Würde es dich wundern, wenn ich dir sage, dass einem ganzen Batzen der Aikidokas relativ egal ist welchen Körperteil oder welches stück Kleidung sie erwischen wenn sie Kontakt aufnehmen wollen?Maure hat geschrieben: Versuche doch mal die Anwendung von Aikido bei einem der abgeht wie ein rotes Mopped. Zum Hebeln musst du mal mindestens einen Arm erwischen. Viel Spass dabei!
Und schon der erste Denkfehler, den leider auch Aikido-Anfänger machen die "Hebel" kommen zustande, weil man die Gelenke blockieren will damit man auf den Körperschwerpunkt des Gegners einwirken kann. Schmerzen und Verletzungen sind trivial.Trooper hat geschrieben: Ich halte Hebeln im Stand ohnehin für eine etwas fragwürdige Sache. Auch und gerade weil ich selber lange genug dienstlich mit den üblichen "Armstreckhebel zu Boden", "Armbeugehebel" und "Kipphandhebel" bedacht worden bin, die lange Zeit das polizeiliche Training dominiert haben.
Das Problem liegt darin, daß für erfolgreiches Hebeln zwei Dinge notwendig sind: erstens muß ich den Gegner vorher bestmöglich immobilisieren/kontrollieren und zweitens muß ich das gehebelte Körperteil isolieren. Tue ich das nicht, ergeben sich daraus etliche taktische Schwierigkeiten.
Ein elementarer Denkfehler man geht die Sache nicht so an, dass man eine Technik durchziehen will. Man macht was man dank Training im Gefühl hat. Da kommen teilweise recht interessante Sachen bei raus.Erstens ist es relativ schwierig, in einem Gerangel, in dem sich der (stehende) Gegner komplett frei bewegen kann, ein Körperteil so zu fassen zu bekommen, daß ein Einwirken auf ein Gelenk möglich wird.
Nein nur der Murx den ein Rahnsich erdacht hat und leider im Wald und Wiesendojo unterrichtet wird "funktioniert" über Schmerz. Aikidokas, BBTler, trad. Judokas und Co werden das Gleichgewicht angreifen. Ob das dabei weh tut ist sowas von trivial.
Zweitens kann mein Gegner möglicherweise durch Verlagerung seines Körpers meine Technik zunichte machen. Die einzige Möglichkeit, dies sicher zu verhindern, wäre, ihm zuvorzukommen und den Hebel mit Maximalgeschwindigkeit durchzuziehen, was ein erhebliches Verletzungsrisiko bedeutet.
Drittens funktionieren Hebeltechniken über Schmerzreize. Wenn die Fähigkeit zum Empfinden von Schmerzen durch körpereigene oder körperfremde Substanzen herabgesetzt ist, wird die Technik kaum funktionieren, Verletzungen hin oder her. Ist der Gegner nicht immobilisiert, befinde ich mich in der blöden Situation, daß ich in einer erfolglosen Technik mit beiden Händen an einem Gegner hänge, der noch ein erhebliches Maß an Handlungs- und Bewegungsfähigkeit und mindestens eine freie Hand hat.
Solche Hebel wie du sie beschreibst gibt es im Aikido nicht. Sofern es richtig unterrichtet wird was nicht immer der Fall ist.(Als dieser Kram noch relativ flächendeckend bei unserem Laden unterrichtet wurde, habe ich immer im Sparring einen Heidenspaß mit unseren Praktis gehabt, die ständig nach meiner einen Hand zwecks Kipphandhebel zu haschen versuchten, während sie von der anderen Hand simultan eine gegongt bekamen).
Die logische Folgerung daraus: Hebel sind keine Takedown-, sondern Kontrolltechniken und gehören nicht in den Stand, sondern auf den Boden, wo der Gegner in eine Kontrollposition manövriert wird, aus der heraus ich ihn effizient und mit minimaler Eigengefährdung hebeln kann. Im BJJ/Grappling (das unbestritten das dasjenige System ist, das sich am ausführlichsten mit funktionaler Hebelei beschäftigt) gilt nicht umsonst die Maxime "Position before Submission", und genauso verhält es sich auch.
Damit will ich nicht sagen, daß sämtliche Hebeltechniken im Stand niemals funktionieren können. Ich habe auch schon Leute mit dem o.g. Kram erfolgreich eingesackt. Die waren zumeist berauscht, jämmerlich und nur bedingt von echtem Widerstandswillen getragen. Es sind aber Dinge, die bestenfalls unter "nice to know" laufen sollten und keinesfalls einen Kernbestandteil meines taktischen Konzepts ausmachen dürfen. Bei der Polizei, die mit minimalem Zeitansatz im Training auskommen muß, haben derartige Sachen erst recht nix verloren. Wir können es uns nicht leisten, in erster Linie für das Opfer, den schneckenlangsamen und gleichgewichtsamputierten Bewegungslegastheniker zu trainieren, sondern wir müssen unser Trainingskonzept an dem "worst case" ausrichten, nämlich dem zweikampfgewillten Täter.
Sinnvolle Takedowns sind in diesem Zusammenhang eher ringerische Techniken, bei denen ich aus dem Clinch heraus durch Zufassen den gegnerischen Oberkörper kontrolliere, aus dem Gleichgewicht bringe und durch eigene Bewegung und/oder Beinarbeit den Umkipp-Punkt erreiche. Ringer und Judoka haben hier massive Vorteile... Sicheln, Feger, Ausheber, Beinwürfe, Fallzüge usw. sind das Mittel der Wahl.
Die Dinger sind das Resultat Übungen abzuschauen, diese dann auch noch zu verschlimmbessern ohne den Sinn und Inhalt vorher zu begreifen. Das Ganze nennt man anschließend Technik und funktioniert nur bei kooperativen Dummys.
Egal was du machst es funktioniert nur wenn es richtig Unterrichtet wird.
Und das bedeutet ua wenn einer anfängt ala "Und der Schmerz zwingt ihn zum mitgehen" sollte man sich ein neues Dojo suchen. Bei den Sortaten hat man zum Glück eine Art Qualitätskontrolle, die ein gewisses Niveau sichert.
waahhrg!sailor hat geschrieben:Ob man das Gelernte bei einem sich wehrenden Gegenüber einsetzen kann, kommt natürlich immer auf die Situation an. Das lernt man sicher mit der Zeit einzusetzen. Allerdings ist es beim Aikido doch so, dass man die Angriffe des Gegners praktisch "vorausahnen" muss, damit man die richtige "Aushebeltaktik" einsetzen kann. Das braucht natürlich seine Zeit, bis das möglich ist.
Der "Trick" beim Aikido ist ersteinmal Bewegung, Kontrolle und Gleichgewichtsbruch. Und vor allem dem Gegner die Initiative zu rauben. Das man auftretende Kräfte manipuliert bietet sich doch einfach nur an.Der Trick beim Aikido liegt ja darin, die Kraft und die Angriffe des Gegners so umzuhebeln dass sie am Ende gegen ihn verwendet werden können.