Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

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JVB NRW
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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon JVB NRW » Fr 20. Jan 2017, 21:32

Ja, vollkommen logisch. Wenn der Arzt kommt, lehnt der Krankenpfleger sich zurück und wenn das SEK kommt, fährt der Wach- u. Wechseldienst Pommes essen...
Vollkommen nachvollziehbare Argumentation. Ist auch überhaupt nichts so spezialisierte Einheiten aufbauen. Hat in allen anderen Behörden auch nichts gebracht. Geisellagen werden bald von priv. Sicherheitsdiensten abgearbeitet. Super, dass im Justizvollzug Leute das Sagen haben, die von dem was der Justizvollzugsbeamte macht überhaupt keine Ahnung haben. Wie im wahren Leben auch. Eine Bäckerei wird doch von einem Sozialarbeiter geführt, oder?
Gut, dass nur ein Mal im Jahr Weihnachtsmarkt ist....

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Sa 21. Jan 2017, 00:48

imp,

da könnte man aber auch zu dem Schluss kommen, dass es Mitarbeiter gibt, die nicht weiter als bis zur nächsten Ecke denken und das als der Weisheit letzter Schluss begreifen, was dazu führt, dass alle anderen als weltfremd oder Nichtanpacker begriffen werden.

Was dagegen hilft ist das "weiter" denken oder selbst den Aufstieg machen.

Bin jetzt kein JVB, kann aber die Sichtweise der AL durchaus nachvollziehen.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon Syzygy » Di 24. Jan 2017, 13:09

Bei uns in der Einrichtung (MRV) ist man auch wieder von der Idee weggegangen, spezielle Gruppen (mit Equipment und Training) für besonders brenzlige Situationen einzuführen. Dafür hat man die Schulungs- und Trainingseinheiten für alle Mitarbeiter verpflichtend gemacht, bisher waren nur die rechtlichen Grundlagen verpflichtend, das praktische Training jedoch nur als Angebot da. Jetzt müssen alle auf die Matte und regelmässig Situationen unter Anleitung auch mit Körpereinsatz lösen, egal ob Männlein oder Weiblein, 20 oder 60 Jahre.

Im Grunde aus den selben Gründen wie oben angegeben: Man möchte verhindern, dass ein Teil der Mitarbeiter sich da quasi völlig ausklinkt und die Fähigkeit zum sofortigen reagieren abhanden kommt, nur weils ja 'ne Gruppe gibt die man anrufen kann wenns brenzlig wird. Im Endeffekt wird auch ganz klar gesagt, dass jede Situation die vom normalen Mitarbeiter vor Ort nicht mehr handlebar ist, sowieso "contained" wird (aka man zieht sich zurück und der Bereich wird abgeriegelt) und es wird die Polizei informiert, die lt. Absprache grundsätzlich mit dem SEK anrückt wenn wir sie brauchen.

Halte ich für 'nen recht vernünftigen Ansatz.
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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Di 24. Jan 2017, 14:31

Prinzipiell gehe ich komplett konform damit das, theoretisch, JEDER sowas können MUSS.
Leider zeigt mir die Praxis das es immer den einen oder anderen gibt der es eben nicht kann, ohne sich oder andere in Gefahr zu begeben.
Vor allem zu Unzeiten sind auch nicht immer genügend vor Ort.
Und die Polizei zu rufen weil sich ein Gefangener bspw., bewaffnet?(wer weiss das schon) in seinem Haftraum verbarrikadiert hat, halte ich für überzogen.

Mir ist es auf jeden Fall lieber wenn eine besondere Lage von besonders geschulten/trainierten (AZT/Taktik) ,ausgerüsteten und motivierten Kollegen gelöst wird als das andere das versuchen und es verletzte (auf welcher Seite auch immer) gibt.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Di 24. Jan 2017, 15:15

Das setzt aber voraus, dass dieses Personal immer und zu jeder Zeit in ausreichender Anzahl überall vorhanden ist. Das halte ich weder für erforderlich noch wirtschaftlich.
ALs nicht JVAler gehe ich mit meiner bescheidenen Sichtweise davon aus, dass das Personal in einer JVA in der Lage ist, Alltagskonflikte und ein wenig mehr ,professionell zu lösen. Andernfalls wären wir wieder beim "Schließer". Türe auf, Türe zu.

"Besondere Lagen" ( welche sind das aus Eurer Sicht?), erfordern besondere Maßnahmen. I. d. R. dürfte das den Einsatz der Polizei erfordern. Dann wird die Lage gemeinsam gemeistert.

Nachdem ich nun auch mal einen Blick in das Strafvollzugsgesetz geworfen habe, sind die Bediensteten dafür wohl auch zuständig und berechtigt, entsprechende Maßnahmen anzuwenden. Wenn es dann Bedienstete gibt, die diesen Aufgaben womöglich nicht gewachsen sind oder nicht sein wollen, ist das eine Angelegenheit der Führung.
Zuletzt geändert von 1957 am Di 24. Jan 2017, 15:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Di 24. Jan 2017, 15:28

Das Personal ist immer verfügbar. Im normalen Tagesdienst ja eh und Nachts bzw. zu Unzeiten herrscht Rufbereitschaft.
Ich rede hier nicht über Alltagskonflikte sondern besondere Lagen die besonderes Handeln fordern.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Di 24. Jan 2017, 15:33

Ich meinte das besonders ausgebildete Personal.

Dann hat sich dann etwas überschnitten:

Was sind aus Eurer Sicht "besondere Lagen"?

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Di 24. Jan 2017, 15:38

Ich meinte damit dieses Personal.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Di 24. Jan 2017, 15:58

1957 hat geschrieben: Nachdem ich nun auch mal einen Blick in das Strafvollzugsgesetz geworfen habe, sind die Bediensteten dafür wohl auch zuständig und berechtigt, entsprechende Maßnahmen anzuwenden. Wenn es dann Bedienstete gibt, die diesen Aufgaben womöglich nicht gewachsen sind oder nicht sein wollen, ist das eine Angelegenheit der Führung.
Ich glaube in jeder Behörde gibt es Kollegen die entweder körperlich nicht in der Lage sind so etwas professionell zu meistern. Sei es aufgrund des Alters, anderer Gebrechen oder schlichtweg aus Desinteresse.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon JVB NRW » Di 24. Jan 2017, 16:03

Das nennt man dann Leitungsebene....

Gruß
Stefan

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Di 24. Jan 2017, 17:51

Deswegen bin ich den Kollegen dankbar die ihre Freizeit sowie Geld opfern um Notfalls sicher handeln zu können.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Mi 25. Jan 2017, 15:24

1. Es bleibt immer noch offen, an welche "Lagen" ihr da so denkt.

2. Kollegen, die nicht in der Lage sind, ihren Aufgaben zu entsprechen, gehören dort nicht hin. Es ist Aufgabe der Führung, Problemfälle zu erkennen und zu handeln..

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mi 25. Jan 2017, 15:45

Beispiel(e):
Gefangener verbarrikadiert sich in seinem Haftraum und droht dem nächsten der reinkommt "übeles" an.
Gewaltbereiter Gefangener sagt das er nicht verlegt werden will und droht Gewalt an.
Besonders gefährlicher Gefangener muss nachts, weshalb auch immer, extern zum Arzt.

@1957
Ich hab keine Ahnung in welcher/für welche Behörde du arbeitest. Aber auch dort gibt es sicherlich Kollegen die nicht wirklich in der Lage (sei es altersbedingt,körperlichbedingt oder motivationsbedingt) sind eine Situation, die unter Umständen "Gewaltanwendung" bzw. "unmittelbaren Zwang" verlangten, so professionell zu lösen das niemand verletzt wird.
Mir sind in so einer Situation Kollegen die professionell handeln und vorgehen (weil sie es jahrelang, regelmäßig trainieren und auch dementsprechend ausgerüstet sind) lieber als irgendwelche Kollegen die nicht wirklich wissen was sie tun bzw. nur meinen zu wissen was sie tun.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon 1957 » Mi 25. Jan 2017, 17:42

Also Matzemann,

ich arbeite im operativen Wachdienst einer Polizeibehörde.
Tut mir leid, aber das was du da als besondere Lage schilderst, ist für uns nahezu Alltag. In meiner Wache haben wir sogar ein eigenes Polizeigewahrsam, für das wir Verantwortung tragen. Von daher jede Menge Erfahrung mit renitenten Zelleninsassen etc.
Ich gehe auch davon aus, dass jeder Kollege und jede Kollegin im Wachdienst in der Lage ist, eine solche Lage zu lösen. Wer altersbedingt (??), körperlichbedingt oder motivationsbedingt dazu nicht in der Lage ist, ist entweder krankgeschrieben oder wird im operativenWachdienst nicht mehr verwendet.

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Re: Gewalt und Belastungen im Justizvollzug

Beitragvon matzeman » Mi 25. Jan 2017, 18:12

Du vergisst aber das die Kollegen in der jva nicht bewaffnet sind und, um auf mein erstes Beispiel einzugehen, in einem Haftraum Gegenstände sind die man wunderbar als Waffe(Hieb-oder Stoßwaffe) einsetzen kann. In den Gewahrsamzellen der Polizei die ich kenne gibt es weniger Möglichkeiten sich zu bewaffnen.
Ausserdem gibt es auch noch andere Situationen die auftreten können. Darauf gehe ich aber hier nicht weiter ein.
Die Kollegen können natürlich solche Sachen selbst erledigen. Das bezweifele ich nicht. Die Frage ist jedoch ob es sinnvoll ist einen 60 Jährigen kurz vor den Pension stehenden und eine 20 Jährige mit 55kg auf einen/zwei durchdrehende Muskelbepackte, kampferprobte und unter Drogen stehende Kerle loszulassen.
Wenn das in eurer Dienststelle so gelöst ist, freut mich das. Meine Erfahrung mit der Polizei zeigt mir aber, das auch dort Kollegen arbeiten mit denen ich nicht wirklich in so eine Situation gehen wollen würde.

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