Probezeitbeamter und Depressionen

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nuuk
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Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon nuuk » Sa 13. Jan 2018, 12:00

Hallo liebe Kollegen,

leider liegt der Verdacht nahe, dass ich an Depressionen leide. Erste Tests zeigen, dass ich unbedingt einen Arzt aufsuchen sollte. Auch ein Freund hat es schon bemerkt. Ich bin tatsächlich mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr weiter weiß. Ich brauche Hilfe.

Ich bin allerdings noch Beamter auf Probe (gD) und habe Angst, dass mir eine solche Diagnose bzw. Behandlung/Therapie die Lebenszeiturkunde kosten könnte. Ich bin total verzweifelt und weiß nicht, was ich tun soll.

Muss ich nach der Probezeit noch einmal zum Amtsarzt? Zweitverwendung ist abgeschlossen, meine Endverwendung ist eine nicht waffentragende Stelle.

Die Angst, meinen Job zu verlieren, macht es nicht einfacher. Aber so geht es auch nicht weiter.

Kann mir jemand helfen?

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Skorpion69
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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Skorpion69 » Sa 13. Jan 2018, 12:27

Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, die wie alle Erkrankungen zunächst behandelt werden muss.
Der Dienstherr wird deshalb aber niemanden einfach entlassen, auch nicht in der Probezeit, zumal Dich niemand zwingen kann, die Diagnose "Depression" überhaupt bekannt zu machen.
Vielmehr wird man Dir bei vorübergehender längerer Dienstunfähigkeit Hilfe und Unterstützung anbieten, zum Beispiel einen anderen Dienstposten oder Entlastungen im Dienst (bei Waffenträgern wäre natürlich ein Wechsel aus Fürsorgegründen in den nicht waffentragenden Bereich angezeigt).
Eine amtsärztliche Untersuchung erfolgt regelmäßig erst nach einer Dienstunfähigkeit von mehr als sechs Monaten. Im schlimmsten Fall droht dann die vorübergehende Pensionierung für die Dauer von bis zu zwei Jahren mit nachfolgender erneuter Untersuchung. In der Regel steht dann aber auch die Anerkennung einer Schwerbehinderung mit einem GdB von bis zu 40 (im Einzelfall auch mehr) im Raum.

Alles in allem musst Du Dir um Deine berufliche Zukunft derzeit keine Sorgen machen, sondern kannst und solltest Dich voll und ganz auf Dich und die Behandlung konzentrieren. Die Einsicht in die Notwendigkeit einer Behandlung ist ein sehr guter erster Schritt - und die weiteren Schritte auf dem Weg zur Wiederherstellung Deiner Gesundheit schaffst Du auch :zustimm:

vanymo
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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon vanymo » Sa 13. Jan 2018, 14:12

Skorpion69 hat geschrieben:
Sa 13. Jan 2018, 12:27
Alles in allem musst Du Dir um Deine berufliche Zukunft derzeit keine Sorgen machen
Das stimmt so nicht. Als Probeamter muss man erst mal Beamter auf Lebenszeit werden. Und das wird man nur, wenn der Dienstherr davon ausgeht, dass der Beamte auf Lebenszeit eben nicht gleich dienstunfähig wird. Das ist wohl auch der Hintergrund der Frage. Mit einer Depression ist eine Verbeamtung auf Lebenszeit nicht selbstverständlich. Wenn man die Depression bewusst verschweigt (arglistige Täuschung), droht später die Rücknahme der Ernennung, womit der Beamtenstatus weg ist und erhebliche Rückzahlungen drohen.

Ich würde in der Situation erstmal abklären, wie ich schnellstmöglich gesund werden kann (Auszeit, Medikamente, Therapie). Kleiner Tipp: "Erste Tests" deuten erst einmal gar nicht auf eine Depression, sondern vielleicht auf depressive Verstimmung, die 90% aller Menschen mal haben (oft in den dunklen Wintermonaten) und die keine ernsthafte Erkrankung ist. Eine Depression ist was ganz anderes und eine äußerst schwere Erkrankung. Lass' dir also nicht vorschnell eine Depression attestieren, wenn du nur eine depressive Verstimmung hast. Ansonsten wird es nämlich unnötig schwierig mit der Verbeamtung auf Lebenszeit. Gute Besserung!

Diag
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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Diag » Sa 13. Jan 2018, 14:14

Wer hat denn die "ersten Tests" gemacht?

Officer André

Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Officer André » Sa 13. Jan 2018, 14:51

Wie genau äußern sich denn deine Depressionen?
Woran merkst du das genau?
Ich war mal fast drei Monate krankgeschrieben wegen Depressionen. Das habe ich über zwei Jahre nicht gemerkt und auch keiner aus meinem Umfeld ist auf die Idee gekommen. Alle dachten, dass die Beziehung eben vor dem Ende sei. Im Dienst war ja immer alles in Ordnung. Nur im Privatleben haben sich Auffälligkeiten und Veränderungen gezeigt. Kann man sehr schnell mit Faulheit und Gleichgültigkeit verwechseln. Auf die Diagnose Depression muss man erstmal kommen. Erst als ich wirklich einen unübersehbaren Zusammenbruch hatte und nicht mehr aufstehen konnte, wurde langsam die Lage deutlich. Da war ich natürlich schon Beamter auf Lebenszeit.

Eine Tagesklinik habe ich damals vehement abgelehnt. Die Medikamente haben aber gut geholfen. Dauert allerdings etwas bis die wirken. Man braucht jemanden, der einen mit viel Kraft und Geduld aus dem Loch zieht und aufpasst, dass man seine Medikamente auch wirklich einnimmt.

Woher die Depression kam, weiß ich bis heute nicht. Ob sowas jemals wieder hochkommt, weiß man leider nie genau.
Zuletzt geändert von Officer André am Sa 13. Jan 2018, 14:56, insgesamt 3-mal geändert.

nuuk
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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon nuuk » Sa 13. Jan 2018, 15:58

Officer André hat geschrieben:
Sa 13. Jan 2018, 14:51
Wie genau äußern sich denn deine Depressionen?
Woran merkst du das genau?
Mir geht es schon lange nicht gut. Aber in letzter Zeit ist es schlimmer geworden. Ich weine (täglich, manchmal ohne offensichtlichen Grund). Es fühlt sich an als würde ich fallen und fallen aber niemals auf dem Boden ankommen. Ich denke und denke und denke und bin gleichzeitig so leer. Ich bin müde und antriebslos und mein Herz schlägt schnell, als wäre es in Alarmbereitschaft. Dinge, die mir eigentlich Spaß machen, bereiten mir keinen Spaß mehr. Ich will eigentlich nur, dass es aufhört. Es ist jetzt nicht so, dass ich konkrete Selbstmordgedanken hätte, aber ich hätte auch nichts gegen einen schlimmen Unfall. Und genau das macht mir Angst.

Mein Freund weiß davon und sagte, er hatte sowas bei mir schon vermutet. Meine Freunde und Familie haben keine Ahnung. Wie auch die Kollegen nicht. Sobald ich raus muss, legt sich ein Schalter um und ich bin wieder in meiner "Rolle". Wahrscheinlich würde man mir sagen, dass ich nicht krank sein kann, weil ich nicht so aussehe. Sobald ich aber für mich alleine bin, bricht alles wieder zusammen. Es fällt mir auch sehr schwer, darüber zu reden. Schreiben gelingt mir besser, daher ist so ein Forum eine gute erste Hilfe.

Nochmal zur Klarstellung: ich bin beim Zoll, nicht bei der Polizei.

Die Tests habe ich im Internet gemacht (insb. WHO 5). Natürlich weiß ich, dass das alles nur Indizien sind und keine Diagnose. Aber aus bereits erwähnten Gründen habe ich bisher von einem Arztbesuch abgesehen.

Ich habe so Angst, dass ich meinen Job verliere. Ich will nicht, dass alles umsonst war.

Officer André

Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Officer André » Sa 13. Jan 2018, 16:25

Man muss auch keine suizidalen Gedanken haben. Depressionen können sehr unterschiedliche Symptome aufweisen.
Du solltest dich schnellst möglich zu einem Psychiater begeben (kein Psychologe. Die können i.d.R. keine Medikamente verschreiben). Du musst nicht unbedingt in eine Klinik. Du bist ja nicht völlig zusammengebrochen. Solange du sagst, dass du dienstfähig bist, kannst du auch den Dienst antreten. Medikamente helfen dir! Die schlagen aber nicht sofort an. Es ist trotz Medikamenten kein Spaziergang aus einer Depression. Der Psychiater kann dir Verhaltenstipps für den Alltag geben. Nimm ruhig deine bessere Hälfte mit. Er kann dir im Alltag helfen. Du musst unbedingt bei der Terminvereinbarung deutlich machen, dass es akut ist. Dann setzt du dich eben den halben Tag ins Wartezimmer.

Der schnelle Herzschlag klingt nach Panikattacken.



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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Sa 13. Jan 2018, 16:37

Grundsätzlich sollte bei der Disposition Job : Gesundheit ja auch eher Gesundheit an erster Stelle stehen.
So schnell wird man als Probezeitbeamter nicht gekickt. Vielleicht kannst du ja mal das Gespräch mit einer Vertrauensperson, zum Beispiel aus Personalrat oder besser sogar Schwerbehindertenvertretung (weil die die Kniffe kennen) suchen um zu sehen, wie mit vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit umgegangen wurde.
Angesichts der Fehlstellen bei Zolls sollte niemand Interesse haben, dich wegen einer Krankheit, die es mittlerweile zur Volkskrankheit gebracht hat, auf die Straße zu schicken. Darf man ja auch nicht so ohne weiteres.
:lah:

Officer André

Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Officer André » Sa 13. Jan 2018, 16:40

Aber man kann sich damit zukünftig bestimmte Verwendung oder Positionen verbauen. Das muss die/der TE selbst wissen, ob sie das preisgeben möchte.

Edit: @TE: (falls du weiblich bist) auch wenn‘s seltsam klingt - mal einen Schwangerschaftstest gemacht?
Nur zur Sicherheit. Meine Ex-Freundin hatte die ersten Monate ganz krasse Symptome.
Heulerei, Müdigkeit, Panikattacken - aber keine Übelkeit





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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Sa 13. Jan 2018, 16:43

Klar muss sie das wissen. Gerade geht es aber um die existenzielle Angst vor Jobverlust.

Ob eine Wunschverwendung in Gefahr ist, weiß ich nicht. Ich wäre lieber gesund im Büro als krank bei der ZUZ. Ja, das lässt sich von außen leicht sagen, gleichwohl ist das meine feste Überzeugung.
:lah:

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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Skorpion69 » Sa 13. Jan 2018, 16:45

vanymo hat geschrieben:
Sa 13. Jan 2018, 14:12
Skorpion69 hat geschrieben:
Sa 13. Jan 2018, 12:27
Alles in allem musst Du Dir um Deine berufliche Zukunft derzeit keine Sorgen machen
Das stimmt so nicht. Als Probeamter muss man erst mal Beamter auf Lebenszeit werden. Und das wird man nur, wenn der Dienstherr davon ausgeht, dass der Beamte auf Lebenszeit eben nicht gleich dienstunfähig wird. Das ist wohl auch der Hintergrund der Frage. Mit einer Depression ist eine Verbeamtung auf Lebenszeit nicht selbstverständlich. Wenn man die Depression bewusst verschweigt (arglistige Täuschung), droht später die Rücknahme der Ernennung, womit der Beamtenstatus weg ist und erhebliche Rückzahlungen drohen.
Das ist Unsinn. Niemand muss die Art der Erkrankung irgendjemandem bekannt machen - außer dem Amtsarzt. Und selbst da nur auf Nachfrage.
Der Ernennung auf Lebenszeit steht eine Erkrankung ebenfalls nicht im Weg, außer es besteht der Verdacht, dass jemand tatsächlich vorzeitig dauerhaft dienstunfähig ist/wird - und da gilt grundsätzlich die erwähnte 6-Monats-Frist (es gibt bei Probezeitbeamten gewisse "Ausnahmen", aber die sind hier nicht ersichtlich).

Officer André

Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Officer André » Sa 13. Jan 2018, 16:53

Das ist grundsätzlich richtig, aber der Arzt wird ihr/ihn schon sagen, ob sie dienstfähig ist (trotz der Medikamente). Depressionen sind extrem individuell. Den Auslöser zu finden, wäre natürlich auch gut. Kann auch hormonell bedingt sein. Man kann auch nicht sagen, ob es mit entsprechender Hilfe bei ihr schnell wieder Berg auf geht oder der Weg etwas länger wird. Ich würde erstmal mit einem Arzt sprechen. Eventuell kann auch der Hausarzt eine Empfehlung aussprechen und überweisen.


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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon vladdi » Sa 13. Jan 2018, 17:04

Egal was ist, Arzt sollte an erster Stelle stehen.
Depressionen ist schlimm und kann noch schlimmer enden.
Natürlich wird die Behörde dein Krankheitsbild beachten (müssen). Vermutlich Verlängerung der Probezeit, wenn du gesund bist, wird einem Wegfall der Probezeit nichts entgegen stehen, wenn du nicht gesund wirst, hast du eh viel größere Sorgen.

Officer André

Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Officer André » Sa 13. Jan 2018, 17:07

Nun mal mal nicht gleich den Teufel an die Wand!

Das hilft so gar nicht!

Kopf hoch! Das wird wieder!
Ab zum Arzt!


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Re: Probezeitbeamter und Depressionen

Beitragvon Skorpion69 » Sa 13. Jan 2018, 17:17

@ KC: Ich habe mir erlaubt, Deinen Irrtum und die daraus resultierenden Antworten zu entfernen.

@ alle: Es ist offen, ob es sich hier um eine Dame oder einen Herrn handelt. Insofern bitte keine Mutmaßungen anstellen.
Ich hoffe, dass sich alle dieser Anfrage mit der angebrachten Sensibilität widmen und nicht einfach nur "kluge Ratschläge" erteilen, die dem oder der Betroffenen nicht helfen, sondern eher noch mehr (unnötige) Angst machen.


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