Welche Kampfsportart?

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon FlashBang » Mo 3. Dez 2012, 08:59

:zustimm:

theodorant
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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon theodorant » Mo 3. Dez 2012, 09:05

The-Funky-Beast hat geschrieben: Und subjektiv (!!!) gesehen finde ich dort die Technicken auch einfach etwas zweckdienlicherund schnörkelloser. Je weniger Technik und Schnick-Schnack, umso weniger kann man in der Hitze des Eingreifens falsch machen.
:applaus:

Guter Einwand: umso mehr Techniken man draufhat umso länger die Reaktionszeit.

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Trooper » Mo 3. Dez 2012, 10:35

Eine Submission wird idR erst angewendet wenn der Gegner schon dominiert wird.
Die BJJ'ler sagen nicht umsonst "first position then submission".
Das schrob ich ja schon oben... und deswegen bin ich der Ansicht, daß Hebel auf den Boden gehören.

Der Grund für diese Ansicht ist einfach: wenn Hebeln im Stand tatsächlich eine hinreichend valide Methode für den Takedown wäre, dann hätten wir derartige Techniken bereits in erheblichem Maße im Kampfverhalten der Vertreter der einschlägigen Wettkampfsportarten festgestellt.

Hebel über das Handgelenk sind in den meisten MMA- und Grapplingregelwerken erlaubt, und da es im Profisport insbesondere in den USA um erhebliche Geldbeträge geht, werden die entsprechenden Trainingskonzepte ständig weiterentwickelt und und an neue Erkenntnisse angepaßt.

Ich will gar nicht irgendwelche "anecdotical evidence" á la "Mein Meister hat mal einen verprügelt, der XYZ-Fu gemacht hat" ins Spiel bringen... aber wer behauptet, muß beweisen, und zwar in demjenigen Labor, das hinreichende Wiederholungszahlen, eine große Menge verschiedener Anwender und öffentliche Einsichtnahme ermöglicht. Und das ist der (Leistungs-)Sport.
Was wunderbar geht, wenn man ein Regelwerk hat, und ähnliche körperliche Voraussetzungen.
Wenn eine Methode in sich grundsätzlich schlüssig und brauchbar ist, funktioniert sie auch unter einem Regelwerk (sofern dabei alle Kampfdistanzen berücksichtigt werden). Eine Idee, die für sich den Anspruch erhebt, robust und universell genug zu sein, um unter den Unwägbarkeiten einer dynamischen körperlichen Auseinandersetzungen zu funktionieren, muß sich zumindest in einem (relativ freien) MMA-typischen Regelwerk beweisen können.

Falls du auf die Argumentation "Wir machen kein Sparring/Wettkämpfe, weil unsere Techniken dafür zu gefährlich sind/nur funktionieren, wenn man dem Gegner auch das Knie zertreten/in die Augen pieksen/an den Nippeln drehen darf" hinaus willst... das greift zu kurz. Ein Konzept, dessen Funktionalität ausschließlich an sowas hängt, ist biomechanisch nicht schlüssig und verfügt über keine ausreichende Praktikabilität.
Was in den trad. Kata (Bewegungsaufgaben) eingeschliffen wird sind übrigens Bewegungsmuster und ein Gefühl für Biomachanik. Was dann im Randori (Sammelbezeichnung für die freihen Übungsformen) zur Anwendungsreife gebracht wird. Selbe Methode nur eine Ebene abstrakter.
Aha. Was umfaßt denn Randori bei euch? Freies Kämpfen in allen Distanzen, bei dem sich zwei Kontrahenten, die sowohl Schlagen, Treten, Clinchen, Werfen, Hebeln und Bodenkampf beherrschen, ernsthaft um Erfolg bemühen? Wenn das im Aikido vorkommt, wäre mir das neu (und ich hätte das gerne belegt).

Ich war mal in einem BBT-Dojo, wo ab und zu ein bißchen boxerisch gesparrt wurde. Erstaunlicherweise blieb vom BBT in dem Moment aber nicht viel übrig. Und diejenigen, die was auf der Pfanne hatten, waren komischerweise auch alle schon böse Hauer mit Background in sportlichem Kämpfen gewesen, bevor sie mit dem Kram angefangen hatten.

Ich fand die Sache damals zu Anfang übrigens ganz interessant. Dann bin ich aber durch Zufall mal an einen (recht erfolgreichen und traditionsreichen) Judoverein geraten und mußte mit Erstaunen feststellen, daß ich schon nach wenigen Monaten Judotraining (mit regelmäßigem Randori) im Clinch und am Boden ziemlich schnell die Matte mit meinen BBT-Kumpels wischen konnte. Weil man Kämpfen eben nur durch Kämpfen lernt.

Das war dann das Ende meiner BBT-Karriere. Irgendwann hat es mich dann übers Judo mal zum Grappling verschlagen, dann kam ein bißchen MT und MMA dazu, und im Nachhinein bin ich richtiggehend erschrocken gewesen, wieviele eminent wichtige Lektionen ich nicht gelernt hätte, wenn ich diese Richtung nicht eingeschlagen hätte.
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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Danny.reloaded » Mo 3. Dez 2012, 12:48

Trooper, du gibst dir zuviel Mühe. ;)

Jeder mit einem bisschen Erfahrung und Überblick im Bereich Kampfsport/Kampfkunst/Strassenklopperei hat weiss einfach, dass Kampfsport einfach am meisten bringt und dass es "im echten Leben" ein klein wenig hektischer zugeht als beim Formenlaufen. Die ganzen schönen Übungen, wo der Gegner nach dem ersten Angriff durch den oberfiesen Schockschlag in eine seltsame Starre verfällt sind für den Arsch.
Auf jeden Aktion von euch folgt seine Reaktion (alleine schon hilfloses unkontrolliertes Gezappel kann euch das Leben schwer machen, bzw. euch gleich verletzen).
Also sucht euch auch auf der Matte richtige Gegner.

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Maure » Mo 3. Dez 2012, 21:34

Also wenn das Aikido so eine Hammersache ist, stell ich mir die Frage, wieso unsere Firma (die mit den lustigen blau-silbernen Autos) das nicht schon lange eingeführt hat. :polizei13:

Ich stimm Trooper voll und ganz zu. Gleichgewicht brechen (egal wie) und dann (irgendwie) festlegen. Ich nenne es einfach "irgendwie" weil in der Hektik und dem Streß eh meistens das in den seltenen Einsatztrainings vermittelte nicht abgerufen wird. Grund: Es wird viel zu selten gemacht um es in Streßsituationen abrufen zu können.

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Maure » Mo 3. Dez 2012, 21:37

Danny.reloaded hat geschrieben:Trooper, du gibst dir zuviel Mühe. ;)

Jeder mit einem bisschen Erfahrung und Überblick im Bereich Kampfsport/Kampfkunst/Strassenklopperei hat weiss einfach, dass Kampfsport einfach am meisten bringt und dass es "im echten Leben" ein klein wenig hektischer zugeht als beim Formenlaufen. Die ganzen schönen Übungen, wo der Gegner nach dem ersten Angriff durch den oberfiesen Schockschlag in eine seltsame Starre verfällt sind für den Arsch.
Auf jeden Aktion von euch folgt seine Reaktion (alleine schon hilfloses unkontrolliertes Gezappel kann euch das Leben schwer machen, bzw. euch gleich verletzen).
Also sucht euch auch auf der Matte richtige Gegner.
Naja, die Sache mit dem Schock ist gaaarnicht soooo verkehrt. Der Schock muss nur richtig gesetzt werden. Jaja, jetzt wird gleich wieder auf mich eingehackt: Es darf ruhig beim schocken ins Gesicht geschlagen werden! (Muss ja ned sofort die Faust sein) :-)

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon EtOH » Mo 3. Dez 2012, 22:59

Maure hat geschrieben:Also wenn das Aikido so eine Hammersache ist, stell ich mir die Frage, wieso unsere Firma (die mit den lustigen blau-silbernen Autos) das nicht schon lange eingeführt hat. :polizei13:

Ich stimm Trooper voll und ganz zu. Gleichgewicht brechen (egal wie) und dann (irgendwie) festlegen. Ich nenne es einfach "irgendwie" weil in der Hektik und dem Streß eh meistens das in den seltenen Einsatztrainings vermittelte nicht abgerufen wird. Grund: Es wird viel zu selten gemacht um es in Streßsituationen abrufen zu können.
Es ist keine Hammer Sache zumindestens nicht mehr Hammer als die Anderen.
Trainier, Trainingsgruppe und die Art wie der Lehring lernt machen den Erfolg. Wer im Muai Tai mehr lernt soll dahin, wer im Aikido mehr lernt dorthin und wer im MMA mehr lernt dorthin.
Und wer nicht weis, dass das Pilum durch das Sternum gehört und nicht zuschlagen kann ist bei den trad. KK falsch.
Ps Die Tokyo Riot Force zumindestens geht (oder gieng) ins Tokyoer Yoshinkan-Dojo.

Trooper hat geschrieben:
Eine Submission wird idR erst angewendet wenn der Gegner schon dominiert wird.
Die BJJ'ler sagen nicht umsonst "first position then submission".
Das schrob ich ja schon oben... und deswegen bin ich der Ansicht, daß Hebel auf den Boden gehören.

Der Grund für diese Ansicht ist einfach: wenn Hebeln im Stand tatsächlich eine hinreichend valide Methode für den Takedown wäre, dann hätten wir derartige Techniken bereits in erheblichem Maße im Kampfverhalten der Vertreter der einschlägigen Wettkampfsportarten festgestellt.
Aus welchen sportarten Rekrutiert den MMA seine Leute?
BJJ, Kickboxen, Sport-Judo, Wettkampf-Karate.
Was nicht gekonnt wird wird nicht übernommen.
Btw habe ich die "Hebel" im Stand nicht umsonst in "".
Hebel über das Handgelenk sind in den meisten MMA- und Grapplingregelwerken erlaubt, und da es im Profisport insbesondere in den USA um erhebliche Geldbeträge geht, werden die entsprechenden Trainingskonzepte ständig weiterentwickelt und und an neue Erkenntnisse angepaßt.
Das beugt man oft gar nicht, weil der andere anspannt. Fällt er schneller. Auch gut.
Was haben eigenlich alle mit Hebeln=Handgelek verdrehen?
Ich will gar nicht irgendwelche "anecdotical evidence" á la "Mein Meister hat mal einen verprügelt, der XYZ-Fu gemacht hat" ins Spiel bringen... aber wer behauptet, muß beweisen, und zwar in demjenigen Labor, das hinreichende Wiederholungszahlen, eine große Menge verschiedener Anwender und öffentliche Einsichtnahme ermöglicht. Und das ist der (Leistungs-)Sport.
Was wunderbar geht, wenn man ein Regelwerk hat, und ähnliche körperliche Voraussetzungen.
Wenn eine Methode in sich grundsätzlich schlüssig und brauchbar ist, funktioniert sie auch unter einem Regelwerk (sofern dabei alle Kampfdistanzen berücksichtigt werden). Eine Idee, die für sich den Anspruch erhebt, robust und universell genug zu sein, um unter den Unwägbarkeiten einer dynamischen körperlichen Auseinandersetzungen zu funktionieren, muß sich zumindest in einem (relativ freien) MMA-typischen Regelwerk beweisen können.
Tut es doch.
Falls du auf die Argumentation "Wir machen kein Sparring/Wettkämpfe, weil unsere Techniken dafür zu gefährlich sind/nur funktionieren, wenn man dem Gegner auch das Knie zertreten/in die Augen pieksen/an den Nippeln drehen darf"
Ja klar und Ausgebildet wurde ich 30 Jahre lang in einem geheimen Tibetanischen Kloster auf 7000 m ü NN ...
Ablehnen aus Sicherheitsgründen, tu ich nur, wenn ich mir nicht sicher bin ob der andere so fallen kann, dass ich ihn nicht verletze. Oder wenn ich den Verdacht auf zuviel gefährlich Stolz hege.
Nö darauf möchte ich nicht hinaus. Ich habe mir meine Sparringspartner gesucht. Nur ein BJJ war sauer weil er ein Knie ins Gesicht bekam. Zitat:"Das ist unfair" (Wenn er das Gesicht so anbietet ist er selbst schuld.) Zum Ausgleich hat mir ein Judoka mal die Luft aus der Lunge geklopft. Eindeutiger Ippon.Ich hatte schon "Labor-Klopperein". Und alle Paar Jahre mal zum Ausprobieren und Lücken auffinden gar nicht mal so schlecht. Als Training nehm ich allerdings außer "Aha daran muss ich noch arbeiten" nicht viel raus.

btw. Wenn man nur in der gleichen Gewichtsklasse trainiert, kommt so ein Blödsinn wie Ausheben beim Hüftwurf und Schulterwurf raus. (Was im Judo durchaus verbreitet ist) Und sinnlose Rangelleien Kraft gegen Kraft. Regelmäßig mit deutlich schweren/kräftigeren Partnern trainieren bringt viel. Versuch das mal bei jemanden der 20 Kg mehr wiegt.

Aha. Was umfaßt denn Randori bei euch? Freies Kämpfen in allen Distanzen, bei dem sich zwei Kontrahenten, die sowohl Schlagen, Treten, Clinchen, Werfen, Hebeln und Bodenkampf beherrschen, ernsthaft um Erfolg bemühen? Wenn das im Aikido vorkommt, wäre mir das neu (und ich hätte das gerne belegt).
[/quote]
Zum Bodenkampf kommt es meist nicht. Da höhrt man vorher auf und übt weiter.
Randori umfasst sämtlich Übungsformen, wo frei gearbeitet wird. Trotzdem gibt es meist eine Aufgabenstellung. Wenn man lernen will wie man sich bei mehreren angreifern Bewegt, ist es sinnlos 80% der Zeit uf dem Boden rumzukuscheln.

Was auch kein verlust ist, da man sich Sparring suchen kann.
Ich war mal in einem BBT-Dojo, wo ab und zu ein bißchen boxerisch gesparrt wurde. Erstaunlicherweise blieb vom BBT in dem Moment aber nicht viel übrig. Und diejenigen, die was auf der Pfanne hatten, waren komischerweise auch alle schon böse Hauer mit Background in sportlichem Kämpfen gewesen, bevor sie mit dem Kram angefangen hatten.

Ich fand die Sache damals zu Anfang übrigens ganz interessant. Dann bin ich aber durch Zufall mal an einen (recht erfolgreichen und traditionsreichen) Judoverein geraten und mußte mit Erstaunen feststellen, daß ich schon nach wenigen Monaten Judotraining (mit regelmäßigem Randori) im Clinch und am Boden ziemlich schnell die Matte mit meinen BBT-Kumpels wischen konnte. Weil man Kämpfen eben nur durch Kämpfen lernt.
Das ist der witzigerweise der Grund, warum in trad. KK's kein "Sparring" im engstem Sinne betrieben wird.
Kämpfen lernt man nur durch Kämpfen. Kampfkunst dient ausschließlich der Verbesserung relevanter Fertigkeiten. Das ist die trad. japanische Ansicht. Da man sich heutzutage aber nicht mehr kloppen geht, muss man halt ab und an mal auf Probetrainings gehen und nach Sparringspartnern fragen. Wobei der Wettkampf von früheren KK'lern als Trainingsmethode deshalb kritisiert wurde, weil es zu Kraft gegen Kraft gezerre verleitet.
Das war dann das Ende meiner BBT-Karriere. Irgendwann hat es mich dann übers Judo mal zum Grappling verschlagen, dann kam ein bißchen MT und MMA dazu, und im Nachhinein bin ich richtiggehend erschrocken gewesen, wieviele eminent wichtige Lektionen ich nicht gelernt hätte, wenn ich diese Richtung nicht eingeschlagen hätte.
Ich bin vom Wettkampf-JuJu (Judo mit Alibi-Atemi) zum Aikido zurückgekommen.
Ich wollte einen Aikidoka clinchen und flieg in die Richtung aus der ich gekommen bin. Hab nochmal in die Dojos geschaut und tatsächlich gesehen: "Hey die hier trainieren und die da tanzen."
(Ein Verband ist mE da fürs Tanzen besonders anfällig.)

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon The-Funky-Beast » Mo 3. Dez 2012, 23:31

Die ganzen Ausführungen bringen mich wieder zu dem Punkt, wo ich einwerfen möchte das Aikido als traditionelle Kampfkunst sicher seinen nicht zu verachtenden Stellenwert hat, aber als Vorbereitung auf polizeiliche Einsatzlagen sicher weniger geeignet ist als andere Kampfkünste, wo dann zum Teil doch schon exzessiv Sparring betrieben wird.

Der Grund hierfür mag sicherlich in der Technik an sich liegen.
Du hast zwar schon argumentiert das es bloß wenige Grundsachen gibt die man sich einprägen muss, der Rest geht dann leichter von der Hand... jedoch gehört doch schon ein längeres Training dazu, um sowas auch im Ernstfall anwenden zu können. Zwischen sicherem Anwenden, in der Trainigshalle, und Reaktion, aus dem Reflex heraus, ist ein langer Weg an Arbeit und Übung.

Und der beste Weg an Übung ist nunmal in Sachen KK das Sparring (bezogen auf polizeiliche Lagen, die ja durchaus auch mal von einen Moment auf den anderen eintreten können). Darum denke ich doch, das eine KK mit mehr Sparring diese Fähigkeit einfach schneller herstellt.
Deshalb finde ich ja zum Beispiel Krav Maga auch sehr zweckdienlich, weil dort mehr oder weniger immer das Prinzip Abwehr-Angriff(der Gegner auf den Boden bringt)-Sicherung durchgegangen wird... was dann auch erfolgreich und meistens sogar mit erschreckend wenig Brimborium erledigt wird.

Leider ist Krav Maga aber auch in Deutschland noch nicht so sehr verbreitet.
"Nur auf das Ziel zu sehen, verdirbt die Lust am Reisen."

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon hellbert » Di 4. Dez 2012, 02:27

Im Übrigen orientiert sich das, was in der Polizei gemacht wird eher weniger an pragmatischen und realitätsbezogenen Umständen.
Es darf nicht zu martialisch aussehen...man darf nicht nach jeden Training x Verletzte haben...und so weiter. Und ganz wichtig ist auch immer, wer das Training macht. Soweit ich informiert bin, ist bundesweit Jiujitsu als Polizei-SV anerkannt und (vor allem) verankert. Jemand, der das jahrelang gemacht hat, wird plötzlich nicht was von WT, Krav Maga, MMA oder Escrima erzählen, weil er davon einfach keine Ahnung hat. Und bittererweise manchmal auch nicht haben will...

Hier ist es eigentlich ganz gut, dass nach der Ausbildung im SV-Bereich nichts mehr läuft. Erkenne ich da bei mir eine Schwachstelle, kann ich mir einen Verein aussuchen und trainieren.
Wo wir auch schon bei der Hauptsache sind: ich muss trainieren. Wenn ich nicht ins Training gehe, werde ich nicht besser. Daher ist es meiner Meinung nach auch fast egal, was ich mache. Wenn mir das absolut realistische XY-System nicht gefällt, weil nur Flitzpiepen in der Schule sind, hilft mir das auch nicht weiter...

...wie realistisch und sinnvoll ein Training ist, sollte jeder der "draußen" arbeitet nach einer gewissen Zeit (an sich) erkennen.

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Danny.reloaded » Di 4. Dez 2012, 13:00

Naja, die Sache mit dem Schock ist gaaarnicht soooo verkehrt. Der Schock muss nur richtig gesetzt werden. Jaja, jetzt wird gleich wieder auf mich eingehackt: Es darf ruhig beim schocken ins Gesicht geschlagen werden! (Muss ja ned sofort die Faust sein) :-)
Na klar darf "geschockt" werden. Ich nenn das einfach Jab (deutsch: linke Gerade)...
Jeder (Kick)Boxer/MMA Kämpfer macht das. Gesicht bietet sich halt an, weil der Gegner stärker abgelenkt wird (zurückweichen, Augen blinzeln, eigene Deckung nimmt teilweise die Sicht, etc). Dazu muss man oft nichtmal treffen.
Man soll nur nicht denken, der Gegner macht dann die nächsten 5 Minuten nichts mehr und lässt sich seelenruhig verschnüren. Das war der Kern meiner Aussage.

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Maure » Di 4. Dez 2012, 13:51

Danny.reloaded hat geschrieben:
Naja, die Sache mit dem Schock ist gaaarnicht soooo verkehrt. Der Schock muss nur richtig gesetzt werden. Jaja, jetzt wird gleich wieder auf mich eingehackt: Es darf ruhig beim schocken ins Gesicht geschlagen werden! (Muss ja ned sofort die Faust sein) :-)
Na klar darf "geschockt" werden. Ich nenn das einfach Jab (deutsch: linke Gerade)...
Jeder (Kick)Boxer/MMA Kämpfer macht das. Gesicht bietet sich halt an, weil der Gegner stärker abgelenkt wird (zurückweichen, Augen blinzeln, eigene Deckung nimmt teilweise die Sicht, etc). Dazu muss man oft nichtmal treffen.
Man soll nur nicht denken, der Gegner macht dann die nächsten 5 Minuten nichts mehr und lässt sich seelenruhig verschnüren. Das war der Kern meiner Aussage.
Ich seh schon, wir sind da einer Meinung. Besonders gut ist der Schock wenn die Augen Wasser geben und mir das Überraschungsmoment nutzen!

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Trooper » So 16. Dez 2012, 13:49

So, besser spät als nie...
Aus welchen sportarten Rekrutiert den MMA seine Leute?
BJJ, Kickboxen, Sport-Judo, Wettkampf-Karate.
Was nicht gekonnt wird wird nicht übernommen.
MMA ist mittlerweile eine eigene Sportart mit dezidiert eigenenen Trainingsmethodiken. Auch wenn sich natürlich bei den Quelldisziplinen für die einzelnen Kampfdistanzen (i.d.R. BJJ/Grappling für den Boden, Ringen/Judo für den Clinch, Kick-/Thaiboxen für Striking) bedient wird.

Das ist aber für die Frage ein Nebenkriegsschauplatz... hier in Europa mag es ein Nischensport sein; auf der anderen Seite des Atlantiks ist es längst ein Mainstream-Massensport, den es in jeder Kleinstadt gibt, der mittlerweile Boxen in der Zuschauergunst deutlich verdrängt hat und mit dem gigantische Geldsummen verdient werden. Auf Deutsch gesagt, wenn es abweichende Kampfkonzepte gäbe, die in der praktischen Anwendung insgesamt für eine Vielzahl von Anwendern besser geeignet wären, hätten die sich im Verlauf der jahrzehntelangen Entwicklung evolutionär durchgesetzt, weil es massive Erfolgsanreize gibt.
Ich hatte schon "Labor-Klopperein". Und alle Paar Jahre mal zum Ausprobieren und Lücken auffinden gar nicht mal so schlecht. Als Training nehm ich allerdings außer "Aha daran muss ich noch arbeiten" nicht viel raus.
Ich finde, das greift zu kurz. In meinen Augen ist Sparring nicht nur eine gelegentliche Testumgebung, sondern eine ganz zentrale Trainingsmethodik. In denjenigen Sportarten, denen ich selbst die größte Funktionalität (im Sinne von praktischer Anwendbarkeit) zusprechen würde, spielt Sparring in seinen vielfältigen Formen eine Rolle in jeder einzelnen Trainingseinheit, und zwar von Anfang an, auch für Beginner.

Der Grund dafür liegt darin, daß meine persönlichen Erfahrungen mit Widerständen klar indizieren, daß in stressigen Konfliktsituationen in aller Regel dasjenige am besten funktioniert, was ich vorher in einer möglichst ähnlichen Umgebung mit vielen Wiederholungen verfestigen konnte. Keine Trainingsform kann die Realität tatsächlich zu 100% wiedergeben, aber unter allen machbaren Übungsmethodiken ist gutes, vernünftig geplantes Sparring diejenige, die zumindest die Tatsache erlebbar macht, sich in freier Auseinandersetzung mit einem gegnerischen Willen und einer ernsthaften Intention auseinandersetzen zu müssen.

Fußballer, Handballer, Volleyballer, Tennisspieler machen dauernd Trainingsspiele. Schwimmer ziehen ständig Bahnen. Judoka machen in jeder Einheit Randori, BJJ-ler rollen, Segler machen ständig Trainingsfahrten gegen die Uhr und gegeneinander. Nur (bestimmte) Kampfkünstler (und manchmal auch behördliche Ausbilder) beschränken sich weitgehend auf "Trockenschwimmen".

Ich halte das für ein großes Manko und mache das im Training in unserer Dienststelle anders.
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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Beobachter » So 16. Dez 2012, 17:16

Hier hat der Trooper wirklich recht.
Ich komme aus dem Judo und kann bestätigen, dass es zwei völlig verschiedene Dinge sind, eine formvollendete Kata vorturnen zu können oder einen Wettkampf zu gewinnen.
Es ist sehr schön, über eine gewisse flexible Bandbreite an Techniken zu verfügen. In den Quasi-Wettkampfsituation, die dem Polizeibeamten begegnet, wird allerdings nur das funktionieren, was man an hinreichend vielen nicht kooperativen Gegnern (unterschiedlicher körperlicher Beschaffenheit) zuvor erfolgreich angewendet hat.
Fortlaufende Automatisierung und Optimierung vorausgesetzt, kann sich das auf ein, zwei Techniken und ihre Variationen beschränken, die dann aber auch so zuverlässig sind, dass man sie meistens anwenden kann, ganz egal, was die Gegenseite so "anzubieten" hat.
Jeder entwickelt da so seine eigenen Spezialitäten...aber wenn die längere Zeit nicht in Wettkampfsituationen trainiert werden, taugen sie irgendwann auch nicht mehr viel.
"Ich glaube an das Gute im Menschen, rate aber dazu, sich auf das Schlechte in ihm zu verlassen. "
Alfred Polgar

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Maure » So 16. Dez 2012, 17:40

Ich komm für die polizeiliche Anwendung zu dem Schluss, dass wir in den Einsatztrainings, bzw. Abwehr- und Zugrifftrainings nur einige wenige Dinge trainieren können. Leider kann der große Teil der Kollegen nicht so oft ins Einsatztraining kommen wie sie evtl. gern möchten.

Anders als in anderen Bundesländern haben wir in RLP Einsatztrainingszentren. Wir sind nicht auf den Dienststellen präsent, fahren allerdings immer wieder mal auf die Dienststellen wenn das von den Dienststellen gewünscht wird.

Viele Kampfsportarten, eigentlich alle, sind wohl doch sehr trainingsintensiv. Und nicht jeder Kollege ist willens nach einem Schichtumlauf Spät-, Früh- und Nachtdienst noch in ein Trainigsstudio zu gehen und dort Kampfsport für den Dienst zu trainieren. Schließlich gibts noch ein Leben ausserhalb der P-Olizei.

So wird sich eben mit dem geholfen was man kann.

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Re: Welche Kampfsportart?

Beitragvon Habakuk » So 16. Dez 2012, 17:48

Sind diese Einsatztrainingszentren an die PPen dezentral angegliedert? Oder "tourt" ihr von Dienststelle zu Dienststelle?


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