Bewerbung u. Einstellungstest zum Justizvollzugsbeamten NRW

Informationen zur Einstellung und Ausbildung zum Justizvollzug

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Bewerbung u. Einstellungstest zum Justizvollzugsbeamten NRW

Beitragvon Guard » Sa 31. Dez 2011, 12:41

Justizvollzugsbeamter, Justizbeamter im Strafvollzug, Beamter in der JVA, Schluse, Schlüsselakrobat, JVA-Betreuer, Pförtner, Wachtmeister…. Es gibt viele Bezeichnungen für uns, richtig ist aber lediglich die Erstgenannte…
Nun wisst ihr schon mehr als ca.50% der deutschen Bevölkerung.
Wenn ihr diese Seiten jedoch aufsucht um euch schlau darüber zu machen, was auf euch bei einem möglichen Einstellungstest zum Justizvollzugsbeamten in NRW auf euch zukommt, dann reicht euch dieses Wissen nicht aus. In den folgenden Zeilen versuche ich euch mal ein paar grundlegende Dinge, rund um das Thema „Einstellungstest und Bewerbung“, näher zu bringen. Viel Spaß beim lesen …



Bewerbung, Einstellung und Ausbildung im allgemeinen Vollzugsdienst in NRW:
-> Zusammentragung einiger Informationen und nützlicher Links


Du möchtest gerne Beamter im mittleren Vollzugsdienst werden und weißt noch nicht, wie du es anfangen sollst und was so auf dich zukommt?
Ich versuche in den folgenden Zeilen mal ein wenig aufzudröseln, was so auf dich zukommen könnte.
Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, in diesem schreibgesperrten Thread mal einen kleinen Überblick zu bekommen.
Wenn jemand Ergänzungen oder Korrekturen anzubringen hat, dann wendet er sich bitte via pn an mich.

Ich gehe hier übrigens absichtlich nicht auf die Frage „was ist ein JVB?“ ein! Diesbezüglich kann man sich hier im Forum anderweitig informieren!

Den nachfolgenden Ablauf habe ich so aufgebaut, dass er in etwa der Reihenfolge entspricht, in der man das Unterfangen "neuer Beruf" angeht oder angehen sollte. Ich hoffe, dass meine Logik einigermaßen nachvollziehbar ist... die alten Kollegen-Cracks dürfen mich da gerne ergänzen oder verbessern.

Ich hoffe, dass ich euch ein wenig weiterhelfen kann.
Also dann…


1.) Wo finde in Justizvollzugseinrichtungen, also mögliche Arbeitgeber, in NRW ?
Vollzugsanstalten und Vollzugseinrichtungen der NRW Justiz


2.) Ich habe eine Anstalt gefunden, wen soll ich dort ansprechen?

-Grundsätzlich sei erstmal erwähnt, dass es durchaus Sinn macht, wenn man v o r der Einreichung seiner Unterlagen mal zum Hörer greift. Das kann Zeit und Geld für dich und die Anstalt sparen. Es macht ja schließlich nur Sinn sich zu bewerben, wenn auch freie Stellen angeboten werden.-

Nun zur eigentlichen Antwort…
Jede Vollzugsanstalt (JVA oder JVK) verfügt über einen LaV (Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes). Dieser ist der „Chef“ (unmittelbare Vorgesetzte) aller Uniformierten in der Anstalt und sollte in der Regel fundierte Auskünfte über potentielle Einstellungsmöglichkeiten in „seiner“ JVA geben können. Alternativ kann man sich auch mit dem Ausbildungsleiter verbinden lassen, dieser hat auch sicherlich noch ein paar nützliche Tipps zum Thema Bewerbung in der Hinterhand.
Man sollte das Gespräch nutzen um zu fragen, ob man im Vorfeld vielleicht hospitieren kann oder gar muss. So kauft keiner der beiden Seiten die berühmte „Katze im Sack“. In manchen Anstalten ist es durchaus möglich mal einen Tag in Teilbereiche der JVA „reinzuschnuppern“. Also… wer fragt bekommt Antworten.



3.) Zusammenstellung und Einreichung der Bewerbungsunterlagen:

Der Bewerbung sind beizufügen:
1. ein selbstverfasster und eigenhändig (e i g e n h ä n d i g… wir wollen sehen, ob man lesen kann was ihr verfasst und ob ihr auch ohne PC klar kommt) geschriebener Lebenslauf,
2. eine Kopie der Geburtsurkunde oder eines Auszugs aus dem Familienbuch der Eltern, bei Verheirateten auch die Heiratsurkunde oder eines Auszugs aus dem für die Ehe geführten Familienbuch,
3. eine Kopie des Schulzeugnisses und/oder Kopie der Bescheinigung, durch die die Voraussetzungen nachgewiesen werden,
4. ggf. Kopien von Fachschul- und Lehrzeugnissen,
5. ggf. Kopien von Zeugnissen über die Tätigkeit seit der Schulentlassung,
6. eine Erklärung (die Erklärung bekommt man in der JVA oder auf der Webside des JM NRW als Download), ob eine gerichtliche Vorstrafe vorliegt und ob ein gerichtliches Strafverfahren oder ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft anhängig ist,
7. eine Bescheinigung über den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens, das nicht älter als ein Jahr sein soll (alternativ kann ein Sporttest der Justiz gemacht werden. Dieser wird beim Einstellungstest abgeprüft. HINWEIS: Einige Anstalten bevorzugen ganz eindeutig das deutsche Sportabzeichen, wir wollen ja schließlich sportliche Kollegen :polizei1: )

Tipp: Aus der Bewerbung/Anschreiben sollte hervorgehen, warum man JVB werden möchte oder zumindest, was seine Beweggründe zur Bewerbung in d i e s e r JVA/JVK sind. Dies muss in dem Anschreiben nicht zu ausführlich geschehen, ein Hinweis sollte aber enthalten sein. Der Rest wird später sowieso erfragt ;-)

Tipp 2: Leider nicht selbstverständlich… Die Unterlagen müssen sauber, ohne Eselsohren, Kaffeeflecken etc. bei uns eintreffen. Denkt an den ersten Eindruck. Eine 1,0 im Durchschnitt des Abschlusszeugnis kann den ersten Eindruck nicht wettmachen, also gebt euch Mühe !

Tipp 3: An den Lebenslauf/in die Bewerbung gehört ein a k t u e l l e s Lichtbild. Ihr solltet auf diesem Bild auch so aussehen, wie ihr ausseht. Ein „gefotoshoptes“ Bild bringt uns und auch euch nichts !!!

4.) Wo und durch wen wird man geprüft?
Nach der Einreichung der Bewerbungsunterlagen erhält man irgendwann (das kann ganz deutlich variieren und Wartezeiten von bis zu 8 Wochen sind möglich…leider) ein Antwortschreiben oder unter Umständen auch einen Anruf von der Einstellungsbehörde. Diese teilt einem mit, ob man die formellen Voraussetzungen erfüllt und wie es nun weitergeht. Sollte man geprüft werden…
Der Einstellungstest für den mittleren Vollzugsdienst wird über 2 Tage durchgeführt. Wer dich prüft, das teilt dir die Einstellungsbehörde, die Anstalt in der du dich beworben hast, mit. Wenn du dich zum Beispiel in Werl beworben hast, dann kann es durchaus sein, dass du dein Eignung- Auswahlverfahren in der JVA Köln durchläufst.


5.) Wie gliedert sich der Einstellungstest?
Der Einstellungstest besteht in der Regel aus einem großen theoretischen und einem praktischen Teil.
Im theoretischen Teil wird folgendes Wissen abgeprüft bzw. werden folgende Aufgabenkomplexe auf dich zukommen:
- Diktat (selbsterklärend)
- Aufsatz/Erörterung (i.d.R. tagesaktuelle Themen, ZEITUNG lesen !!)
- IQ-Test (I-S-T 2000R) siehe auch hier
- Psychologischer Test (multiple choice, einfach ankreuzen… nicht groß nachdenken. Üben kann man dafür nicht, mit Ehrlichkeit fährt man da am besten)

Der „praktische“ Teil gliedert sich wie folgt:
- Einzelgespräch mit dem psychologischen Dienst
- Einzelgespräch mit dem pädagogischen Dienst (möglich)
- Gruppengespräch vor dem Auswahlgremium (In einer Kleingruppe wir ein i.d.R. vorgegebenes Thema diskutiert. Das Gremium achtet auf deinen sprachlichen Ausdruck, wie zurückhaltend oder forsch du bist, Mimik und Gestik, Gesinnungsäußerungen, gedankliche frische, Teamfähigkeit und und und…)
- Sporttest (möglich, kann aber durch die Vorlage des deutschen Sportabzeichens von abgesehen werden)
- Einzelgespräch vor dem Auswahlgremium

Zum Abschluss des Auswahlverfahrens bekommt man mitgeteilt, ob man bestanden hat oder nicht. Es ist auch möglich, dass man auf eine „Bestenliste“ kommt und abwarten muss, ob die gezeigte Leistung zur Einstellung ausreicht oder eben nicht (Bestenauslese). Auch wenn die Prüfungsbehörde andere bestandene Prüflinge vorzieht, kann man sich mit dem bestandenen Auswahlverfahren trotzdem in allen anderen JVAen des Landes bewerben. Diese freuen sich meistens über bereits geprüfte Bewerber !!

Sollte man im Laufe der beiden Prüfungstage einen abgeprüften Bereich nicht bestehen, so wird einem das schnellstmöglich mitgeteilt, der Gesamttest gilt dann als NICHT bestanden!

Die Reihenfolge der Prüfungen kann variieren. In der Regel wird jedoch der I-S-T und der Deutsch-Teil am ersten Prüfungstag absolviert.


6.) Wie kann ich mich auf den Test vorbereiten?
Zur Vorbereitung auf den Wissenstest und den Deutschtest empfehle ich z.B. das „Testtraining 2000plus“ von Hesse & Schrader oder vergleichbare Lektüre. Man sollte mit der Vorbereitung nicht zu kurzfristig beginnen. Für Bewerber welche noch nicht lange von der Schule weg sind empfehle ich mindestens 4 Wochen Vorlaufzeit, für Lebensältere 8 Wochen und mehr.
Im Vorfeld sollte man zwingend die Zeitung lesen (nicht die „Bild“ und auch nicht den Sportteil der FAZ ;-) ) und über aktuelle Themen auf dem Laufenden sein. Dies kann sowohl bei der Erörterung als auch in der Gruppendiskussion wichtig sein.
Der Aufbau einer Erörterung sollte auch geläufig sein…
Des weiteren (das halte ich eigentlich für selbstverständlich) sollte man sich AUSGIEBIG mit dem Berufsbild des Justizvollzugsbeamten und dem Auftrag bzw. den Aufgaben des Strafvollzuges auseinandersetzen.Informationen darüber bekommt man in der CopZone, auf den Seiten des JM oder an anderen Stellen. Auch wenn man uns manchmal nicht so stark in der Öffentlichkeit wahrnimmt… das www ist voll mit Informationen über uns.

Man sollte genau wissen, warum man JVB werden möchte, was man der Justiz selber zu bieten hat !!
Ansonsten empfiehlt sich, dass man vor den Prüfungstagen rechtzeitig am Kopfkissen horcht und am nächsten Tag frisch und ausgeschlafen zum Test erscheint.
Auch wenn die Einstellungsvoraussetzungen hoch sind (die Durchfallquote ist ziemlich hoch), ist der Test sicherlich zu schaffen. Wer sich gewissenhaft vorbereitet und mit der richtigen Selbsteinschätzung zum Test erscheint, kann sich vielleicht bald in unserer gutaussehenden Dienstkleidung wanden 

7.) Was soll ich am Prüfungstag anziehen?
Auch wenn ich diese Frage persönlich ulkig finde, will ich sie doch gewissenhaft beantworten.
Grundsätzlich empfehle ich ein paar Halbschuhe (leichter bis mittlerer Absatz für Damen, keine riesen Absätze ) , eine schlichte aber schicke Hose (auch gerne eine vernünftige Jeans, keine „Arsch-im-Schritt-Buchse“), ein Hemd ggfls. mit Binder (in der Hose) und eine schlichte Jacke. Bei Frauen entsprechend eine Bluse oder ein anderes schickes Oberteil.
Der Gesamteindruck sollte gepflegt sein, eine frische Rasur setze ich bei den Herren voraus, bei den Rock-tragenden Damen ebenfalls  !
Von einem Anzug sollte man absehen, dieser kann als „Overdressed“ bezeichnet werden.
„Geheimtipp“: Piercings raus ! Nicht alle mögen Gesichtsschmuck!

8.) Ich bin tätowiert, was nun?
Die Tätowierungen sollte man erwähnen, jedoch nur dann zwingend, wenn sie beim Tragen von Dienstkleidung ersichtlich werden können (Nacken, Unterarm etc.) oder anstößig sein könnten.
In der Regel kann man bei Tätowierungen am Unterarm eine Vereinbarung mit dem Dienstherrn treffen. Zum Beispiel lange Ärmel zu tragen oder die Tätowierung anderweitig abzudecken.

9.) So, Test bestanden, was nun?
Nach dem Bestehen bekommst du eine Mitteilung von der Anstalt ob man dich haben möchte oder eben nicht. Sollte man dich einstellen wollen, schickt man dich zum Amtsarzt! Sollte dieser grünes Licht geben, setzt du dich mit der Anstalt in Verbindung. Diese bespricht dann mit dir deinen möglichen Dienstantritt. Die JVA zeigt sich in der Regel kulant, weiß, dass man teilweise noch Kündigungsfristen einzuhalten hat. Wenn man sich dann auf einen Einstellungstermin geeinigt hat, bespricht man das weitere Vorgehen am besten mit jeweiligen Ausbildungsleiter. Der kann euch sagen, wie ihr an eurem ersten Diensttag gekleidet sein sollt und was ihr mitzuführen habt.


Noch ein paar Wissenswerte Fakten zum Abschluß:
Verdienstmöglichkeiten (alle Angaben sich ca.-Angaben und beziehen sich auf das NETTO-Einkommen ):
Justizvollzugsbeschäftigter 22J./ledig : ca.1550.-

Justizvollzugsobersekretär 25J./ledig: – Anwärter (in der Ausbildung) : ca.1500.-
Justizvollzugsobersekretär 30J./verheiratet/1Kind )LSK3): – Anwärter (in der Ausbildung) : ca.1900.-

Justizvollzugsobersekretär 29J./ledig (nach der Ausbildung): ca. 1900.-
Justizvollzugshauptsekretär 32J./verheiratet/1Kind/LSK3: ca. 2700.-

Die Summen sind Beispielhaft und variieren je nach Zulagen und Zuschlägen.
Zusätzlich zum normalen Monatsgehalt erhält man eine jährliche Sonderzuwendung (Weihnachtsgeld), ein Urlaubsgeld gibt es nicht mehr.

Als Beamter ist man beihilfeberechtigt, muss sich jedoch zu 50% privat versichern. Die für die private Versicherung zu entrichtenden Entgelder sind von dem o.g. Gehalt (zumindest im Geiste) noch abzuziehen.
Ein Anwärter (männlich) kann sich für ca. 50 Euro, ein „fertiger“ Beamter für 180 Euro Monatsbeitrag versichern. Frauen zahlen nochmal gut und gerne 10% mehr. Auch die hier genannten Summen sind lediglich Anhaltspunkte/Richwerte!



Noch ein paar Infos welche ich persönlich für erwähnenswert halte:

1. Wir suchen TEAMPLAYER, keine Einzelgänger
2. Wir suchen engagierte Bewerber die sich mit unserem Berufs- und Aufgabenbild identifizieren können und bereit sind sich einzusetzen
3. Wir arbeiten nach den Vorgaben des geltenden Rechts, eine freie Entfaltung im dienstlichen Sein ist bei uns nur begrenzt möglich
4. Wir sind Uniform- (genannt Dienstbekleidung) und Waffenträger
5. Wir lernen uns zu verteidigen / sind zum Dienstport verpflichtet
6. Wir arbeiten auch am Schreibtisch
7. Wir wollen Neukollegen, welche sich unserer Klientel bewusst sind. Wir arbeiten an und mit Menschen. Teilweise „bösen“ und gefährlichen Menschen, dennoch Menschen.
8. Wir wollen unsere Kundschaft dazu befähigen ein straffreies Leben zu führen
9. Wir arbeiten mit Dieben, Betrügern, Drogendealern, Vergewaltigern und Mördern. Alle haben sie dieselben Rechte und Pflichten. Diese Rechte und Pflichten werden im Gesetz, nicht in unserem persönlichen Rechtsempfinden definiert.10. Die Menschenwürde ist zu achten… I M M E R
11. Beamter zu sein hat nicht nur Vorteile
12. Wir sind der größte personelle Baustein im Konstrukt Justizvollzug. Ohne uns funktioniert das Konstrukt nicht. Nur wenn ich gewillt bin daran mitzuwirken, macht eine Bewerbung wirklich Sinn

Wenn ihr diese 12 Punkte verinnerlichen könnt und die formulierten Voraussetzungen auf euch zutreffen, nur dann seid ihr bei uns richtig, werdet von uns willkommen geheißen und werdet die nächsten 40 Dienstjahre auch mal Spaß an eurem Beruf haben. Wer gegen seine innerste Überzeugung arbeitet, der wird krank… tut euch und uns das bitte nicht an.

Solltet ihr jetzt noch immer Lust verspüren euch zum Justizvollzugsbeamten in NRW ausbilden zu lassen, dann möchte ich euch motivieren eure Unterlagen einzureichen…


Vielleicht bis bald ?!


Viele Grüße
Guard



Nachtrag (danke Pulloxx): Video zum Berufsbild des JVBs




Einstellungstest Justiz , NRW , Justizbeamter, Justizvollzugsbeamter , JVB , EAV , Eignungstest , Auswahlverfahren , Test , Prüfung, Eigung- und Auswahlverfahren, mittlerer Dienst ,
Zuletzt geändert von Guard am Fr 21. Nov 2014, 07:45, insgesamt 10-mal geändert.
Grund: Anpassung der Gehälter am 21.04.2012
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Pro Dienstgradabzeichen für die Justiz . Pro bessere Außendarstellung / Öffentlichkeitsarbeit !!

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Re: Bewerbung u. Einstellungstest zum Justizvollzugsbeamten

Beitragvon Guard » Fr 9. Jan 2015, 09:05

Der Sporttest der Justiz NRW:


Der Test gestaltet sich wie folgt:
A)
Auf der Größe eines Volleyballfeldes ( 9 x 18 Meter) wird ein standardisierter
Laufparcours aufgebaut, der nach den Anweisungen des Trainingsleiters
dreimal nacheinander ohne Unterbrechung zu durchlaufen ist. Die Laufstrecke
beträgt insgesamt rd. 250 Meter.

Laufrunde 1:
Start
- auf dem Laufweg sind zwei Bänke mit jeweils zwei Sprüngen zu über-
springen
- anschließend ist ein Querkasten zu überwinden
- sodann ist zu einem mit 150 kg beschwerten Mattenwagen zu laufen,
der von Haltelinie zu Haltelinie zu schieben ist
- danach ist zu drei Bodenmatten zu laufen, wo drei Medizinbälle von
Matte 1 auf Matte 2 zu transportieren sind
- hierauf ist zu einer 50 kg schweren Übungspuppe zu laufen, die über
die 5-Meter-Zone hinauszuziehen ist
- anschließend ist zum Ziel und von dort weiter zum Start zu laufen.

Laufrunde 2:
Start
- auf dem Laufweg sind zwei Bänke mit jeweils zwei Sprüngen zu über-
springen
- anschließend ist ein Querkasten zu überwinden
- sodann ist zu einem mit 150 kg beschwerten Mattenwagen zu laufen,
der von Haltelinie zu Haltelinie zu ziehen ist.

Laufrunde 3:
Start
- auf dem Laufweg sind zwei Bänke mit jeweils zwei Sprüngen zu über-
springen
- anschließend ist ein Querkasten zu überwinden
- sodann ist zu einem mit 150 kg beschwerten Mattenwagen zu laufen,
der von Haltelinie zu Haltelinie zu schieben und dann zurückzuziehen
ist
- danach ist zu drei Bodenmatten zu laufen, wo drei Medizinbälle von
Matte 3 auf Matte 1 zu transportieren sind
- hierauf ist an der Übungspuppe vorbeizulaufen

- anschließend ist zum Ziel zu laufen

Zeit für drei Runden: 3:30 Minuten! :zustimm: :applaus:


Bild


Bild


Für die Erstellung der Info gebührt unser Dank dem User JVB!
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Re: Bewerbung u. Einstellungstest zum Justizvollzugsbeamten

Beitragvon Guard » Fr 20. Mai 2016, 13:07

Dieser Beitrag wurde freundlicherweise von dem User "yamaha1995" erstellt und sollte Berufsinteressenten behilflich sein, sich an seinem EAV beispielhaft zu orientieren.

Danke an dieser Stelle lieber Yamaha1995 :zustimm:

______________________________

Hallo liebe Forengemeinde!

Anbei wollte ich euch mal einen Erfahrungsbericht von einem Eignungs- und Auswahlverfahren in NRW für eine Stelle als Justizvollzugsbeamter berichten.
Da im Forum bis jetzt nur Bruchstücke von Erfahrungswerten vorhanden sind, fand ich eine beispielhafte Schilderung vom Prozedere hilfreich, damit sich potenzielle Bewerber/innen ein Bild von dem machen können, was auf sie zukommt.

Also...

Ich hatte mich am 04. Februar beworben, für die Bewerbung musste ich folgende Unterlagen zusammentragen:

- Anschreiben
- handschriftlicher Lebenslauf in Aufsatzform
- Zeugnisse / Zwischenzeugnis aktueller Arbeitgeber
- Qualifikationen / Zertifikate
- Geburtsurkunde
- spezielles Formular, welches auf der Justiz-NRW-Seite zu finden ist
- Kopie des Führerscheins + Bundespersonalausweises

Ich erhielt wenige Tage später ein Schreiben der JVA, dass meine Unterlagen eingegangen sind. Weiterhin wurde vermerkt, dass nach Sichtung mir eine Einladung zum EAV geschickt wird.

Dies geschah weitere 2 Wochen später. Ich wurde zum 1. Tag eingeladen :verweis:

Der Tag fand Mitte März statt.

1. Tag
An diesem Tag sollte ich mich um 7:00 Uhr an der Anstalt einfinden und Wartezeit im Eingangsbereich mitbringen, daher war ich bereits um 6:30 Uhr vor Ort.
Alles verlief beim Einlass recht schnell. Lasst am Besten eure Handys direkt zu Hause, da diese nicht mit in die JVA genommen werden dürfen. Weiterhin solltet ihr darauf achten, dass euer Personalausweis mit an Bord und auch noch gültig ist. Diesen müsst ihr nämlich an der Pforte hinterlassen und bekommt dafür eine Besuchernummer.
Es musste nun etwas gewartet werden, bis alle Bewerber sich in der JVA eingefunden haben, wir waren mit 22 Personen.
Dann mussten wir einzelnd durch eine weitere Schleuse und wurden durchsucht, danach mussten wir uns in einem weiteren Raum einfinden und auf die anderen gefilzten Bewerber warten.
Als wir dann komplett waren, ging es zunächst in die Aula der JVA.
Dort trafen wir dann auf 22 weitere Bewerber, die sich allerdings für den Verwaltungsdienst beworben hatten.
Es folgte eine Ansprache des Ausbildungsleiters, in der wir begrüßt wurden und uns der grobe Ablauf des Tages erklärt wurde.
Unsere AVD-Gruppe wurde durch 2 geteilt, der erste Teil mit 11 Leuten musste zunächst dann zum Sporttest. In dieser Gruppe war auch meine Wenigkeit enthalten. Die 2. Gruppe verblieb in der Aula und bewältigte mit den anderen 22 Mitbewerbern für den Verwaltungsdienst den schriftlichen Test, zu dem ich später komme.

Beim Sporttest kam pure Ernüchterung bei einigen Bewerbern :runningdog:

Nach einer Aufwärmphase von 10 Minuten wurde jeder der Reihe nach dran genommen.

Ein Tipp:
Ihr solltet es möglichst schnell hinter euch bringen, dann seit ihr nicht so nervös und vor allem noch warm vom Aufwärmen.

Von den 11 Leuten war ich einer von 5, die den Test geschafft haben. Der Rest lag deutlich über der geforderten Zeit.
Das Training vorher hat sich hier für mich ausgezahlt. Regelmäßiges Laufen reicht für den Test aus, weiterhin sollte man sich auch mal selber überwinden und sich auch "durchbeißen" können, wenns mal weh tut... dann schafft man den auch! :mukkies:

Nach dem Umziehen (man hatte auch die Möglichkeit zu duschen) ging es dann wieder zurück in die Aula. Der andere Teil der Gruppe war nun auch durch und es wurden uns "Schnittchen" in der Aula serviert, es war nun erstmal Pause.
Hier konnte man sich mit den Mitbewerbern austauschen und sich gegenseitig die Nervosität nehmen. :gossip:
Wir hatten nun circa 12:00 Uhr.

Nun ging es nach der Pause für uns zum schriftlichen Teil und für den anderen Teil der Gruppe zum Sporttest. Diese war natürlich nun sehr aufgeregt, da bei uns nur gerade mal die Hälfte der Gruppe diesen bestanden haben.

Im schriftlichen Teil erwarten einen zunächst 3 Aufgaben (u.a. Diktat, Erörterung und ein Aufsatz), danach kommt der berühmte I-S-T-Test zum Zuge.
Als dies geschafft war, wurden wir um 16:45 Uhr entlassen mit den Worten, dass wir nach der Auswertung unseres Tests entweder eine Zu- oder Absage für den zweiten Tag erhalten.

Meine Zusage kam dann keine zwei Wochen später. :verweis:
Weitere 2 Wochen später (Mitte April) stand der 2. Testtag an.

2. Tag
Den Einlass überspringe ich nun mal, da dieer logischerweise genauso wie am zweiten Tag ablief.
Nun befanden wir uns in der Gruppe von 8 Leuten. Nach einem Gespräch untereinander wurde klar, dass ich der einzige aus meiner 11er-Gruppe war und die anderen 7 aus der zweiten 11er-Gruppe stammten.

Wir wurden nun zunächst vom Leiter AVD und Ausbildungsleiter durch die ganze Anstalt geführt. Uns wurde alles gezeigt, die Stimmung war entspannt und alle waren (natürlich auch am 1. Tag) sehr nett und standen uns mit Rat und Tat zur Seite. :ja:
Bei der Führung haben wir unter anderem die einzelnen Abteilungen, einen BGH, den Fahrdienst und weitere Teile des Geländes erkunden dürfen.
Wir wurden in einen Raum geführt, in dem alle Ausrüstungsgegenstände präsentiert wurden. Diese wurden uns erklärt. :fight:

Nach der Führung wurden wir in einen Raum mit einem Beamer gesetzt und uns wurde vom Alltag eines JVB erzählt.
Auf der Leinwand wurden uns nun erschreckende Fotos von Inhaftierten gezeigt, die sich "nicht gut miteinander verstanden haben".
Nach diesem Vortrag ging es dann in den Versammlungsraum, in dem wir uns auch bereits morgens versammelt haben. Hier wurde über das eben Gesehene gesprochen und ein Bewerber stieg freiwillig aus, da er sich den Beruf anders vorgestellt habe. Repekt! :flehan:

Nun wurde es ernst, es ging zur Gruppendiskussion.
Diese wurde vor dem gesamten Auswahlgremium zu einem Film gehalten, der uns vorher vorgespielt wurde und ein offenes Ende hatte.
Ein mögliches Ende sollten wir dann zusammen diskutieren und zu einem Ergebnis kommen.
Eigentlich recht human, da man nicht alleine dort saß, war die Nervosität auch recht gering! ;D

Danach ging es zu den Einzelgesprächen.
Psychologen, Soziologen, Ausbildungsleiter und Leiter AVD haben sich zu 2 Gruppen aufgeteilt, somit konnten immer zwei Bewerber gleichzeitig befragt werden.

Hier kamen hauptsächlich Fragen zum Lebenslauf, zur Motivation der Bewerbung... eben ein ganz normales Bewerbungsgespräch.
Circa 45 Minuten war ich in dem Raum.

Als alle Bewerber nun durch waren, wurde sich erneut beraten.
Dies dauerte 1,5 Stunden, in dieser Zeit konnten wir in der Kantine etwas essen (kostenlos).

Danach wurde uns dann kurz und schmerzlos gesagt, wer weiter ist und wer nicht. Nun waren wir nur noch zu zweit. :nein: :nein:

Uns beiden stand nun noch das Gespräch mit dem gesamten Auswahlgremium und der Anstaltsleitung bevor.
Dieses verlief bei mir total harmonisch ab, was mir ein gutes und sicheres Gefühl gab. Circa 30 Minuten saß ich dort.
Danach musste ich wieder warten, bis mein Mitbewerber ebenfalls das Gespräch geführt hat.
Danach saßen wir wieder beide im Raum und mussten nochmal eine halbe Stunde warten. Wir wurden danach einzelnd hereingerufen und uns wurde (beiden) mitgeteilt, dass die Anstalt vorsieht, uns zum nächstmöglichen Zeitpunkt einzustellen :applaus:

Danach ging es noch in die Personalabteilung und es wurde bereits etwas Papierkram erledigt... nichts Außergewöhnliches.
Wir wurden darüber belehrt, dass nun die Sicherheitsprüfung erfolgen muss und der Personalrat noch der Einstellung grundlegend zustimmen muss.
Weiterhin wurden wir darüber informiert, dass wir uns noch beim örtlichen Gesundheitsamt vorstellen müssen. Um einen Termin kümmert sich die JVA.

Gesundheitsamt
Gesagt, getan. 3 Wochen später kam die Einladung vom Gesundheitsamt.
Ich sollte jegliche Facharztbefunde, Krankenhausberichte etc. bereits mitbringen.
Dafür war ich vorher bei meinem Hausarzt und habe mir meine komplette Krankenakte kopieren lassen. Somit habe ich ein bisschen Vorarbeit geleistet mit der Hoffnung, dass alles ein bisschen beschleunigt wird.
Das hat sich dann auch ausgezahlt.

Beim Termin wurde zunächst viel Papierkram erledigt und es folgte die Untersuchung.
Diese fällt in jedem Gesundheitsamt anders aus und richtet sich natürlich auch nach der jeweiligen Vorgeschichte.
Bei mir fokussierte sich das meiste auf einen damaligen Knochenbruch.
Alle Unterlagen und Röntgenbilder hatte ich bereits mitgebracht und damit war die Sache auch erledigt.
Nach der Untersuchung, die bei mir vergleichbar mit einem Hausarztwechsel war, wurde mir noch Blut abgenommen und ich war nach ca. 2 Stunden fertig.
Leider konnte bei mir ein Sehtest nicht gemacht werden, dafür muss ich noch zum Facharzt. Trotzdem hat die Ärztin telefonisch in meinem Beisein bereits der JVA "hellgrünes" Licht gegeben, dass alles okay ist und nur noch ein Test aussteht.

Mein Arbeitsvertrag war zu der Zeit bereits aufgesetzt und vom Personalrat unterschrieben, meine Sicherheitsprüfung bereits abgeschlossen.

Aktuell warte ich nun noch auf den Termin seit ein paar Tagen, dieser wird aber bald eintreffen.
Der Facharzt wird mich untersuchen und direkt sein Ergebnis an die Amtsärztin weiterleiten. Diese wiederum gibt dann ihr "dunkelgrünes Okay" an die JVA und alles ist gut :polizei3:

Dann kann ich mich auf die Einstellung zum 01.07. freuen!!!! :)

Ich hoffe, dass meine Erfahrungswerte euch etwas Aufschluss bringen! :zustimm:

Yamaha1995
Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung!

Pro Dienstgradabzeichen für die Justiz . Pro bessere Außendarstellung / Öffentlichkeitsarbeit !!


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