Ergänzung zu den Einsatzvideos

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Fritz4081
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Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon Fritz4081 » Fr 15. Feb 2019, 19:42

Moin Zusammen,

als kleine statistische Ergänzung zum Einsatzgeschehen hier noch eine Untersuchung der entfernungsabhängigen Trefferraten in Abhängigkeit von den individuellen Schießfertigkeiten.

Levinsky, J.L., Avery, R., Dysterheft, J., Dicks, N.D., Bushey, J. (2015): The real risk during deadly police shootouts:

Accuracy of the naive shooter.--International Journal of Police Science and Management Vol 17(2),pp. 117-127.

DOI: 10.1177/1461355715582975

Abstract
This study aimed to examine the level of shooting accuracy demonstrated by law enforcement recruits upon
completion of their law enforcement firearms training in comparison with novice shooters. One hundred and
ninety-five male and 52 female law enforcement recruits volunteered. Participants were separated by firearms
experience into the following groups: expert (completed law enforcement firearms course, n ¼ 83), intermediate
(recreational experience, n ¼ 71) and novice (minimal/no experience, n ¼ 93). All subjects were tested for accuracy
at target locations from 3 to 75 ft. For all locations, no difference was found in accuracy between expert and
intermediate groups (p > 0.30). Experts and intermediates had better results than novices on all locations (p < 0.05)
except from 3 to 15 ft. Alarmingly, experts were only 10% more accurate than novices between 3 and 15 ft. Finally,
novices and intermediate shooters were more likely to hit head locations from 3 ft (57%), whereas experts mainly
hit the body location (78%). The results of this study indicate that officers had no advantage over intermediate
shooters and a small advantage over novices.



Gruß Fritz

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon zulu » Fr 15. Feb 2019, 22:33

Kann ich den Versuchsaufbau / Übungsablauf irgendwo nachlesen? Ganz davon abgesehen, dass die Basisausbildung noch keinen Experten aus einem macht, sind Stressresistenz und Zeit ein großer Faktor. Schön langsam zielen und sauber treffen kann jeder. Experten machen das sehr schnell, immer immer wieder und treffen auch unter Stress noch genug.

Analog zur KÜ, die kann man mit Faktor 1 bestehen, oder mit Faktor 3. "Gut getroffen" haben dann beide Teilnehmer.

EDIT:

Habe es gefunden...muss mir das mal angucken.

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon Fritz4081 » Sa 16. Feb 2019, 08:44

Moin,

der Autor ist diesbezüglich angeschrieben, ich hab aber bisher keine Rückmeldung erhalten.

Gruß Fritz

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon der kanadier » Sa 16. Feb 2019, 09:18

Die Einteilung in Expert, nur weil der Kurs abgeschlossen wurde, halte ich für ein wenig irreführend.
Denke mit Profis (SEn, Schiesstrainern) und unter Stress würde sich der Wert deutlicher abheben.
Beim letzten Training wieder anschaulich gesehen. Kollege schießt in ruhe ohne Druck Loch in Loch, mit Bewegung und auf Zeit sah das Ergebnis eher nach Gießkanne aus...

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon zulu » Sa 16. Feb 2019, 10:49

Also geschossen wurde von knapp 1 Meter bis auf 23 Meter. Das Ziel (Mannscheibe) war auf einem Schlitten und hielt in wahlloser Reihenfolge in 9 Entfernungen an. Somit wurden 9 Ziele beschossen, dazu gab es zu jedem Ziel ein Magazin mit 3 Schuss. Geschossen werden sollte "so schnell wie möglich", aber ohne die Präzision zu beeinträchtigen. Zeitvorgaben gab es nicht.

Wie schon gesagt, in der Studie ist die Klassifizierung der "Experten" unglücklich. Sieht man auch an der Quote im ersten Zielblock von 1 Meter bis 4,5 Meter. Dort betrug die Trefferquote der Experten knapp 88%. Ein erfahrener Schütze (keine SE!) sollte bis 4,5 Meter treffen, wenn man ihn nicht mit Zeitdruck oder sonstwie ärgert.

Im amerikanischen Kontext sind die Ergebnisse schon heikel. Die Gruppe der "Amateure" (kein polizeiliches Training, aber Freizeitschützen) schoss identisch zu den Experten. Da man davon ausgeht, dass die Amateure quasi den amerikanischen Bürger darstellen, kommt die Studie auch zu der Empfehlung: "Therefore, this study's results indicate an alarming need for improved firearms training for officers.".

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon Fritz4081 » Sa 16. Feb 2019, 13:59

Moin Zulu,
die üblichen deliktrelevanten Entfernungen sind schon gut abgedeckt. Zumal oft genug die Grenze zwischen 7-8 m für das Groß der Fälle bleibt.
Bemerkenswert ist die Interpretation der Gefährlichkeit ja wohl dahin gehend dass der "Laie" je nach Distanz dorthin zu zielen scheint wohin er schaut, was zentral in seinem Gesichtsfeld liegt. auf die Nahdistanz scheint es dann das Gesicht bzw. der Kopf zu sein. Ganz ohne Absicht einer Wirkungsmaximierung wie sie dem entgegen von "Amok"-Tätern angestrebt wird. Die suchen sich dazu denn auch häufig die entsprechende Fachliteratur raus.

Was mich halt immer wieder erstaunt sind dabei die erzielten Trefferraten, denn wenn man selbst dafür viel Zeit und Munition kistenweise benötigt hat, weisen manche Täter doch "beachtliche" Trefferraten auf. Und auf einem zivilen Stand kann so eine Technik eigentlich nicht geübt werden, zumal nicht dynamisch.
Gruß

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon 1957 » Sa 16. Feb 2019, 15:05

Gibt es nicht einen eklatanten Unterschied zwischen amerikanischen und deutschen Freizeitschützen?

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon zulu » Sa 16. Feb 2019, 17:29

Freizeitschützen sind in DE kein Problem. Auch wenn die Gesetzgebung das vermuten lässt.

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon 1957 » Sa 16. Feb 2019, 18:13

Nee, ein Problem sind sie nicht. Hier geht es ja um etwas anderes. Ich meinte, wenn die USAfreizeitschützen ( dort gibt es ja sehr viele und ganz andere Möglichkeiten), auf kurze Distanzen ähnlich gut schießen wie die Fachschützen. Dementsprechend sollen die Profis besser trainiert werden.

Das Ergebnis lässt sich doch nicht auf uns übertragen.

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon Fritz4081 » Sa 16. Feb 2019, 18:31

Moin 1957,

genau das, die Übertragbarkeit, besser deren Grad beschäftigt mich. Wird international, es gab doch Daten aus 3 Nationen dabei, im Nahbereich immer vom Laien instinktiv oder rational begründet auf das Zentrum des eigenen Sichtfeldes, d.h. den Kopf vom Gegenüber geschossen?
Hier sehe ich überhaupt nicht ausreichend klar, denn eigentlich müssen auch solche Extremitäten-/Kopfschüsse, abweichend vom Massezentrum, mit erheblicher Intensität beübt werden .

Gruß

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon zulu » Sa 16. Feb 2019, 18:52

Fritz4081 hat geschrieben:
Sa 16. Feb 2019, 18:31
Hier sehe ich überhaupt nicht ausreichend klar, denn eigentlich müssen auch solche Extremitäten-/Kopfschüsse, abweichend vom Massezentrum, mit erheblicher Intensität beübt werden .
Gerade Kopfschüsse sind eine sinnlose Übung, ausser man ist Scharfschütze. Das, im Vergleich zum Torso, viel kleinere Ziel hat auch keine Garantie, den Täter sofort auszuschalten.

Übertragbar ist evtl., dass selbst ein völliger Waffenneuling nicht extrem viel schlechter trifft, als die Experten aus der Studie. Heißt, dass jeder Täter der hierzulande seine Tat mit einer Schußwaffe begeht, wahrscheinlich bei einer Konfrontation auch ganz gut trifft.

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Re: Ergänzung zu den Einsatzvideos

Beitragvon Fritz4081 » Sa 16. Feb 2019, 19:08

Moin Zulu,
ja der Kopf ist ein eigenes Thema das bei der Aufgabenstellung nun mal nicht unbeachtet bleiben kann.

Wer es vom Einsatzprofil her nicht "braucht" sollte sich dazu auch nicht zu viele Gedanken machen. Ganz ohne wird es jedoch nicht abgehen, aber ich will gar nicht auf eine solche Spezialdiskussion hinaus.

Worauf ich hauptsächlich abstelle: Ist der Laie befähigt über mehr als 3-4 m Distanz mit KW und unerfreulich hoher Trefferraten zu wirken? Und welche Konsequenzen hat das dann?

Und natürlich wohin zielt eine solche Person instinktiv oder bewusst?

Gruß


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