ich falsch. Gibt es vielleicht noch Kollegen, die in einer ähnlichen Situation sind oder solche, die einen Kollegen kennen, der das ebenfalls durchführt.


Dann noch eine zweite Sache. Falls ich tatsächlich das Studium beenden werde, wird es darauf hinauslaufen, dass ich entweder meine Arbeitsstunden reduzieren muss oder ich versuche einen Sonderdienstplan genehmigen zu lassen.

Ist es in keinem Fall möglich, diese personellen Schritte einzuleiten, oder sind das Fälle, die vornherein nicht genehmigungsfähig sind?

Als letztes bitte ich nur diejenigen zu Wort, die mir auch konstruktive Hilfe leisten wollen. Dass ich vielleicht nicht ganz im Sinne der Behörde handel, ist mir bewusst, dennoch hoffe ich auf ein wenig Verständnis!

Viele kollegiale Grüße

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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon SchoenerThunfisch » Mi 18. Okt 2017, 09:19

Zählt ein Studium nicht u. U. als Nebentätigkeit? Würde mich da mal informieren, wird dann nämlich evtl. anzeige- oder genehmigungspflichtig.

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SirJames
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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon SirJames » Mi 18. Okt 2017, 12:01


KarloE hat geschrieben:Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin PK und als KSB tätig. Ich habe mich schließlich dazu entschieden, neben meinem Dienst ein Zweitstudium zu beginnen und zwar Jura an einer Universität.

Allerdings wissen meine Vorgesetzten hierüber noch nichts. Ich wollte erstmal abwarten, wie sich das Studium so entwickelt. Wenn es tatsächlich Aussicht auf Erfolg haben sollte, ich denke so nach einem Jahr, würde ich meine Vorgesetzten (GL und DGL) hierüber informieren. Der Grund dafür ist gar nicht mal so leicht zu erklären. Ich denke mal es liegt wohl daran, dass es ja häufig so ist, dass solche Pläne teilweise negativ aufgenommen werde , da man ja die Dienststelle verlassen will, zumindest auf längere Sicht.

Denkt ihr, dass es eine kluge Idee ist, oder liege ich falsch. Gibt es vielleicht noch Kollegen, die in einer ähnlichen Situation sind oder solche, die einen Kollegen kennen, der das ebenfalls durchführt.


Dann noch eine zweite Sache. Falls ich tatsächlich das Studium beenden werde, wird es darauf hinauslaufen, dass ich entweder meine Arbeitsstunden reduzieren muss oder ich versuche einen Sonderdienstplan genehmigen zu lassen.

Ist es in keinem Fall möglich, diese personellen Schritte einzuleiten, oder sind das Fälle, die vornherein nicht genehmigungsfähig sind?

Als letztes bitte ich nur diejenigen zu Wort, die mir auch konstruktive Hilfe leisten wollen. Dass ich vielleicht nicht ganz im Sinne der Behörde handel, ist mir bewusst, dennoch hoffe ich auf ein wenig Verständnis!

Viele kollegiale Grüße
Moin,

grds. und allgemein betrachtet, wüsste ich nicht was dagegen sprechen sollte, wenn Du neben Deinem Dienst Rechtswissenschaften studieren möchtest, natürlich unter der Prämisse, dass Deine dienstlichen Verpflichtungen nicht leiden. Unter dieser Voraussetzung ist es doch grds. als sehr positiv zu bewerten, wenn sich ein Mitarbeiter nebenbei in dieser Weise fortbildet. So würde ich es jedenfalls als Behörde bzw. Dienstvorgesetzter sehen. In Kenntnis setzen würde ich die Behörde aber in jedem Fall, wenn man es nicht sogar muss, wie bereits angesprochen.

Ich will noch auf ein zwei andere Aspekte hinweisen. Auch wenn es nach meiner Kts. nach wie vor grds. keine Anwesenheitspflicht gibt, so habe ich zumindest die Teilnahme an den Arbeitsgemeinschaften als sehr hilfreich empfunden. Darüber hinaus musst Du je nach Uni und Prüfungsordnung Pflichtkurse machen (z.B. fachbezogene Sprachscheine oder ein Semester VWL/BWL oder KuWi und was es sonst noch so gibt). Klausuren und Hausarbeiten mal außen vor gelassen. Kurzum, man sollte den zeitlichen Aufwand nicht unterschätzen. Meiner Ansicht nach ist ein Jurastudium, so es denn ernsthaft betrieben wird und man nicht der totale Überflieger ist, vom zeitlichen Aufwand betrachtet, mind. mit einem Vollzeitjob zu vergleichen.

Sofern Du auch das 2. Examen machen willst, kann es passieren, dass Du Dich dafür aus Deinem Beamtenverhältnis entlassen musst. Viele Dienstherren stellen Mitarbeiter wohl nicht für ein Referendariat frei, mal abgesehen von irgendwelchen möglichen Pflichtenkollisionen im Rahmen der Ref-Stationen. Ob es über eine Freistellung ohne Bezüge ginge (das nennt man glaube ich 'Sabbatjahr'), müsste man dann ggf. klären. Ich kenne aus meinem dienstlichen Umfeld jedenfalls einen konkreten Fall, der sich zw. BaL (A11) und Referendariat entscheiden musste, weil die Behörde nicht mitgespielt hat.

Ich wünsche Dir viel Erfolg, auch wenn es sicherlich eine vor allem zeitlich betrachtet Riesenherausforderung sein wird.

Ansonsten gibt's ja hier im Forum auch ein paar Juristen. Vielleicht können die Dir auch noch den ein oder anderen Tipp geben.


Gruß


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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon PotionMaster » Mi 18. Okt 2017, 12:51

Ich zumindest hätte es mir nicht vorstellen können voll neben dem Dienst zu studieren. Im Grundstudium ging das noch. Zweifellos gibt es schöneres als nach der Nachtschicht gleich an die Uni zu fahren. Aber machbar ist das schon. Allerdings hat man auch im die Arbeitsgemeinschaften im Grundstudium die zumindest bei uns Pflicht waren...Muss man irgendwie in den Kalender integrieren können.

Später im Hauptstudium und dreimal in der Examensvorbereitung (ca ein Jahr) ist es meiner Meinung nach nicht wirklich machbar. SirJames hat ja schon zum Arbeitsaufwand etwas geschrieben. Die überwiegende Masse der Studenten macht ein Repetitorium, sei es an der Uni oder beim privaten Repetitor. Das sind wohl so um die 25 Stunden in der Woche. Und damit ist dann noch nichts gelernt (mit zwei, drei Stündchen am Tag ist es da nicht getan) und noch keine Übungsklausur geschrieben (fünf Stunden pro Klausur + nochmal Zeit um die Korrektur durchzugehen und das mindestens einmal pro Woche, umso öfter desto besser). Wenn du eine Note im Examen erreichen möchtest mit der du später dann auch auf dem Markt konkurrenzfähig bist, dann ist das parallel zum Vollzeitjob (meiner Meinung nach) unmöglich.

Ob dir Teilzeit oder ähnliche Modelle gewährt werden, kann ich nicht sagen. Mir wurden sie abgelehnt.

Und auch das Referendariat wurde ja schon angesprochen. Spätestens da wird es dir dann wahrscheinlich unmöglich sein, weiter bei der Polizei zu bleiben. Ich kenne jedenfalls niemanden, dem das gestattet wurde. Und erst nach dem zweiten Examen kannst du dann auch wirklich sicher sagen, ob du den Beruf ergreifen kannst der dir gefällt. Mit dem ersten Examen alleine kann man heute kaum noch wirklich etwas anfangen. Wenn du das Studium also nicht nur für die persönliche Entwicklung machen möchtest, dann plane unbedingt auch das Referendariat und das zweite Examen mit ein!

Edit: Irgendjemand hat mir neulich mal erzählt, dass es an der Fernuni Hagen jetzt nicht nur den Wirtschaftsjuristen gibt sondern man inzwischen sogar die Vorbereitung zum ersten Staatsexamen über das Fernstudium durchführen kann. Vielleicht eine Alternative?

vladdi
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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon vladdi » Mi 18. Okt 2017, 17:41

Die Idee ist klasse.
Das steht nicht entgegen dem, was die Behörde will

Ist anstrengend. Beruf und Studium. Viel Kraft kostet das.
Ich wünsche dir Erfolg.

Karriere ist dann nicht vorgezeichnet aber möglich.

jsb

Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon jsb » Mi 18. Okt 2017, 22:00

Das Fernstudium kam mir bei dem Beitrag auch kurz in den Sinn. Ein Bekannter studiert neben dem Job als PVB Politik an der Fernuni, das klappt wohl. Mein Jurastudium hätte ich nicht als Fernstudium durchziehen wollen, weil mir das soziale Netz und der persönliche Austausch extrem gefehlt hätten. Ich hatte aber auch keinen Hauptjob nebenher, das stelle ich mir aus Zeitgründen fast unmöglich vor.

Im Vergleich zum FH-Studium ist das Unistudium weniger verschult, die Gruppen sind teilweise riesig, die Lehrveranstaltungen der Profs werden vielleicht evaluiert, aber eine Qualitätskontrolle wie an der FH kenne ich da nicht. Ob Power Point Folien und Unterlagen besonders unterhaltsam, angenehm vom Umfang, lernanregend und hilfreich für die Klausur sind oder nicht, interessiert da eher keinen.

Den erheblichen Arbeitsumfang haben PotionMaster und SirJames ja schon konkreter dargelegt. Ich glaube nicht, dass man Dir diese zusätzliche Belastung nicht anmerken würde. Wenn Du Deine Idee wie beschrieben umsetzen würdest, wäre es sehr wahrscheinlich, dass Du Deine Kollegen und Vorgesetzten konsequent anlügen müsstest. Ich finde, dass das keine Option ist, und was Leute finden oder einen nerven, wäre m. E. kein Grund, die eigenen Werte auf den Kopf zu stellen. Es ist aber jetzt nicht meine Entscheidung und Du wirst Deine Gründe für diese Idee haben.

Du kannst doch mal vier Wochen Urlaub nehmen und täglich Gast in Jura Vorlesungen, in der Bibliothek und Mensa sein. Dort kommst Du sicher ins Gespräch und bekommst Eindrücke, u. a. auch wie es ist, praktisch den gesamten Urlaub und freie Tage dafür zu opfern, ohne genau zu wissen, zu welchem Ergebnis es führt ... was schon ein Vorgeschmack wäre.

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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon Konspi » Sa 21. Okt 2017, 13:21

Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen der Dienstvorgesetzte ein Studium (hier: Jura, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie) unterstützt hat. Unter anderem durch Befürwortung von Sonderurlaub/Bildungsurlaubsregelungen, termingerechtem Dienstfrei u.ä.
Allerdings, wie bereits geschrieben wurde, wird es bei Jura nach dem ersten Staatsexamen, wenn man denn das zweite überhaupt anstrebt und nicht Diplomjurist bleiben möchte, schwierig. Aber auch hier wird das nach meiner Beobachtung zumeist vom Dienstherrn unterstützt. Und klar, wenn es gut läuft, dann taucht man später auch im h.D. wieder auf.
Allerdings ist der Weg sehr steinig - aber genau deshalb wurden die betreffenden (zumindest die mir bekannten) Kollegen hoch geschätzt - vorausgesetzt, dass der Dienst nicht unverhältnismäßig unter den Studien leiden musste.

Grüße
konspi
Man darf eine Meinung haben, man muss nicht! Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal "Fresse halten"! Dieter NUHR
"Glück ab"!

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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon vladdi » Sa 21. Okt 2017, 13:25

Teilzeit kommt ja auch drauf an.... Teilzeit arbeiten Freitag, Samstag spät/ Nacht um dafür Montags bis Donnerstag zur Uni zu gehen, könnte dem einen oder anderem Dienstherrn ein 'Ja' ind den Antrag entlocken.

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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon silverbird » Mo 23. Okt 2017, 08:15

Ich studiere auch Jura und bin in meiner Teilzeit auf 24 Std. runtergegangen, was in meiner Besoldungsgruppe wirklich wehtut, zumal wir als Bundesland auch besoldungstechnisch das Schlusslicht bilden.

Mit der richtigen Motivation schafft man das Studium, du musst dich nur eben voll reinhängen und begeistert sein, weil andere, wo du arbeitest, sich in Ruhe Zeit nehmen, zu lernen. Und auch wenn du im Dienst die Zeit haben solltest, du wirst dich nicht konzentrieren und motivieren können zum Lernen.

24 Std. sind meiner Meinung nach immer noch zu hoch bemessen.
Du kannst an vielen Unis aber auch auf Teilzeit studieren, was bei Jura eigentlich egal ist, da eh keine Anwesenheitspflicht besteht. Du brauchst vielleicht länger, kannst die Sache aber entspannter angehen!

Da das Studium als Nebentätigkeit angesehen wird, MUSS es der Personalstelle und dem Dienstherrn gemeldet werden, da führt kein Weg drum herum. Aber selbst wenn, der Dienstherr kann dir da keinen Strich durch die Rechnung machen und letzten Endes studierst du für DICH und deine Zukunft, da sollte es dir egal sein, wie der Dienstherr das findet. Wenn er dich aufgrund des Studiums schikaniert, ist das natürlich wieder eine andere Sache.

Ansonsten gäbe es ja auch noch die Möglichkeit, Jura als Fernstudium zu bekleiden.

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Rantanplan
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Re: Zweitstudium Jura neben dem Dienst

Beitragvon Rantanplan » Mo 23. Okt 2017, 18:22

PotionMaster hat geschrieben:
Mi 18. Okt 2017, 12:51
Edit: Irgendjemand hat mir neulich mal erzählt, dass es an der Fernuni Hagen jetzt nicht nur den Wirtschaftsjuristen gibt sondern man inzwischen sogar die Vorbereitung zum ersten Staatsexamen über das Fernstudium durchführen kann. Vielleicht eine Alternative?
Hier finden sich eigentlich alle Infos dazu: http://www.fernuni-hagen.de/rewi/studium/ejp.shtml


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