Ermittlungspannen in Freiburg?

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Knaecke77
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Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Knaecke77 » Fr 2. Nov 2018, 09:38

Hätte die furchtbare Tat von FR verhindert werden können?
Stuttgart/Freiburg – Innenminister Thomas Strobl (58,CDU) hat sich ganz spontan dazu entschlossen: Freitag um 14 Uhr lädt er zur Pressekonferenz. Thema: Die Gruppenvergewaltigung in Freiburg. Vorher äußern sich Polizei und Staatsanwaltschaft um 10.30 Uhr zu dem Fall.

▶︎ Es wird unangenehme Fragen geben – vor allem zu den Polizei-Pannen rund um die Verhaftung des mutmaßlichen Haupttäters.
▶︎ Wie BILD berichtete, wurde gegen Majd H. (21) am 10. Oktober Haftbefehl unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und sexueller Nötigung erlassen.
▶︎ Auf dem Haftbefehl war vermerkt, dass es sich bei ihm um einen brandgefährlichen Intensivtäter handelt. Trotzdem sollte er erst am 23. Oktober verhaftet werden.
Der unfassbare Fall von Freiburg

Eine Polizei-Panne! Denn am 14. Oktober soll Majd einer Studentin (18) K.o.-Tropfen gegeben, das wehrlose Opfer vergewaltigt, dann seine Freunde geholt haben. Von mindestens acht Männern wurde die junge Frau schließlich sexuell missbraucht.

Als BILD berichtete, rechtfertigte die Polizei die späte Verhaftung mit zwei Versionen:
▶︎ Erst hieß es, Majd H. solle „aus ermittlungstaktischen Gründen“ mit anderen Straftätern zusammen verhaftet werden.
▶︎ Dann wurde behauptet, der Aufenthaltsort von Majd sei nicht sicher gewesen.

Komisch: BILD-Reporter machten sich auf Spurensuche, fanden schnell die Wohnung des Verdächtigen. An der Tür: Zwei Überwachungskameras. Auf den Filmen ist Majd klar zu erkennen, wie er offenbar nach der Tat um 4.45 Uhr nach Hause kommt.

Noch am gleichen Tag, um 11.56 Uhr, zeichnete die Kamera auch auf, wie er das Haus wieder verlässt, vor laufender Kamera seinen Pullover anhebt. Bilder, die die Polizei erstmal nicht interessierten. Erst nachdem BILD Fotos aus der Überwachungskamera veröffentlichte, kam auch die Polizei auf diese Spur – und sicherte das Videomaterial.

Das war am 29. Oktober. 15 Tage nach der Tat. Auch diese Panne wird Strobl erklären müssen.
https://www.bild.de/regional/stuttgart/ ... .bild.html
Man möge mir die Verlinkung dieses BILD-Artikels verzeihen.Davon ausgehend, dass der Bericht inhaltlich stimmt:

Ist der hier dargestellte Ablauf gängige Vorgehensweise der Polizei bei Umsetzung eines Haftbefehls? Immerhin handelte es sich bei Majd H. lt. Bericht um einen gefährlichen Intensivtäter.

Herr Strobl wird sich auf unangenehme Fragen einstellen müssen.....

der kanadier
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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon der kanadier » Fr 2. Nov 2018, 11:08

Wann und wie offene Haftbefehle vollstreckt werden ist unterschiedlich und von rechtlichen sowie taktischen Überlegungen abhängig. Eine weitere Diskussion darüber hat in einem öffentlichen Form mMn nichts verloren.

Natürlich ist es für die Bevölkerung unverständlich, weshalb ein Intensivtäter nicht unverzüglich in Haft geht, wenn die Grundlagen dafür bestehen. Die Gründe können aber durchaus sinnig sein...

Ansonsten, Abwarten was denn nun alles stimmt und was nicht...

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Aldous » Fr 2. Nov 2018, 11:20

Neben hochtrabenden rechtlichen oder ermittlungstaktischen Gründen - die hier tatsächlich nicht öffentlich diskutiert gehören - kann es auch schlichtweg daran liegen, dass Haftbefehle auch Mal Wochen oder Monate liegen, bevor jemand dazu kommt, sich ihrer anzunehmen.
Zum 31.03.18 waren knapp 175.000 offene Haftbefehle im INPOL hinterlegt. Eine zeitnahe Vollstreckung oft schwer bis unmöglich. Zumal das knapp 100.000 mehr Haftbefehle sind, als es überhaupt Unterbringungsmöglichkeiten gibt...
Zuletzt geändert von Aldous am Fr 2. Nov 2018, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Fr 2. Nov 2018, 12:12

Wieso ist das denn eine Ermittlungspanne?
:lah:

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon EisteePfirsich » Fr 2. Nov 2018, 12:20

Aldous hat geschrieben:
Fr 2. Nov 2018, 11:20
Neben hochtrabenden rechtlichen oder ermittlungstaktischen Gründen - die hier tatsächlich nicht öffentlich diskutiert gehören - kann es auch schlichtweg daran liegen, dass Haftbefehle auch Mal Wochen oder Monate liegen, bevor jemand dazu kommt, sich ihnen anzunehmen.
Zum 31.03.18 waren knapp 175.000 offene Haftbefehle im INPOL hinterlegt. Eine zeitnahe Vollstreckung oft schwer bis unmöglich. Zumal das knapp 100.000 mehr Haftbefehle sind, als es überhaupt Unterbringungsmöglichkeiten gibt...
Na das sind ja nette Aussichten.

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Fr 2. Nov 2018, 12:31

Wieso Aussichten? Das ist ja ein seit langen andauernder Zustand.
:lah:

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon PotionMaster » Fr 2. Nov 2018, 12:55

Ja...wenn man sich dann aber manche Umstände ansieht, dann ist das weniger dramatisch als die nackte Zahl meinen lässt. Es gibt keine Statistik darüber. Aber man geht davon aus, dass grob 75-80 Prozent davon Ersatzfreiheitsstrafen wegen geringer Delikte sind. Das klassische Schwarzfahren beispielsweise. Viele Stimmen fordern damit - nicht ganz von der Hand zu weisen - einen Reformbedarf bei derartigen Delikten. Und schon wäre die Zahl signifikant kleiner.

Derartige Haftbefehle werden nicht mit Priorität verfolgt und hängen manchmal Jahre im System. Das summiert sich dann.

Neben anderen Gründen natürlich...

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon 1957 » Fr 2. Nov 2018, 13:00

Keine Dramatik bitte. Es handelt sich überwiegend um hb mit ersatzfreiheitsstrafen

Wenn ein als gefährlich eingestufte Straftater mit hb nicht schnellst möglich festgenommen wird, muss das schon sehr wichtige Gründe haben. Da bin ich mal gespannt.

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Controller » Fr 2. Nov 2018, 13:13

Zudem ist klar, dass die Ermittlungsarbeit der Polizei an Recht und Gesetz gebunden ist.
Man will ja auch ein erfolgreiches, fehlerfreies Verfahren liefern können.

Die Presse hat da weniger Hemmungen und berichtet natürlich auch nicht daruber, wie oft sie dabei schon gescheitert ist.
Nur mit den Erfolgen generieren sich Schlagzeilen.

Sodann soll man aber gerechterweise nicht unter den Teppich kehren, dass auch bei der Polizei, wie die Einen sagen, Pannen passieren können.
Die Anderen nennen es Fehler.
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon vladdi » Fr 2. Nov 2018, 14:08

Ermittlungspanne finde ich zu hoch gegriffen.
Tatsächlich mangelt es in letzter Zeit an starkem Handeln des Staates, durch das Straftaten auch verhindert würden.

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Diag » Fr 2. Nov 2018, 18:13

PotionMaster hat geschrieben:Ja...wenn man sich dann aber manche Umstände ansieht, dann ist das weniger dramatisch als die nackte Zahl meinen lässt. Es gibt keine Statistik darüber. Aber man geht davon aus, dass grob 75-80 Prozent davon Ersatzfreiheitsstrafen wegen geringer Delikte sind. Das klassische Schwarzfahren beispielsweise. Viele Stimmen fordern damit - nicht ganz von der Hand zu weisen - einen Reformbedarf bei derartigen Delikten. Und schon wäre die Zahl signifikant kleiner.

Derartige Haftbefehle werden nicht mit Priorität verfolgt und hängen manchmal Jahre im System. Das summiert sich dann.

Neben anderen Gründen natürlich...
Nicht zu vergessen die Fälle von schlimmer Ausländerkriminalität von hier geborenen, die mal wieder irgendeinen Termin verbaselt haben und dann irgendwann wegen Aufenthaltsverstoß verurteilt wurden. ;-)

Bei der genannten Zahl kriege ich noch nicht mal ein müdes Lächeln. Mal gespannt, wann diese Sau mal wieder durchs Dorf getrieben wird...

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Controller » Fr 2. Nov 2018, 18:19

Vladdi ich bemühte mich, ganz allgemein zu bleiben.
Wenn ich dich richtig verstehe, findest du "Ermittlungspanne" auf diesen Fall bezogen als zu hoch gegriffen?

Respekt 👍👍
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Old Bill » Fr 2. Nov 2018, 19:27

vladdi hat geschrieben:
Fr 2. Nov 2018, 14:08
Tatsächlich mangelt es in letzter Zeit an starkem Handeln des Staates, durch das Straftaten auch verhindert würden.
Es lag doch ein Haftbefehl vor, wie stark soll denn der Staat noch handeln? Da sich der IM mittlerweile diesem Vorgang angenommen hat, zeigt die Brisanz die in dem Fall liegt. Gerade Freiburg "glänzt" momentan mit sexuellen Übergriffen durch Flüchtlinge - auch wenn das so mancher im Forum nicht hören will.
Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt.

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Fr 2. Nov 2018, 20:14

Wer denn zB?
:lah:

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Re: Ermittlungspannen in Freiburg?

Beitragvon Knaecke77 » Fr 2. Nov 2018, 20:56

Kaeptn_Chaos hat geschrieben:
Fr 2. Nov 2018, 12:12
Wieso ist das denn eine Ermittlungspanne?
Zu den möglichen(!) Versäumnissen stand ja etwas im Artikel.

Ich ging davon aus, dass ein Kandidat solchen Kalibers prioritär abgeräumt wird.
Da scheine ich mich getäuscht zu haben.


Zitat Aldous:
Neben hochtrabenden rechtlichen oder ermittlungstaktischen Gründen - die hier tatsächlich nicht öffentlich diskutiert gehören - kann es auch schlichtweg daran liegen, dass Haftbefehle auch Mal Wochen oder Monate liegen, bevor jemand dazu kommt, sich ihrer anzunehmen.
Ob ermittlungstaktische Erwägungen eine Rolle gespielt haben, die Festnahme nicht eher durchzuführen. Will ich nicht ausschließen....


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