Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Informationen zur Einstellung und Ausbildung der Landespolizei!

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Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon PoliceCommissioner92 » Mo 31. Jul 2017, 18:31

Hallo allerseits,
ich habe eine etwas längere Odyssee hinter mir. Vor 6 Jahren direkt nach meinem Abitur habe ich mich das erste Mal bei der Polizei beworben. Es war damals mein absoluter Traumberuf. Ich wurde vom Amtsarzt für untauglich erklärt und nicht eingestellt. Ich war am Boden zerstört. Ich machte eine Ausbildung in einem kaufmännischen Beruf und kämpfte weiter für meinen Traum, bis ich jetzt 5 Jahre später unter den gleichen Vorraussetzungen und Gegebenheiten wie damals zu meiner eigennen Überraschung für tauglich erklärt wurde. Auch einen Einstellungsrang belege ich mittlerweile. Nun plagen mich aber die Zweifel.

Ich habe inzwischen, im Gegensatz zu damals die "andere Seite" kennengelernt. Normale Arbeitswoche, 9 to 5 Job. Alles schon ganz angenehm. Bis auf eine nicht so tolle Bezahlung alles ganz in Ordnung.
Vor dem Schichtdienst habe ich dementsprechend meine zweifel. Wie wirkt sich das auf mein Sozialleben aus. Werde ich viele Freunde verlieren?
Sportlich habe ich rein garnichts mehr gemacht, da ich auch nicht mit einer Tauglichkeit gerechnet habe. Im Schwimmen bin ich die totale Niete, Kraulschwimmen beherrsche ich nicht, nur Brustschwimmen. Werde ich die Module überhaupt schaffen?
Und was mich am meisten quält, der Umgang mit dem Tod und Gewalt im Dienst. Wie werde ich auf meinen ersten Toten vor Ort reagieren?
Vorallem wie Reagiere ich auf "krasse Situationen" sprich Autounfällen etc... Ist das eventuell überhaupt für mich zu ertragen...?

Ich arbeite momentan noch in meinem normalen Bürojob und bin immoment hin und her gerissen. Der Gedanke Polizist zu werden reizt mich schon, andererseits habe ich in Bezug auf den Schichtdienst, mein Sozialleben, die sportlichen Anforderungen und den Umgang mit Gewalt, Terror und Tot schon so meine Zweifel. Einzig der Beamtenstatus und die gute Besoldung im Vergleich zu meinem jetzigen Job würden das etwas aufwiegen. Ich will auch nicht nach einem Jahr aufgrund von zu schlechten Leistungen oder nach dem Praxissemester aufgeben und in der freien Wirtschaft erstmal vor dem nichts stehen...

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon besserspätalsnie » Mo 31. Jul 2017, 19:22

Was möchtest du denn haben?
Einen Rat der beinhaltet: "Werde auf jeden Fall Polizist"?
Wenn es nur der Beamtenstatus ist der dich reizt, dann denke doch über eine Ausbildung oder ein duales Studium bei einer Verwaltungsbehörde nach-ohne Schichtdienst und polizeiliches Einsatzgeschehen.

Für mich ist es der geilste Beruf der Welt - aber was du eigentlich willst kannst nur DU entscheiden, oder?

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Merlin35 » Mo 31. Jul 2017, 19:47

Dem kann ich mich nur anschließen.
Hier wird dir niemand sagen was du jetzt tun sollst,aber deine Selbstzweifel sind schon erheblich.
Bei mir geht es am 1.9. los und obwohl ich mittlerweile ewig aus der Schule draußen bin,bin ich extrem motiviert und bereit mir den A....... aufzureißen und alles zu geben um ein gutes Ergebnis zu erzielen!

DU ENTSCHEIDEST WIE SEHR DU ES WILLST!
Keine Angst vor Sachen die du nicht kannst oder nur schlecht kannst-man kann alles lernen!
:ja:

Alles Gute!
Lieber spät als nie :polizei2:

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mo 31. Jul 2017, 19:50

Wer nur des Geldes wegen zur Polente will, setzt a) falsche Schwerpunkte und wird b) sehr unglücklich werden.
:lah:

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Polizeichef » Mo 31. Jul 2017, 20:07

Ich kann nur zustimmen! Letztendlich kann dir niemand hier aus dem Forum sagen, wie du persönlich mit dem Tod und Gewalt umgehen kannst. Jeder sollte da selber so ein bisschen Gespür dafür haben, ob man eher ängstlich ist oder nicht. Spätestens in den Praktika wirst du dies aber merken. Wenn du als angehender Polizist nur den Beamtenstatus und die Uniform siehst, bist du in diesem Beruf definitiv falsch. Es gibt zahlreiche Leute, die genau aus diesem Grund spätestens nach einem Jahr das Handtuch werfen. Bezüglich dem Schwimmen würde ich mir an deiner Stelle keine großen Sorgen machen. Hierfür wirst du in der Ausbildung sehr gut trainiert. Es gibt zu Beginn zahlreiche Leute, die nicht richtig schwimmen können und das Rettungsschwimmabzeichen aber souverän bestehen. Man muss halt nur den Willen haben. Ohne Lernen geht in der Ausbildung nichts.
Zuletzt geändert von Polizeichef am Mo 31. Jul 2017, 20:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Diag » Mo 31. Jul 2017, 20:08

Wechsrlschichtdienst per se finde ich ätzend. Frei haben, wenn andere arbeiten müssen ist aber schon sehr cool.
Die Arbeiten, für die es den Schichtdienst gibt, sind in der Summe geil. Gefühlt hatte ich zu Schichtdienstzeiten deutlich mehr Freizeit als zu normalen Bürozeiten.

Dein Freundeskreis würde sich vermutlich ändern. Manche verstehen es und halten Dir die Stange, andere finden es doof. Waren es dann echte Freunde? Und wie es immer so ist: Es wird neue Leute in der gleichen Situation geben, mit denen sollte man auch Spaß haben können.

Wie Du mit Stresssituationen umgehen wirst, kannst nur Du wissen. Da wächst man aber auch rein.

Die Frage, die Du Dir (auch) stellen solltest: Kannst/willst Du Deinen aktuellen Job noch 40 Jahre lang machen?

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon SchoenerThunfisch » Mo 31. Jul 2017, 20:27

Kann mich den Vorrednern nur anschließen. Man sollte zur Polizei gehen, weil es der geilste Job der Welt ist. Die Bezahlung und der Beamtenstatus sollte da hintergründig sein, vor allem da du ja scheinbar in Berlin anfangen willst. Denn da ist die Bezahlung ja bekanntlich im Vergleich zu den anderen Bundesländern ganz weit unten angesiedelt.
Der Schichtdienst wird natürlich gewisse Auswirkungen auf das Sozialleben haben. Wenn deine Freunde am Samstagabend mal was unternehmen wollen, wirst du vielleicht noch bis 6 Uhr morgens Dienst haben. Wenn man mal was geplant hat, dann kann es vorkommen, dass plötzlich kurz vor Feierabend ein längerer Einsatz ansteht und man ein paar Überstunden machen muss. Je nachdem, was das für Freunde sind wird wohl auch der Kontakt immer weniger, bis die Person sich irgendwann gar nicht mehr meldet. Aber das sind dann ohnehin keine richtigen Freunde. Dafür wirst du aber viele Freunde bei der Polizei finden und mit denen kann man dann auch was unternehmen, wenn du frei hast - denn die haben ja den gleichen Dienstplan wie du. (Vorausgesetzt ihr seid in der gleichen Einheit)
Sport ist wichtig und sollte zum Alltag gehören als Polizist. Auch wenn du schlecht im Schwimmen bist, so kann man das alles lernen.

Man sollte Polizist werden, weil man es unbedingt will und sich nichts anderes vorstellen könnte. Wenn man aus anderen Gründen Polizist wird, setzt schnell die Frustration und Unzufriedenheit ein. Denn das, was der Polizeiberuf von einem abverlangt steht nicht im Verhältnis zur Entlohnung, wie ich finde. Da gibt es wesentlich gemütlichere Jobs, die noch dazu besser bezahlt sind.

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon very » Mo 31. Jul 2017, 20:52

Das schöne an Polizei ist ja, dass es für fast alle den richtigen Job gibt. Ich bin seit 10 Jahren dabei, und der einzige Tote, den ich je gesehen hab, war ein natürlich verschiedener Opi im Praktikum (ich glaub, wir waren nur da, weil die Familie so aufgelöst war). Ich hab nicht gezielt nach einem Job ohne Tod und Leid gesucht, aber ich hab ihn. Und so lange ich meiner Dienststelle treu bleibe, wird sich daran vermutlich auch nix ändern.








Ach, es gab noch zwei Tote. Aber da haben wir nur Skelettteile gesucht, da war das Leid eher abstrakt.
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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Proud » Mo 31. Jul 2017, 20:54

Hallo :hallo: ,

Also zu dem Thema Schichtdienst gibt es etliche Themen, auch in der Berlin Kategorie (viewtopic.php?f=28&t=78061&p=1301002&hi ... n#p1301002)


Desweiteren kann man sich nur den Vorrednern anschließen. Beamtenstatus und Besoldung sollten nicht deine prämeren Punkte zum Ansporn des Berufes sein. Das findeste auch bei anderen, ruhigeren öffentlichen Bereichen (Finanzamt etc.).
Du wirst allerdings kein abwechslerungsreicheren Beruf finden als diesen.

Ich finde man sollte immer abwägen auf was man sein Augenmerk liegt. Die richtigen "Freunde" sollten bleiben, auch wenn man sich nur 1x im Monat sieht. Schichtdienst ist aufjedenfall nicht zu unterschätzen, dass stimmt.
Andererseits hat man im 9 to 5 job (Mo-Fr) immer nur das Wochenende. Die Arztpraxen nach Feierabend, Wocheneinkauf am Samstag etc.
Im Schichtdienst hast du das nicht immer.

Wegen Sport oder Schwimmen mach dir mal keine Sorgen, die Dozenten oder Ausbilder in Spandau treiben dich gern ;D DU musst nur wollen!
Zuletzt geändert von Proud am Mo 31. Jul 2017, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon very » Mo 31. Jul 2017, 20:55

SchoenerThunfisch hat geschrieben:
Man sollte Polizist werden, weil man es unbedingt will und sich nichts anderes vorstellen könnte.
Kann ich so nicht unterschreiben. Ich hätte mir damals durchaus andere Jobs vorstellen können. Trotzdem (oder gerade deshalb) bin ich ausgesprochen gern Polizistin, und wenn mein Chef mir nicht dreist ins Gesicht lügt, bin ich auch eine ziemlich gute Polizistin.
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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon SchoenerThunfisch » Mo 31. Jul 2017, 20:58

very hat geschrieben:
SchoenerThunfisch hat geschrieben:
Man sollte Polizist werden, weil man es unbedingt will und sich nichts anderes vorstellen könnte.
Kann ich so nicht unterschreiben. Ich hätte mir damals durchaus andere Jobs vorstellen können. Trotzdem (oder gerade deshalb) bin ich ausgesprochen gern Polizistin, und wenn mein Chef mir nicht dreist ins Gesicht lügt, bin ich auch eine ziemlich gute Polizistin.
War ein bisschen überspitzt formuliert, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen. Ich will damit sagen, dass der Beruf an sich und nicht die Bezahlung/Beamtenstatus etc. der Beweggrund sein sollte, Polizist zu werden.

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon vladdi » Mo 31. Jul 2017, 21:53

Polizei ist nicht von 9 to 5.
Polizei ist nachts, am Wochenende, Weihnachten, am Geburtstag.

Reich wird man nicht. Erst recht in Berlin.

Es gibt Cops im Schichtdienst, die keinen Sport machen.
Ich kann viel Sport im Dienst machen, jedoch muss ich auch oft in der Freizeit Sport machen - weil ich viel frei habe.

Es gibt Menschen die Freunde haben, obwohl sie im Schichtdienst sind. Jedoch kostet der Beruf auch Freunde und bringt neue. Wobei auch die Familiengründung zur Deziemierung des Freundeskreises beitragen kann.

Mittlerweile ist die Bewältigung von 'krassen Situationen' auch als Aufgabe der Behörde angekommen. Irgendwie findet sich das. Zu Toten konnte ich bisher immer Abstand halten und Laufen macht den Kopf frei.

Polizist muss man sein, weil man Bock drauf hat.
Es ist nicht immer alles leicht, aber macht schon ziemlich Spaß.
Jeder wird damit nicht glücklich. Aber mich würde das stressen, wenn ich jede Woche von Montags bis Freitags ins Büro müsste. Das ist doch wie Knast. Wobei 8 Nachtschichten am Stück auch nicht schön sind.

Was du willst, kann dir keiner beantworten.

Franconia

Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Franconia » Mo 31. Jul 2017, 21:55

Du hast mit deiner Aufzählung verdeutlicht, dass dir der Polizeiberuf mehr Nachteile als Vorteile bereithält. So wie ich das sehe würde ich an deiner Stelle die Finger davon lassen.

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon Proud » Mo 31. Jul 2017, 22:23

@vladdi

Kurz OT, Wo hat man 8 Nachtschichten hintereinander?

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Re: Einstellung geschafft, jetzt kommen die Zweifel

Beitragvon very » Di 1. Aug 2017, 05:40

Proud hat geschrieben:@vladdi

Kurz OT, Wo hat man 8 Nachtschichten hintereinander?

Hatte ich 2015 in Elmau. Und in Hamburg gab es bestimmt auch Kräfte, die so einen "guten Lauf" hatten.
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