Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Informationen zur Einstellung und Ausbildung der Landespolizei!

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Proud » Do 7. Dez 2017, 21:04

Deine Sig gefällt mir :hallo:

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Marvolo » Do 7. Dez 2017, 21:06

Ersteinmal ganz vielen Dank an alle, die sich hier so rege mit den verschiedensten Meinungen und Ansichten oder auch direkt via Privatnachricht (ich werde auf alle noch antworten) beteiligen!! Genau das war eigentlich mein Ziel dieses Posts: der kontroverse Austausch!
Allerdings muss ich hier jetzt etwas berichtigend eingreifen, denn einige Aspekte scheinen hier wohl im falschen Licht oder unter einer falschen Interpretation aufgenommen worden zu sein:
Kensei hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 18:09
Ich finde hier zwei Dinge befremdlich,
1. dieser sprunghafte Wechsel zwischen zwei völlig verschiedenen Berufen. Polente hat doch überhaupt nichts mit dem zu tun, was du als Lehrer machst und umgekehrt. Ich hätte jetzt verstanden wenn du sagst, Mit Kindern arbeiten ist doch nicht so meins, ich mach lieber in Erwachsenenbildung... aber so? Hast du dich wirklich damit beschäftigt, was der Polizeiberuf bedeutet? Wenn ich mit 30 nochmal neu durchstarte, würde ich mir das diesmal aber reichlich überlegen und nicht den erneuten Schuss ins Blaue wagen, wie das ja scheinbar bei deiner Entscheidung für das Lehramt schon der Fall war.
Also: prinzipiell stimmt diese "Kritik" natürlich, allerdings muss ich hier klarstellen, dass die Entscheidung für das Lehramt nicht vollkommen ein "Schuss ins Blaue" war. Zwar war es trotz allem eher eine Spontanentscheidung, auf der anderen Seite habe ich nach dem Abi ein Jahr lang ein FSJ in einem Kinder- und Jugendheim gemacht - das ging dann eher in Richtung Soziale Arbeit / Sozialpädagogik, aber auch da, wie im kürzlich erfolgten Schulpraxissemester, waren alle Beteiligten mit meiner Arbeit durchaus zufrieden. Es ist also nicht so, als würde ich nicht mit Jugendlichen umgehen können, oder gar keinen Draht zu ihnen aufbauen können.

Was mich halt hadern lässt, ist weniger die Arbeit mit Jugendlichen, sondern vielmehr die Tatsache, ob ich aufgrund meines eher nüchternen Interesses für das zweite Studienfach "Deutsch" genügend Antrieb und Motivation haben werde, dieses Fach in ausreichender Qualität und Hingabe an Jugendliche weitervermitteln zu können. Wie soll man denn etwas vermitteln, was man selbst eigentlich eher nicht so wirklich berauschend findet.
Es geht mir bei der ganzen Sache maßgeblich um Literatur. Grammatik bzw. Sprachwissenschaft war schon immer mein Steckenpferd. Aus diesem Grund fällt mir Englisch auch sehr leicht, das besteht in der Schule ja eigentlich nur aus dem Beibringen der Grammatik. Und das bisschen Texte lesen, was dann in der Oberstufe kommt, ist jetzt nicht unbedingt der Weltuntergang.

Deutsch hingegen hat in der Schule eher einen geringen Grammatikanteil und stützt sich eben (und insbesondere in der Oberstufe) auf die literarischen Sternchenthemen, die im Abitur verlangt sind. Genau da sehe ich mich eigentlich nicht so sehr drin, in der Vermittlung der Literatur.
Kensei hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 18:09
2. Du schreibst du "brennst" für Englisch... dir ist aber schon klar, wie wenig von dem wofür du jetzt so "brennst" du in der Schule später wirklich anwendest? Lass dich nicht täuschen, selbst an Gymnasien ist das Niveau weit unter dem Uni-Standard, den du dir die letzten Jahre angeeignet hast. Kafka, Goethe und Co. interessiert die meisten Kids heute so, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Auch in der Kursstufe.
Das hättest du mir nicht erklären brauchen. Ich habe ja schließlich bereits das 12-wöchige Schulpraxissemester absolviert, wovon mindestens 15h eigenständiges Unterrichten pflicht war. Es ist klar, dass in den Schulen nichts auf universitärem Level mehr ist - aber das bedeutet nicht, dass sie deswegen auf Kafka oder Goethe und Co verzichten würden im Lehrplan.
Kensei hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 18:09
Dass Deutsch dir nicht so liegt ist nett zu wissen. Hast du mitbekommen, wieviele Lehrkräfte mittlerweile aufgrund des Landesweiten Lehrermangels fachfremd unterrichten? Kumpel von mir ist Pauker für Sport und Geschichte, macht aber mittlerweile in den jüngeren Klassen auch Ethik und Kunst, weil, einer muss es halt machen. Dein Schulleiter darf dich anweisen - bis auf Religion - jedes Fach zu unterrichten, für das du annähernd tauglich erscheinst.
Soweit ich informiert bin, geht das nur dann, wenn es das jeweilige Fachstudium zulässt, durch z.B. verwandte Themengebiete. So ist z.B. Fachstudium Geschichte aufgrund der sehr ähnlichen und teilweise überschneidenden Thematiken oft noch mit Gemeinschaftskunde bzw. Politik verbunden, wofür man dann als Geschichtslehrer fachfremd eingesetzt werden könnte.

Es ist aber definitiv nicht so, dass man für jedes Fach herhalten müsste. Jemand, der kein Mathe oder Physik studiert hat, kann jetzt nicht plötzlich Matheunterricht geben. Da hätte ich seit Verlassen der Schule nicht mal mehr alle Grundlagen anwendungssicher parat.
Kensei hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 18:09
Hast du für sowas 'ne hohe Frustrationstoleranz? Als Lehrer bist du zuallererst mal Pädagoge und je nach Umfeld halber Sozialarbeiter und Psychoonkel wenn du mit prekären Familienverhältnissen zu tun bekommst. Und dabei regelmäßig überfordert weil deine Anglistik und Germanistik Ausbildung dich null auf sowas vorbereitet hat.
Deswegen besteht das Lehramtsstudium heutzutage ja nicht mehr nur rein aus dem Fachstudium, sondern zur Hälfte auch noch aus dem sogenannten "Lehramtsspezifischen Begleitstudium", wo dann Fachdidaktik, Pädagogische Psychologie, Einführung in die Schulpädagogik, etc. Bestandteile sind. Aber prinzipiell gebe ich dir recht: das Lehramtsstudium bereitet nichtsdestotrotz immer noch viel zu wenig auf die eigentliche Arbeitsrealität vor. Das ist ein großer Kritikpunkt, immer noch.
Kensei hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 18:09
Wenn du so auf Anglistik stehst und Geld nicht die große Rolle spielt, wieso dann nicht einen Master oder 'ne Promotion dranhängen und versuchen, in dem Bereich irgendwo unterzukommen?
Promotionen hören sich leicht an, sind aber heutzutage auch nicht mehr so leicht, wie es vielleicht mal war. Habe jüngst mit einem Junior-Dozenten an der Uni gesprochen: unsichere Zeitverträge, man muss von Uni zu Uni ziehen, ist wenn man Pech hat ständig nur wissenschaftlicher Mitarbeiter für weniger Gehalt, als wenn man gleich Lehrer geworden wäre...

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Kensei » Do 7. Dez 2017, 21:33

Jau, deswegen schrieb ich ja, wenn dir Geld nicht so wichtig ist und du dein Steckenpferd "Anglistik" ausleben willst. :polizei2:

Die prekären Arbeitsverhältnisse von Dozenten an deutschen Hochschulen sind mir durchaus geläufig.

Was ich bisher gar nicht so richtig raus lesen konnte ist deine plötzliche Entscheidung für den Polizeiberuf. Außer "da bin ich auch Beamter und verdiene gutes Geld" gab's da nicht viel bis jetzt, oder? Halt ich für fragwürdig, mit solchen Argumenten in DIESEN Beruf zu gehen.

Was du an urbanen Legenden über den Einsatz im Schuldienst mal aufgeschnappt hast ist am Ende wumpe. Gesetzlich ist lediglich vorgeschrieben, das niemand verpflichtet werden kann, gegen seinen Willen Religionsunterricht zu erteilen. Für alle anderen Fächer gilt: Bedarf schafft Eignung. Du hast einen Trainerschein im Fußball? Glückwunsch, dann wirt's doch nochmal was mit dem Sportlehramt. Latinum hast du in deinem Sprachstudium sicher auch gemacht. Anfängerunterricht Latein sollte da ein Klacks sein, möcht ich meinen. Und musikalisch warst du ja auch noch...
Achja, und nur weil du Lehramt für Gymnasien studierst heißt das noch lange nicht, dass du später auch an einem landest oder bleibst. Sollte dir auch klar sein.

Ich will dir nicht alles madig reden, aber wenn du jetzt schon Zweifel bekommst, würde ich mir früh genug Gedanken machen, welche alternativen Wege es evtl. noch gäbe.
Mach trotzdem das Ref, vieleicht merkst du da ja auch, dass deine Zweifel unbegründet sind. Vieleicht wäre auch ein Schultypwechsel eine Lösung, bspw. an Berufsschulen? Da hast du dann spezifischen Englisch- und Deutschunterricht, zumeist berufsbezogen und musst dich nicht so sehr mit Goethe und Schiller rumplagen...
"Free people will never remain free, if they are not willing, if need be, to fight for their vital interests..."
- John Foster Dulles

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Marvolo » Do 7. Dez 2017, 21:57

Kensei hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 21:33
Was ich bisher gar nicht so richtig raus lesen konnte ist deine plötzliche Entscheidung für den Polizeiberuf. Außer "da bin ich auch Beamter und verdiene gutes Geld" gab's da nicht viel bis jetzt, oder? Halt ich für fragwürdig, mit solchen Argumenten in DIESEN Beruf zu gehen.
Es stimmt, das hatte ich ja im Anfangspost schon geschrieben: die Wahl mag spontan gewesen sein. Ich habe von einigen engeren Bekannten/Verwandten, die auch eher spontan in den Polizeidienst gewechselt sind, eigentlich bisher nur positives gehört. Das ist ja genau das, was ich im Anfangspost meinte mit "ich bin nicht einer von diesen "das-muss-dir-in-die-Wiege-gelegt-worden-sein"-Leuten."

Wer sagt denn, dass eine plötzliche Entscheidung/Wahl für diesen Berufszweig schlecht sein muss, nur weil man sie nicht schon seit der Geburt vor den Augen hatte? Alles nötige wird einem doch in der Ausbildung vermittelt, denn dafür ist sie doch da, oder nicht?

Das ist das selbe Argument, das ich auch bei manchen Lehrämtler-Kommilitonen an meiner Uni bringe, die der Meinung sind, nur sie selbst seien die richtigen für den Beruf, weil sie ja schon seit sie sprechen gelernt haben, davon geträumt und geschwärmt haben und ihnen das Rüstzeug schon in die Wiege gelegt worden sei.

Das ist totaler Unsinn. Weder Polizei, noch Lehramt, noch irgendein anderer Beruf erfordert eine göttliche Auserwähltheit. Alles kann man in der Ausbildung lernen. Jeder kann Lehrer werden, genauso wie ich finde, dass jeder Polizist oder eben jeden anderen Beruf (bei ausreichendem Interesse) ergreifen kann.

Es gibt nicht DIE Lehrerpersönlichkeit. Manche sind totale Rampensäue und meinen, sie müssten vor der Klasse eine Show abziehen und sich verstellen. Andere wiederum sind eher der introvertierte Typ, der außerhalb des Unterrichts kaum den Mund aufkriegt, aber deswegen kein schlechterer Lehrer als die theatralischen Rampensäue, die sich ständig zum Kasper machen und durch den Klassenraum zischen als hätten sie ADHS.

Solange man keine generelle Abneigung gegenüber Kinder/Jugendliche hat, kann man alles andere in meinen Augen in der Ausbildung lernen. Das gilt doch so sicherlich auch für alle anderen Berufe.

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Controller » Do 7. Dez 2017, 21:59

deutsche Grammatik ?

Es mag komisch erscheinen, aber ich hab die erst durch den Latein Unterricht so richtig gelernt :polizei3:
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Do 7. Dez 2017, 22:08

Genauso wenig, wie jeder Lehrer werden kann, kann auch nicht jeder Polizist werden. Man kann die Kohle dafür kassieren....ausfüllen kann man das dennoch längst nicht.
Und das gilt für jeden Beruf. Wer gebaut hat, weiß, was ich meine.
:lah:

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Marvolo » Do 7. Dez 2017, 22:14

Kaeptn_Chaos hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 22:08
Genauso wenig, wie jeder Lehrer werden kann, kann auch nicht jeder Polizist werden.
Das ist Unsinn - zumindest auf Grundlage des staatlichen Seminars für Lehrerbildung Baden-Württemberg. Es gibt keine bestimmten Verhaltens- oder Persönlichkeitstypen, die erfüllt werden müssen, damit man Lehrer werden kann. Das wäre genau jenes absurde und hirnrissige Argument, dass man für diesen Beruf geboren sein müsste. Völliger Quatsch. Man kann introvertiert und schüchtern sein und einen guten Unterricht liefern und autoritär sein, man kann genauso gut eine Rampensau vor der Klasse sein und guten Unterricht liefern. Alles nötige dazu lernt man in der Ausbildung, bestehend aus Fachstudium und Didaktik im Referendariat.

Die Mär, wonach nur gewisse Personengruppen und -typen dazu auserkoren sind, bestimmte Berufe zu ergreifen, ist eben genau das: eine Mär.

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Controller » Do 7. Dez 2017, 22:25

lol du kannst Polizist sein und du kannst Polizist sein :polizei3:

K_C hat da schon recht :zustimm:
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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Do 7. Dez 2017, 22:28

Jo. Darum finden Mechatroniker den Fehler nicht, Elektriker ignorieren vorbereitete Kanäle und bohren durch Dachbalken und Folie beim Anbringen der Sat.-Schüssel, Stadtwerke fluten den Keller beim Hausanschluss, Lehrer sperren Kinder ein oder schlagen die oder PVB verteilen Kopfnüsse mit Helm an der Sperrstelle.
Winzer panschen ihre Weine, Ärzte dosieren Augentropfen falsch und blenden Säuglinge, Bäcker onanieren in den Brotteig und Lehrer schnackseln Minderjährige.

Alles eine Mär.

Mit deiner Herangehensweise wird dir der Job des PVB, zumindest die ersten, unumgänglichen Stationen, nicht schmecken.

Insofern solltest du Deutsch nochmal eine Chance geben.

Controller: Ja, verdammt.
:lah:

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Marvolo » Do 7. Dez 2017, 22:49

Wenn wir dieser Hypothese gedanklich mal folgen und annehmen würden, dass es stimme, dass nur gewisse Personentypen bestimmte Berufe ergreifen könnten: welche Personentypen wären deiner Meinung nach dann "würdig", den Lehrberuf zu ergreifen und welche wären es nicht und aufgrund welcher Voraussetzungen und Charaktereigenschaften würdest du diese subjektive Selektion festmachen?

Analog zu diesem Gedankengang: welche Personentypen wären demnach "würdig" für den Polizeidienst?

Da bin ich jetzt doch mal sehr interessiert zu erfahren, was da so die angeblichen Erfolgsrezepte bzw. Ausschlusskriteria sein sollen.

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon HessieJames » Fr 8. Dez 2017, 02:24

KC hat schon recht. Du brauchst für beide Berufe bestimmte Eigenschaften, mindestens aber mal ein ausgeprägtes Interesse an deiner Arbeit, wenn du Ansprüche an die von dir abgelieferte Arbeitsqualität und an deine eigene Arbeitszufriedenheit hast. Offenbar hast du die ja, sonst hättest du keine Zweifel an deiner Geeignetheit als Deutschlehrer.

Als jemand, der - natürlich - einmal Schüler und später Auszubildener war und somit allein deshalb schon genügend Lehrer hautnah erlebt hat, darüber hinaus aber auch im familiären Umfeld viele Lehrer hat, widerspreche ich dir bei deiner Behauptung "jeder kann Lehrer" entschieden. Gerade Lehrer brauchen gewisse Fähigkeiten, die man nur bedingt erlernen kann, um gut in diesem Beruf zu sein. Unterrichtsstoff zu kennen und herunterzubeten ist das eine, ihn aber so zu vermitteln, dass auch was hängen bleibt beim Zuhörer, dafür braucht es etwas Talent.

Der Beruf des Polizisten mag sicherlich ein größeres Spektrum an "Personentypen" zulassen, um mal bei deiner Wortwahl zu bleiben, allein aufgrund der Aufgabenvielfalt. Streifenpolizisten, Ermittler, SE-Beamte, Ausbilder... unterschiedlicher könnten Tätigkeiten teilweise gar nicht sein und setzen natürlich auch unterschiedliche Stärken voraus. Ich kenne wenige Polizisten, denen ich zutraue, in allen Bereichen zu glänzen. Aber ich kenne viele, von denen ich weiß, dass sie in mindestens einem Bereich richtig gute Arbeit abliefern (in der Regel der, in dem sie gerade tätig sind), mit anderen Aufgabenbereichen aber meiner Einschätzung nach auch ganz gut zurecht kommen/kämen. Die meisten dieser "Allrounder" kenne ich aus dem Streifendienst, was sicherlich auch daran liegt, dass dort die größte Aufgabenbandbreite zu finden ist.

Wenn du also nach bestimmten, für den Beruf charakteristischen Eigenschaften suchst, dann am besten in diesem Bereich.

Und die unterscheiden sich in einigen wesentlichen Merkmalen deutlich von dem, was man so von Lehrern kennt und erwarten darf. Beide Berufe verfolgen ja auch völlig gegensätzliche Ziele. Der Lehrer versucht, die Schüler vor sich zu fördern, anzuleiten und ihnen etwas beizubringen. Das setzt nach meinem Verständnis immer ein Stück weit den Glauben ans Gute in diesen Menschen voraus, so banal das jetzt vielleicht auch klingen mag.
Der Polizist lernt, sich genau darauf nicht zu verlassen sondern lieber mit dem Schlechten zu rechnen. Ein erheblicher Teil der Ausbildung wird darauf verwendet, einem angehenden Polizisten beizubringen, was andere Leute sich gegenseitig oder einem selbst antun können und wie man das am besten verhindert oder verfolgen kann. Und wie man dafür im äußersten Fall sogar Gewalt anwendet.
Gegensätzlicher also können berufliche Schwerpunkte eigentlich nicht sein, deshalb würde ich mir an deiner Stelle zuallererst die Frage stellen, mit welcher Haltung du besser zurecht kommst.

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Fr 8. Dez 2017, 04:53

So sieht es aus.

Von würdig oder nicht, ist nicht die Rede. Nicht jeder kann alles. Ich wäre zum Beispiel ein schlechter technischer Zeichner, Elektriker oder Tapezierer.

Es gibt genug Leute, die konfliktscheu sind, die Zähne nicht auseinander kriegen oder nachts nicht arbeiten können. Wie man ernsthaft der Meinung sein kann, dass jeder alles kann (wenn man selbst für sich gewisse Sachen ausschließt), ist mir schleierhaft.
:lah:

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon very » Fr 8. Dez 2017, 08:12

Marvolo hat geschrieben:
Do 7. Dez 2017, 13:59
Da ist nix mit Gradwanderung und verschiedenen Sichtweisen wie bei Deutsch-Interpretationen.
Celsius oder Fahrenheit?


Irgendwie lese ich ganz viel darüber, warum Du in relativ fortgeschrittenem Alter Dein relativ fortgeschrittenes Lehramtsstudium evtl. schmeißen willst. Ich lese aber wenig bis nichts darüber, warum Du nun ausgerechnet Polizist werden willst.

Ich bin auch keine von denen, die schon ihr Leben lang davon geträumt haben, mal im Reklamewagen durch die Stadt zu fahren und Verbrecher zu fangen. Ich hab in noch fortgeschrittenerem Alter die Branche gewechselt. Da hatte ich nach abgeschlossenem Studium aber schon ein paar Jahre Berufserfahrung und wusste, dass ich das nicht bis zur Rente weitermachen kann/will. Mit dem Wechsel zur Polizei hatte ich tatsächlich Glück, denn ich ertappe mich noch heute dabei, wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen, wenn ich zum Dienst komme. Dass Polizei und ich wie Arsch auf Eimer passen liegt aber nun nicht daran, dass ich in der Ausbildung alles beigebracht bekommen hätte, was ich dafür brauche. Die Ausbildung vermittelt in erster Linie Fertigkeiten. Fähigkeiten muss man mitbringen. Wenn Du der Meinung bist, die bei der Polizei benötigten Fähigkeiten mitzubringen, dann mag ein Wechsel auch für Dich das Richtige sein. Aber zu erwarten, dass die Ausbildung das schon richten wird, wird sich vermutlich als ebenso falsch erweisen wie Deine anfängliche Hoffnung, mit Deutsch als Zweitfach schon irgendwie leben zu können.

Seit ungefähr einem Jahr unterstütze ich den Auswahldienst in meinem Bundesland dabei, die (hoffentlich) richtigen neuen Kollegen einzustellen. Hätte ich Dich im Einzelinterview, würde ich sehr genau Deine Motivation hinterfragen, zur Polizei zu wollen, obwohl Du einen doch wesentlich einträglicheren und auch risikoärmeren Beruf zum Greifen nah hast. Wenn da dann nur das käme, was Du hier im Thread geäußert hast, wäre mir das zu wenig.

Insgesamt lese ich aus Deinen Beiträgen eher die Angst vor der Endgültigkeit Deiner Entscheidung heraus, als den unbedingten Willen, Dich auf ein völlig neues Feld einzulassen. Überlege gut, ob Du aufgrund einer (vollkommen normalen) Torschlusspanik so viel Zeit, Geld und Mühe wegwerfen willst!
"In den Krimis wird aber nicht gezeigt, dass man vielen Schutzpolizisten die Arbeit bei der Kripo als Sanktion androhen könnte.
Für weitere Fragen diesbezüglich bitte auch die Suchfunktion nutzen."

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Nanu » Fr 8. Dez 2017, 16:37

Hallo,

mir gehts ähnlich wie Marvolo, allerdings bin ich Jurist und interessiere mich für die hier schon angeschnittene Thematik des Anerkennens von Studieninhalten. Ich habe natürlich schon Prüfungen in Strafrecht, Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht (auch Polizeirecht) abgelegt und wollte daher wissen, wie das bewertet wird? Oder muss man alles neu studieren? Wie läuft das überhaupt ab, wenn einem Prufüngen anerkannt werden? Hat man dann die eine/mehrere Vorlesung einfach Freizeit? Ist das nicht eher ungünstig für die Integration in der Lerngruppe, wenn man einen Teil der Zeit nicht anwesend ist? Wie sind da eure Erfahrungen?

Danke schon mal!

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Re: Vom Gym-Lehramt-Studium in den Polizeidienst?

Beitragvon Morty » Fr 8. Dez 2017, 18:04

Für BW sprechend, es werden dir keine Prüfungen angerechnet. Allgemein solltet ihr euch von der Vorstellung verabschieden, dass das ganze wie ein Studium an einer öffentlichen Hochschule gehandhabt wird, da lässt man sich keine einzelnen Teilbereiche anrechnen oder legt sich die Prüfungen und Module wie es einem passt. Es lernen alle das gleiche und legen den gleichen Leistungsnachweis ab mit einzelnen Möglichkeiten zusätzliche Module zu belegen die für das bestehen jedoch nicht relevant sind.


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