Polizeibeamter mit Messer verletzt

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SirJames
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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon SirJames » So 5. Feb 2012, 17:02

Eine der beschissensten Situationen, die ich mir vorstellen kann.

Taktisch "vorteilhafte" Lösungen gibt es meiner Meinung nach nur zwei:

1. SWG
2. Rückzug

Nun weiß ich nicht wie die Begebenheiten im Einzelnen waren, so dass man das nicht abschließend beurteilen kann.

Eines kann ich aber sagen. Ich bin mir sicher, dass viele Kollegen, ich auch, so oder ähnlich gehandelt hätten, weil

a) die Hemmung zu schießen oftmals sehr groß ist,
b) Stress blöde macht,
c) das alles in Sekunden passiert und schneller als jeder von uns hier seine Zeilen schreiben kann.

Von daher, vielleicht nicht gelöst wie es ET-Trainer wollen, aber gelöst und das Leben ist nunmal kein Situationstraining.

Gute Besserung beiden Kollegen.

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Steffen767
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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon Steffen767 » So 5. Feb 2012, 17:49

Ich will ja nichts sagen, aber wenn man direkt vor dieser Sachlage steht, dann ist es schwer sich zu entscheiden. Da hilft weder Training noch mentale Vorbereitung.
Wenn du in der Situation bist, steht dir das Adrenalin bis zum Hals und du denkst garnichts. Eigentlich könntest du dir vor Angst und Aufregung in die Hose .......
Im Vorfeld zu sagen ich würde diese tun oder jenes ist einfach. Dieses dann durchziehen ist was ganz anderes.

Gruß
Steffen
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Die oben angegebene Meinung ist die Meinung bzw. Ansicht des Verfassers und spiegelt nicht die Meinung anderer oder der Polizei wieder

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon mymind » So 5. Feb 2012, 18:25

Controller hat geschrieben:
Für mich gilt weiterhin: Wenn Messer dann Wumme.
[...]
Finde ich äußerst bedenklich !
Die Aussage würde ich als 'zum Teil richtig' bezeichnen, jedoch nicht als 'äußert bedenklich'.

Die Gefährlichkeit eines Messer wird - meist - unterschätzt. Habe ich auch schon im Kollegenkreis feststellen können.

Desweiteren verweise ich hierzu mal auf diesen Beitrag (aus einem anderen Thread):
Trooper hat geschrieben:Wer sagt denn, daß man in Lebensgefahr sein muß, um zu einem rechtmäßigen Schußwaffengebrauch zu kommen?

Passt meines Erachtens gut zum Thema Messerangriff.


Steffen, ich denke, dass jeder hier schon einmal in einer prekären Situation war, in der er falsch gehandelt hat bzw. die auch anders hätte enden können. Was du schreibst ist auch völlig richtig. Jedoch denke ich, dass eine Vorbereitung (und wenn ich mir nur überlege wie ich je nach Anlass handeln könnte) ein Stück weit zur Handlungssicherheit beiträgt.
1957 hat geschrieben:der anlass bestimmt unser wirken.

El Lecko Grande
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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon El Lecko Grande » So 5. Feb 2012, 18:37

Controller hat geschrieben:
Für mich gilt weiterhin: Wenn Messer dann Wumme.
Das scheint -in Kurzform- die Lehre zu sein,
die aus den zig-Freds, die zu diesem Thema hier geschrieben wurden,
bei der mitlesenden Kollegenschaft gezogen wird.

Finde ich äußerst bedenklich !
Unbedeutende Einzelmeinung.

SchwarzeSau
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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon SchwarzeSau » So 5. Feb 2012, 19:49

1957 hat geschrieben:ein schußwaffengebrauch gegen eine person, die beabsichtigt, sich selbst zu verletzen oder gar zu töten, ist eine äußerst gewagte sache ( sbc).
Warum? Die Situation kann sich so schlagartig so ändern, daß die Schreibtischtäter danach mit dem Auseinandernehmen Schwierigkeiten bekommen. Die stecken ja nicht in Deiner Haut als KSB und haben gut Reden. Die haben ihre Gesetze, Richtlinien, theoretisches Wissen und genügend Praxisferne, um so eine Situation beurteilen zu können, in der sie selbst noch nie waren.
JedemDasSeine hat geschrieben:Dieser Person das Messer mit bloßen Händen zu entreißen aber offenbar auch...
Das verlangte mein DGL, als ein 2m-Mann mit einem Dönermesser gegen mich (70kg/1,77m) losgehen wollte. Er war partout nicht da mit einverstanden, daß ich den in eine kleine runde Öffnung gucken ließ (mein Kollege konnte aus Altergründen nicht mit ins Einruchsobjekt einsteigen und mich sichern).

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon Peppermintpete » So 5. Feb 2012, 20:42

Mal ganz offen gefragt:
Für wen ist denn hier ersichtlich, ob die Selbstgefährdung und der Angriff auf die Kollegen unabhängig voneinander abliefen?
Für mich liest sich das eher so, als wäre das ein unmittelbar zusammenhängender ablauf.

Wenn wer sich selbst und alleine bedroht, würde ich mich persönlich nicht in akuter Messerreichweite begeben, um den daran zu hindern. SWG finde ich idR aber auch nicht angemessen. Also bleibt nur unsre stärkste Waffe: die Kommunikation.


Wenn wer mit nem Messer in der Hand in Angriffsabsicht auf mich zugelaufen kommt, sehe ich auch nur eine Möglichkeit, und die ist keinen cm groß...
:keks:

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon trigonaut » Mo 6. Feb 2012, 09:17

SirJames hat geschrieben:n kann.

Von daher, vielleicht nicht gelöst wie es ET-Trainer wollen, aber gelöst und das Leben ist nunmal kein Situationstraining.
Und wie wollen die ET-Trainer es gerne gelöst haben??

@Steffen

ich bin da etwas anderer Meinung.

Regelmäßiges Training und mentale Vorbereitung auf bestimmte Einsatzsituationen können sehr wohl das Handeln beeinflussen, auch wenn einem das Adrenalin bis zum Halse steht.

Ist man auf eine solche Situation vorbereitet worden, bzw. hat dies selbst getan kommt evtl. gar nicht so viel Adrenalin auf und man hat dadurch mehr Reserven.

Ich will jetzt nicht behaupten, dass mit Training und mentaler Vorbereitung alles lösbar ist, es kann aber durchaus hilfreich sein und einem im entscheidenden Moment noch Ressourcen freimachen.
Gruß Trigonaut

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Steffen767
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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon Steffen767 » Mo 6. Feb 2012, 10:47

trigonaut hat geschrieben: @Steffen

ich bin da etwas anderer Meinung.

Regelmäßiges Training und mentale Vorbereitung auf bestimmte Einsatzsituationen können sehr wohl das Handeln beeinflussen, auch wenn einem das Adrenalin bis zum Halse steht.

Ist man auf eine solche Situation vorbereitet worden, bzw. hat dies selbst getan kommt evtl. gar nicht so viel Adrenalin auf und man hat dadurch mehr Reserven.

Ich will jetzt nicht behaupten, dass mit Training und mentaler Vorbereitung alles lösbar ist, es kann aber durchaus hilfreich sein und einem im entscheidenden Moment noch Ressourcen freimachen.
Du hast recht, aber ich war 12 Jahre auf einem kleinen Landrevier und dort war es nicht so mit regelmässigem Training.
Uns standen im Monat 8 Stunden Fortbildung/Sport/Belehrungen zu, dann kannst du dir ja vorstellen, was unterm Strich für solche Sachen über bleibt.

Gruß
Steffen
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Die oben angegebene Meinung ist die Meinung bzw. Ansicht des Verfassers und spiegelt nicht die Meinung anderer oder der Polizei wieder

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon Mainzelmann2001 » Mo 6. Feb 2012, 11:56

El Lecko Grande hat geschrieben:
Controller hat geschrieben:
Für mich gilt weiterhin: Wenn Messer dann Wumme.
Das scheint -in Kurzform- die Lehre zu sein,
die aus den zig-Freds, die zu diesem Thema hier geschrieben wurden,
bei der mitlesenden Kollegenschaft gezogen wird.

Finde ich äußerst bedenklich !
Unbedeutende Einzelmeinung.
Nö, wir sind schon zwei!

Letztendlich schrieb ich das bereits, ich finde es gut, dass nicht in jeder situation gleich und sofort geschossen wird, sondern eben auch einkalkuliert wird, dass es andere Möglichkeiten gibt.
Und die ständige Diskussion hier, dass der Griff zur Waffe das einzig Wahre sei, hat letztendlich dami was zu tun, dass einige das auch so handhaben würde/wollen.
Und das finde ich auch bedenklich.
Du hast recht, aber ich war 12 Jahre auf einem kleinen Landrevier und dort war es nicht so mit regelmässigem Training.
Uns standen im Monat 8 Stunden Fortbildung/Sport/Belehrungen zu.........
wow, doch so viel. Wir haben weniger Zeit und Möglichkeiten.
Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt.

Das frühe Vögeln entspannt den Wurm.

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon trigonaut » Mo 6. Feb 2012, 13:53

@Steffen

Na dann hoff ich mal, dass es mittlerweile besser geworden ist.

Aber das und auch die Aussagen anderer hier belegt wieder, dass es unerlässlich ist, für sich selber etwas zu tun. Sei es mentale Vorbereitung, Trockentraining mit den FEM usw.

Das Einsatztraining kann hier nicht alles abdecken bzw. gibt es teilweise zu wenig Möglichkeit regelmäßig zu trainieren.
Gruß Trigonaut

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon powle » Mo 6. Feb 2012, 14:07

Auf welche Rechtsgrundlage würdet ihr denn den SWG stützen, um einen Suizid mit Messer zu unterbinden?

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon Trooper » Mo 6. Feb 2012, 14:16

Die Frage nach der Rechtsgrundlage des SWG ist mehr als berechtigt, und ich halte ihn in dieser Situation (akute Selbstgefährdung, keine direkte Fremdgefährdung) auch weder für geeignet noch für zulässig.

Aber ich würde einen Teufel tun und mich in die Wirkdistanz eines Messers begeben, nur weil der Besitzer ebendieses Messers sich damit selbst etwas antun will. So wenig ist mir meine Haut dann doch nicht wert.

Distanz halten, mit SW sichern, zweiter Mann jaucht die Zielperson mit dem RSG ein... und wenn das nicht reicht und der Betreffende sich trotzdem selber zu Aufschnitt verarbeitet, dann isses eben so.
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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon powle » Mo 6. Feb 2012, 14:22

Trooper hat geschrieben:Die Frage nach der Rechtsgrundlage des SWG ist mehr als berechtigt, und ich halte ihn in dieser Situation (akute Selbstgefährdung, keine direkte Fremdgefährdung) auch weder für geeignet noch für zulässig.

Aber ich würde einen Teufel tun und mich in die Wirkdistanz eines Messers begeben, nur weil der Besitzer ebendieses Messers sich damit selbst etwas antun will. So wenig ist mir meine Haut dann doch nicht wert.

Distanz halten, mit SW sichern, zweiter Mann jaucht die Zielperson mit dem RSG ein... und wenn das nicht reicht und der Betreffende sich trotzdem selber zu Aufschnitt verarbeitet, dann isses eben so.
Seh ich genau so, und zumindest das Berliner Recht hat hier auch gar keine EGL für einen SWG parat.

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon 1957 » Mo 6. Feb 2012, 14:43

für den ein oder andern, die meine aussage offenbar missverstanden haben:

es steht ganz außer frage, dass eine mit einem messer hantierende person aus gebührendem abstand in ein 9mm loch schaut.
für gewagt/riskant halte ich jedoch den versuch, die schußwaffe einzusetzen, will heißen zu schießen, um suizidversuch oder die autoaggression zu verhindern. das wiederum heißt auch nicht, dass hier die gesetzlichen vorausssetzungen nicht vorlägen.

die entscheidung kann nur situativ von den eingesetzten kollegen getroffen werden.

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Re: Polizeibeamter mit Messer verletzt

Beitragvon schutzmann_schneidig » Mo 6. Feb 2012, 14:52

powle hat geschrieben:Auf welche Rechtsgrundlage würdet ihr denn den SWG stützen, um einen Suizid mit Messer zu unterbinden?
Das wurde unlängst hier diskutiert.
- It's a deadly stupid thing to point a gun (real or fake) at a police officer in the dark of night or the light of day -


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