„Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

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Officer André

„Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Officer André » Mi 15. Jul 2020, 21:10

Moin,

ich bin etwas verwundert, dass wir hier noch keinen Thread zu Oppenau haben.
Gemäß Herrn Renter, haben die Kollegen in Oppenau alles richtig gemacht. Dem möchte ich widersprechen!

Ich gebe meine Waffe NIEMALS aus der Hand!
Denn dann muss ich davon ausgehen, dass das Risiko getötet zu werden exorbitant steigt! Für mich und für meine Kollegen. Und es könnten weitere Personen mit meiner Dienstwaffe verletzt oder getötet werden!

Was für ein Signal wird an unser Gegenüber und Bürger, die auf unseren Schutz vertrauen, gesendet, wenn ein Polizeipräsident verkündet, dass die Beamten alles richtig gemacht haben?
Dass man uns dazu erpressen kann unsere Waffen auszuhändigen? Absolut fatal!

Viel wichtiger wäre die Frage, wie es zu dieser dramatischen Situation, dass ein Kollege, aus nächster Nähe, mit der Schusswaffe bedroht wurde, kommen konnte.

Der Einsatzanlass lautete doch bereits „bewaffnete Person mit Bogen“. Und die Person war bereits als Waffennarr und gefährlich bekannt.
Mir ist bewusst, dass im ländlichen Bereich viel anders läuft, als in der Großstadt. Wenn die Person aber Pfeil und Bogen bei sich trägt (oder welche Bewaffnung auch immer), dann schaut der erstmal ins Rohr! Und bevor der nicht den Pfeil und Bogen abgelegt hat und an der nächsten Wand steht oder auf dem Boden liegt und die Arme und Beine abgespreizt hat, geht da niemand näher dran! Und selbst dann hab ich noch die Waffe in der Hand und achte auf jede Zuckung. Genau wie der Kollege, der an ihn dran geht und durchsucht. Das ist doch etwas, was regelmäßig in unserem Alltag vorkommt. Dafür wird trainiert! Aus Gründen!

Natürlich war das für die Kollegen eine katastrophale Situation und ich wünsche ihnen eine gute Verarbeitung!!! Ich bin sehr froh, dass alle da heil rausgekommen sind. Das hätte auch ganz anders kommen können.

Aber es nun darzustellen, als wäre da nicht eine ganze Menge schief gelaufen, finde ich echt bedenklich.

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mi 15. Jul 2020, 21:15

Jo. Du stehst da mit zwei Anwärtern und dein Kollege wird bereits aktiv bedroht. Du gibst deine Waffe niemals aus der Hand. Ergebnis sind vier Tote. Bravo.
:lah:

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Habakuk2 » Mi 15. Jul 2020, 21:18

Bei uns wird der Vorfall mit ähnlichen Gedanken diskutiert. Die Kollegen der Startbahn West wurden durch eine entwendete Polizeipistole erschossen, ich hoffe dieses Trauma bleibt den Vier erspart.

Es wäre schön, wenn BW den Einsatz intern zugänglich macht, damit alle daraus lernen können. Aber Fehlerkultur und unsere Behörden....

Ich denke bzw. hoffe , dass gerade weil Kollegen in ländlichen Gebieten nicht unsere städtische Manpower haben, sie umso wachsamer in solche Einsätze hineingehen.

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Controller » Mi 15. Jul 2020, 21:25

Die Erstmeldungen dazu sind unterschiedlich.
Mein Kenntnisstand ist, dass der entspannt am Tisch einer Blockhütte saß und kontrolliert werden sollte. Dann zog er plötzlich eine Handfeuerwaffe und hatte die Kollegen im Visier.
Da kann man nicht mehr allzuviel machen - denke ich mal.
Welche genauen Infos zu der Person schon den Kollegen bei der Kontrolle bekannt waren, weiß ich nicht und deswegen kann ich mir keine weitere Beurteilung leisten, ob da im Vorfeld noch was zu retten gewesen wäre.
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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Brot » Mi 15. Jul 2020, 21:27

Officer André hat geschrieben:
Mi 15. Jul 2020, 21:10
Viel wichtiger wäre die Frage, wie es zu dieser dramatischen Situation, dass ein Kollege, aus nächster Nähe, mit der Schusswaffe bedroht wurde, kommen konnte.
Das wird auch nachbereitet, da bin ich mir sicher.

Ich kenne auch nicht die genauen Details vor Ort, aber wenn die Pistolen der Kollegen noch geholstert sind und ein Kollege in den Lauf der Schusswaffe des Mannes schaut, dann wird denke ich kein Kollege seine Pistole ziehen, wenn je nach Umständen davon auszugehen ist, dass man beim Ablegen der Waffen mit dem Leben davon kommt. Ich weiß nicht, wie es vor Ort war. Klar, die Kollegen haben ihre Waffen abgegeben, konnten die Örtlichkeit aber unverletzt verlassen.

Eine blöde Situation, das muss ich zugeben. Liest sich scheiße und wird auch die betroffenen Kollegen belasten. Sollte jedem zu gedenken geben, wie gefährlich die Routine sein kann, denn bei der Kontrolle war die Person friedlich und kooperativ und die Kollegen wurden überrumpelt. Darf nicht passieren, ist aber passiert, und zum Glück sind alle physisch heil aus der Sache herausgekommen.

Officer André

„Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Officer André » Mi 15. Jul 2020, 21:27

Wenn du bereits weist, dass die Person bewaffnet ist, gehst du da locker flockig rein? In ne enge Hütte? Selbst bei Pfeil und Bogen? Wir gehen nicht rein, der kommt da gefälligst raus.

Edit: Die Person war bereits polizeilich bekannt. Da gab es wohl schon öfter Einsätze. Da herrscht doch noch viel weniger Anonymität.

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mi 15. Jul 2020, 21:31

Ihr...alle. Wow.
In meiner Behörde würden 6 Kollegen 7 Lösungen finden. Aber ihr alle, einig. Wow.
:lah:

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„Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Officer André » Mi 15. Jul 2020, 21:36

Das finde ich bedenklich, dass da bei dir jeder anders Vorgehen würde.

Zu meiner Beruhigung kenne ich einen Kollegen aus Dortmund, der sofort einer Meinung mit mir war und nicht anders vorgegangen wäre als ich.

Mir geht es um die Aussage „alles richtig gemacht“.
Da maße ich mir in der Tat an zu widersprechen.
Zuletzt geändert von Officer André am Mi 15. Jul 2020, 21:36, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Controller » Mi 15. Jul 2020, 21:37

Ich nicht 😊 @ K_C
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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Luk91 » Mi 15. Jul 2020, 21:38

Officer André hat geschrieben:
Mi 15. Jul 2020, 21:10
...

Aber es nun darzustellen, als wäre da nicht eine ganze Menge schief gelaufen, finde ich echt bedenklich.

Wäre mir neu, dass das behauptet wurde! Klar sind da Fehler passiert.
Aber wenn das Kind im Brunnen ist, muss der Schutzmann vor Ort das Beste daraus machen.

Und wenn ein bekloppter Waldschrat urplötzlich in Tarnkleidung ausm Gebüsch hüpft, irgendwas von blauem Licht faselt, deinem Streifenpartner ne Kanone aus nächster Nähe vors Gesicht hält, du noch zwei junge Hüpfer dabei hast, dann würdest du wirklich wie LuckyLuke versuchen den Waldschrat zu erlegen, obwohl dieser droht den Kollegen dann abzuknallen? :pfeif:

Wenn du das mit der P2000, aus einem Safariland- Holster schaffst... Chapeu! Kann ich dich als Schießtrainer mieten?
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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mi 15. Jul 2020, 21:42

Ich selber handel als PF klein nicht immer gleich. Gibt Buden, mit Bedrohungsszenario, da gehe ich selber taktisch wertvoll rein. Gibt die, wo ich die günstige Gelegenheit selber herbei führe, gibt die, wo ich SE anfordere.
Die vier hatten kein Einsatzglück. Das hätte genauso gut gut gehen können.

Hier jetzt öffentlich 800 km weit entfernt wie Oma vom Fensterbrett zu schimpfen...naja. Das ist immer solange geil, bis mal dein Einschreiten von Fremden zerrissen wird.

Das wird mit Sicherheit gemäß PDV nachbereitet und bundesweit auf geeigneten Wege publiziert. Da braucht es keinen cz Fred für. Alleine aus Kollegialität.
:lah:

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon kosake » Mi 15. Jul 2020, 21:42

@Andre,

bist du schon mal mit einer Waffe bedroht worden?

Officer André

„Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Officer André » Mi 15. Jul 2020, 21:53

@Kosake: War keine scharfe Waffe, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht. Ging fast tödlich für den jungen Mann aus. Das wäre sehr tragisch und sinnlos gewesen.

@KC: Wo schimpfe ich denn bitte über die Kollegen? Ich sagte bereits, dass ich selbst berücksichtigen, dass man auf dem Dorf noch anders und ggf „vertrauter“ vorgeht.
Und mit Prakti am Rockzipfel, wär ich gleich noch ne Runde vorsichtiger.
Also ich wär da nicht in die enge Hütte gegangen.
Genau wie ich bei engen, vollgestellten Fluren erstmal ins nächste Zimmer durchgehe.

Edit: Nachbearbeitung schön und gut, aber das Signal an die Öffentlichkeit, welche hier gegeben wurde, finde ich fatal.
Kaeptn_Chaos hat geschrieben:Alleine aus Kollegialität.
Och, bitte! Immer diese Versuche jede Diskussion und sachlich geäußerte Kritik, mit diesem Todschläger zu ersticken Bild
Es mangelt mir nicht an Kollegialität, nur weil ich sachlich und kritisch diskutiere.

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mi 15. Jul 2020, 22:52

Weil du dabei warst und darum Sachargumente vorbringen kannst, wie: Allen Hamburgern wäre das nicht passiert? Ok.

Ich bin schon durchs Klofenster mit Pfeffer zum Typen mit der Axt gegangen, weil mein erster DGL kein SEK anfordern wollte. Hat geklappt. Den cz Fred mit Experten allerorten, wenn das schief gegangen wäre....uiuiui.
:lah:

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Re: „Beamte in Oppenau haben alles richtig gemacht“

Beitragvon zulu » Do 16. Jul 2020, 00:40

Ich glaube, man kannte den Yves im Ort und das wurde den 4 zum Verhängnis. Die Anwärter werden am Wenigsten dafür können. Als er dann der Bedrohende war, war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Ich weiß nicht, ob ich da den Held gespielt hätte. Bisher gibt es keine Toten. Es hätte vier geben können, oder einen / zwei. Zwischen Held und Verlierer liegt oft nur ein Augenblick.

Es war heute schon Thema bei ET, keine Sorge. Problematischer wird den zu finden. Das Gelände ist der Albtraum und er kennt dort jeden Stein. Dazu kommt, dass das taktisch nicht mehr ganz polizeilich ist. Will ich aber im Forum nicht weiter ausbauen.


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