Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten - was erwartet mich

Auswahlverfahren und Ausbildung

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Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten - was erwartet mich

Beitragvon Polli » Mi 14. Apr 2004, 21:26

Judith hatte folgende Fragen gestellt:

Hallo
Verbringe im Moment meine letzte Woche in Brühl (EJ 2003/P1/gehob. Dienst)und wir müssen uns jeden Tag von unseren Fachlehrern anhören, was wir uns niemlas leisten können, wie schlecht wir später bezahlt werden usw. Ein Lehrer meinte sogar, dass wir am Rande der Armutsgrenze leben würden. Das hört sich alles ziemlich schrecklich an. Stimmt es, dass die Aufstiegschancen so schlecht sind? Werde ich frühestens in 15 Jahren A10 bekommen? Oder gibt es für ehrgeizige die Möglichkeit sich hoch zu arbeiten? Wir werden jeden Tag aufs Neue mit dem Pessimismus konfrontiert und das klingt alles nicht so ermutigend. Sieht auch so die Realität aus? Ich finde es wichtig einen Job zu haben, indem wir ne sichere Anstellung haben...
Judith



Hi Judith,

ich will deine Fragen mal nach und nach aufdröseln. :lupe:

Diese lassen sich weltanschaulich, politisch, gewerkschaftlich, philosophisch und rein sachlich beantworten.

Ich versuche es mal mit einem Mix:

Du bist zur Zeit in der Polizeischule Brühl, die es in Zukunft leider nicht mehr geben wird.:sad:

Auf Grund falscher politischer Entscheidungen, soll diese Schule geschlossen werden.

Entsprechend sind aktuell die berechtigten Sorgen und Ängste vieler KollegInnen, die dort seit vielen Jahren und Jahrzehnten tätig sind.
Entsprechend die Stimmungslage von vielen Kolleginnen.
Ganz so schwarz zu malen was deine Zukunft betrifft möchte ich allerdings nicht.

Seit 1993 gibt es in NRW den Direkteinstieg.

Siehe dazu meinen thread .
Warum es den Direkteinstieg in NRW gibt:
Hier gelangst du direkt dort hin :mrgreen:

Thema Beförderungen


Von rund 40.000 Kolleginnen und Kollegen gibt es inzwischen schätzungsweise insgesamt ca. 6000 DirekteinsteigerInnen.
Der größte Teil ist also im mittleren Dienst damals eingestiegen.

Hier mal ein typischer Lebenslauf eines Kollegen (nicht autobiographisch)

1980 Abitur - also vor deiner Geburt :eek:
1980 Oktober - Einstieg in die Polizei Ausbildung mittlerer Dienstag Ernennung zum Wachtmeister
1981 Oktober - Ernennung zum Oberwachtmeister – während der Ausbildung versteht sich
1983 April – Ernennung zum Hauptwachtmeister nach Beendigung der Ausbildung
1985 - Ernennung zum Polizeimeister
1989 - Ernennung zum Polizeiobermeister
1996 - Ernennung zum Polizeihauptmeister
1997 – Ernennung zum Polizeikommissar
(Ohne Laufbahnprüfung, denn nur 10 % hatten überhaupt eine Chance zum Studium zugelassen zu werden)
2004 – Januar Ernennung zum Polizeioberkommissar

Es hat 17 Jahre (einschließlich Ausbildung) gedauert, bis der Kollege die Besoldungsstufe A 9 geh. Dienst erreichte.
Es hat insgesamt 24 Jahre gedauert, bis der Kollege Oberkommissar wurde.

Das ist kein Beispiel eines erfolglosen, faulen Kollegen,
Das ist ein durchschnittliches Beispiel.
Es gibt KollegInnen die noch länger darauf warten :!:

Jetzt zu deiner Situation:

2003 Abitur
2003 September - Einstieg in die Polizei
2006 September - Ernennung zur Kommissarin (zur Anstellung)
2009 September - Wegfall der 3 jährigen z. A. Zeit (Probezeit)
2010 September - theoretische Möglichkeit zur Oberkommissarin ernannt zu werden
2016 realistische Möglichkeit, tatsächlich ernannt zu werden

Rechnung:
3 Jahre zur Kommissarin
ca. 13 Jahre (einschließlich Ausbildung) zur Oberkommissarin.

Entscheide selbst, ob das für dich in Ordnung geht. :yau:


Thema Aufstiegsmöglichkeiten


Unsere Polizei ist wie mit einer großen Firma zu vergleichen.
Unsere Firma hat 11 % Führungsanteil.

Das sind Kolleginnen und Kollegen, die eine Cheffunktion ausüben.
Im Klartext:

11 % aller DirekteinsteigerInnen werden die Besoldungsgruppen
A 12 (Hauptkommissar) und
A 13 (Erster Hauptkommissar) erreichen.
89 % aller DirekteinsteigerInnen werden die Besoldungsgruppe
A 11 ( Hauptkommissar erreichen)



Aktuell verdient ein Oberkommissar,
45 Jahre, verheiratet, 2 Kinder, Steuerklasse III, inklusive Kindergeld
3.100 € netto :!:
Das bei einer 41 Stunden Woche.

Vergleiche selber, in welchen Berufen du bei gleicher Arbeitszeit das gleiche Geld netto, oder mehr verdienst.


Zu deiner letzten Anmerkung:


„Ich finde es wichtig einen Job zu haben, indem wir ne sichere Anstellung haben... „

In NRW wirst du nach der Ausbildung übernommen.
Du wirst i. d. Regel 3 Jahre nach der Ausbildung Beamtin auf Lebenszeit.
(M. E. die wichtigste Urkunde im Polizistenleben) :mrgreen:
Du darfst bis zum 62. Lebensjahr bei uns arbeiten, wenn du es möchtest.



Nun etwas weltanschauliches:

Nach meiner eigenen Erfahrung ist es unabdingbar wichtig,
dass man mit dem, was man in seiner Funktion bei der
Polizei macht, zufrieden ist.
Berufszufriedenheit kann dir keiner bezahlen.


Unser Leiter GS (Leitender Polizeidirektor A 16) könnte mir seine Funktion
und seine Besoldung anbieten.
Ich würde respektvoll und dankend verzichten, da mir persönlich seine Aufgabe absolut nicht zusagen würde.


Wir leben heute in einer Überflussgesellschaft.
Jeder hat alles.
Immer soll es noch mehr sein.
In Zukunft wird diese Spirale abflachen.
Jeder wird sich etwas einschränken müssen.
Derjenige, der dieses verinnerlicht und entsprechend seine Ansprüche im Auge behält, also realistisch bleibt, der wird glücklich ... bis an sein Ende.


Das soll jetzt zu diesem Thema reichen.

Liebe Judith, ich wünsche dir und allen anderen Lesern,
dass sie in der Polizei genauso glücklich werden,
wie ich es seit langer Zeit bin.

Gruß ;)
Zuletzt geändert von Polli am Fr 3. Apr 2009, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten - was erwartet mich

Beitragvon Kyokushin » Do 15. Apr 2004, 09:41

Dieses Antwort ist an den Gerichtet, der den schönen Text geschrieben hat.

Ich finde deinen Text sehr zutreffend. Das sind genau die Worte, die mein Vater auch immer verwendet, der ist jetzt auch schon seit ca. 40 Jahren dabei. Ich bin zwar erst 20 aber stehe auf dem sellben Standpunkt.
Ich hoffe die meisten lernen diesen Beruf noch zu schätzen.

Gruß

Kyokuhisn

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Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten - was erwartet mich

Beitragvon Polli » Do 15. Apr 2004, 22:17

Hi Kyokushin, :tach:

danke für deine netten Worte.

Also meine Lebenserfahrung ist die,
dass einem im Leben nichts geschenkt wird. :sad:

Man muss sich alles selber erarbeiten. :ja:

Das merkt man meistens erst dann,
wenn man bereits ein paar Jahre
nach der Schule im Beruf steht und
sich von seinen Eltern, die bisher
in allen Dingen unterstützt haben, abnabelt.

Das ist der Lauf des Lebens.
Und das ist auch so o.k.. :yau:


Gruß ;)

Anonym

Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten - was erwartet mich

Beitragvon Anonym » Mo 29. Nov 2004, 22:06

mal eine Frage zu dem Thema:
Was ist ausschlaggebend für eine Beförderung?

Nennt mir mal ein paar Beispiele wann man befördert wird!

Vielen dank!!!!!! :)

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Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten - was erwartet mich

Beitragvon Polli » Mo 29. Nov 2004, 22:22

Hi Gast,
ich werde diesbezüglich einen eigenen Thread schreiben. :schreiben:


Und hier ist der neue Thread:
bitte draufklicken :mrgreen:

Gruß ;)


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