Lügde:Beweismaterial verschwunden

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Kulinka » So 14. Apr 2019, 19:28

vladdi hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 13:54

Die Forderung, dass der IM zurück treten sollte, ist nicht von mir.
Hallo vladdi,

ja, das weiß ich, hattest Du ja auch nicht als sinnvoll bezeichnet, den Rücktritt, entschuldige, falls es nicht so rüberkam, aber ich hatte Dich in meinem Kommentar zustimmend zu Deinem vorherigen Beitrag ansprechen wollen.

Fehler sind eben passiert, auch grobe, das hatte bereits personelle Konsequenzen. Fehler und Zufallsfunde sind aber in einem derart komplexen Verfahren ganz sicher auch normal. Jeden Fehler, jeden Zufall jetzt medial durchzuhecheln, um weiter am vermeintlichen Gesamtbild des "Polizeiversagens" zu basteln ist der Sache nicht angemessen. Ja, die Presse hat die Pflicht zu informieren. Sie hat aber auch die Pflicht, ihre Sensationsgier im Sinne der rechtsstaatlichen Sache zu mäßigen, auch das gehört dazu, wenn man vierte Gewalt sein will. Niemand geht ernsthaft davon aus, dass die Polizei NRW oder die Kreispolizeibehörde Lippe unfähig sind oder hier verschwörerische Vertuschungen stattfinden. Die weiterhin aufgeregte Berichterstattung über jede "Panne", die vielleicht nur eine Unwägbarkeit im letztlich trotzdem erfolgreichen und zu gerichtsfesten Resultaten führenden Ermittlungsgeschehen ist, wie sie schon zigmal vorkam, auch bei Fällen mit hohem Interesse in der Öffentlichkeit, diese Berichterstattung ist kontraproduktiv. Als Journalist muss man auch mal wissen, wann gut ist, erfahrene Kriminalreporter wussten zum Beispiel noch, wann sie einen Fall einfach mal ablegen mussten, Distanzverlust und so. Durchstechen ist heute ein Problem, ja, hysterische Vorgesetzte mit aberwitzigen Ideen und Vorwürfen im Nachhinein auch, aber dazu gehören auch immer Schreiber, die diese Story unbedingt weiterreiten wollen.

Früher gab es ein anderes Vertrauensverhältnis zwischen den demokratisch legitimierten Institutionen. Heute gibt es Clickbaiting. Schade.

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Kaeptn_Chaos » So 14. Apr 2019, 21:01

Vielleicht mal die Einschätzung eines richtigen Fachmannes:

https://www.nw.de/nachrichten/regionale ... ckend.html
:lah:

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Fritz4081 » Di 16. Apr 2019, 09:35

Moin KC,
dazu gehört wohl auch das eine ganzes Nebengelass übersehen wurde?

Ich will da gar nicht böswillig sein, DS samt anfallenden Materials sind aufwendig, das Aufsuchen teilweise winziger Datenträger nicht trivial, ohne Friktionen scheint es doch nicht abgelaufen zu sein. Und ja ich neige nicht zu idealisieren.

Gruß Fritz

vladdi
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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon vladdi » Di 16. Apr 2019, 10:29

Die Frage, wie tief/ wie intensiv, stellt sich jeder Polizist; ständig. Es muss die Intensität, das Ziel und die Eingriffsintensität abgewogen werden.


Hier wurde Beweismaterial im Fußboden gefunden.
Fraglich, ob man gleich den Boden aufstemmen hätte müssen und ob das jetzt den Ermittlern vorwerfbar ist.
Auf der andern Seite steht eine schwere Straftat.
Hier mag man sich noch streiten.

Jedoch wurde in einer späteren Durchsuchung noch Beweise gefunden. Und dann in einer weiteren nochmal Beweise.
Und jetzt muss man sich die Frage erneut stellen, ob man nicht doch intensiver durchsuchen sollte ...

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Buford T. Justice » Di 16. Apr 2019, 14:45

vladdi hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 10:29
Fraglich, ob man gleich den Boden aufstemmen hätte müssen [...]
vladdi hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 10:29
Und jetzt muss man sich die Frage erneut stellen, ob man nicht doch intensiver durchsuchen sollte ...
Zu welchem Ergebnis kommst Du?
:applaus:

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon vladdi » Di 16. Apr 2019, 18:31

Ich bin froh, dass ich das nicht verantworten muss.

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Buford T. Justice » Di 16. Apr 2019, 19:36

vladdi hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 18:31
Ich bin froh, dass ich das nicht verantworten muss.
Naja, zumindest Deine Sprechblasen musst Du verantworten.

Du konstatiertest, dass man sich jetzt erneut die Frage stellen *müsse*, ob man nicht doch intensiver durchsuchen sollte, und beendetest dies mit einem vielsagenden „...“. - Nur um jetzt wieder einmal keine Stellung zu beziehen?

Dann danke ich Dir für die regelmäßige Zwischenzusammenfassung.
:applaus:

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon 1957 » Di 16. Apr 2019, 19:54

Angesichts der Tatsache, dass dort jahrelanger Mißbrauch von Kindern stattfand, womöglich noch weitere Geschädigte oder gar Täter/Konsumenten etc. zu finden wären, dass ganze eher eine Müllhalde als einem Campingplatz gleicht, Wohnwagen und Bretterbuden eine Vielzahl von Verstecken bieten, die Täter sicher nicht zur Ehrengarde unserer Gesellschaft gehören, sehr wahrscheinlich aber bauernschlau sind und gute Kohle verdienten, die Öffentlichkeit ohnehin gespannt auf Ermittlungen und deren Pannen wartet, wäre es ein Leichtes gewesen, die Buden dauerhaft zu versiegeln und abzusperren, um dann in Absprache mit dem Eigentümer den Abriss zu weiteren Durchsuchungsmaßnahmen zu nutzen.

Ich bin der Auffassung, hier wurde der Tatort widerwärtigster Verbrechen zu früh und ohne Not freigegeben.

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Buford T. Justice » Di 16. Apr 2019, 21:45

Dieses Eindrucks kann man sich tatsächlich wohl kaum erwehren.

Bloß; davon, was die Öffentlichkeit erwartet, geleitet oder gar getrieben durch die Medien mit ihren ganz eigenen Interessen, sollten wir unsere Maßnahmen nicht bestimmen lassen. Wenn immer jede Angelegenheit mit 100 % aller Möglichkeiten bedient wird, saufen wir nicht nur völlig ab. Dann ist auch die KPB Lippe nicht die letzte gewesen, die ob der Überforderung einknickt.

Leider ist es kaum möglich, in Angelegenheiten von Kindesmissbrauch/Kinderpornografie oder auch Terrorismus unaufgeregt und sachlich zu bleiben.
:applaus:

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon vladdi » Mi 17. Apr 2019, 04:21

Geht es darum, was die Öffentlichkeit erwartet oder darum, was das Ziel ist?

Die Durchsuchung war nicht gut.

Spätestens nach der zweiten Folgedurchsuchung mit Funden hätte man die Art und Weise hinterfragen müssen und korrigieren müssen.
Wobei dem Verantwortlichem ganz deutlich die Frage gestellt werden muss, warum nicht schon die erste Durchsuchung nicht gründlicher durchgeführt wurde.


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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon 1957 » Mi 17. Apr 2019, 11:02

Wir sollten ehrlich bleiben. Die Reaktionen der "Öffentlichkeit", wozu auch jedwede politische Strömung gehört, beeinflussen auch polizeiliche Maßnahmen.
Das diese sich dabei trotzdem an Recht und Gesetz orientieren, ist obligat.

In diesem Fall spielt das aber eine eher untergeordnete Rolle.
Die Buden wurden abgerissen. Durchsuchungen sind immer schwierig. Warum wird in einen solch schweren Fall nicht mit dem Eigentümer gesprochen?

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Kulinka » Mi 17. Apr 2019, 15:49

Hallo 1957,

ehrlich bleiben ist sicher sehr wichtig. Aber man muss sich aus meiner Sicht gerade dann immer eine wichtige Frage stellen: Wo liegt denn die Wahrheit zwischen medialem Druck, öffentlicher Meinungsmache und behördlicher Selbstkritik?

Ich habe gestern auf WDR ein kurzes Interview mit dem Bauunternehmer gehört, der die gegenwärtig in Rede stehenden Abrissarbeiten durchgeführt hat und auf die Funde gestoßen ist. Sein Tenor: Ja, uns war das auch komisch, dass da keiner von einer Behörde dabei war. Okay, das ist der Bauunternehmer 2019. Der Bauunternehmer 1979 hätte, so meine Behauptung, bei komischem Bauchgefühl die Arbeiten gar nicht erst aufgenommen. Der hätte bei der zuständigen Staatsanwaltschaft oder Polizeidienststelle angerufen und die gebeten anzutraben, weil er stehe da und warte, da könne jede Stunde teuer werden. Warum? Weil er das Gefühl gehabt hätte, er könne in Teufels Küche kommen oder, schlimmer noch, sich schuldig fühlen an Ermittlungsmisserfolgen in so einem Fall, wenn er einfach loslegt und weiß Gott was findet und nicht erkennt oder kaputtmacht an Spuren/Beweismitteln.

Heute hat man das Gefühl, das sei ja echt komisch, legt dann aber mal los und gibt hinterher Interviews, zack, nächste "Panne" für die dankbaren Medien. Wirft die Frage auf, wer alles "berechtigt" ist, im Sinne einer erfolgreichen Strafverfolgung mitzudenken, selbst wenn es in einer Behörde zu Fehlern und Fehleinschätzungen kommt. Und natürlich bin ich kein Fachmann. Sehe aber auch in den oben verlinkten Worten vom Fachmann keinen Grund, meine Gesamteinschätzung zu ändern. Was sich vielleicht gegenseitig bedingt. Um es ganz unfachlich zu sagen: Auf Scheiße immer mehr Scheiße zu stapeln bringt nichts, für Ermittlungserfolge braucht die Polizei eine Öffentlichkeit, die sie unterstützt, und keine, die sie minutiös beobachtet und kritisiert bis hin zur Versagenslaberei.

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon 1957 » Mi 17. Apr 2019, 17:41

Kulinka,

das sind natürlich wahre Worte, die ich durchaus teile.
Es gab früher und auch heute Menschen, die so handeln. Aber es gibt auch viele, die das eben nicht tun.

In diesem Fall halte ich die Entscheidung, den Tatort freizugeben, für verfrüht. Das war vorhersehbar und eine längere Beschlagnahme des TO unschädlich.

Kulinka
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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon Kulinka » Mi 17. Apr 2019, 22:05

Hallo 1957,

solche Einzelheiten kannst Du natürlich einschätzen, was mir (und btw vielen Schreibern der Medien) nicht möglich ist. :zustimm:

Die Hauptsache bleibt für mich: Es gibt ausreichend gerichtsfestes Belastungsmaterial, und der Gerechtigkeit kann dadurch, sofern überhaupt möglich in einem solchen Fall, zu ihrer Geltung verholfen werden.

Viele Grüße
Kulinka

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Re: Lügde:Beweismaterial verschwunden

Beitragvon vladdi » Do 18. Apr 2019, 04:08

Zwei Dinge
I
Es ist jetzt offensichtlich, dass die Durchsuchung nicht dem entspricht , wie es zu erwarten ist.
Dazu muss der Verantwortliche gehört werden.
Wie ich schon oben sagte, kann es Gründe geben, dass bei der ersten Durchsuchung nicht alles gefunden wurde. Aber es gab mehrere weitere Durchsuchungen mit erneuten Funden. Hier wurden Führungsfehler gemacht.





II
Gerichtsfestes Beweismaterial
Du suggerierst, dass das vorhandene Beweismaterial ja eine Schuld beweisen könnte. Es fehlt lediglich noch weiteres Beweismaterial.
Jetzt jedoch mal anders betrachtet:
Es ist Aufgabe der Polizei belastende und entlastende Beweismittel einzubringen.
Wenn schon das belastende Beweismaterial unvollständig ist, wie verhält es sich dann mit dem entlastenden Beweisen?

Ich hoffe, dass eine solche Fragestellung / Taktik vom Gericht abgewendet werden kann und dass das Verfahren dennoch mit der richtigen Strafe ändert. Ich wollte nur mal sagen, dass da eben mehr dran hängt.


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