Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

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Steffen767
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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Steffen767 » Di 15. Okt 2019, 19:20

Nach dem Terroranschlag mit zwei Toten in Halle kamen viele Fragen auf, wann die Polizei wo war und wie es zu Festnahme des Verdächtigen kam. Am Montag rekonstruierte das Innenministerium von Sachsen-Anhalt in einer Pressekonferenz den Ablauf des Polizeieinsatzes. Die Übersicht:

- 12.03: Ein Notruf über die 112 geht bei der Rettungsleitstelle ein. Ein Anrufer berichtet, dass etwa 100 Gläubige in der Synagoge sind und davor ein bewaffneter Täter schießt. Es wird von der Toten vor der Tür berichtet.

- 12.04: Die Rettungsleitstelle informiert die Polizei, es werden weitere Informationen vom Anrufer aufgenommen.

- 12.06: Die Funkwagen in Halle werden alarmiert und zum Tatort geschickt. Im Polizeirevier Halle sind zu dieser Zeit insgesamt sieben Streifenwagen im Einsatz. In den benachbarten Kreisen sind 19 weitere Streifenwagen unterwegs, davon je fünf im Saalekreis, im Kreis Mansfeld-Südharz sowie im Burgenlandkreis sowie vier bei der Autobahnpolizei.

- 12.09: Der Täter kommt am Dönerladen an der Ludwig-Wucherer-Straße an und bleibt dort bis 12.17 Uhr. Er nimmt den Laden unter Beschuss und erschießt einen 20-jährigen Mann.

- 12.11: Der erste Funkstreifenwagen trifft an der Synagoge ein.

- 12.12: Der zweite Funkstreifenwagen trifft an der Synagoge ein. Bis 12.16 Uhr sind vier Polizeiwagen vor Ort, darunter ein ziviles Auto.

- 12.15: Landesweit wird Polizeialarm ausgelöst. Alle verfügbaren Kräfte werden nach Halle abbeordert. Parallel dazu wird das Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamts alarmiert, das in Magdeburg sitzt.

- 12.15: Ein Streifenwagen blockiert an einer Seite die Ludwig-Wucherer-Straße. Ein zweiter steht daneben. Der Täter schießt auf die Beamten. Die Beamten schießen zurück.

- 12.16: Der Schütze wird von einer Kugel der Beamten am Hals getroffen.

- 12.17: Der Täter flüchtet in eine Seitenstraße. Als die Besatzung des beschossenen Streifenwagens ihm folgt, ist das Fluchtauto nicht mehr zu sehen. Ein Passant deutet in eine Straße, die Beamten folgen dem Hinweis, finden das gesuchte Auto aber nicht wieder.

- 12.19: Der Täter fährt noch einmal über den Fußweg an der Synagoge vorbei und wird dort von einer Streifenwagenbesatzung gesehen, die vor Ort gerade ihre Schutzwesten anlegt und die Synagoge sichert. Die Beamten geben die Sichtung des Täters an ihre Kollegen weiter. Doch zunächst kann der Mann entkommen.

- 12.20: Über die Mietwagenfirma erfährt die Polizei den Namen und die Handynummer des Mannes, der das Auto gemietet hat. Eine Ortung der Nummer wird von der Staatsanwaltschaft angeordnet.

- 12.28: Ein Polizeihubschrauber startet in Magdeburg und fliegt nach Halle. Dort trifft er gegen 12.45 Uhr ein.

- 13.00: Inzwischen sind 28 Funkstreifenwagen in Halle unterwegs, um nach dem Täter oder den Tätern zu fahnden. Dazu gibt es Unterstützung von Polizisten aus Sachsen sowie der Bundespolizei.

- 13.00: Über den Notruf meldet eine Anruferin, dass in Landsberg, Ortsteil Wiedersdorf, ein Mann auf ihren Wagen geschossen hat. Die Anruferin berichtet, dass ein Mann versucht hat, ihr Auto zu kapern, was ihm nicht gelang. Sie wisse nicht, ob sich der Täter noch im Ort befinde.

- 13.01: Die Polizeikräfte werden über Funk über die gemeldeten Schüsse informiert.

- 13.03: Die Rettungsleitstelle informiert die Polizei darüber, dass in Wiedersdorf ein Taxi geraubt worden ist.

- 13.05: Das alarmierte Spezialeinsatzkommando aus Magdeburg kommt in Halle an. Es gibt Meldungen, wonach es eine Geiselnahme in einem Einkaufsmarkt gibt. Das SEK geht dem nach. Die Meldung stellt sich als falscher Alarm heraus.

- 13.08: Die ersten Polizisten kommen in Wiedersdorf an.

- 13:09: Ein Anrufer berichtet, dass der Täter mit einem Taxi geflüchtet ist.

- 13.16: Auf der Autobahn 9 bei Günthersdorf erkennt ein Polizeiwagen im Gegenverkehr das gesuchte Taxi und meldet die Sichtung an die Kollegen. Die Beamten wenden an der nächsten Ausfahrt, und fahren nun ebenfalls in die Gegenrichtung.

- 13.31: Die Besatzung des Funkstreifenwagens, der auf der Autobahn das Taxi verfolgt, teilt mit, dass es bereits am Kreuz Rippachtal den Sichtkontakt zum Fluchtauto verloren hat.

- 13.32: Ein Funkstreifenwagen des Revierkommissariats Zeitz meldet, dass sie das Fluchtfahrzeug an der Bundesstraße 91 bei Werschen gesichtet haben. Das Fahrzeug rammt ein Auto, fährt über eine rote Ampel und biegt in einen einspurigen Baustellenbereich ein.

- 13.35: Der Fluchtwagen des Täters kollidiert frontal mit einem Lastwagen. Der Fahrer versucht, zu Fuß zu flüchten und wird von den Revierpolizisten festgenommen.

- 14.00: Die Polizei findet in Wiedersdorf den abgestellten Mietwagen, mit dem der Täter seine Flucht begonnen hatte.

- 18.37: Die Warnung an die Bevölkerung wird aufgehoben. Die Sicherheitsbehörden gehen nach einem Großeinsatz mit mehr als 700 Beamten und umfangreichen Fahndungsmaßnahmen davon aus, dass bei dem Terroranschlag ein einzelner Täter unterwegs war.

Zwischenzeitlich konnte aufgrund zahlreicher Notrufe zu gehörten Schüssen im Stadtgebiet nicht ausgeschlossen werden, dass es mehrere Täter gibt. (dpa)
Wir haben so viel mit so wenig schon so lange vollbracht, dass wir qualifiziert sind, alles mit nichts zu erreichen.

Die oben angegebene Meinung ist die Meinung bzw. Ansicht des Verfassers und spiegelt nicht die Meinung anderer oder der Polizei wieder

Officer André

Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Officer André » Di 15. Okt 2019, 19:51

Da kann man die Vorwürfe bezüglich „Polizeiversagen“ absolut nicht nachvollziehen.

Top reagiert und koordiniert.

Zu glauben, dass Spezialeinheiten flächendeckend in 10 Minuten vor Ort sein kann, ist völlig utopisch und nicht realisierbar.

Allgemein herrscht bei Einigen ein völlig absurde Vorstellung, wie die Polizei in solchen Lagen vorgeht. Zu viele US Cop Serien gesehen.

vladdi
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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon vladdi » Di 15. Okt 2019, 21:14

Danke Steffen für die Zusammenfassung.

Brot
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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Brot » Di 15. Okt 2019, 22:34

Steffen767 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 19:20
- 12.06: Die Funkwagen in Halle werden alarmiert und zum Tatort geschickt. Im Polizeirevier Halle sind zu dieser Zeit insgesamt sieben Streifenwagen im Einsatz. In den benachbarten Kreisen sind 19 weitere Streifenwagen unterwegs, davon je fünf im Saalekreis, im Kreis Mansfeld-Südharz sowie im Burgenlandkreis sowie vier bei der Autobahnpolizei.
Transparenz ist schön und gut, aber meiner Meinung nach gehören solche detaillierten Infos nicht an die Öffentlichkeit bzw. der Presse übermittelt :nein:

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon vladdi » Mi 16. Okt 2019, 08:04

Hallo Brot,

ich stimme dir zu.

Der Täter hier, und man weiß es auch von anderen Tätern, informierte sich im Internet.
Er hatte einen konkreten Anschlag als Vorlage.

Seine Tat wird möglicherweise einen neuem Täter als Inspiration dienen.
Dieser neue Täter hat nun einen (punktuellen) Einblick in die Aufstellung der Polizei.

Die Öffentlichkeit will informiert werden.
Das ist verständlich.
Aber mit jede Information an die Öffentlichkeit werden auch sich informierende neue Täter informiert.
Die Öffentlichkeit muss sich nun fragen, wie detailliert die Informationen sein müssen.
Ich finde das Protokoll gut und informativ. Daran hätte sich auch nichts geändert, wenn die Zahlen und Aufstellung der Streifenwagen allgemeiner gefasst wären. Ich bin der Meinung dass diese taktischen Werte -nfD- eingestuft sein müssen.

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Fritz4081 » Mi 16. Okt 2019, 09:05

Moin,
über die Info lässt sich streiten, nicht jeder Tatgeneigte ist fähig daraus etwas für sich zu machen.

Ansonsten sieht es derzeit tatsächlich nach copcat-Delikt, nach einem Kopieversuch des Christchurch-Falls aus. Wer kann darf mal das Bildmaterial vergleichen. Es scheint das die Beschränktheit des Täters von Halle den Tag wenigstens mit relativ wenigen Geschädigten hat vergehen lassen.

Angesichts der Lageentwicklung, samt Meldungen über eine unklare Zahl von Tätern, hier von "zu langsam" zu schwadronieren, mag politisch motiviert sein, sachgerecht und ehrlich ist es nicht.Was ich von solchen Personen halte, kann man sich denken, schreiben werde ich es nicht.

Gruß

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon 1957 » Mi 16. Okt 2019, 09:25

Die von Steffen gegebenen Informationen sind ind der kritisierten Hinsicht harmlos.
schon halbintelligente können nachvollziehen, das die Polizei ihre Kräfte zusammenzieht.

Officer André

Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Officer André » Mi 16. Okt 2019, 09:32

So gut wie jeder Täter weiß, dass er maximal 10 Minuten hat bis die ersten Kräfte eintreffen.

Auch das SEK ist nicht in 10 Minuten vor Ort.

Das wollen nur Weltfremde nicht hören. Unbequem

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon vladdi » Mi 16. Okt 2019, 09:47

1957 hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 09:25
Die von Steffen gegebenen Informationen sind ind der kritisierten Hinsicht harmlos.
schon halbintelligente können nachvollziehen, das die Polizei ihre Kräfte zusammenzieht.
Hallo.

Die Information, dass Kräfte zusammengezogen wurden, kann veröffentlicht werden. Ich kritisierte jedoch, dass die konkrete Anzahl der Streifenwagen aus verschiedenen Einsatzbereichen veröffentlicht wurde. Das hätte man allgemeiner formulieren sollen.

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Loewe » Mi 16. Okt 2019, 12:20

Theater. Wenn ein Mod der Meinung ist, dass solche nichtssagenden Zahlen nicht genannt gehören, möge er sie bitte löschen bzw. löschen lassen und gut. Sie aber zu zitieren und dann darüber eine Diskussion vom Zaun zu brechen....

Die Zahlen sagen überhaupt nichts aus. Allein auf meiner Dienststelle standen mehr FSTW nach Alarmauslösung in Bereitschaft als zum Zeitpunkt x in Halle und BLK verfügbar waren.

Verfügbarkeit in diesem Zusammenhang ist eine Größe, die sich am Status des Funkmittels orientiert.

Gruß
Loewe

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon 1957 » Mi 16. Okt 2019, 12:21

Vladdi, die konkrete Anzahl der Streifenwagen ist weder geheim, vsnfd oder sonst was.
Die Anzahl der involvierten Streifenwagen ist in jedem zukünftigen Fall unterschiedlich. Gleichwohl bedeutet das nicht, dass "nur" diese 19 im EInsatz waren.

Daraus lassen sich keinerlei Erkenntnisse für irgendwelche Planungen ziehen.

Loewe
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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Loewe » Mi 16. Okt 2019, 13:00

Im übrigen bin auch ich der Meinung, dass den eingesetzten Kräften keinerlei Vorwürfe gemacht werden können. So wie es aussieht sind sie zum Ort gefahren z.T. ohne zusätzliche Schutzausrüstung angelegt zu haben.
Das der Täter mit einem Platten erstmal davongefahren ist, war Pech und keinesfalls Versagen.
Ob der Täter hätte im Vorfeld enttarnt werden können und ob es konkrete Hinweise auf gefährdete Objekte gab, wird sich zeigen.

Loewe

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon 1957 » Mi 16. Okt 2019, 13:28

:zustimm:

Brot
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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon Brot » Mi 16. Okt 2019, 14:34

Loewe hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 12:20
Theater. Wenn ein Mod der Meinung ist, dass solche nichtssagenden Zahlen nicht genannt gehören, möge er sie bitte löschen bzw. löschen lassen und gut. Sie aber zu zitieren und dann darüber eine Diskussion vom Zaun zu brechen....
Soll ich mich bei der dpa melden und das Löschen der Anzahl der vorhandenen Streifenwagen veranlassen oder wie stellst du dir das vor? :polizei13:

Da die Info von offizieller Seite kommt und über die dpa verbreitet wurde, kann ich es zitieren und kritisieren. Ich erachte es eben nicht für sinnvoll, zu sagen, wann wo wie viele Einsatzfahrzeuge zur Verfügung standen bzw. unterwegs waren. Bei uns ist geregelt, z.B. als Zeuge vor Gericht keine Angaben zu internen Dingen wie Schichtstärke o.ä. zu machen.

Für mich sind das eben nicht "nichtssagende" Zahlen. Aber das darf jeder sehen, wie er will. Es wird einen Grund haben, warum sie veröffentlicht wurden.


Wenn jemand die Möglichkeit hat, die Spiegel TV Sendung vom 14.10.2019 anzuschauen, dann kann ich das nur empfehlen. Dort sind werden Aufnahmen des Täters und Aufnahmen eines Zeugen gezeigt, unter anderem beim Kontakt mit der Polizei. Auch die Szene des Treffers in den Hals wird gezeigt. Es wird kritisiert, dass der Täter danach ohne Reaktion der Polizei 20 Sekunden liegen bleibt, anschließend aufstehen und in sein Fahrzeug steigen kann. Der Teil sieht nicht gut für die Polizei aus. Wobei ich es nachvollziehen kann, dass man nicht direkt zum angeschossenen Täter vorrückt, wenn man zu diesem Zeitpunkt von weiteren Tätern ausgeht.

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Re: Halle - Einsatzkräfte zu langsam?

Beitragvon slugbuster » Mi 16. Okt 2019, 14:56

In der Presse dreht es sich zur Zeit (immer noch) eher darum, dass die Synagoge an diesem besonderen Tag nicht 24h bewacht war.
So einige Medien kritisieren die Polizei dahingehend und weniger wegen der Reaktionszeit um zur Synagoge zu kommen. Für die ist Rundumbewachung = Reaktionszeit nahe Null.


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