Der Realeinsatz-Videothread

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TheGunner
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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon TheGunner » Do 3. Aug 2017, 10:27

Moinsen,

hmmm...ist echt ne miese Sache...
Könnte ja auch jedem von uns passieren, auf beiden Seiten.
Ich bin relativ oft drüben und fahre auch regelmäßig "ride along".
Denke das hier eine Mischung aus Angst, unzureichender Aus/Fortbildung und rudimentärer Allgemeinstruktur der Kollegen, für so was verantwortlich sein könnte.

Ist da ja auch n bisschen gefährlicher...
D- ca. 250.000 PVB, davon seit 2011 durch direkte Tätereinwirkung im Dienst ermordet worden: 3 Kollegen
USA - ca. 1.000.000 PVB, davon seit 2011 durch direkte Tätereinwirkung im Dienst ermordet worden: 357 Kollegen
...beide Länder ohne mit Fahrzeugen ermordete Koll.!
(Interessant finde ich, dass von den durchschnittlich 45 Koll. die Jährlich ermordet werden, ca. einer erstochen und drei totgeschlagen werden.)

Ich "stehe" drüben auch oft auf der anderen seit...speeding :polizei10: und die meisten Kontakte sind sehr professionell und einige auch ...nicht so gut.
Und da ich weiß das die Jungs zum Teil echt schiss haben, würde ich mich da nicht komisch bewegen.
Auch wenn ich den SWG in diesem Einzelfall, von den mir vorliegenden Erkenntnissen für nicht rechtmäßig/erforderlich halte, hab ich fast Verständnis für die Reaktion.
War ja nicht bei!

Cheers,

Gunner

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon BNB » Do 3. Aug 2017, 11:26

Wo das Thema ohnehin wieder ausgegraben ist: Hier ist ein Statement dazu von officer401 (US-Amerikanischer Polizist mit recht bekanntem Youtubechannel) https://www.youtube.com/watch?v=dx4QwFNste4

Ich möchte hier als Laie gar nicht viel dazu schreiben, kann aber seine Ansicht absolut nachvollziehen. Kurz gesagt: Ursache ist seiner Meinung nach mangelhafte/missverständliche Kommunikation. P=Polizist, F=Fahrer
- P weist F an, seine Papiere rauszusuchen
- F weist P auf Waffe hin, während er nach seinen Papieren sucht
- P sagt wiederholt "Then don't reach for it" / "Don't pull it out", zunächst noch relativ ruhig
- F sagt "I'm not" und scheint weiter nach seinen Papieren zu suchen
Hätte P gesagt "Hands on the steering wheel!", "Don't reach for anything", "Show me your hands" oder ähnliches, wäre das ganze (zumindest in den USA) wohl ganz anders einzuordnen gewesen.

Zeigt mal wieder, wie wichtig Kommunikation auch (oder insbesondere) in Stresssituationen ist.

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon Fritz4081 » Do 3. Aug 2017, 13:25

Moin,

das Kommunikationsproblem bei diesem Fall ist absehbar das Kernproblem und darf daran erinnern in solchen Hochstresssituationen möglichst einfach und eindeutig zu kommunizieren.

Das läßt sich nur mit Intuition lösen, wirklich 100 % üben läßt sich so etwas nicht.

Gruß

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon grenzwertig » So 13. Aug 2017, 00:32

https://youtu.be/UJDP043aQfs

Beeindruckend, wie ansatzlos der Täter die Waffe zieht und abdrückt. Schwierig, da eine Strategie zu finden, um aus der Lage unverletzt zu entkommen.

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon MacMike1 » Do 17. Aug 2017, 14:32

SirJames hat geschrieben:Moin,

vorab sei gesagt, dass ich die nachfolgenden Sequenzen beim Ansehen als sehr eindrücklich und beklemmend empfand, insbesondere weil dabei ein Police Officer schwer verwundet wurde. Da die Lage aber einsatztaktisch zu den anspruchsvollsten gehören dürfte, halte ich den post noch für angebracht.

[url=Xxx[/url]

Der Täter feuert augenscheinlich aus einem Haus heraus auf die Einsatzkräfte, welche Deckung hinter Fahrzeugen nehmen. Dabei wird ein Officer im Halsbereich getroffen. Taktisch interessant finde ich hier das Vorgehen zum Evakuieren des Verwundeten. Ein Funkwagen fährt vor, dahinter laufen die Unterstützungskräfte (augenscheinlich ebenfalls Streifenbeamte) parallel mit und nutzen den Funkwagen als Deckung. Unter weiterer Deckung wird der Verwundete mit dem Funkwagen aus dem Bereich evakuiert.

Da Rettungskräfte während eines laufenden Schusswechsels auch bei uns nicht in den Bereich einfahren werden, um Verwundete zu versorgen, halte ich das durchaus für ein wichtiges Szenario auch hierzulande.

Gruß
Hier wäre eine enge V-Stellung die Beste. So kommt der Angreifer nicht dazwischen

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon Fritz4081 » Mo 4. Jun 2018, 13:33

Moin,

hier ein kurzer Film zum SWG im Berliner Dom:

https://rtlnext.rtl.de/cms/schuesse-im- ... tml?c=ddbd

Insbesondere ist auf die nicht erkennbare Wirkung des RSG zu achten.

Gruß

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon vladdi » Mo 4. Jun 2018, 14:11

Hallo,

ich kann das ganz schwer erkennen, deswegen dazu ein Frage: hat er - als er den Beamten rechts angeht - ein Messer in der Hand?

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon Fritz4081 » Mo 4. Jun 2018, 14:16

Moin, sieht so aus...

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon BNB » Di 5. Jun 2018, 13:10

Hallo,

nochmal aus anderer Quelle https://www.youtube.com/watch?v=pPs9t7RNcQU Zwar fehlen aus irgendwelchen Gründen wichtige Stellen, aber dafür mit sychronisiertem Sound / hörbarem SWG.

L=Kollege links | A=Angreifer | R=Kollege rechts
Natürlich einfach, das vom Schreibtisch aus zu kritisieren, aber ich frage mich, warum dort eine Mischbewaffnung gewählt wurde, wenn die Kollegen aus unterschiedlichen Richtungen auf den Mann einwirken (was wieder eine ganz andere Frage ist, aber das scheint etwas blöd aus der Situation heraus entstanden zu sein). Ich beziehe mich auf 0:15 im YT-Video, wie ich das sehe: L hat Schusswaffe und RSG gezogen, R nur RSG. A geht daraufhin mit Messer auf R los (schafft damit Distanz zwischen L und A), Reizgas von R wirkt nicht, L sind die Hände gebunden, da R in Schusslinie. Ich vermute, dass bei einem der beiden ersten Schüsse R einen Streifschuss abbekommen hat. Wenn R zu diesem Zeitpunkt seine Schusswaffe gezogen gehabt hätte, wäre die Situation zwar auch nicht ideal, aber immerhin vom Winkel des abzugebenden Schusses sowie Distanz zu A her wesentlich ungefährlicher für den Kollegen. Vor allem aber wäre der sehr gefährliche Kontakt bei 0:18 so vielleicht schon zu verhindern gewesen.

Disclaimer: Der "irgendwie geartete fachliche Background" für diesen Thread aus dem Eingangspost lässt sich sehr frei interpretieren. Eigentlich habe ich (noch) keinen, trotzdem hier meine Auffassung der Situation. Sollte dieser Post in diesem Thread nicht erwünscht sein, bitte einfach entsorgen.


EDIT: Ich habe mir das Video nochmal angeschaut. Bin ursprünglich wie Fritz davon ausgegangen, dass er beim Angriff auf R ein Messer in der Hand hatte. Bei genauerem Hinsehen im YT-Video bin ich mir nicht mehr 100% sicher... aber das ist mir zuviel Spekulation. Die Reaktion der Kollegen deutet sehr, sehr stark darauf hin, dass er ein Messer hatte. Sollter er zu diesem Zeitpunkt jedoch kein Messer mehr in der Hand gehabt haben, stellen sich ganz andere Fragen. Aber wie gesagt, zu viel spekulieren möchte ich auch nicht.

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon Fritz4081 » Di 5. Jun 2018, 14:41

Moin,

die Filmsequenz ist mir deshalb hängen geblieben, weil sich außer der Dynamik mit der sich das Verhalten der Personen ändert auch ganz besonders die Ordnung des Raums mit den daraus erwachsenden Friktionen in den Entscheidungsprozessen ergibt.

Die Wegeflächen leiten hier den Angreifer, er folgt diesen ohne willkürlich über Tische und Bänke zu gehen. Ein Umstand den man leider nicht als gegeben hinnehmen kann.

Dazu die, ohne SWG, gar nicht so unzweckmäßige Annäherung aus 180° zueinander stehenden Richtungen.

Es ist halt nur schwierig bei einer Eskalation entsprechend umzugruppieren um eben nicht mehr in der Schussbahn zu stehen.
Da hier schön sichtbar ist wie schnell solche Abläufe zustande kommen ist das auch keine negative Kritik. Letztlich bleibt denjenigen die in der Lage entscheiden müssen nur Erfahrung und Intuition; alles in wenigen Sekunden wenn das nicht schon zu hoch gegriffen ist. Die sehr enge Zeitschiene wird dabei besonders deutlich.

Gruß

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon grenzwertig » Mi 18. Jul 2018, 08:24

Hier mal ein Video , welches den SWG aus dem fahrenden Auto zeigt und den Magazinwechsel unter Maximalstress.

https://youtu.be/9SCiA1hlaXY (ab 3:09)

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon Fritz4081 » Do 12. Sep 2019, 18:12

Moin, hier noch etwas zur 7 m Regel:

https://www.forcescience.org/2019/09/th ... newsletter
Nicht zuletzt, weil der Täter über 34 fuß lief.
Gruß Fritz

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon grenzwertig » So 21. Jun 2020, 09:40


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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon Fritz4081 » So 21. Jun 2020, 10:47

Moin,

auch beim aktuellen SWG aus Bremen stellt sich die Frage nach der überaus geringen Distanz und wann der zweckmäßigste Zeitpunkt für eine Schussabgabe zu wählen ist.

Gruß

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Re: Der Realeinsatz-Videothread

Beitragvon zambo84 » So 21. Jun 2020, 12:40

Wie immer, trotz der guten "Übersichtsaufnahme", schwer zu beurteilen.

Die vielleicht zu geringe Distanz ist mit der Örtlichkeit zu begründen, aufgrund der geparkten Fahrzeuge war es schwierig eine größere Distanz aufzubauen.

Natürlich kann das ganze im Idealfall, ohne Stress und im Nachhinein "auseinandergenommen" werden, sollte es wenn überhaupt (wie immer) um zu sensibilisieren und um für die Zukunft zu lernen. Niemals um "altklug" den eingesetzten Kollegen zu erklären, was man denn alles falsch gemacht hat...

Ich habe das Video mit besserem Ton, ohne Kommentargeschwafel gesehen.

Ich unterteile das mal in zwei Phasen.
1) Bis zum Einsatz des Pfeffers
2) Pfeffereinsatz und danach

1)
Was man vielleicht hätte verhindern können:
- Das man mit dem Rücken direkt an einem Fahrzeug steht. Wenn sich der Angreifer diese Kollegin als Ziel ausgesucht hätte, wäre sie vermutlich nicht mehr rechtzeitig weggekommen. Ein Schusswaffeneinsatz der Kollegen, die sich rechts und links von der Kollegin am Fahrzeug befanden, hätte in diesem Fall auch gewaltig nach hinten losgehen können.
- Durch Schusslinien der Kollegen laufen. Ist einfacher gesagt als getan in einer Hochstresssituation, sollte aber natürlich vermieden werden.

Was richtig gut lief:
- Unmissverständliche Ansagen/Ansprachen der Kollegen
- Umsetzung über Funk (auch nicht immer selbstverständlich)
- Einweisen des zugestoßenen Kollegen (Hinweise: "Messer")
- Kommunikation der Kollegen (Absprache bzgl. Pfeffereinsatz)

2)
Was besser hätte laufen können:
- Der Einsatz des Pfeffers. Wir in Berlin lernen eine andere Vorgehensweise beim Einsatz vom Pfeffer gegen eine Person, die mit einem Messer bewaffnet ist. Ich möchte das jetzt nicht näher ausführen (Taktik). Im Prinzip hatte der Kollege, der das Pfeffer eingesetzt hat, keine Sicherung. So wie es aussah, hat er ja auch selbst schießen müssen. Ist halt nicht ideal.

Was gut lief:
- Der Kollege, der das Pfeffer eingesetzt hat, hat super schnell reagiert. Hat auf den Angriff den Abstand versucht beizubehalten, extrem schnell die Waffe in die entschlossene Schießhaltung gebraucht, zeitgleich noch den Angreifer aufgefordert des Messer wegzuschmeißen und dann auch noch geschossen (und getroffen).


Fraglich ist natürlich, ob man überhaupt das Pfeffer hätte einsetzten sollen. Hätte man warten können auf Hundeführer oder andere Kräfte? Hätte der Mann irgendwann die Gedult verloren und hätte sich zurückgezogen in das Haus? Hätte er dann vielleicht einen zufällig vorbekommen Unbeteiligen verletzt? Hätte man dann auf die Polizei eingeknüppelt, weil sie vorher nichts unternommen hat? Hätte, hätte, hätte... man weiß es nicht... Und wie man es macht, irgendwie falsch ist es ja eh immer im Nachhinein.

Ich finde, bis auf wenige Kleinigkeiten haben die Kollegen das gut gemeistert. Besser geht es immer, es hätte aber auch noch viel schlimmer enden können. Schade und extrem bitter ist es, dass ein kranker Mensch, der vermutlich nicht Herr seiner Sinne war, um Leben gekommen ist. Unnötig, da man mit entsprechender Ausrüstung dieses hätte verhindern können. Ein Taser VOR dem Pfeffereinsatz wäre hier mit entsprechender Rechtsgrundlage (Einsatzmöglichkeit unterhalb des Schusswaffeneisatzes) genial gewesen und hätte höchstwahrschein dazu geführt, dass der Mann jetzt noch am Leben wäre und der Kollege nicht damit leben muss, einen Menschen erschossen zu haben. Nach dem Einsatz des Pfeffers (und mit dem folgenden Angriff) gab es natürlich nur noch eine Antwortmöglichkeit, Taser hin oder her.
Zuletzt geändert von zambo84 am So 21. Jun 2020, 13:06, insgesamt 1-mal geändert.


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