Arme Bundeshauptstadt.

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Officer André

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Officer André » Mi 19. Dez 2018, 11:45

Mich hat man, vor circa zwanzig Jahren, für meinen immer wieder einsetzenden Dialekt getadelt. „Ossideutsch“ schimpfte man es :polizei10: heute gilt das als charmant.
Ich sei nun in Hamburg, ich solle gefälligst Hochdeutsch UND Hamburgerisch lernen.

Am Bürger kommt ein starke Akzent weniger gut. Von Landsleuten mal abgesehen. Dialekte sind, in starker Ausprägung, ähnlich unschön.

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SirJames
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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Mi 19. Dez 2018, 11:46

Nun, würdest Du an solchen Konfetenzen teilnehmen, wüsstest Du, dass regelmäßig die informellen Gespräche höchst ergiebig sind. Was im Plenum besprochen wird meist weniger.
Ich werde nicht müde, zu erwähnen, dass es sich beim Auswahlverfahren um ein Massenverfahren mit 8000 Bewerbenden/Halbjahr handelt, aus dem dann gut 600 auszuwählen sind. Ein "Assessment-Center" verbietet sich hier, wird aber auch außerhalb von Behörden nur für Führungskräfte angewandt. Die stellen wir aber nicht ein
Als ich das Auswahlverfahren durchlaufen habe, waren die Zahlen deutlich geringer. Wenn ich es richtig erinnere waren es jeweils 60 Einstellungen gD und knapp 200 mD pro Jahr. Dass es sich heute um ein Massenverfahren handelt ist unstrittig. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht Schwerpunkte innerhalb dieses Verfahrens anders setzen könnte. Wenn ich es recht erinnere wurde das Procedere Ende letzten Jahres ja auch nach einer Evaluation umgestellt? Aus welchem Grund?
Abgesehen davon habe ich (gemeinsam mit vielen Leuten, die sich professionell mit Personalauswahl beschäftigen) große Zweifel daran, dass die Leute, die dann später negativ auffallen dort ausgesiebt würden. Ich jedenfalls und auch die Damen und Herren des psychologischen Dienstes trauen es sich nicht zu, treffsicher künftige "schwarze Schafe" zu erkennen und das, obwohl wir langjährig mit Personalauswahlgesprächen befasst sind.

Und ich darf nochmals darauf hinweisen, dass es selbstverständlich möglich wäre, die Auswahlkriterien deutlich zu verschärfen. Dann würden aber eben nicht nur 5 oder 6 auf der Strecke bleiben, sondern 50 oder 60. Du und Deine Kollegen müssten dann aber sehen, wie sie mit dem erheblich kleineren Personalkörper umgehen. Ob die jetzt in Rede stehenden Bewerber dabei auch ausgesiebt würden, halte ich zumindest für nicht gesichert.


Ich weiß nicht woher Du die Aussage nimmst, dass ich der Ansicht bin, dass ein Einstellungsverfahren geeignet wäre zu 100% alle 'schwarzen Schafe' auszusieben. Dass das weltfremd ist, ist doch hier völlig unstrittig. Ich habe lediglich zum Ausdruck gebracht, dass ich der Ansicht bin, dass es einen signifikanten Unterschied in der Anzahl der 'schwarzen Schafe' gibt, die in Berlin durchrutschen im Vergleich zu anderen Behörden. Und da wir dazu beide keine Statistik vorlegen können, bleibt es wohl bei zwei konträren persönlichen Meinungen. Da überzeugen mich auch deine Gespräche auf kollegialer Ebene nicht.
Übrigens wird in der Eignungsdiagnostik die Ausbilung noch als Bestandteil des Auswahlprozesses betrachtet, so dass es "in Ordnung" ist, dort noch Ungeeignete auszusortieren. Wir haben u. a. "Aussortierquoten" von gut 30% im Vortest und gut 40% im Haupttest. Von leicht kann da keine Rede sein.
Diese Quoten können auch bedeuten, dass die Qualität der Bewerber in Berlin im Durchschnitt eben vergleichsweise gering ist.
Und ich darf nochmals darauf hinweisen, dass es selbstverständlich möglich wäre, die Auswahlkriterien deutlich zu verschärfen. Dann würden aber eben nicht nur 5 oder 6 auf der Strecke bleiben, sondern 50 oder 60. Du und Deine Kollegen müssten dann aber sehen, wie sie mit dem erheblich kleineren Personalkörper umgehen. Ob die jetzt in Rede stehenden Bewerber dabei auch ausgesiebt würden, halte ich zumindest für nicht gesichert.
Ich persönlich hätte im Zweifel lieber einen kleineren, dafür aber qualitativ höheren Personalkörper. Ich halte nichts davon nun 'alles zu nehmen was laufen kann', auch wenn sie den Mindeststandard erfüllen.
Hast Du denn eigentlich schon Praktikanten gehabt, die auch nach Aufforderung nicht in der Lage waren, ordentliches Deutsch zu sprechen, ihren "Slang" also abzulegen, SJ?
Natürlich kann ein Praktikant auf Aufforderung seinen 'slang' weitestgehend ablegen und nicht jeden zweiten Satz mit 'wallah cüs" beginnnen oder beenden. Aber weist Du was mein Anspruch an das Auswahlverfahren und die Ausbildung ist? Richtig, dass ich einen angehenden Polizeibeamten des Landes Berlin dazu gar nicht auffordern muss. Ich will ihm z.B. erklären müssen wie ein Funkwagen aufgerüstet wird, wie ein Funkgerät funktioniert, wie man einen Vorgang anlegt und fertigt, wie man draußen einsatztaktisch klug vorgeht, worauf man hinsichtlich Eigensicherung achten sollte. Und vieles mehr. Aber ich will keinen Praktikanten auffordern müssen 'normal' zu sprechen oder sich eines Polizeibeamten angemessen zu kleiden oder zu verhalten. Ich will meinem Praktikanten beibringen was inhaltlich in eine Sachverhaltsschilderung gehört, welche Formulierungen man wählen kann, welche Dinge unbedingt da hinein gehören und welche Geschmacksfrage sind. Derzeit bin ich aber immer öfter damit beschäftigt Rechtschreibung und Grammatik zu berichtigen. Und da rede ich jetzt nicht von ein paar fehlenden Kommata oder vergessenen Wörtern. Da kommen auf hundert Worte manchmal fünfzig Fehler. Und selbiges höre ich auch von anderen Kollegen und zwar nicht von den üblichen Meckerköpfen oder Vertretern der Gattung: "Früher war alles besser." Nein, von jungen motivierten Kollegen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen - der weit überwiegende Anteil der Anwärter oder Dienstanfänger sind nach meinem pers. Dafürhalten klasse. Motiviert, engagiert, fit. Aber der Anteil derer bei denen man sich fragt wie die es jemals in eine Uniform schaffen konnten, wird aus meiner Sicht seit ein zwei Jahren deutlich größer.

Aber ich kann jetzt hier noch lange lamentieren. Wir sehen das unterschiedlich und das ist auch ok. Dein "alles gut" passt eben nur nicht zu meinem Erleben.

Gruß
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Officer André

Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Officer André » Mi 19. Dez 2018, 11:52

:zustimm:


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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Buford T. Justice » Mi 19. Dez 2018, 12:18

mistam hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 10:01
Ich werde nicht müde, zu erwähnen, dass es sich beim Auswahlverfahren um ein Massenverfahren mit 8000 Bewerbenden/Halbjahr handelt, aus dem dann gut 600 auszuwählen sind. Ein "Assessment-Center" verbietet sich hier, wird aber auch außerhalb von Behörden nur für Führungskräfte angewandt. Die stellen wir aber nicht ein
Weicht Deine Definition von „Assessment Center“ vielleicht von der jener ab, welche solche veranstalten?

Vielleicht ist es bei den Konferenzen im Zwiegespräch mit einem NRW-Landesvertreter mal erwähnt worden; hier werden jährlich ca. 2400 aus 7000-9000 Bewerbern ausgewählt und Teil dieses Auswahlverfahrens ist das Assessment Center.

Dass das, auch außerhalb von Behörden, nur für angehende Führungskräfte verwendet wird, ist, innerhalb wie außerhalb, übrigens auch falsch.
:applaus:

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Mi 19. Dez 2018, 12:32

Buford T. Justice hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 12:18
mistam hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 10:01
Ich werde nicht müde, zu erwähnen, dass es sich beim Auswahlverfahren um ein Massenverfahren mit 8000 Bewerbenden/Halbjahr handelt, aus dem dann gut 600 auszuwählen sind. Ein "Assessment-Center" verbietet sich hier, wird aber auch außerhalb von Behörden nur für Führungskräfte angewandt. Die stellen wir aber nicht ein
Weicht Deine Definition von „Assessment Center“ vielleicht von der jener ab, welche solche veranstalten?

Vielleicht ist es bei den Konferenzen im Zwiegespräch mit einem NRW-Landesvertreter mal erwähnt worden; hier werden jährlich ca. 2400 aus 7000-9000 Bewerbern ausgewählt und Teil dieses Auswahlverfahrens ist das Assessment Center.

Dass das, auch außerhalb von Behörden, nur für angehende Führungskräfte verwendet wird, ist, innerhalb wie außerhalb, übrigens auch falsch.
Zustimmung. Darauf einzugehen hatte ich vergessen. U.a. beim Zoll war ein Assessmentcenter Teil des Auswahlverfahrens. Und mir war jedenfalls damals nicht klar, dass ich dort hätte Führungskraft werden sollen.

Gruß
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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Buford T. Justice » Mi 19. Dez 2018, 13:13

Wallah cüs, bei dreigeteilter Laufbahn bist Du im gD doch insta Führungskraft, ja?
:applaus:

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Mi 19. Dez 2018, 13:21

Officer André hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:45
Mich hat man, vor circa zwanzig Jahren, für meinen immer wieder einsetzenden Dialekt getadelt. „Ossideutsch“ schimpfte man es :polizei10: heute gilt das als charmant.
Ich sei nun in Hamburg, ich solle gefälligst Hochdeutsch UND Hamburgerisch lernen.

Am Bürger kommt ein starke Akzent weniger gut. Von Landsleuten mal abgesehen. Dialekte sind, in starker Ausprägung, ähnlich unschön.
Nun hat sich doch hoffentlich in den letzten 20 Jahren manche Einstellung ein wenig verändert!

(Auch wenn ich oft den Eindruck habe, dass es nicht so ist ...)

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Mi 19. Dez 2018, 13:24

Buford T. Justice hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 12:18
Weicht Deine Definition von „Assessment Center“ vielleicht von der jener ab, welche solche veranstalten?

Vielleicht ist es bei den Konferenzen im Zwiegespräch mit einem NRW-Landesvertreter mal erwähnt worden; hier werden jährlich ca. 2400 aus 7000-9000 Bewerbern ausgewählt und Teil dieses Auswahlverfahrens ist das Assessment Center.

Dass das, auch außerhalb von Behörden, nur für angehende Führungskräfte verwendet wird, ist, innerhalb wie außerhalb, übrigens auch falsch.
Dass da die Definitionen voneinander abweichen mag sein.

Ich bezeichne das als Accessment-Center, was in Berlin bei der Auswahl hD eingesetzt wird. Diverse Rollenspiele, Vortrag, Gespräch mit einer Kommission, ...
Dauer pro Proband nicht unter 2 Stunden.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Mi 19. Dez 2018, 13:51

SirJames hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:46

Als ich das Auswahlverfahren durchlaufen habe, waren die Zahlen deutlich geringer. Wenn ich es richtig erinnere waren es jeweils 60 Einstellungen gD und knapp 200 mD pro Jahr. Dass es sich heute um ein Massenverfahren handelt ist unstrittig. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht Schwerpunkte innerhalb dieses Verfahrens anders setzen könnte. Wenn ich es recht erinnere wurde das Procedere Ende letzten Jahres ja auch nach einer Evaluation umgestellt? Aus welchem Grund?
Nö, es wurde nichts umgestellt. Weder nach einer Evaluation Ende letzten Jahres noch vor den unten enannte 1 - 2 Jahren.
SirJames hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:46
Ich weiß nicht woher Du die Aussage nimmst, dass ich der Ansicht bin, dass ein Einstellungsverfahren geeignet wäre zu 100% alle 'schwarzen Schafe' auszusieben. Dass das weltfremd ist, ist doch hier völlig unstrittig. Ich habe lediglich zum Ausdruck gebracht, dass ich der Ansicht bin, dass es einen signifikanten Unterschied in der Anzahl der 'schwarzen Schafe' gibt, die in Berlin durchrutschen im Vergleich zu anderen Behörden. Und da wir dazu beide keine Statistik vorlegen können, bleibt es wohl bei zwei konträren persönlichen Meinungen. Da überzeugen mich auch deine Gespräche auf kollegialer Ebene nicht.
Das mag sein. Woher Du nun allerdings Deine Annahme des signifikanten Unterschieds nimmst, verrätst Du ja nicht. Und was wäre eigentlich signifikant? Wenn es hier drei bis fünf Dis/Anfängerjahrgang sind, wären dann zwei bis vier an anderer Stelle signifikant weniger oder könnte es sich einfach um zufällige Häufungen handeln. Wer weiß ...
Ich gebe Dir aber insofern recht, als es tatsächlich in Berlin ein insgesamt deutlich größeres Bildungs-/und Erziehungsproblem gibt als in anderen Bundesländern, was sich dann auch auf die Bewerbungen auswirkt.
SirJames hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:46
Diese Quoten können auch bedeuten, dass die Qualität der Bewerber in Berlin im Durchschnitt eben vergleichsweise gering ist.
Auch das mag sein. Und nun? Wir stellen ja schon weniger ein als geplant, weil es nicht genügend (nach unseren seit 2010 geltenden Anforderungen) geeignete Bewerber gibt. Vielleicht hast Du ja DEN Lösungsvorschlag?
SirJames hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:46
Ich persönlich hätte im Zweifel lieber einen kleineren, dafür aber qualitativ höheren Personalkörper. Ich halte nichts davon nun 'alles zu nehmen was laufen kann', auch wenn sie den Mindeststandard erfüllen.
Wir nehmen nicht Alles, was laufen kann, sondern weniger als 10% der Bewerbenden, was im Umkehrschluss bedeutet, dass rund 90% an irgendeiner Stelle scheitern.
Ich bin übrigens auch nicht ganz sicher, ob Deine Vorgesetzten das ebenso sehen würden. An manchen Stellen braucht es eben auch einfach Stärke.
Mal sehen, wie Du dann den Plan unseres genialen Innenstaatssekretärs findest, künftig Tarifbeschäftigte im Vollzug einzusetzen. Bewaffnet als Streifen auf den Straßen. Mit einer (wahrscheinlich) maximal 3monatigen Ausbildung.[/quote]
SirJames hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:46
Natürlich kann ein Praktikant auf Aufforderung seinen 'slang' weitestgehend ablegen und nicht jeden zweiten Satz mit 'wallah cüs" beginnnen oder beenden. Aber weist Du was mein Anspruch an das Auswahlverfahren und die Ausbildung ist? Richtig, dass ich einen angehenden Polizeibeamten des Landes Berlin dazu gar nicht auffordern muss. Ich will ihm z.B. erklären müssen wie ein Funkwagen aufgerüstet wird, wie ein Funkgerät funktioniert, wie man einen Vorgang anlegt und fertigt, wie man draußen einsatztaktisch klug vorgeht, worauf man hinsichtlich Eigensicherung achten sollte. Und vieles mehr. Aber ich will keinen Praktikanten auffordern müssen 'normal' zu sprechen oder sich eines Polizeibeamten angemessen zu kleiden oder zu verhalten. Ich will meinem Praktikanten beibringen was inhaltlich in eine Sachverhaltsschilderung gehört, welche Formulierungen man wählen kann, welche Dinge unbedingt da hinein gehören und welche Geschmacksfrage sind. Derzeit bin ich aber immer öfter damit beschäftigt Rechtschreibung und Grammatik zu berichtigen. Und da rede ich jetzt nicht von ein paar fehlenden Kommata oder vergessenen Wörtern. Da kommen auf hundert Worte manchmal fünfzig Fehler. Und selbiges höre ich auch von anderen Kollegen und zwar nicht von den üblichen Meckerköpfen oder Vertretern der Gattung: "Früher war alles besser." Nein, von jungen motivierten Kollegen.
Nun ja, die Schule hat 2,5 bzw. 3 Jahre Zeit, den Eingestellten das Sprechen, Schreiben und Anziehen beizubringen. Muss man aber eben auch tun.
Ansonsten habe ich früher schon "den Neuen" beibringen müssen, wie Polizisten sich benehmen sollten. Habe ich geschafft.
SirJames hat geschrieben:
Mi 19. Dez 2018, 11:46
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen - der weit überwiegende Anteil der Anwärter oder Dienstanfänger sind nach meinem pers. Dafürhalten klasse. Motiviert, engagiert, fit. Aber der Anteil derer bei denen man sich fragt wie die es jemals in eine Uniform schaffen konnten, wird aus meiner Sicht seit ein zwei Jahren deutlich größer.
Na, das ist doch genau das, was angestrebt ist. Dass ein paar Wenige immer den größten Aufwand machen, ist doch überall so. Bei den Mitarbeitern, an der Schule, in der Gesellschaft. Damit muss man dann klar komen.

Ich habe auch nie behauptet, dass Alles gut sei, sondern lediglich, dass es "normal" sei und man damit umgehen müsse.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Mi 19. Dez 2018, 21:55

MIstam.

in NRW gehört genau das zum üblichen Prozedere: 3 Rollenspiele, Vortrag, Gesprächsrunde, Einzelinterview . Dauert einen ganzen Tag.

nennt sich bei uns: AC, für die Bewerber gd.

HD ist halt noch mal eine andere Hausnummer.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon mistam » Mi 19. Dez 2018, 22:44

1957 - wie klappt das rein organisatorisch? Ich gehe davon aus, dass damit nicht mehr als 10, maximal 15 Leute/Tag geprüft werden können.

Durchfaller im AC und weitere Ausfälle bis zur Einstellung müssen eingerechnet werden, so dass annähernd doppelt so viele geprüft werden müssen, wie eingestellt werden sollen. Das wären dann - auf Berlin gerechnet rund 2400/Jahr.
Das wären rund 200 Prüfungstage bei Vollauslastung der Termine, die aber nie zu erreichen ist. Mehr als 200 Prüfungstage sind aber kaum machbar.

Nun ja, wie auch immer. Für das hier zuletzt in Rede stehende "Problem" des Ghetto-Sprech ist kein AC erforderlich. Das hört man auch bei einer profanen mündlichen Prüfung.

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon Controller » Mi 19. Dez 2018, 22:58

wie geht man denn damit um im Dienst ?
Am Funk ??
Sagt da niemand was ??
Man sollte vlt. mal der Leiststelle mitteilen, dass der Fustw xy gekidnappt wurde und nun Polizeifremde im Funkkreis sind.
Da muss doch mal einer ne Welle machen :polizei4:
Regeln sind wie Donuts, sie haben Löcher.
Und darin lebt der Ermessensspielraum. :mrgreen: :zunge:

- Verstorben am 09.08.2021 -

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon 1957 » Mi 19. Dez 2018, 23:13

Mistam, ich bin da jetzt schon seit längerem nicht mehr so drin in der Materie, aber es werden mehrere (Prüfgruppen) eingesetzt - und ja, es dauert lange bis alle durch sind.

Sprachliche Besonderheiten sind im Einzelfall außerordentlich hilfreich. Voraussetzung ist allerdings die Beherrschung des Hochdeutschen.
Meine Wenigkeit verhandelt gern im eigenen Beritt auf Platt oder Straßenjägerjargon. Das Neusprech ( Alda, was geht?) beherrsche ich allerdings nicht

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Do 20. Dez 2018, 10:35


Controller hat geschrieben:wie geht man denn damit um im Dienst ?
Am Funk ??
Sagt da niemand was ??
Man sollte vlt. mal der Leiststelle mitteilen, dass der Fustw xy gekidnappt wurde und nun Polizeifremde im Funkkreis sind.
Da muss doch mal einer ne Welle machen :polizei4:
Moin,

seitens der Leitstelle wird da nichts passieren, außer dass vielleicht mal kurz mit der Wache Rücksprache genommen würde, wer da funkt. Ich würde meinem Praktikanten das persönlich unter 4 Augen sagen, dass er versuchen soll "normal" zu sprechen, in der Hoffnung dass es fruchtet.

Gruß

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Re: Arme Bundeshauptstadt.

Beitragvon SirJames » Do 20. Dez 2018, 11:01

Moin mistam,

ohne jetzt alles im Einzelnen nochmal durchzukauen, um dann wieder festzustellen, dass wir uns im Kreis drehen und unterschiedlicher Ansicht sind - ich erwarte von meiner Behörde ein Einstellungsverfahren, welches diejenigen Bewerber herausfiltert, welche die grds. Eigenschaften, die man von einem angehenden Polizeibeamten erwarten kann - bereits vor Einstellung mitbringen.

Dazu zählt für mich Sicherheit in Wort, Schrift und Ausdruck. Pünktlichkeit, Verständnis für grds. Verhaltensweisen als Beamter sowie ein ordenrliches Maß an emotionaler und geistiger Reife.

Ich sehe es nicht als Aufgabe der PA den Anwärtern grundlegende Dinge beizubringen, die man in jedem Handwerkerbetrieb von einem 16-Jährigen erwarten würde. Dass es anscheinend dennoch notwendig ist, kann ich nicht ändern, muss mir aber dennoch nicht gefallen.

Ich bin alles andere als der geborene Polizist und mache tagtäglich immer noch genug Fehler. Ich erwarte keine Wunder von Anwärtern, ganz im Gegenteil. Ich habe großes Verständnis wenn jemandem das Funken schwer fällt, denn ich hatte davor auch immer Bammel. Oder wenn jemand auf der Straße unsicher ist oder bei der Vorgangsfertigung. Oder beim Umgang mit Kollegen. Was auch immer. Das ist für mich nicht kritikwürdig. Aber die Einstellung muss stimmen.

Ich finde das ist nicht zu viel erwartet.

Gruß
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