Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Mi 25. Jan 2017, 18:24

Matzemann, von Bewaffnung hast du in deinem letzten Post nichts erwähnt.
Außerdem wird auch bei uns eine solche Lage i.d.R: nich von zwei Kollegen alleine bearbeitet. Außerdem unterschätzt du ältere Kollegen pauschal.

Bei Bewaffnung muss man sich grundsätzlich die Frage nach dem Einsatz eines SEK stellen. Störer isolieren. Abwarten und Tee trinken.

( Wenn wir regelmäßig in Wohnungen eingesetzt werden, z.B. bei häuslicher Gewalt etc. , hat der Störer natürlich auch jede Menge Bewaffnungsmöglichkeiten. Das ist allerdings kein Anlass, gleich das große Besteck aufzufahren)

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mi 25. Jan 2017, 18:33

Das mit der Bewaffnung war lediglich ein Hinweis das wir idR in solchen Situationen keinerlei Waffen führen. Bei uns ist es so das es bei manchen Typen einfach 100% klar ist das es zu unmittelbaren Zwang kommt. Bei nem Einsatz wegen häuslicher Gewalt kann es auch eventuell auch "friedlich" vonstatten gehen,gehe ich von aus.
Bei uns wird halt eben nicht das große Besteck aufgefahren wenn einer ne Waffe (Messer, Glasscherbe, Prügel oder sonstwas hat). Da besteht keine Notwendigkeit die Polizei zu rufen. Das können wir selbst erledigen.

Wenn man es so sieht braucht weder die Polizei SEs noch wir. Theoretisch 'kann" jeder Polizeibeamte das selbe was ein SEKler kann. Wenn nicht ist es ein Ausbildungsmangel der abgestellt werden sollte.


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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Mi 25. Jan 2017, 18:44

Falsch. Wir brauchen SEK's, weil bestimmte Situationen eben eine bestimmte, spezialisierte Ausbildung erfordert.
Dazu gibt es SEK'S, auf die auch die Justiz im Rahmen polizeilicher Einsatzkonzepte zurückgreifen kann.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon JVB NRW » Mi 25. Jan 2017, 18:49

In Richtung einer richtigen SE zielt mein Thema auch nicht wirklich. Dafür würdest du zwar motivierte finden, aber dafür gibt es keine ausgebildeten Führungskräfte. Das ist ein Strukturproblem. Etwas vergleichbar gut trainiertes und ausgestattetes wie die EHu's wäre interessant. Aber du musst bei uns erstmal ganz woanders ansetzen.

Gruß
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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mi 25. Jan 2017, 18:50

Wie jetzt? Einerseits verlangst du das jeder JVA Beamte so ausgebildet sein muss das er alle Situationen lösen kann. Der Polizeibeamte aber nicht?
Übrigens haben die Mitglieder der Einsatzgruppen auch eine spezielle/speziellere Ausbildung (Lehrgänge, Kurse) als der normale Beamte.Zumindest diejenigen die ich kenne.


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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mi 25. Jan 2017, 18:55

Stefan
Genau so wie du geschrieben (Training, Ausrüstung Ehu) soll es auch sein.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon JVB NRW » Mi 25. Jan 2017, 19:01

Dann sind wir uns ja einig...nur die Vorturner sehen das halt anders.

Gruß
Stefan

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mi 25. Jan 2017, 19:09

Also bei uns funktioniert es.
Wir haben volle Rückendeckung der AL.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon IMP » Mo 30. Jan 2017, 18:29

Ja, das liegt aber auch daran, dass solche Gruppen von unserer Regierung nicht gewollt sind. Das ist ja alles sooooo martialisch und die armen Gefangenen :stupid: . So ist das Überliberale NRW halt, hinkt hinter allen Bundesländern kilometerweit hinterher..

UND ein großes Problem ist die Führung, wie schon angemerkt.

Während innerhalb der Polizei die Führungsriege ebenfalls aus Polizisten besetzt wird, geschieht dies innerhalb der Justiz aus Verwaltungsbeamten, die NULL Ahnung haben. Von Waffen nicht, von Unmittelbaren Zwang und von Gewalt im Allgemeinen scheinbar auch nicht. Merke ich jedes Mal aufs Neue..

Bei den letzten Entscheidungen unserer S&O "Fachkräfte" kann ich nur die Hände über meinen Kopf zusammenschlagen.

Ich verstehe nicht, wer sich das hat einfallen lassen.
Aber effektiv ist es nicht besonders....

@1957 da hast du Recht! Viele Kollegen des Allgemeinen Vollzugsdienstes sind meiner Meinung mittlerweile Betriebsblind. Und sehen für vieles keine Notwendigkeit.

Meinetwegen müssen es keine SE'n im Vollzug pauschal sein! Aber mehr Training für alle. Intensiver. Wie es jetzt läuft, ist es unzureichend!
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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon nasenbaer » Mi 1. Feb 2017, 16:56

Das es auch anders geht im Justizvollzug sieht man in Bayern. Seht euch mal die SIG `s im bayerischen Justizvollzug an. Die sind mittlerweile in fast allen JVA`en in Bayern installiert und im laufe der letzten vier Jahre auf ein TOP Level in Ausbildung und Ausrüstung gebracht worden. Die machen mittlerweile alles unterhalb von Geiselnahmen selber. Und die SIG-Trainer bilden die übrigen Kollegen nach und nach mit aus.
War unter anderem auch ein Wunsch der Polizei, damit die entlastet werden.
Bei größeren Einsätzen werden die auch mal in einer JVA zusammengezogen so das man gleich mal 40 - 60 SIG-Beamte für Aktionen bereit hat.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon IMP » Mo 6. Feb 2017, 09:26

Na ja... im Süden der BRD läuft ja Vieles anders und häufig besser, als woanders...

M.E. ist der Vollzug in puncto Sicherheit in Ba-Wü u. Bay. auch besser aufgestellt! NRW ist nun einmal das Bundesland, dass immer viel zu spät reagiert.. in allen Belangen!
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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon ichhalt » Mo 13. Feb 2017, 13:44

Ich erkenne den Sinn solcher Sicherheitsgruppen nicht. Wieso sollten wir ein Spezial Team haben, um mittlerweile alltägliche Situationen zu lösen? Und eins ist klar, Geiselnahme etc ist Sache der Polizei. Dafür haben wir doch die VG und das SEK.
Ich bin da eher für eine breiten Schulung aller. Einmal die Woche Sport und Verteidigung etc. Sicherer Umgang im Alltag ist m.E.n. viel wichtiger.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mo 13. Feb 2017, 17:49

ichhalt hat geschrieben:Ich erkenne den Sinn solcher Sicherheitsgruppen nicht. Wieso sollten wir ein Spezial Team haben, um mittlerweile alltägliche Situationen zu lösen? Und eins ist klar, Geiselnahme etc ist Sache der Polizei. Dafür haben wir doch die VG und das SEK.
Ich bin da eher für eine breiten Schulung aller. Einmal die Woche Sport und Verteidigung etc. Sicherer Umgang im Alltag ist m.E.n. viel wichtiger.
Der Sinn liegt darin das solche alltägliche Situationen von Kollegen, die genau dieses regelmäßig trainieren, uU besser gelöst werden können als von Kollegen die nicht so häufig (genau dieses) trainieren. Natürlich könnten die es auch. Das steht doch außer Frage.
Ein eingespieltes, trainiertes und ausgerüstetes Team bei dem jeder der Beteiligten genau weiß was er tut und auch weiß wie seine Kollegen reagieren kann dieses sicherlich "besser" und "effektiver".
Eine breite Schulung ist sicherlich ne tolle Sache. Einmal die Woche Sport und Verteidigung ebenso. Aber sind wir mal ehrlich: Wielange dauert es bis eine Sportart (wenn wir Verteidigung als Sport ansehen) so beherrscht wird das es auch was nutzt? Wer trainiert die Leute eigentlich?
Abgesehen davon hat selbst das "Beherrschen" einer Technik/ einer Kampfsportart nichts mit der Anwendung unter realen Bedingungen zu tun.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon Guard » Fr 17. Feb 2017, 01:50

ichhalt hat geschrieben:...Ich erkenne den Sinn solcher Sicherheitsgruppen nicht. Wieso sollten wir ein Spezial Team haben, um mittlerweile alltägliche Situationen zu lösen? ...
Ich glaube, dass ihr beiden euch grundsätzlich einige seid, jedoch etwas aneinander vorbei redet.

Natürlich muss jeder im Vollzugsdienst in der Lage sein, eine Sicherheitsstörung gemäß der vorgegebenen Ablauf- und Einsatzpläne abzuarbeiten.
Dafür bedarf es einer fundierten Ausbildung aller Kollegen, welche meines Erachtens auch in Teilen der Justiz schon praktiziert wird.

Auf der anderen Seite meine aber auch ich, dass eine spezialisierte Gruppe, mit klar definierten Aufgabenfeldern, bei uns nicht nur Sinn machen würde, sondern eigentlich unbedingt notwendig und überfällig ist.

Denn auch wenn z.B. der Transport von IS-Menschen heute schon fast zu Tagesordnung gehört, gehört er nicht zu den eigentlich alltäglichen Aufgaben eines JVB (Ausrüstung/Ausbildung).
Man muss sich stets vor Augen halten, mit was für einem Aufwand die Strafverfolgungsbehörden Jagd auf diese Menschen machen. Zeit, Geld, Risiken für die Gesundheit der ermittelnden und festnehmenden Beamten seien hier nur mal beispielhaft angeführt.
Auch die Tatsache, dass planbare Festnahmen von diesen Menschen regelmäßig durch Spezialeinheiten der Polizei durchgeführt werden sprechen FÜR die Notwendigkeit einer spezialisierten Einsatzgruppe der Justiz.
Es ist nämlich nur schwer verständlich, warum ein Inhaftierter von "gefühlt" 100 Polizeibeamten und unter Absicherung von SE einer Vollzugsanstalt zugeführt wird, wenn der selbe Mensch eine Stunde nachdem er in der JVA aufgenommen wurde, mit einem deutlich anderen Programm ausgeführt wird.

Hier halte ich es für durchaus ratsam, wenn man speziell geschulte und ausgerüstete JVB mit dem Transport solcher Inhaftierter betraut.
Natürlich, auch da hat NRW schon etwas getan, hinkt anderen Bundesländern aber teilweise Lichtjahre hinterher.
Und das als gefangenenreichstes Bundesland...

Auch macht es meines Erachtens durchaus Sinn, wenn man spezialisierte Bedienstete auch mal anstaltsübergreifend versendet um andere Anstalten mal auf "links zu drehen".
Wir alle unterliegen einer gewissen Betriebsblindheit, welche man mit solchen Maßnahmen sicherlich minimieren könnte.
Die landesweit eingesetzten Diensthunde mit ihren Führern sind auch hier ein erster richtiger Schritt, welcher unbedingt erweitert werden sollte.

in diesem Sinne...
Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung!

Pro Dienstgradabzeichen für die Justiz . Pro bessere Außendarstellung / Öffentlichkeitsarbeit !!

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon ichhalt » Fr 24. Feb 2017, 15:15

Besteck anpassen macht ja auch sinn..
Ausstattung kann nicht gut genug sein. Aber was nützt uns eine SE die erst einmal in die Anstalt kommen muss bei einer Gefahrensituation. Wenn die so schwerwiegend ist, dass wir diese SE anfordern müssen, kann man doch gleich die Polizei holen? oder?
viele Kompetenzen liegen nun mal bei der Polizei und ich bin froh darauf zurück greifen zu können.

Das andere Kollegen mal ne Anstalt auf links drehen, auch zu Unzeiten find ich ne gute Idee. Das stimmt wohl, wir haben alle ne Betriebsblindheit entwickelt. :)


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