springer hat geschrieben:florianxxx hat geschrieben:@Freeman12349: Zum einen will ich den Bericht gar nicht unbedingt verteidigen, sondern hatte mich an dem Entsetzen über die angebliche Behauptung der Rechtwidrigkeit gestört, zum anderen, selbst wenn man nur Messervorfälle abzieht, die es erlaubt hätten, die Schutzausrüstung aus dem Streifenwagen anzuziehen oder sich dazu zurück zu ziehen bliebe meiner Meinung nach eine erkleckliche Anzahl an Fällen über.
Der Kollege, der am 24.12.2015 in Herborn erstochen wurde trug seine Schutzweste. Es ging um eine Identitätsfeststellung bei eine Schwarzfahrer - eine eigentlich völlig banale Maßnahme, wie sie jeden Tag tausendfach (!) gemacht wird.
Wenn so eine Ausrüstung schon bei so einer völlig banalen Maßnahme notwendig sein kann, welche Einsätze soll man dann ohne Schutzausrüstung fahren? Das erste Mal, als ich fast eine Faust ins Gesicht bekam, ging es um einen Parkverstoß mit €15,- Verwarngeld.
Zwei Fragen:
1. Was für eine Schutzausrüstung soll das sein, die komplett gegen Messerangriffe schützt?
2. Wenn ich die Ausrüstung schon bei so banalen Einsätzen brauche, bei was für Einsätzen brauche ich sie dann sicher nicht?
Du scheinst das alles für ein Spiel zu halten, der Einsatz in diesem Spiel ist aber u.a. mein Leben. Für dich ist das vielleicht nicht viel wert, für mich und meine Familie schon. Alternativ schlage ich vor, dass Du dann in so einer Lage vor der Polizei vorgehst, und im Zweifel eben draufgehst. Aber da wird dann kommen, dass das nicht Deine Aufgabe ist.
Wenn ich bestimmte FEM nicht dabei habe, dann kann ich bestimmte Lagen nicht lösen (und solche Lagen entstehen auch mal spontan, wo keine Zeit, ist zum Fahrzeug zurückzukehren). Ganz ehrlich? Wenn einer dabei wäre, Dich abzustechen und ich wegen so einer Sache keine Schusswaffe dabei hätte, dann würde ich mich zurückziehen und ausrüsten. Gehst Du dann dabei drauf - dann ist das eben so. Da Du der Überlegung positiv gegenüberstehst, wärst Du für mich einfach Kollateralschaden deiner eigenen beknackten Idee.
Zunächst mal wiederhole ich nochmal, dass ich dem Entwurf der Jusos gar nicht positiv gegenüber stehe. Aber es geht mir um die Argumentation, dass es ja keine Toten gibt/gab (oder nicht in relevanter Menge) die dadurch verhindert würden. Das sehe ich anders. Trotzdem stehe ich dem Entwurf nicht so wirklich positiv gegenüber, da es dann - und da geht der Entwurf kaum drauf ein - zu Todesfällen durch die fehlende Waffe kommt - oder zumindest kommen kann. Man kann der Meinung sein, diese zu akzeptieren, dann sollte man sich aber weiter gehend damit auseinandersetzen als es in diesen paar Zeilen geschieht.
Zu 1.:
http://www.ruhrnachrichten.de/storage/p ... Einsat.jpg z.B.
zu 2.: Von sicher nicht sprach niemand. Die brauchst du bei keinem Einsatz, es sei denn es gibt tatsächliche Anhaltspunkte dafür, dass ein Messer im Spiel ist. Brauchst du sie und hast sie noch nicht an bleibt der Rückzug oder der sehr riskante Kampf mit Schlagstock, Pfefferspray, Taser, bloßen Händen,...
Menschliches Leben wird de facto abgewogen. Es wird nicht so genannt und von den meisten nicht bewusst, aber es wird getan. Wir wägen zum Beispiel ab, dass tausende Tote im Straßenverkehr ein angemessener Preis für unsere Mobilität sind. Wir wägen ab, dass wir Tote in Kauf nehmen, weil der RTW zu spät kam, weil wir nicht bereit sind, mehr Geld dafür auszugeben.
Genauso ist es auch hier eine Abwägungssache. Die Jusos in dem Entwurf wägen in Richtung mehr tote/verletzte Polizisten ab, dafür weniger sonstige Opfer. Aktuell ist man bei einem gewissen Mittelding aus verletzten/toten Polizisten und sonstigen Opfern [sonstige Opfer soll nur das Gegenteil zu polizeilichen Toten/Verletzten darstellen und sonst keine Wertung enthalten!]. Wobei Polizisten natürlich mehr in Richtung Schutz der Polizei tendieren und Bürgerrechtler/Linke/... eher in Richtung Schutz der Nicht-Polizisten. Das andere Extrem wäre das was die USA teils im Irak machen/machten, "shoot first". Reduziert die Zahl der verletzten/getöteten Einsatzkräfte, fordert aber deutlich mehr sonstige Opfer.
Und klar, kann auch ich ein Opfer dieser Abwägung sein, die sich ja durch alle Lebensbereiche zieht. Es gibt ein akzeptiertes Restrisiko (für jeden!) und wenn ich diesem zum Opfer falle ist das halt so. Und deshalb kann man trotzdem über diese Abwägung diskutieren ohne mir gleich meinen eigenen Tod vorhalten zu müssen. Und ohne es zu meiner Idee zu erklären, weder der Thread noch der Entwurf sind meine Idee!
Zusammenfassend: Ja, die Jusos haben Recht, man würde die Zahl der Toten durch Polizeikugeln senken. Und ja, es gibt einige Beispiele, in denen Polizisten überfordert waren und daher Menschen unnötiger Weise starben, auch wenn das nicht gleich eine Rechtswidrigkeit bedeuten muss.
Trotzdem ist der Entwurf zu oberflächlich um eine ausreichende Abwägung hin zu einem Weglassen der Schusswaffe zu liefern, die als wirkliche Argumentationsgrundlage dienen könnte.
@diag: Muss der Neptunbrunnen wirklich sein? Wenn du das diskutieren willst wäre eine Wiedereröffnung des damaligen Threads vielleicht sinnvoller.
@DerLima: Ich behaupte nicht, dass Polizisten pauschal überfordert sind. Aber in den von mir genannten Beispielen ist es zumindest eine mögliche Sichtweise, dass sie es waren. Und das ist zunächst mal eine einfache Feststellung, danach müsste man dann diskutieren, ob es überhaupt möglich ist, in einer solchen Lage nicht überfordert zu sein. Und wenn ja, ob der dafür nötige Trainingsaufwand in einem Verhältnis steht. womit wir wieder beim Abwägen wären...
@Diag: Muss ich dabei sein um etwas bewerten zu können? Wenn ja: Wir sollten die Gerichte abschaffen. Waren nie dabei, schicken dann aber Menschen lebenslang hinter Gitter ohne die Situation beurteilen zu können...
@Knaecke77: In dem Video: Zurück zum Streifenwagen, Waffe holen, Situation lösen. Ketzerisch: Das Video untermauert die Forderung der Jusos. Die Polizisten hatten keine Waffe deswegen (und nach der Lehrmeinung des Forums nur deswegen!) starb niemand. Auch wenn man diesen glücklichen Ausgang mit einer verdammt hohen Gefährdung der Polizisten erkauft hat. [Ich wiederhole mich: Damit mache ich mir die Forderung des Jusos trotzdem nicht zu eigen!]