da ich mich teilweise sehr schwer getan habe, Infos über den EAV bei der Bundespolizei zu suchen und auch zu finden, möchte ich gerne meine Erfahrungen bei dem Eignungsauswahlverfahren (EAV) mit euch teilen und würde mir wünschen viele Fragen zu klären.
Ich habe mich für den mittleren Dienst bei der Bundespolizei beworben. Mein Prüfungsort war das AFZ Oerlenbach (Bayern, Unterfranken). (hier Wikipedia Artikel über den Ort.
Das AFZ Oerlenbach bietet und empfiehlt die Möglichkeit am Vortag anzureisen und dort kostenlos zu nächtigen. Da ich allerdings eine gute Schlafmöglichkeit in der Nähe hatte, bin ich erst morgens angereist. Im Einladungsschreiben stand drin, man solle bis 7:15 Uhr angereist sein. Ich empfehle, sollte man dort nicht übernachten, dass man bereits eine halbe Stunde vorher anreist um unnötigen Stress zu vermeiden und gegebenenfalls mit den anderen Bewerbern sich ablenken und kennen lernen kann, schließlich verbringt ihr voraussichtlich die nächsten zwei Tage mit diesen Menschen eure Zeit.
Wir waren 11 Bewerber, davon 2 weibliche Bewerberinnen. Hier waren einige 15 Jahre, andere Mitte zwanzig und einer um die 30 Jahre. Als wir alle vollzählig im Prüfungsraum waren, wurden ärztliche Bescheinigungen und unser Personalausweis eingesammelt, den man erst wieder bekommt, bis man im EAV ist.
Zum Ablaufplan des EAV folgende Infos:
1. Tag beim Auswahldienst EAV mittlerer Dienst
- - schriftlicher Teil
- (Konzentrationstest, Allgemeinbildungstest und Diktat - KEIN Englisch seit diesem Jahr! )
- - bei Bestehen des Tests 10.30 Uhr ärztliche Untersuchung Sanitätsabteilung (Dauer: Bis 16:00 Uhr)
- - nach nicht bestandenem schriftlichen Teil Zimmer räumen, Schlüssel mitbringen, Essensgeld bezahlen und die Heimreise antreten.
- - 7.00 Uhr Auswahldienst Informationsgespräch (Ablauf über den heutigen Tag bzgl. Sport, Vorstellungsgespräch, Ankleidekammer und hier wurden die Rollen getauscht: Bewerber durfte an den Prüfer Fragen stellen. Solltet ihr Fragen haben, fragt ruhig, aber bitte sachlich, fundiert und ordentlich, denn es ist trotzdem euer Prüfer der euch später prüft.
- - Sporttest in der Sporthalle
- - nach dem Sporttest duschen und die Zimmer räumen sowie die Taschen zum Auswahldienst mitbringen - bis spätestens 11.00 Uhr!
- - Schlüssel beim Auswahldienst abgeben.
- - Ausweise empfangen
- - Essensgeld bezahlen
- Frühstück: 1,57 Euro
Mittagessen: 2,87 Euro
Abendessen 2,87 Euro
- - Vorstellungsgespräch
- - anschließend Vermessung in der Bekleidungskammer
- - Heimreise.
Zum schriftlichen Teil kann man nur Tipps geben, welche bereits in eurem Einladungsschreiben aufgeführt sind. Nehmt diese Infos ernst.
Allgemeinbildungstest kann man gut oder schlecht für lernen. Entweder man hat ein gewisses Allgemeinwissen oder eben nicht. Ob man in einigen Wochen soviel aufholen kann, mag ich bezweifeln, darum schenkt diesen Punkt soviel Aufmerksamkeit wie möglich(nötig). Hier wird alles, über Politik, Elektrotechnik, Mathematik (sehr leicht), Biologie, Kunst, Geographie, Tagesgeschehen, Geschichte und logischem Denken, abgefragt. Ein kleinen Tipp gönn ich mir: Zu wissen wer aktuell Bundeskanzler(in) ist, reicht nicht aus. Ebenfalls sollte eure Geo-Kenntnisse über die deutschen Grenzen hinaus reichen. Dieser Test ist machbar, für die einen weniger leicht, für andere besser. Hier haben alle bestanden.
Diktat: Wie sehr habe ich mich hier gefürchtet, da ich persönlich mal eine Lese-Rechtsschreibschwäche hatte. Vorweg sei gesagt: Jeder hat auch hier bestanden, obwohl jeder mehr oder weniger Respekt hatte. Das Niveau des Textes entspricht meiner Meinung einer Realschulklasse 9 oder 10. Es kamen alltägliche Wörter drin vor, nichts Weltbewegendes. Konzentriert euch, hört gut zu, lernt vorher Zeichensetzung, sowie Groß- und Kleinschreibung und ihr solltet diese Hürde mir Bravour meistern. Ein Lob an die Vorleserin, sie hat das wirklich gut gemacht.
Entwarnung: Es gibt ab diesem Jahr kein Englischtest mehr! Viele - auch ich - dachten dies und waren froh über diese Mitteilung.
Hier hat, wie bereits oben erwähnt, nur ein Bewerber die Mindestleitungen nicht bestanden.
Es ging danach zum PÄD (Polizeiärztlichendienst).
Auch hier werde ich nur kurz erwähnen worauf es ankommt. Ihr müsst hier Urin abgeben. Nach etwas längerem Warten geht’s dann zum Anamnesebogen ausfüllen, Hörtest, Lungenvolumentest, Sehtest, Farbtest, Körpergröße- und Gewicht wird gemessen und noch zum ebenfalls sehr gefürchteten Belastungs-EKG-Test . Das ganze dauert natürlich seine Zeit, jeder ist auf verschiedenen Stationen und schickt den nächsten rein. Erst wenn man alle Stationen hinter sich hat bekommt ihr ein Urteil. Für viele war hier ebenfalls das vorzeige aus. Hier sind 5 Bewerber als PDU geschrieben wurden . Teils auch wegen dem Belastungs-EKG, da hier nicht genug vorbereitet und trainiert wurde. Also bitte hört auf die Tipps: bereitet euch auf das Belastungs-EKG ordentlich vor, u.a. mit Ausdauersport wie Schwimmen, Joggen und, wer hätte es gedacht, Radfahren . Ebenfalls durfte einer aus unbekanntem Grund am Sporttest vorerst nicht teilnehmen, war aber nicht direkt PDU. Somit durften 4 Personen zur abschließenden Kontrolluntersuchung zum Arzt. Hier wurde einfach der Körperbau an sich begutachtet. Strecken, Dehnen, Beugen. Ob Gerücht oder nicht: Ihr müsst jedenfalls auch husten, während der Arzt eure liebste Zone in der Hand hält . Auch vor beugen und ein kurzer Blick vom Arzt wird abverlangt. Als ich diese zwei "peinlichen" Momente hinter hatte, hörte ich nur wie der Arzt zur Assistentin meinte: "tauglich". Somit fiel mir ein Stein vom Herz.
Der Tag endete bei uns circa 16:00 Uhr. Nun hätte ich dort wieder kostenlos nächtigen können, entschloss mich allerdings zur 5km entfernten Schlafmöglichkeit zu fahren um dort in Ruhe noch mal für das Vorstellungsgespräch zu lernen und zu schlafen. Am nächsten Tag trafen wir uns um 7.00 Uhr, in Sportklamotten, vor dem Vorstellungsgesprächsraum. Der Prüfer kam, wir saßen uns rein und waren am "Drücker". Nun hätten wir die Möglichkeit gehabt, den Prüfer die Fragen zu stellen, welches ja später umgekehrt geschehen würde. Wir hatten aber keine Fragen und konnten somit direkt zur Sporthalle gehen um uns dort aufzuwärmen. Wir hatten die Möglichkeit vorab den KBT und Standweitsprung zu "üben", da diese Stationen bereits vorbereitet waren. Um 7.30 Uhr kam dann der Sportprüfer, zwei weitere Polizeibeamte und auch der Prüfer von der Prüfungskommission. Hier soll durch die zusätzlichen Beobachter und der Prüfer, der euch später befragt, Stress aufgebaut werden. Mich hat dies zumindest "kalt" gelassen. Ob nun einer oder fünf mir zu schauen, ist mir egal, Hauptsache ich schaffe meine Anforderungen.
Auch hier wieder etwas Stressabbau für euch: Man darf Disziplinen ausgleichen. Ich habe beispielsweise die Mindestleistung bei dem Standweitsprung nicht geschafft, dafür aber bei den Liegestützen sowie beim Coopertest die Höchstpunktzahl erreicht. Auch hier haben wir alle 4 Bewerber bestanden.
Nun ging es zum Duschen auf die Zimmer. Im Anschluss ging es dann in den Vorraum des Vorstellungsraumes um auf unser Vorstellungsgespräch zu warten.
Ob nun das Vorstellungsgespräch leicht oder schwer ist, sollte jeder für sich selber herausfinden. Wir fanden es aber alle alles andere als ein Zuckerschlecken. Es sind drei Prüfer im Raum und man wird über "Gott und die Welt" ausgefragt. Unter anderem: Politik, Allgemeinwissen, Erdkunde, Tagespolitik (daher ganz wichtig: Nachrichten schauen UND Zeitung lesen - KEINE Bildzeitung, ordentliche Zeitung ), Geschichte, schulischer/beruflicher Werdegang und auch Fragen zur Bundespolizei. Hier kann man sich ebenfalls schlecht vorbereiten. Entweder man hat das Wissen oder nicht. Man kann nicht pauschal sagen: Lernt dies und jenes. Bei jedem von uns vier wurden andere Fragen gestellt. Wir hatten einen guten Zusammenhalt, sodass wir aufeinander gewartet haben obwohl wir gehen durften, daher auch meine Infos.
Nach dem Gespräch wartet man circa drei bis fünf Minuten und wird wieder in den Raum rein gerufen. Hier wird man befragt, wie man seine Vorstellung empfand. Seid ehrlich zu euch und den Prüfern, die machen den Job lang genug und etwas Falsches hier zu erzählen, wäre schlecht. Man braucht natürlich ein gesundes Selbstbewusstsein, allerdings hier zu antworten "Gut, hat mir gefallen", obwohl man mehrere Fragen nicht beantworten konnte, zeigt eher das Gegenteil, das man sich nicht mal selber einschätzen kann. Auch wenn ihr keine Antwort auf die Frage habt, seid ehrlich. Wenn ihr versucht irgendwas zu erzählen, wovon ihr keine oder nur wenig Ahnung habt, seid ehrlich zu euch und den Prüfern und sagt es ihnen. Ich bin jedenfalls gut damit gefahren. Lasst euch auch nicht "stressen". Nicht umsonst wird dies öfters als "Stressinterview" betitelt. Wenn der Prüfungsleiter nicht "höflich" sein sollte, macht der das nicht weil er ein schlechter Mensch ist, sondern hier möchte man euch bewusst in eine Stresssituation bringen und euch unter Druck setzen. Schließlich wird der Bürger später auch nicht immer sehr nett und höflich sein und ihr müsst dennoch diskret, ruhig und höflich sein.
Hier haben es wieder zwei nicht geschafft, somit haben es nur zwei geschafft. Dies soll wohl üblich sein, dass bei jedem EAV nur 1 oder 2 Bewerber bestehen. Ob das wirklich so ist, kann ich nicht beurteilen. Ich bin jedenfalls froh drum bestanden zu haben.
Es gibt eine Beurteilung: "Nicht geeignet", "geeignet" und "gut geeignet". Letzteres wäre vglb. mit einer Direktzusage, die man aber erst per Post endgültig erhält. Ein "geeignet" heißt man hat bestanden und je nach Prüfungsergebnis geht man mit den anderen Bewerbern auf die "beliebte" Rankingliste.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen und guten Einblick in das EAV geben und ihr könnt nun sicherer an die ganze Sache ran gehen. Ich wünsche allen (zukünftigen) Bewerber alles Gute und viel Erfolg - ihr packt das schon. Ein Hexenwerk ist es jedenfalls nicht.
Liebe Grüße
Euer Sky