4 Polizisten in Dallas ermordet

Diese Sektion dient dem Informationsaustausch mit ausländischen Kollegen sowie der Information über internationale polizeiliche Strukturen/Rechtsthemen

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zoellner
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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon zoellner » Sa 9. Jul 2016, 22:20

Was ermächtigt euch eigentlich, von Europa aus,die Mentalität, Arbeit, Ausbildung und Politik der Strafverfolgungsbehörden der USA zu bewerten?

Euer TV und Kinowissen über die dortigen Verhältnisse?

Der Deutsche wird niemals das Verhältnis eines Amerikaners zu Waffen verstehen. Auch wenn ihr meint ihr würdet die USA kennen, ihr tut es nicht!

Die USA sind ein junges Land wo vor 80-100 Jahren das Recht in ländlichen Gebieten noch Maßgeblich selbst in die Hand genomme wurde. Darüber hinaus müsst ihr mal überlegen wer alles damals in die USA auswanderte. Die religiösen Fanatiker, die politisch Verfolgten und das verarmte Landvolk. Diese bilden nun die Grundlage des Selbstverständnisses der Amerikanischen Denkweise.

Zwischenfälle mit Waffen werden innerhalb der lange nicht so kritisch gesehen, wie im "ach so aufgeklärten" Europa.

Dementsprechend ist auch die Ausbildung und Dienstausübung der US-Kollegen anders zu bewerten.

Und dennoch verwehre ich mich gegen pauschale Verurteilungen der US Kollegen. Was ich durch einige Besuche und ride-alongs Erfahren durfte hat mir gezeigt, dass die sich kaum von uns unterscheiden!

Starbucks.

Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Starbucks. » So 10. Jul 2016, 01:25

Danke zoellner :zustimm:

Die Gesamtsituation ist so komplex und umfangreich.


Obama hatte mal gesagt, dass er die Bevölkerung nicht entwaffnen möchte (wahrscheinlich weil es auch unmöglich ist), sondern nur strengere Kontrollen befürwortet.


Jetzt lasst mal Trump die Wahl gewinnen... Prost Neujahr :stupid:
Ich sehe schon den militärischen Einsatz im Inland.

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Syzygy
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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Syzygy » So 10. Jul 2016, 08:48

"Unser" Verständnis von amerikanischen Cops hat halt auch viel mit der medialen Präsentation zu tun denke ich. Von Filmen/Serien mal abgesehen wo am laufenden Band pro Nase mehr Ammo verballert wird als ein Deutscher Polizist wahrscheinlich in seinem ganzen Berufsleben bis hin zu den "Skandalvideos" wo man Cops sieht die wie Drill-Instructors Befehle schreien und ständig mit dem Erschießen drohen wenn man nicht sofort tut was sie sagen...

Die 1000 Fälle pro Tag wo Situationen aber ruhig und professionell geklärt werden sieht man nie in den Medien. Wäre ja auch langweilig. Ich möchte auch gar nicht wissen, wie viele Cops in den USA jedes Jahr beerdigt werden, weil sie dem Täter zu viel Spielraum gelassen haben.
Safety first!

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Fritz4081
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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Fritz4081 » So 10. Jul 2016, 09:29

Moin Zoellner,

persönlich hatte ich bisher eher nicht den Eindruck das "Vorfälle mit Waffen" in den USA auf die leichte Schulter genommen werden.
Das klingt eher nach Vorurteil aus dem betreuten Denken in deutschen Medien.

Ein guter Einsatzbericht oder Sektionsbefund aus USA ist unseren nicht unähnlich, die teils "bescheuerten" Einlassungen von Zeugen aber auch.

In den USA ist wohl eher den Anteil an Realisten und halbwegs Waffenkundigen so groß das diese eine eigene Einschätzung haben und sich eben nichts erzählen lassen?

Hierzulande fehlt schon für die technische SV-Einschätzung bei 90% der Bevölkerung jede Kompetenz, wettgemacht dafür durch dünkelhafte Hollywood-Vorstellungen und eine ekelhafte weltfremde Moralbrille.

Grundsätzlich sind "die da drüben" uns so unähnlich tatsächlich nicht.

Gruß

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Loewe » So 10. Jul 2016, 12:38

Dein Einwand in allen Ehren, nur man sollte das Ganze wirklich im Gesamtkontext sehen, also nicht nur den Todesschützen im Parkhaus.
Rassismus ist in den USA leider Gottes allgegenwärtig und die Probleme damit lassen sich einfach nicht mit Gewalt lösen.
Wenn ein Schwarzer in einer Verkehrskontrolle durch 4 Schüsse ums Leben kommt, die Freundin daneben sitzt und alles filmt, dann frage ich mich schon wie es zu einer solchen Situation kommen konnte und ob ein Team die Situation nicht hätte besser lösen können, schon allein aufgrund der besseren Eigensicherung.

Wohlgemerkt, Laienmeinung
Es ist unprofessionell von einem allgemeinen Zustand - Stichwort: struktureller Rassismus; auf eine einzelne Handlung zu schließen. Umgekehrt ist es auch nicht zielführend, eine einzelne Handlung einem strukturellen Problem zuzuschreiben.
Das Verlangen nach schnellen Antworten ist zwar nachvollziehbar, darf aber nicht dazu führen sich voreiligen Schlüssen hinzugeben und mediale Meinungsbilder ungefiltert zu übernehmen. Es wird einem vernünftigen Menschen nichts anderes übrig bleiben als, die Untersuchung der Einzelfälle abzuwarten und anschließend das Ergebnis dieser Untersuchungen im Gesamtkontext zur strukurellen Problematik zu setzen.

Und glaube mir: der weiße übergewichtige SüdstaatenCop, mit einem privaten Waffenarsenal zu Hause, einem Hass auf alles Schwarze, der am Samstag zur Kreuzverbrennung des KKK geht und vorzugsweise schwarze Jugendliche erschießt ist ein Ammenmärchen. Sowas verkauft sich aber gut, und wie wir spätestens seit einer Abstimmung auf einer ganz bestimmten Insel wissen, man muss die Lüge nur oft genug wiederholen und in Kontext zu einer realen Problematik setzen, dann wird sie auch geglaubt. Und für die Medien sind schlechte Nachrichten solche, die sich am besten verkaufen.

Und um es hier auf den Einzelfall herunterzubrechen: es ist in den Staaten prinzipiell keine gute Idee ins Handschuhfach zu langen, wenn der Cop es nicht ausdrücklich fordert. Schwarz, weiß, gelb, braun, rot etc. läßt seine Pfötchen schön am Lenkrad und macht genau das, wozu der schwarz, weiß, braun, gelbe, rote Cop eben auffordert.

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon malfragen » So 10. Jul 2016, 16:18

Ich denke es ist auch bei uns nicht gut hastig in Fächer zu greifen, das würde ich nicht tun weil ich weiß das die Polizei das als gefährlich wertet.
Gehe jedoch davon aus das hier deswegen nicht unmittelbar geschossen werden würde, eher das die Situation unentspannt wird.

Das gegenseitige Mißtrauen ist dort schon mehr verbreitet, aufgrund der vielen Waffen im Umlauf.
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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon wolfi71 » So 10. Jul 2016, 20:03

Nur mal so um die Größenordnung zu sehen. In den USA gibt es im Jahr rund 30.000 Tote durch Schusswaffengebrauch.

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Fritz4081 » So 10. Jul 2016, 20:18

@ wolfi71,

bitte verschon die Diskussion mit dem Unfug. Es war und ist sachlich falsch Suizide zu den SW-Delikten zu zählen.

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon springer » Mo 11. Jul 2016, 10:04

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 02334.html

Und die Propaganda läuft ...

Hintergrund der Aktion? Fehlanzeige. Hätte in Deutschland je nach Lage genauso und völlig rechtmäßig durchgeführt werden können.
Beverly Hills Cop hat geschrieben:Wenn mein Gegenüber eine "Schusswaffe" hat bzw. ich davon ausgehe, gehe ich dann so gezielt in den Zweikampf und rolle mich mit meinem Gegenüber auf dem Boden? Ich denke nicht oder? Zumindestens wird das hier, bei uns in der Ausbildung, nicht so beigebracht. Mehr brauche ich ja dazu nicht sagen.
Dann hast Du nicht aufgepasst bzw. die Ausbildung hat Lücken.

Wie gehst Du in so einer Lage vor?

Ansprache, dass er sich nicht bewegen und insbesondere nicht in seine Tasche greifen soll. Er steht also still da (oder liegt auf Anweisung still da). Und dann? Was hast Du in der Ausbildung gelernt, was Du dann machst? Auf ihn schießen? Dafür gibts nichtmal ansatzweise einen Grund.

Dann musst Du an ihn ran, um zu fesseln / durchsuchen. Und wenn Du an ihm dran bist, greift der nicht nach der Waffe, sondern geht Dich körperlich an.

Und damit ist es passiert.

Dann schlag doch mal eine alternative Vorgehensweise vor, bei der man so eine körperlich Auseinandersetzung definitiv vermeiden kann, wenn der Kontrollierte eine Waffe haben soll.

Starbucks.

Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Starbucks. » Mo 11. Jul 2016, 12:28

Wenn man jetzt einen Taser hätte... :polizei3: :polizei1:

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon JedemDasSeine » Mo 11. Jul 2016, 12:42

Ich dachte man hätte ihn vor dem Gerangel zwei Mal erfolglos getasert?
An sich ist nichts weder gut noch böse, das denken macht es erst dazu!(Shakespeare)

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Spawnilein » Mo 11. Jul 2016, 13:22

springer hat geschrieben: Und die Propaganda läuft ...

Hintergrund der Aktion? Fehlanzeige. Hätte in Deutschland je nach Lage genauso und völlig rechtmäßig durchgeführt werden können.
Aus einem anderen Artikel ging hervor das die Straße geräumt werden sollte.
Die Dame auf dem Foto war quasi die letzte auf der Straße.

Das Bild ist für das komplette Thema um das es geht ziemlich unpassend und wird jetzt nur medial aufgeladen.

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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon JedemDasSeine » Mo 11. Jul 2016, 13:54

http://www.stltoday.com/news/local/crim ... fa2a6.html

Und die Stimmung heizt sich weiter auf...
An sich ist nichts weder gut noch böse, das denken macht es erst dazu!(Shakespeare)

Harkov

Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Harkov » Mo 11. Jul 2016, 20:24

ich möchte die Diskussion hier mal um eine weitere Kategorie, nämlich der des Glaubens, erweitern. Nicht im religiösen, sondern im politischen Sinne.

Jede Gesellschaft ist in ihrer innersten Verfasstheit auf Legitimiation angewiesen. Unter Legitimation versteht man im Anschluß an den Soziologen Max Weber die Rechtfertigung einer bestehenden Ordnung aus einem größeren Sinnzusammen heraus.

Ganz wesentlich wird diese bestehende Ordnung durch zwei gegensätzliche Pole gekennzeichnet. Diese sind Legitimationsanspruch und Legitimationsglauben. Beide seiten sind zwar relational verschieden, bilden zusammen aber die Einheit ohne die keine Ordnung bestand hat.

Wenn also der Legitimationsglauben an die Gerechtigkeit polizeilichen Handelns schwindet, wird auf Dauer auch der Legitimationsanspruch der Polizei schwinden.
Jetzt ist die Gretchen-Frage, sinkt der Legitimationsglauben in den USA tatsächlich ?

Unabhängig davon befürchte ich, dass dies gar nicht von so entscheidender Bedeutung ist. Wenn eine kritische Schwelle in der Wahrnehmung erreicht ist, spielt es so gut wie keine Rolle, ob die Polizei rassistisch ist oder nicht, denn solche Diskurse werden nicht mit Zahlen gewonnen.
Ich fürchte ab einem gewissen Punkt ist es völlig egal, dass z.B. mehr Weiße denn Schwarze erschossen werden. Was zählen sind Bilder und Emotionen. Das ist nicht zu begrüßen, aber man sollte diese Art der Medienrezeption mit ins Kalkül aufnehmen. Vielleicht auch von der US-Polizei.

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Buford T. Justice
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Re: 4 Polizisten in Dallas ermordet

Beitragvon Buford T. Justice » Mo 11. Jul 2016, 20:38

Soll also die US-Polizei - und vielleicht auch andere - ihre Maßnahmen so gestalten, dass sie der Medienrezeption gerecht werden? Das fände ich fatal.
:applaus:


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