Beitragvon HessieJames » Do 12. Mai 2016, 05:34
Mir sträuben sich bei einigen Argumenten, die ich hier lese, grad ein wenig die Haare. Wie kann man denn Gegenstände für den Alltagsgebrauch (Küchenmesser, Autos) mit richtigen Waffen vergleichen, die in erster Linie der Gewaltanwendung dienen? Das eine setze ich tagtäglich ein, in der Regel in Situationen, deren Stresspegel für mich überschaubar ist - ja, dazu zähle ich auch noch Berufsverkehr oder, um bei dem anderen Vergleichsgegenstand zu bleiben, die Zubereitung eines 5-Gänge-Menüs.
Und das andere wird eigentlich nur in Momenten zum Einsatz kommen, die für die meisten Menschen mit großem, teils extremem Stress verbunden sind. Wieviele Trainingssequenzen sind für unsereins denn nötig, um in einem Szenario, bei dem SWG oder nicht das Thema ist, einigermaßen souverän zu reagieren? Das Problem ist ja nicht nur die charakterliche Eignung des Waffenträgers sondern auch die Stressfestigkeit.
Dazu kommt, dass insbesondere Schusswaffen eine sehr sorgfältige Handhabung erfordern, und spätestens da spreche ich dem ach so zuverlässigen Bürger pauschal die Kompetenz ab, wenn ich sehe, wie schwer sich selbst mancher Kollege damit noch tut. Es ist eine Sache, wenn jemand beim Gespräch in der Küche unbedacht mit dem Messer rumfuchtelt. Und etwas völlig anderes, in die Mündung einer geladenen Waffe zu gucken, nur weil deren Träger Schwierigkeiten mit dem Begriff Mündungskontrolle hat.
Trooper, du willst Belege? Der Fall des deutschen Austauschschülers in den USA, der in der Garage erschossen wurde, wäre das ein Anfang? Oder der Fall aus Deutschland, bei dem einem Einbrecher in den Rücken geschossen wurde? Weiß grad nicht mehr, wann genau das war, aber ich schätze mal, dass dir beide Vorfälle bekannt sind. Bzw., wenn es dir speziell um das Risiko für dich als PVB geht, denk an den Kollegen des Mainzer SEK, der durch die geschlossene Haustür erschossen wurde. Sicher, der Täter in diesem Fall entspräche nicht deinen Kriterien in Sachen Zuverlässigkeit, außerdem war die Waffe, soweit ich mich entsinne, illegal erworben. Alle drei Beispiele beinhalten aber mindestens mal eine Überreaktion der Schützen, wenn nicht sogar vorsätzlichen Missbrauch.
Dazu kommen die zahlreichen Schießunfälle weltweit, auch hierzulande. Und natürlich die wohl jedem geläufigen Vorfälle, bei denen legal erworbene Waffen durch unsachgemäße Aufbewahrung in die falschen Hände gerieten - mit katastrophalen Folgen.
Man kann nun sicher darüber streiten, ob man das alles dennoch in Kauf nimmt, weil man meint, die Sicherheit insgesamt in Deutschland ließe sich durch mehr Waffen in privater Hand erhöhen. Aber bitte nicht die durch Waffen ausgehende Gefahr kleinreden.
Ich für meinen Teil bin strikt gegen mehr Schusswaffen in der Bevölkerung. Kann die Gegenposition aber zumindest verstehen. Das Gefühl, zur falschen Uhrzeit durch die falsche Straße zu eiern, kenne ich durchaus auch. Ändert nur nichts daran, dass ich die o.g. Gefahren als deutlich gravierender einstufe.