Der tägliche Dienst

Erfahrungsberichte, Probleme und Verbesserungsvorschläge...

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OnkelAverna
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Der tägliche Dienst

Beitragvon OnkelAverna » Mo 12. Mär 2007, 11:59

Diesen Text habe ich vor ca. 2 Jahren in einem anderen Forum veröffentlicht, welches ich hier auch mal erwähnen möchte.

http://www.insanctus.de

Es handelt es sich hierbei um eine Seite, die sich um Rettungsdienste dreht.

Nur mal kurz zu mir, ich bin Mitte 20 und Polizist in einer Stadt mit knapp 70000 Einwohnern. Ich möchte euch mal kurz beschreiben wie eine Nachtschicht bei uns aussieht:

Du kommst um kurz vor 20 Uhr zum Nachtdienst, nachdem du am morgen schon von 6-13 Uhr Frühdienst hattest und mittags nicht schlafen konntest. Du gehst zu deinem Schrank und ziehst dich um und begrüßt deine Kollegen, die auch gerade kommen. So erst mal auf den Streifenplan schauen und den Chef fragen ob was ansteht.

Gut die erste Streife von 22-01 Uhr. Ich setze mich in mein Büro und vertief mich in meine Sachbearbeitung. Ich muss einen schweren Unfall bearbeiten, bei dem ein 3-jähriger Bub schwerst verletzt wurde und nun im Rollstuhl sitzt. Die Bilder des Unfalls sind plötzlich wieder vor meinen Augen. Es hat geregnet, das Auto brannte und alle schrien umher. Das Bild des kleinen Jungen, den du mit der Feuerwehr gemeinsam aus dem Auto rausgezogen hast, wird dich so schnell nicht mehr loslassen.
Kurz nach 21 Uhr hörst du über Funk, dass es in der Innenstadt einen Raubüberfall gab. Das Opfer wurde mit dem Messer bedroht und alles an Habseligkeiten abgenommen. Ich denke mir nur, hoffentlich bekommen wir ihn.

Um 21:30 Uhr kommt eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter auf die Dienststelle. Beide sind mit blauen Flecken übersät. Sie und die kleine wurden von ihrem Mann geschlagen und sie will ihn anzeigen. Ich nehme die Anzeige auf und versuche die Mutter zu beruhigen. Kurz nach 22 Uhr fahre ich mit meinem Kollegen auf Streife, er ist auch erst 28 Jahre alt. Wir fahren zunächst zu der Wohnung der geschlagenen Frau um den Ehemann festzunehmen, damit die Frau nachdem sie im Krankenhaus war, wieder in ihre Wohnung kann. Es wird nur sehr zögerlich geöffnet. Nachdem wir dann doch in die Wohnung gelangt sind werden wir gleich von dem Mann mit einem Stuhl beworfen. Der Kollege wird leicht am Bein erwischt. Es gelingt uns den Mann mit Pfefferspray unter Kontrolle zu bekommen und wir legen ihm Handschellen an und nehmen ihn mit zur Dienststelle. Während der ganzen Aktion werden wir mit allen nur erdenklichen Schimpfwörtern betitelt, was uns aber eigentlich schon gar nicht mehr viel ausmacht. Wir übergeben den Mann auf der Dienststelle dem Wachhabenden Kollegen, dieser wird ihn zunächst in die Zelle verbringen.

Keine zwei Minuten auf der Dienststelle heißt es, ihr müsst sofort wieder raus, wir haben einen Einbruchsalarm im Juweliergeschäft. Ich weiss, dass dort schon mehrmals eingebrochen wurde und es auch schon zu Täterkontakt kam. Während der Einsatzfahrt mit Sonder- und Wegerechten schießen mir alle möglichen Sachen durch den Kopf, wie gehen wir vor, bleiben wir zusammen oder trennen wir uns, wo fangen wir an das Gebäude abzusuchen, ist der Täter noch vor Ort, ist er bewaffnet? Wir haben Eintreffen, doch es stellt sich glücklicherweise heraus, dass es nur ein Fehlalarm ist. Trotzdem wird mit einem Verantwortlichen das Gebäude abgesucht. Meldung an die Einsatzzentrale, dass es Fehlalarm ist und schon geht es weiter.

Wir werden zu einer Ruhestörung beordert. Eigentlich nichts dramatisches, außer die angetrunkenen Gäste in der Kneipe, von denen du dir wieder blöde Sprüche anhören musst. Mit dem Wirt gesprochen, er macht die Musik leiser. Wieder melde ich es der Zentrale.

Nach kurzer Zeit heißt es über Funk, mehrere Randalierende Jugendliche in einer Straße, es werden Lampen ausgetreten und es brennt eine Papiertonne vor einem Haus. Feuerwehr ist alaramiert und fährt auch mit an. Obwohl wir nur 2 Minuten brauchen um zum Einsatzort zu kommen, können wir keine Jugendlichen mehr feststellen, nur die Beschädigungen die sie hinterlassen haben und die Tonne, die gerade von der Feuerwehr gelöscht wird.

Es ist kurz vor 1 Uhr und ich bekomme Hunger, also noch schnell vor dem Einrücken zur Dienststelle irgendwo Fastfood mitnehmen. Um kurz nach 1 Uhr auf der Dienststelle, schnell essen, einen Kaffee trinken und noch eine rauchen. Dann an den Computer setzen und die ganzen Sachen die während der Streife angefallen sind, im Computer erfassen. Wieder bekomme ich mit, wie der Funk nicht still steht.

Um 3 Uhr morgens heißt es wieder raus auf Streife. Kurz nach dem Rausfahren kommt eine Fahndung über Funk nach einer Unfallflucht, bei der eine Person verletzt wurde. Wir fahren in die nähere Umgebung des Unfallortes und suchen den Verursacher.

Gegen 4 Uhr, ich werde langsam müde, heißt es in der Innenstadt sei eine Massenschlägerei im Gange, an der ca. 80 Personen beteiligt sind, teilweise mit Baseballschlägern und Messer sollen auch im Spiel sein. Ich denke an meine Freundin, sie arbeitet im Krankenhaus und hat auch Nachtschicht. Wie es bei ihr wohl zugeht? Wir treffen mit mehreren Streifen bei der Schlägerei ein, die noch voll am Gange ist. Wir rennen hinein und versuchen die Parteien zu trennen. Ich bekomme von hinten einen Schlag ins Kreuz, der mit glücklicherweise nicht weh tut, da ich meine Schutzweste und meine Lederjacke anhabe. Einem Kollegen geht es nicht so gut, er wird von einem Baseballschläger am Arm getroffen und bricht zusammen. Der Täter rennt weg und zwei andere Kollegen rennen ihm hinterher. Nur nach Einsatz von einem Polizeihund von Pfefferspray können wir die Situation beruhigen. Ich bekomme nebenbei mit, dass der Täter der den Kollegen angegriffen hat, zum Glück festgenommen wurde und der Kollege schon auf dem Weg ins Krankenhaus ist. Zum Glück war schnell das BRK vor Ort und haben den Kollegen versorgt. Er hat sich den Arm gebrochen wie ich nachher erfahre. Das Ergebnis dieses Einsatzes sind 9 zum Teil schwerer Verletzte Personen und 2 Kollegen. Wir nehmen die festgenommen Täter mit zur Dienststelle. Dort das übliche Prozedere, Blutentnahme, Durchsuchung, verbringen in die Haftzelle etc. Im Vorbeigehen bekomme ich mit, dass es schon wieder irgendwo eine Schlägerei gibt und einige schon wieder raus müssen. Ich bearbeite meinen Festgenommen und verbringe ihn in die Zelle.

Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass es kurz vor 6 Uhr ist und ich sehe, dass schon Kollegen der Frühschicht da sind. Ich denke mir, gott sei dank, Feierabend. Die Dienstgruppe trifft sich noch kurz im Aufenthaltsraum und plaudert noch 5 Minuten. Wir sehen alle hundemüde aus, einige müssen noch über eine halbe Stunde nach Hause fahren. Wir verabschieden uns und ich fahre heim. Um halb 7 bin ich zu Hause doch mich sofort ins Bett legen, dass kann ich auch nicht, dafür gehen mir noch zuviele Gedanken von der Nachtschicht im Kopf herum.

Um 7 Uhr gehe ich doch ins Bett und schlafe auch bald ein. Nach 6 Stunden wache ich auf und trinke erst mal einen Kaffee, ich rufe den Kollegen an, der mittlerweile wieder zu Hause ist und nur noch leichte Schmerzen hat.

Ich weiss selbst, dass wir Polizisten von den meisten nicht gerne gesehen werden. Doch überleg dir mal, was ist wenn du überfallen wirst und keiner kommt, wenn bei dir eingebrochen wird und keiner kommt? Genauso geht es mit Sicherheit den Kameraden vom Roten Kreuz und von der Feuerwehr. Ich weiss auf diese Leute kann ich mich verlassen und sie können sich auch auf uns verlassen, denn schließlich kämpfen wir gemeinsam auch nächste Nachtschicht in 3 Tagen wieder miteinander.


Zum Glück ist dies natürlich nicht der Regelfall, dass wir eine solche Nacht hinter uns gebracht haben.
Es ist vorbei, wenn es vorbei ist.


Carpe noctem!!!

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Beitragvon Trooper » Mo 9. Apr 2007, 15:31

Na ja, das Osterwochenende hat auch wieder das eine oder andere hergegeben...

Am hellerlichten Mittag teilt der mündige Bürger über Notruf mit, daß in der B.-Straße ein Mann seine Frau schlägt. Meine Kollegin und ich rasen mit Musik einmal quer durch die Stadt zum Einsatzort. Dort stellen wir fest, daß sich im Garten vier verschieden alte Mitbürger lauthals und in einer mir unverständlichen orientalischen Sprache anschreien. Nachdem wir etwas Ruhe in die Gartenparty gebracht haben, stellt sich heraus, daß es sich dabei um das streitende Pärchen und die Eltern des Ehemannes handelt. Nebenan hinterm Gartenzaun steht der Anrufer und schaut dem Treiben interessiert zu.

Während meine Kollegin die weinende Frau beruhigt, rede ich mit dem Mann und dem Zeugen. Es stellt sich heraus, daß der Herr seine Gattin und sein dreijähriges Töchterchen im Verlauf eines Streites verdroschen hat.

Als ich ihm erkläre, daß er nun eine Strafanzeige bekommt und daß Prügel in Deutschland nicht als akzeptable Bereinigung von ehelichen Streitigkeiten gelten, reagiert er leicht verwirrt. Wir sollten doch bitte nicht so einen Zirkus machen, es sei doch nur ein normaler Ehestreit. Statt ihn zu beanzeigen, sollten wir doch lieber mal ein Stündchen mit seiner Frau reden und ihr beibringen, daß sie ihren Ehemann nicht beleidigen dürfe, dann sei doch alles wieder in Ordnung. Außerdem sei seine Frau ein faules Stück, das nur das Geld verprasse, welches er im Schweiße seines Angesichtes verdienen würde.

Er werde es niemals hinnehmen, daß jemand ihn beleidigen würde... einen Beleidiger werde er sofort schlagen. Immerhin habe er Stolz und Ehre. Wir Deutschen würden das ja nicht so machen... deswegen sei er auch nicht so sicher, ob wir überhaupt sowas wie Ehre oder Stolz hätten. Ich deute an, daß zwischen deutschem Stolz und Ehre und türkischem Stolz und Ehre womöglich ein gewisser Unterschied liegt, er zeigt sich aber verständnislos.

Wir fragen die Frau, ob wir den Herrn aus der gemeinsamen Wohnung wegweisen sollen. Sie antwortet, daß sie darin keinen Sinn sähe... das Mehrfamilienhaus gehöre seinen Eltern, und in den ganzen anderen Wohnungen wohnten nur Verwandte von ihm. Wir rufen ihr also ein Taxi und helfen ihr beim Einladen, während ihr Gatte scheele Blicke wirft.

Hinterher jage ich die Personalien des Beschuldigten mal durch POLAS... er ist bekannt mit Bedrohung, Erpressung, BTM und ein paar anderen netten Dingen. Außerdem ist er laut inoffiziellen Erkennnissen der Kollegen spielsüchtig. Soviel also zu dem Geld, was er im Schweiße seines Angesichts verdient...
Dear Kids,
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Beitragvon Kaeptn_Chaos » So 1. Jul 2007, 08:19

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, war das heute ein besonderer Nachtdienst für mich. Dank Kismet, Gott oder einfach nur dem Vollmond mit den Ferien, war er auch ausgesprochen kurzweilig.

20.45 h (Dienstbeginn 21.00 h, was löse ich auch immer so früh ab):

Schlägerei, Anfahrt mit Sonder-/Wegerechten (im weiteren AK), lediglich verbale Streitigkeiten, 2 Bürgergespräche (BG)

21.05 h :
Mietstreitigkeiten, Hinweis auf den Rechtsweg

21.25 h:
Präsenzstreife am Schwerpunkt ÖPNV - Knotenpunkt:
diverse Kontrollen, ADV, keine weiteren Maßnahmen

21.35 h:
Unfall, Hauptunfallursache (Vorfahrt), Anzeige für die Bußgeldstelle

21.45 h:
Randalierer an Bushaltestelle (Anfahrt AK)
zwei alkoholisierte 20-jährige, keine Straftaten, einer kooperativ, der andere total daneben. Der darf zu Gast über Nacht bleiben. Aufgrund der Alkoholisierung kann die fortgesetzte Beamtenbeleidung humorvoll überhört werden, keine Anzeige

bis 23.15 h:

diverse Ruhestörungen, beim ersten Mal immer nett und verständnisvoll. Wir feiern ja auch mal gern und laut

23.15 h:
Unfall, 01 ist zu Fuß weg. Bei der Aufnahme kehrt er entrückt und vollstramm zurück. Blutprobe wird angeordnet, findet er auch ok. Dann bedroht er die 02 und beschimpft diese. Ab da wurde es dann unschön. Widerstand (heftig, weil schmerzresistent wegen BTM), vielgelobte Schmerzreflexpunkte und Hebel verpuffen wirkungslos, auch gefesselt macht er weiter. Naja. Anzeige, Führerschein weg, zwei Blutproben, zu Gast über Nacht. Da er bei der Dursuchung äußerte, dass wir jetzt nichts mehr finden werden (BTM macht doof) liegt der Verdacht nahe, weshalb er kurz weg war. Da unsere Drogenhunde auch astreine Fährtenhunde sind, finden die nachgeforderten Kollegen (die auch jetzt den Unfall aufnehmen müssen, weil wir ja leider boxen mussten) auch das Depot. Schön doof...

bis 02.00 h:
diverse Ruhestörungen, Streitigkeiten, Objektschutzpunkte, nix besonderes

02.25 h:
Cheffe behielt die getrennten und eigentlich verarzteten Beteiligten einer Schlägerei im Auge. Man geht aber dennoch wieder aufeinander los. Anfahrt AK zur Unterstützung. Zu der Strafanzeige wegen KV kommt nun auch noch Widerstand und drei Ingewahrsamnahmen. Langsam werden die Zellen knapp.

02.45 h:
dritter Einsatz bei einer Partygesellschaft. Genehmigt ist die nicht, die zwei freundlichen Ermahnungen zuvor machten wenig Eindruck. Nun Auflösung. Kommt noch weniger an. Aufgrund südländischen Temperaments etwas schwierig. Dank vieler Streifenwagen und zwei Hunden dann doch geklappt. Und natürlich haben drei Leute den Platzverweis nicht verstanden. Egal. Noch ist Platz im PG. Zudem noch eine Owi-Anzeige Lärm und Gaststättenmeldung. Da bin ich ja nicht so. ;-D

03.45 h:
Zivile und ein colorierter fassen Kfz-Täter (hab ich gestern schon um 23.00 h geschafft :mrgreen: ) Zwecks Personentransport unterstützt. Leider muckt unser auch wieder während des Transports. Wieder kleine Auseinandersetzung. Langsam nervt's.

04.30 . 05.30 h:

Abgesehen von dem Schreibkram, der wegen Blutproben oder Einsperrungen sofort gefertigt wurde (weshalb manche Zeiträume zum neuen Einsatz so lang sind) nun die basics an Schreibkram. Auch der Streifenbeleg will gefertigt werden.

05.35 h:
an o. g. ÖPNV Knotenpunkt erneut Schlägerei. Nachdem zwei Wagen von uns vor Ort sind (AK natürlich, guter Schnitt) und den Sachverhalt am Bahnhof aufgenommen haben, erscheint auch mal die BuPo. Naja. ;-D

Der Geschädigte ist der am unentspannteste. Vorsorglich wird ihm die Einsperrung zwecks Verhinderung von Straftaten erläutert. Daraufhin zerbricht sein Weltbild - und die Sympathie für die, die gerade noch seine Kumpels als Freund und Helfer waren. Unter Berücksichtigung seiner Opferrolle kann manches überhört und die Einsperrung eines Opfers verhindert werden. Die Anzeige muss man aber dennoch schreiben.

Ich fand's ok...bis auf zwei Blessuren am Knöchel heil nach Hause, musste weder Waffe noch Pfeffer einsetzen und ein paar Mal wurden wir sogar als ganz nett empfunden.

Geilste Job der Welt...in echt. Isch schwör, Aldem. :mrgreen:
:lah:

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Beitragvon spADer » Mi 4. Jul 2007, 10:48

Tolle Stadt in Deutschland:
Ähnlich toller Dienst wie ihn Kaeptn_Chaos erleben durfte:

12:30 Dienstbeginn:

Dienstbesprechung, Kaffee runter ziehen, FEM aufnehmen, 1. Mal ärgern: Jacke zu kurz um die Kanone verdeckt zu tragen :evil: , also Regenjacke anziehen.
Dafür die gute Nachricht: Einer unserer Stammkunden ist für 2,5 Jahre ab

12:40

zu Fuß in die City, dunkle Wolken, kaum Publikumsverkehr
diverse Stellen angelaufen, Fußgängerzone hoch und runter, durch Geschäfte gewuselt.....

Nichts los- kein Zielpublikum auszumachen. 2. Mal geärgert :evil:

13:30

Bahnhof- im Vergleich zu sonst leer. Also in die Bahn und auf andere Bahnhöfe gefahren. Auch nichts. Beginnt zu regnen. 3. Mal geärgert :evil:

Zurück in die PI, Zivilwagen holen. Direkt nach einigen Metern: Roller an uns vorbei, rüber über die rote Ampel, auf Hupen des Fahrers zu meiner linken kommt der Effenbergsche Finger.
"Schnappen?" "Schnappen" Und was kommt jetzt? Richtig-> 4. Mal ärgern. Tuppes hat die Kelle aufm Tresen liegen lassen :evil:

Also zurück und die Kelle geholt

13:39

Posten bezogen. Nichts zu sehen. Also in die U- Bahnhöfe, Kaffee geholt und geguckt. Nichts.

16:30

Wieder in die Innenstadt, bekannter Umschlagplatz: geguckt. Leer. Nichts.

16:38

Kaffee geholt, Migranten beobachtet.
Streifenwagen fährt vorbei:
Kollege erkennt mich, bremst, hupt, Fenster runter, ruft "Nich viel los heute, wa?" :wall:

Ihr könnt es euch vielleicht denken: :evil: :evil: :evil:
Migranten verziehen sich...

16:39

Schnaps geht nicht- also Standort gewechselt

17:00- 20:45

Stadt bestreift, üblichen Punkte abgefahren, hin und wieder mal ausgestiegen...Nichts. Das Verbrechen hat Urlaub. Scheinbar mehr als ich.
6. Mal geärgert. :evil:

Von der Leitstelle Einsatz schließen lassen, Papiere fertig gemacht, Streifenbefehl geschrieben, Revolver weggeschlossen, Handy zum Laden, Funke ebenfalls...

21:00

Schicht

Ab in die Tiefgarage- Mopped springt nicht an...Aber das ginge hier zu weit.

Wat freue ich mich auf den heutigen Tag...Und trotzdem geilster Job wo gibt 8)
Junior-Vice-President-of Kaeptn_Chaos´'WtjTBdageuM' - Clubs

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Beitragvon zoellner » So 16. Sep 2007, 20:12

So nun mal was aus dem Zollalltag
Warenabfertigung an einem deutschen Grenzzollamt zur Schweiz.

Dienstbeginn morgens halb 7 erstmal ne halbe Stunde den Export besetzt..
Tür aufgeschlossen, eine Horde LKW Fahrer stürmt an die Schalter um sich ihre Exportbestätigung zu holen.
Kollege vom Reiseverkehr kommt an und meinte, dass da jemand zwar nen Export bestätigte aber keine Ware dabei hat (möglicherweise will er uns verarschen und will das Finanzamt bescheissen und dem er nen Export vortäuscht und somit keine MwSt zahlen muss....) Fahrer aufgehalten der meinte sein LKW steht noch ne Stunde weg aber der Fahrer darf wegen Lenkzeit nicht mehr fahren.. er dachte er macht schonmal die Formalitätien und der LKW kommt dann später... tja falsch gedacht. LKW kam ne halbe Stunde später. Meiner einer klettert auf die Ladefläche.. aha Rollrasen.. seeehr spannend... na gut.. Klamotten dreckig...Faher belehrt.. gelobte Besserung .
10 Minuten später... Kollege vom Reiseverkehr meinte dass gestern Abend nen LKW durchgefahren wäre zum schweizer Zoll, obwohl er die Papiere nicht abgestempelt hatte und er ihm extra sagte dass er bis morgen früh warten solle. Fahrer telefonierte mit Disponenten und der meinte, "alles quatscht was der blöde Zöllne da sagt, fahr weiter..." (wusste nicht dass Siponenten und Spediteure mehr zu sagen haben als ich...) Mitm Kollegen zusammen zum schweizer Zoll gefahren und LKW wieder entdeckt.. is wohl nicht weit gekomme... Dem schweizer Kollegen die Sache erklärt und der versprach ihn zurück zu schicken. LKW kam ne viertel Stunde später.. Faher völlig aufgelöst.. bekniete uns fast vor Entschuldigung..er wäre nur Aushilfsfahrer usw... na ok... Bußgeld erlassen dafür Disponenten vom Chef am Telefon rundlaufen lassen.
Später dann Importschalter besetzt... Papierkram gemacht. Mit Kollegen geschnackt. Kaffee geholt.. Angekündigte Importe im ATLAS System begutachtet. Seltsame Chemikalie wird angemeldet. 5kg für 300.000€ huiui... Papiere angefordet.. aha Verdacht auf Medikament. Mit zuständiger Landesbehörde in Nds. telefoniert. Sachbearbeiterin völlig überrascht dass der Zoll sie anruft, aber versprach sich zu erkundigen... das war um 9 Uhr. Spediteur angerufen das Ware solange in der Schweiz bleibt bis ich sage dass sie kommen darf.

Weiter 0815-Importe abgefertigt.

Älteres Ehepaar erklärt wie sie Ihren Umzug an die Ostsee abwickeln müssen.
Zwischendurch auf dem ein oder anderen LKW rumgeklettert..
gegen 15 Uhr ruft dann die niedersächsische Arzneimittelsachbearbeiterin an und sagte, dass gewisse Dokumente vorgelegt werden müssen da es sich um ein Herzmedikament handelt.
Entsprechenden Wisch bei Spedition angefordert. Ware danach freigegeben...

Wieder Importe abgefertigt.. LKW Fahrer erklärt dass wir hier nicht zum Spass stehen und er gefälligts seinen Laster aufmachen soll.. Unmut beim zöllnerischen Gegenüber. Nachdem ich mit anruf bei seinem Chef drohte plötzliche Einsicht..

Weiter Importe abgefertigt.. Kollegen den ein oder anderen beantragten Dienstausgleich genehmigt..
Kaffee geholt...

Feierabend gegen halb 6 abends.

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Beitragvon zoellner » Fr 12. Okt 2007, 12:50

Dienstbeginn 6:30 Uhr. Amt aufgeschlossen, ne Meute LKW Fahrer reingelassen und die Ausfuhrabfertigung gemacht. Mir einige rausgepickt die ich beschauen wollte.
Draussen dunkel, keine Warnweste (keine mehr vorhanden...toll na ja Chef hat jetzt Druck gemacht) und zwischen LKW rumgekraucht... von 10t Klopapier, über Blumen, bist hin zu Englischbüchern alles gesehen.
Festgestellt das LKW Ladung sehr dreckig sein kann...
7:00 Uh Kaffe gehlolt. Am eigenem Schreibtisch ausgebreitet und Einfuhr Vorprüfung gemacht. Kollege kommt an und meinte dass er mcih vorhin fast über den haufen fuhr weil er mich nicht gesehen hat.. ok nächsten Tag Jacke mit Reflexstreifen angezogen.
LKW Fahrer den wir ne Stunde vorher erst kontrolliert hatten steht wieder am Schalter. Sein Versandschein zur Ausreise in die Schweiz ist verloren gegangen. Blöd, hatten ihn doch nen Kollege und ich erst gesehen... alles durchsucht... Papiere durchgeblättert, schweizer Kollegen angerufen... nix.. Versandschein wurde vom britischen Zoll in Dover eröffnet... also mein Schulenglisch zusammengesucht. Wörterbuch geschnappt und beim englischen Kollegen angerufen. Sehr netten Kollegen da erwischt und, Oh Wunder, ich versteh ihn und er mich... mein Problem in erstaunlicherweise fließendem Englisch vorgetragen. Er versprach zu helfen und mir den Schein zuzufaxen, falls er ihn findet. Ich solle ihm ne halbe Stunde Zeit geben. Zwischendurch den völlig aufgelösten Fahrer mit Kaffee beruhigt "..ich bin doch nur Aushilfe.. und bei der Firma stehen schon die Bänder still...". Sein Spediteur taucht bei uns auf und will mit helfen.. ruft bei seiner Hauptstelle an und konnte ne Kopie von dem Zettel vorlegen.. zeitgleich klingelt das Telefon... Kollege Richard aus Dover ist dran und nennt mir ebenfalls die Systemnummer des Belegs und so kann ich den Fahrer los schicken. 5 Minuten Später taucht der Deklarant mit nem völlig verdreckten Fetzen Papier auf. Schemenhaft kann man noch die Umrisse eines Versandscheines erkenne. Erlag beim schweizer Zoll im Gebüsch... :nein: Aber das ganze war mal ein schönes beispiel für internationale Zusammenarbeit.
Bei dem ganzen Theater die Mittagspause verpasst....oh shit....muss nun verhungern.
Wieder weiter Einfuhren verschiedenster Art abgefertigt. Zwischendurch auch polnische Mit-EU-Bürger die ihre Gebrauchtwagen, Autoteile und Skiausrüstungen (war alles grattis, weisch du. habbisch kein Rechnung... Garage wollte mir keine geben) einführen wollten.... nach dem üblichen Prodzedere, (Beschau, Taschenkontrolle, Fahrerkabine nach Rechnungen durchsucht) Zoll bezahlen lassen ud anch etwa 1h weiterfahren lassen.
Zwischendurch wieder Kaffee geholt...Urlaub beantragt, Dienstausgleich eingetragen, und Feierabend gemacht. um 18 Uhr.... weil nen LKW natürlich kurz vor Schluss kommen musste... *gml* Danach noch 10 Minuten mit den Kollegen von der Strasse gequatscht und nen bisschen dummes Zeugs gelabert und dann heim gegangen.

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Beitragvon PKA_th » Fr 12. Okt 2007, 16:36

Nichts wirklich spektakuläres und etwas langatmig geschrieben, aber ich hatte gerade nichts besseres zu tun. Und auch das kommt in unserem Beruf mal vor:

Zum Nachtdienst gefahren und mit Schrecken festgestellt, dass ich nur noch eine Handvoll Fluppen habe. Kleingeld habe ich keins und an der Lieblingstankstelle scheint entweder Tag-der-offenen-Tür zu sein oder der Sprit für umme. Naja, erstmal ins Revier, umziehen und eine vom mickrigen Rest rauchen. Wieder mal gilt mein Dank meinem Landesgesetzgeber, dass er mich nämlich zum Rauchen an die frische Luft lässt. Raucher anderswo haben es nicht so gut, die müssen in ihrem Büro rauchen. Was solls… ;-D

Zum Dienstbeginn erstmal einen Kaffee geholt. Unsere erste Kundin wartet schon und irgendwoher kenne ich sie. Sie klagt über ihren Mann, zu dem sie sich nicht alleine hintraut um ein paar persönliche Sachen abzuholen. Nach Überprüfung der Personalien fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren. Die Dame und ihr Mann ein haben in den letzten Wochen mehrere Kollegen auf Trab gehalten und sie hat einen nicht zu kleinen Hau weg. Komischerweise weiß das jeder von uns, nur offenbar nicht die Psychologin, bei der die Dame angeblich in Behandlung ist.
Egal, mit ihr zur Wohnung gefahren und sie hat ihre Siebensachen eingetütet. Wider erwarten läuft es gesittet ab, die zwei machen sich zwar eine halbe Stunde lang Vorwürfe, aber zur richtigen Eskalation kommt es glücklicherweise nicht. Für uns (vorerst) erledigt.

Meine Kollegin und ich fahren weiter und beginnen zu überlegen, was wir denn essen könnten. Irgendwann fangen wir an, Länder von unserer virtuellen Speisekarte zu streichen. Amerika ist recht schnell weg, es folgen Griechenland, die Türkei. Als noch Italien und China zur Auswahl stehen, bekommen wir unseren nächsten Auftrag:
In einer Wohnung will die betrunkene Mutter die Bude nicht verlassen. Es handelt sich um eine Frau der örtlichen Z-Prominenz und bislang hatte ich noch nicht das persönliche Vergnügen mit ihr. Mit einer gewissen Vorfreude fahren wir hin, wobei mir meine Kollegin die lustigsten fünf Geschichten der letzten paar Jahre der Frau erzählt inklusive aller Schimpfworte und Widerstände, die da schon (vor-) gefallen sind.
Wider erwarten verläuft das Zusammentreffen ganz gut. Sie sitzt zwar ohne Schuhe in der Küche und ist aufgrund der aktuellen Trunkenheit - aber auch wegen allen anderen tagtäglichen Vollräuschen - etwas unfähig, uns zu folgen. Uns gelingt es aber doch, sie an ihren Mann zu überstellen und sie verspricht uns, dass sie und ihr Mann sich im Übrigen nicht mehr gegenseitig verklopfen wollen. Mal schauen, wie lange sie dieses Versprechen hält… :mrgreen:

China gewinnt. Wir holen uns was zu essen und verdrücken es auf dem Revier. Beim Wokmann auch Kippen gekauft.
Der nächste Auftrag lässt nicht lange auf sich warten, diesmal ein Kleinstunfall. Herr X fährt aus einer Parklücke und schießt dabei den dahinter geparkten BMW von Herrn Y ab. Unfall kurz aufgenommen, dabei das Lamento von Herrn Y angehört, dass es der vierte unverschuldete Unfall in kürzester Zeit ist. Mit den Schultern gezuckt und weiter.

Im Rahmen der Streife zwei Überprüfungen, welche jedoch jeweils negativ waren. Dann eine Streife bei einem Schwertransport an einer unübersichtlichen Stelle unterstützt.

Mal wieder zurück aufs Revier und einen Kaffee getrunken. Dort befanden sich auch Hundeführer und etwas mit diesen geredet.

Gegen 02.00 Uhr der nächste Schwertransport, ein schnuckeliger kleiner Schiffsdiesel oder so was. Transport von Kollegen übernommen und man bewegt sich langsam durch die Stadt. Während wir im Schneckentempo durch die Stadt rollen, steigt bei mir der Blutdruck: Viele Autofahrer sind schlicht zu blöd, um blaues und gelbes Blinklicht in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Am liebsten würde man mal einem die Mag-Lite hinterherwerfen. Vorgenommen, dieses Vorhaben auf Rechtmäßigkeit in nächster Zeit zu überprüfen. :evil: ;-)

In der Q-Straße muss der Transport kurz abgestellt werden, da angeblich an einem unserer Brennpunkte eine üble Schlägerei steigt und am Notruf Hilfeschreie zu hören sind. Im Endeffekt heizen sechs Streifen quasi umsonst durch die Stadt, beim Eintreffen hat sich die Lage bereits entspannt. Kollegen nehmen Sachverhalt auf, ein nicht unerheblich verletzter kommt ins Krankenhaus. Ein paar Umstehenden dann klargemacht, dass wir die Einzigen sind, die an der Örtlichkeit rumschreien. Dazu noch etwas Werbung für unsere Fremdenzimmer im Untergeschoss gemacht, was diese dann doch richtig gedeutet haben und sich trollen.

Dann zurück zum Schwertransport und diesen bis zu seinem Ziel begleitet. Danach mal zurück aufs Revier und etwas Sachbearbeitung. Der Rest der Nacht verlief dann voll ruhig.

Mit einer Feierabendzigarette die Nacht ausklingen lassen, heimgefahren und ab ins Bettchen.


Alles in allem eine angenehme Nacht.

Grüße th :)
<- three lions on a shirt....


Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.
Sokrates (470 - 399 v. Chr.),
griechischer Philosoph

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Der tägliche Dienst

Beitragvon dete » Sa 20. Okt 2007, 18:44

Tag Y

06.00h Dienstbeginn

- Restpost sichten

- Lage sichten

- E-Mails sichten

- erst einmal einen Kaffee

06.20h

- erste Mails beantworten

07.00h

- Stellungnahme schreiben ( wieder ne blöde Beschwerde )

07.45h

Dezernat ruft an, braucht eine rechtliche Würdigung, Veranstaltung

08.00h

- Lagebesprechung

08.30h

- Kaffee

- 12. Telefongespräch geführt

- weiter bei Würdigung

08.45h

- Bombenräumung am nächsten WE

- Planung - Meldung

09.50h

- weiter bei Würdigung

10.00h

- Probleme bei Kontrolle auf der BAB, rausfahren

13.30h

- Mails sichten - beantworten

14.00h

- Aufarbeitung Kontrolle

14.50h

- div. Telefongespräche

15.30h

Verdammt. heute wieder nichts gemacht!!!


Na gut, tschüs bis Morgen um6!


dete
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
Albert Einstein

ma68-geloescht
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Beitragvon ma68-geloescht » Di 23. Okt 2007, 13:46

Mein letzter toller Einsatz:

07:30 Uhr Dienstbeginn... Post erledigt, Mails abgearbeitet, Schulungsraum sauber gemacht, FX waffen gereinigt etc.

11:00 - 13:00 Uhr Training der Einsatzgruppe. Geübt: Zugriffe unter Verwendung spezieller Einsatzmittel.

13:00 - 13:30 Mittagessen (danach solle es mit Training bis 16:00 Uhr weiter gehen)

13:12 Uhr Einsatz!!!! Person droht mit Suizid und hat eine Rasierklinge in der Hand.
- Aufrödeln
- Einsatzmittel bereitstellen....
- Abmarsch

13:18 Uhr am Einsatzort. Person scheint wieder runter zu kommen, plötzlich über Funk: ER SCHNEIDET Zugriff.

13:21 Uhr Person fixiert und überwältigt, hat sich den Arm 5 mal angeschnitten. Schnitt am Hals hat nicht mehr geklappt, Person auf Pfefferspray resistent gewesen.. Anlegen von Handfesseln durch die erhebliche Verletzung nicht möglich. Musste daher anders gefesselt werden.

13:45 Uhr endlich im besonders gesicherten Haftraum untergebracht. Arzt und Sani Vorort. Person ist Hep und HIV infiziert und versucht die Kollegen mit seinem gesammeltem Blut zu bewerfen. Einsatzgruppe immernoch aufgerödelt im Einsatzkombi KSA und Helm.
Person muss eine Beruhigungsspritze bekommen, dazu Fixierung erforderlich.

13:48 Uhr Notarzt verständigt, da die von ihm zugefügten Verletzungen zu hoch sind.

14:12 Uhr Abtransport ins Krankenhaus. 2 Kollegen der Einsatzgruppe mit im RTW, vier Kollegen im anderen Fahrzeug hinterher.

14:30 Uhr Ankunft Krankenhaus. Sofort in den OP. Zwei Kollegen der Einsatzgruppe über den Einsatzanzug grünes OP Hemdchen und mit in den OP rein. (ist normal habe schon viele OP´s gesehen)

Restlichen Kollegen vor der Tür und im Wechsel den Eingang sichern. (PS immer noch KSA an, aber Helm ab)

19:30 Uhr OP gut verlaufen, Patient im Aurfwachraum

20:17 Uhr Er ist wieder Transportfähig und wir können in die JVA zurück fahren

20:40 Uhr wir sind wieder drin. Patient (Gefangenen) in ein Fesselbett gelegt, da er weiterhin aggressiv und suizidal ist.

20:55 Uhr Ich kann jetzt meinen Bericht schreiben....

22:10 Uhr Dienstschluss.....

Hatte übrigens nächsten Tag WE Dienst Samstag Sonntag jeweils von 07:00 - 19:00 Uhr.
Auf eigenen Wunsch am 20.12.2008 gelöscht.

Svenbo
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Beitragvon Svenbo » Di 23. Okt 2007, 14:52

Ich dachte mir, ein bisschen Abwechslung zwischen den ganzen Schilderungen von Polizeiseite aus könnte nicht schaden.

Deswegen hier ein typischer Tag eines Rettungsassistenten auf einer Rettungswache (Feuerwache angegliedert) in München.


07:00

Dienstbeginn, Fahrzeug und Ausrüstung checken, Fahrzeug wieder aufrüsten, da von den Kollegen schlampig hinterlassen

Natürlich frühstücken…


08:15

Einsatz: Meldebild „Atembeschwerden“

Anfahrt mit Sondersignal.
In einem Einfamilienhaus eine Dame sitzend vorgefunden, welche über starke Atemprobleme klagte.

Nach eingehender Untersuchung sowie Anamnese der Vorgeschichte Verdachtsdiagnose: Lungenembolie

Notarzt nachgefordert, welcher den Verdacht bestätigte und den Transport der Patientin ins KH übernahm.


09:00

Einsatz: Meldebild „Sturz“

Anfahrt ohne Sondersignal.
Im ersten Stock eines Wohnhauses eine ältere Dame auf dem Boden liegend vorgefunden, welche aufgrund eines starken Schwindels gestürzt war.

Mit unserer Hilfe ins Erdgeschoss gebracht und dann ins Krankenhaus (gegenüberliegende Straßenseite) „gefahren“.


09:58

Einsatz beendet, zurück auf die Wache, Schreibkram erledigen.


11:11

Einsatz: Meldebild „Betriebsunfall“

Anfahrt mit Sondersignal, Polizei ebenso
In einer Firma hat sich ein Arbeiter mit einer Flex div. Sehnen, Blutgefäße sowie Nerven der linken Hand durchtrennt. (vom Handrücken aus)

Da die Hand zunehmend blauer wurde und er nichts mehr dort spürte, sofortiger Transport mit Sondersignal ins KH. (Handchirurgie)

P.S. Für unsere Arbeit zum Dank bekamen wir 8 riesengroße Tafeln Schokolade…
Die Kollegen von der Pol leider nicht, weswegen wir sie dann versorgt haben :D


12:16

Einsatz: Meldebild „Tragehilfe für KTW“

Anfahrt ohne Sondersignal, Krankenwagen vor Ort
Am Einsatz einer KTW-Besatzung geholfen den Patienten (stark übergewichtig) vom 1. Stock zu Boden zu bringen.


12:45

Einsatz: Meldebild „Erkrankt“

Anfahrt mit Sondersignal.
Erstmal die Hausnummer nicht gefunden, da hinter einem Gebüsch versteckt… :cry:
Dann am Klingelschild (8 Stockiges Wohnhaus) den Namen nicht gefunden…
Alle im Betreffenden Stockwerk rausgeklingelt, eine Dame öffnet.

Stark alkoholisierte Dame gibt an, sie hätte heute noch nichts getrunken, sei aber Alkoholikerin. :ja:
Heute morgen sei sie bei zwei Männern gewesen, welche ihr in jede ihrer beiden Po-Backen je 250 ml Kokain gespritzt hätten. (?!)

Daraufhin hätten sie mit ihr Sex gehabt, wobei ein dritter Mann zugesehen hat, weil er doch ein Hexenmeister ist.

Nach Rücksprache mit psychiatrischer Klinik erstmal in ein internes KH gefahren zur Abklärung.


14:11

Einsatz: Meldebild „unklarer Kollaps“

Anfahrt mit Sondersignal, Polizei ebenso.
Am Einsatz angekommen erzählten uns zwei Personen, sie seien in das Haus ihrer Schwester eingebrochen, da diese sich seit einer Woche nicht mehr gemeldet hat.

Im Schlafzimmer dann eine leblose Person vorgefunden, die ihrer Äusseren Merkmale nach zu Urteilen schon mindestens 3 Tage verstorben war.

Auf die Pol gewartet, die dann mit 1 Transit und einem Streifenwagen anrückte.
Diesen den Einsatz übergeben, Amtsarzt zur Leichenbeschau verständigt und wieder ab.


16:33

Einsatz: Meldebild „Kind bewusstlos“

Anfahrt mit Sondersignal, Notarztwagen, Kindernotarzt, Polizei ebenso.
Unterwegs durch Notarztwagen abbestellt, da Kind wohlauf und nur hingefallen und Platzwunde am Kopf.


16:40

Schreibkram erledigen, Auto putzen, waschen.
Ruhe bis 19:00 dann Feierabend.

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Kaeptn_Chaos
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Beitragvon Kaeptn_Chaos » Mo 19. Nov 2007, 13:06

Na gut. Ein Tag bei K.

Vormittags: In der laufenden TÜ die Gespräche vom Abend bis Morgen verschriftet. Zum 1000. Mal eine 'Reinsprech - Funktion' zum Bepöbeln der Beschuldigten gewünscht, wenn wieder mal besonders wertvolle Ergüsse verbreitet werden. Wieder ein Stückchen dümmer geworden.

Zwischendurch Frühbesprechung und Kaffeepausen...man hat ja Zeit... :nein:

Ein neuer Vorgang. Ganz für mich allein. Uiuiui. Eingelesen, Vorerkenntnisse der Beteiligten recherchiert, Gedanken gemacht, wie dieser hochkomplexe Fall am besten zu lösen ist. Nebenbei etwas Kaffee getrunken. Man hat ja Zeit... :nein: Ach, machen wir es wie immer: Erstmal alle vorladen.

Gegen Mittag kommt ein anderer Beschuldigter zwecks Vernehmung. Bei der Vergabe der geistigen Fähigkeiten war er offensichtlich für kleine Mädchen. Da er aber ganz nett und kooperativ ist, trinken wir erstmal einen Kaffee zusammen. Man hat ja Zeit. :nein:

Nach dessen Weggang ergeben sich Hinweise auf einen Mittäter, taktisch wertvoll scheint zu sein, dessen Bude erst zu durchsuchen und dann zu vernehmen. Also fix einen Antrag auf Anregung eines Beschlusses getippt. Ich bin ja eh da.

Dank variabler Arbeitszeit konnte man früh anfangen - und beabsichtigte, früh zu gehen. Leider, wie immer kurz vor knapp, haben andere Bundesländer einen Menschen bei Straftaten ertappt, der in meinem Dienstbereich wohnt. Also halbe Stunde vor Feierabend raus und dessen Bude durchsuchen. Vier Stunden lang. Und die ganze Zeit musste ich auf's Klo. Zuviel Kaffee... :nein:

Am nächsten Morgen dann wieder die Gespräche der TÜ verschriften...es ist Murmeltiertag.

Aber, immerhin: Wenn ich heutzutage rausfahre, habe ich noch immer alle Klotten mit und bei der Elst anmelden funzt auch noch. :mrgreen:
:lah:

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Beitragvon Batista-geloescht » Mo 19. Nov 2007, 13:30

06:30 Dienstbeginn am Objekt(Anmeldung beim Postenstreifenführer mit inbegriffen)

07:00 EUK(Einsatz und Unterstützungskraft)früher hiess es mal DAW-Dienst auf Wache

08:00 Schranke rauf/Kontrolle der Dienstausweise und Parkkarte/Schranke runter*

09:00 EUK

10:00 Schranke rauf/Kontrolle der Dienstausweise und Parkkarte/Schranke runter*

11:00 EUK

12:00 Schranke rauf/Kontrolle der Dienstausweise und Parkkarte/Schranke runter*

13:00 EUK

14:00 Schranke rauf/Kontrolle der Dienstausweise und Parkkarte/Schranke runter*

15:00 EUK

16:00 Schranke rauf/Kontrolle der Dienstausweise und Parkkarte/Schranke runter*

17:00 EUK

18:00 Schranke rauf/Kontrolle der Dienstausweise und Parkkarte/Schranke runter*

18:30 Dienstende


*Dies ist mal ein kleiner Einblick bei der Arbeit eines Wachpolizisten über Jahrzehnte,Anfang nächsten Jahres übernimmt das die BIM.
Dies soll nicht abwertend klingen,aber so sieht unser Alltag nun mal aus,das gleiche könnte man auch mit irgendwelchen Objekten im Grunewald darstellen(Sprengplatz-12 Stunden auf einem Wachturm)
Es gibt natürlich noch andere Objekte,aber ich dachte mal zur Abwechslung mal was anderes zu den davor geschriebenen Einträgen.
Auf eigenen Wunsch am 15.07.2009 gelöscht.

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Beitragvon Trooper » Mo 19. Nov 2007, 17:31

Die Highlights der Samstagnacht...

Gegen zehn knatscht das Funkgerät: "Fahrt mal in die XY-Straße, da is einer angefahren worden. Is wohl kein VU." In der XY-Straße treffen wir den Anrufer Herr B. an. Herr B. ist etwas außer sich und hat Schwierigkeiten, uns den Sachverhalt zu erläutern. Das hat vermutlich damit zu tun, daß Herr B. eben gerade eine Motorhaube geküßt hat, ich schiebe es aber hauptsächlich auf die Tatsache, daß Herr B. etwa 2,4 Atü auf dem Kessel hat.

"Was ist denn passiert?", frage ich und zücke den besten Freund des Schutzmanns (nein, ich meine das Merkbuch, ihr Ferkel). Als Antwort bekomme ich einen etwa zwei Minuten langen Satz auf Altdeutsch-Penner-Hindustani-Platt, der auf "...ichmachsiealletotdiescheißkanakenfotzendreckspennerwichserarschficker" endet und mich nicht bedeutend klüger macht. Nachdem der B. sich ausgeheult, ausgeschnieft, seinem Ärger über die Scheißkanakenfotzendreckspennerwichserarschficker erneut Luft gemacht und sich an seinem Bier gelabt hat, kommt er mit der Geschichte rüber, daß ein böser Mann ihn und seinen Cousin auf dem Rückweg mit einem Auto angefahren und anschließend zusammengeschlagen hat. Das könne er nicht auf sich sitzen lassen, weil er ja schließlich Skinhead sei. "Weißu, KC un so..." Ich höre mir indessen am Funk seine POLAS-Erkenntnisse an und verkneife mir mit Mühe den Kommentar, daß es anscheinend wohl nicht ganz den Falschen getroffen hat.

Es sei bestimmt der Y. gewesen, gegen den solle er nämlich bald aussagen. Außerdem sei das ja einer von den Scheißkanakenfotzendreckspennerwichserarschfickern, und denen sei ja bekanntlich alles zuzutrauen. Er legt uns nahe, ihn doch lieber gleich einzusperren, sonst müßte er nämlich heute nacht losgehen und die ganzen Scheißkanakenfotzendreckspennerwichserarschficker töten. Ich bestelle ihm lieber einen RTW und lasse ihn ins Klinikum verfrachten. Anschließend nehmen wir den Tatort auf und überprüfen die Anschrift des Tatverdächtigen ohne Ergebnis.

Als nächstes gehts in die örtliche Assidisco, wo man eine Sachbeschädigung anzeigen möchte. Vor Ort treffen wir neben Legionen von besoffenen Bekloppten zwei leicht belustigt dreinschauende Türsteher und einen Beschuldigten mit Alkoholdepris und kaputtem Bein. Anscheinend hat der Dussel sich danebenbenommen und ist rausgeflogen. Schlechter Verlierer, der er ist, hat er im Rausgehen aber noch mal fix die Türglasfüllung eingetreten und ist stiften gegangen. Doof nur, daß er sich im Suff auf der Treppe die Gräten verknackst hat und keine hundert Meter mehr gekommen ist, bevor die Türsteher ihn hatten. Er schreit Zeter und Mordio und beschuldigt die Türsteher, ihn halb totgeschlagen zu haben. In Anbetracht seiner Dosis fordere ich ihn auf, am nächsten Morgen nüchtern zur Anzeigenerstattung zu kommen und übergebe ihn den Sanis, die schon begeistert mit den Augen rollen und Kopf-Ab-Gebärden in meine Richtung machen. Ich vermute, in der Sani-Sprache bedeutet das, "Danke, daß du unserem Leben einen Sinn gibst."

Kaum sind wir fertig, gehts rüber zum Bahnhof, wo sich Menschen gegenseitig Gewalt antun. Wir treffen ein paar Punks, von denen einer mächtig blutet. Die KoPlaWu hat er angeblich von einer Horde satanischer Hiphopper, die ihn niedergemacht hätten, wenn sein inzwischen entschwundener Kumpel sie nicht mit seiner Maglite bedroht hätte. Nach Rücksprache mit den vermeintlichen Hiphoppern stellt sich heraus, daß einer von ihnen einen neuen Scheitel mit der Maglite gezogen bekommen hat und ins Krankenhaus gerannt ist. Als ich dem blutendem Punk bedeute, er möge mal sofort mit den Personalien des entschwundenen Taschenlampenexperten rüberkommen, ereilt ihn leider ein schwerer Fall von Amnesie, gefolgt von der Erklärung, er kenne seine Grundrechte und das Grundgesetz... blabla... Polizeistaat... rhabarber... sülz... G8-Gipfel. Ich winke entnervt ab und schiebe ihn den inzwischen wieder eingetroffenen Sanis in die Hände, die mir inzwischen regelrecht dankbar für die grandiose Unterhaltung sind, die ich ihnen heute nacht verschaffe.

Inzwischen hat sich ein Taxifahrer gemeldet, der den Taschenlampenonkel in die Z-Straße gefahren hat. Wir fahren in die fragliche Richtung, bis uns ein Auto mit Standlicht entgegenkommt und uns anbettelt, kontrolliert zu werden. Und Bingo... erste VK am Abend und schon eine Schnapsnase, wenn auch nur im OWi-Bereich. Wir knicken also die Überprüfung in der Z-Straße erstmal und schleifen den pösen Purschen zum Pusten auf die Dienststelle. Als er erfährt, daß er jetzt 250 Ocken los ist und einen Monat zu Fuß gehen darf, guckt er etwas schmal. Die Aussicht, im Tausch dafür 4 Flenspunkte geschenkt zu bekommen, scheint ihn auch nicht zu trösten.

Wir können seine Laune aber nicht bessern, sondern müssen ihn umgehend wieder rausbefördern, weil man sich in der Assi-Disco wieder ans Leder will. Diesmal sind es zwei erlebnisorientierte Heranwachsende mit vorderasiatischem Migrationshintergrund (nun ja, Herr B. hätte das wohl etwas anders ausgedrückt), die sich gegenseitig Komplimente gemacht und stolz die Vorzüge des Lieblingstaschenmesser vorgeführt haben. Das Messer ist nun auf mysteriöse Weise beim Kumpel S. gelandet. S. darf ein wenig Halt an der Wand suchen, während ich ihn um diese Last erleichtere (immerhin ist auch er voll bis zum Rand). Er verspürt jedoch nicht das geringste Verlangen danach, sich mit mir darüber zu unterhalten; vielmehr möchte er mir dringend mitteilen, daß sein Kumpel Ahmad ihm 70 Taler weggenommen hat. Nachdem die 70 Kröten erst zu 100 und dann zu 150 geworden sind und S. vor lauter gerechtem Zorn kurz vor einer Herzattacke steht, platzt mit der Kragen und ich zähle ihn mal kurz und kräftig an. Das ist eine prima Idee und hält ca. eine halbe Minute vor. Ich zähle die Sekunden, bis die Kollegen nach einer halben Stunde endlich den Restsachverhalt aufgenommen haben und ich die Nervensäge wieder vom Hof jagen kann.

Wir fahren rein, um zur Abwechslung mal etwas von dem Scheiß wegzuschreiben. Auf dem Weg zur Dienststelle läuft uns wieder ein alter Drecksgolf über den Weg, der unbedingt angehalten werden möchte. Drinnen sitzt aber - Überraschung - kein Freund des guten Weines, sondern ein stocknüchterner junger Mann, der uns erzählt, seine Freundin sei gerade von einem Mitbürger osteuropäischer Provenienz im Bahnhof mit ein wenig Prügel bedacht worden. Wir fahren zu der Freundin, die sich als eine Stammkundin entpuppt. Sie gibt an, der böse Mann habe sie in der Assi-Disco (wo denn auch sonst, bitteschön?) angebaggert. Später habe er im Bahnhof diese romantischen Avancen mit einem zärtlichen, aber bestimmten Griff in den Schritt fortgesetzt. Als sie ihren Widerspruch mit einer freundlichen Backpfeife zum Ausdruck gebracht habe, habe er sie gehauen. Die Täterbeschreibung paßt haargenau auf unseren alten Bekannten J., dem wir schon länger einen Erholungsaufenthalt auf Staatskosten wünschen, und mein Partner und ich grinsen uns an. Ich lasse die Dame einmal pusten. Als sie vor den Augen ihres Freundes anfängt, das Mundstück des Alkomaten zärtlich zu verwöhnen, beschließe ich, daß es Zeit zum Gehen ist. Ich gratuliere ihr zu fast zwei Promille und wir verziehen uns.


Kaum drinnen angekommen, bölkt der Wachhabende schon wieder "Eeeeiiiiiiinsaaaaatz!!!" über den Flur. Der einschlägig bekannte libanesische Familienclan M. nimmt gerade die Assi-Disco auseinander. Streifenwagen strömen aus allen Ecken in Richtung Tanztempel wie die Schweine zum Fütterungstrog. Als wir ankommen, hat man sich allerdings schon darauf verständigt, daß es bloße Streitigkeiten gewesen sind, und die Mitglieder der Sippe M. ziehen fröhlich von dannen.

Wir entschließen uns, noch etwas am Bahnhof zu bleiben und die Lage etwas zu beobachten. Langsam bricht die Heimfahrtszeit an und fröhliche, gutgestimmte Menschen fangen gepflegte Konversationen untereinander an. Zwei Sekunden später kriegen wir schon wieder den nächsten Auftrag. Bei Frau K. wird gegen die Wohnungstür gebollert. Vor Ort schildert man uns, daß Fräulein K. junior ihren geistig minderbemittelten, drogenabhängigen, verhaltensgestörten, kriminellen (zumindest, wenn man Frau K. Glauben schenken möchte) Freund mit in die Wohnung bringen möchte. Fräulein K. junior gebärdet sich mehr als rotzig und ist nicht gewillt, sich mit Onkel Trooper zu unterhalten. Sie stürmt aus der Wohnung und ich brülle ihr die Androhung der Ingewahrsamnahme nach, falls sie weiter Ärger machen sollte. Falls sich selbige wie Unflätigkeiten angehört haben sollte, liegt das wohl an der schlechten Akustik im Treppenhaus.

Wir verabschieden uns und drehen wieder eine Runde um den Bahnhof, der inzwischen wie eine Mischung aus einem Hiphop-Festival, einem kurdischen Neujahrsfest und einem GdP-Kongreß aussieht. Natürlich können wir das beschauliche Treiben nicht allzulange genießen, denn zwei Straßen weiter haut man sich schon wieder. Als wir ankommen, liegt ein junger Kerl auf dem Pflaster, der gerade eine kleine Debatte mit dem Knüppel unseres stadtbekannten Sorgenkindes K. hatte. Das Sorgenkind hat sich (vermutlich um die Polizei nicht durch die Anwesenheit von zuvielen Personen zu verwirren) natürlich schon entfernt. Erst kippt das Opfer aus den Latschen und verdreht die Augen, dann klappt die Passantin ab, die angerufen hat. Als sie wieder aufwacht, schildert sie mir in epischer Breite, wie der böse K. letztes Jahr ihren kleinen Bruder auf dem Spielplatz vertrimmt hat. Die Sanis kommen an und verdrehen auch die Augen.

Endlich, endlich nähert sich der Feierabend. Wir fahren nochmal kurz einen spontanen Schwerpunkteinsatz beim Bäcker und schaffen es wider Erwarten tatsächlich, nur eine halbe Stunde zu spät Dienstschluß zu machen. Und ich freue mich schon auf die Sonntagnacht, in der ich den ganzen Dreck von heute zu Papier bringen darf.

Aber es ist trotzdem der geilste Job der Welt... :mrgreen:
Dear Kids,
There is no Santa. Those presents are from your parents.
Sincerely, Wikileaks

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Der tägliche Dienst

Beitragvon zoellner » Mi 2. Jan 2008, 17:30

Na? keine Weihnachts-Dienst-Erlebnisse gehabt? Meinetwegen auch Sylvester.

Da am Heilig Abend kein Mensch mehr groß arbeitet, war beim Zoll auch nix los. Also Notbesetzung, weil man ja doch irgendwie geöffnet haben muss. Dienstbeginn nach Absprache mit Chef 0800 Uhr

- Amt aufgeschlossen
- Licht angemacht
- PC angeschalten
- Kaffee geholt
- Kollegen begrüßt
- dienstliche Emails abgerufen
- Das Grußwort des Ministers gelesen. *rührend die Tränen weggewischt*
Danke lieber Peer *schnüff* wünsch dir auch nen frohes Fest.
- Zollanmeldungen abgerufen..... keine da.... ach ja ich vergas... die Spediteure sind ja auch nicht da.
- Kollege kam mir Frühstücksbestellung, bzw mit der Mitteilung dass heute Weißwurst mit Brezeln befolen wurde.... (von wem? mir? na ja ok..)
- Selbststudium anhand der aktuellen Tagespresse
- seltsames Klingeln im Ohr verspürt.. verdammt werd doch wohl kein Tinitus..... ach nee war mein Telefon... "Ja Zollamt XY, Zoelli!..... ja wir haben geöffnet... ja sie dürfen in die Schweiz umziehen.... nein sie brauchen keine weiteren Papiere mehr bei uns.... ja so glauben sie mir...... nein Ausreiseanträge gibts seit 17 Jahren nichtmehr.....(sie hats nicht kapiert...) danke bitte.. frohes Fest.
- Ahh Frühstück is fertig
- an bajuwarischen Fleischreispezialitäten labend, wieder die Tagespresse studiert...
- EU Bürger aus den niederländischen Gefilden legt seltsame Papiere vor. .. ah der Herr war auf Weltreise und will sein Auto zurückanmelden.... allgemeine Verwirrung und Erheiterung über Zollstempel aus Sudan..Ägypten...Tansania.... Neuseeland... China.... Mongolei... wasesnichtallesgibt.
- zum Schluss noch verständnisvoll mir das Leiden eines Fahrers angehört, über sein schweres Leben und dass er ja Weihnachten arbeiten müssen... *Taschentuch reich...* So meine gute Tat erfüllt heute. (Verdammt ich bin beim Zoll ich MUSS nicht nett sein....)
- 1200 UhrChef befielt Feierabend...

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Beitragvon newyorker » So 13. Jan 2008, 22:53

Mal ein Tag aus NY (letzten Montag):

Dienstbeginn um 15 Uhr. Erstmal Diensteinteilung durch den SGT (DGL bei euch), dann den zugeteilten Streifenwagen zu seiner Einsatztauglichkeit kurz überprüfen. Der Wagen ist über die Jahre ziemlich zu Schrott gefahren worden, wird so aber wohl trotzdem passen müssen.

Als erster Punkt der Tagesordnung steht das Abholen eines Kollegen vom Gerichtsgebäude. Also gleich hinfahren und Kollege ins Auto. Auf der Rückfahrt kommt eine atemlose Funkmeldung durch: zwei Fußposten verfolgen einen mutmaßlichen Täter, der bei der versuchten Festnahme fliehen konnte. Um welches Delikt es sich genau handelt ist noch unklar. Wir fahren sofort samt Blaulicht und Sirene zum Einsatzort. Unterwegs kommt eine neue Meldung durch: der Täter befinde sich nun auf einem Baustellengerüst, von wo aus er jetzt versuche auf ein Hausdach zu klettern. Unbekannt ob er bewaffnet ist. Wir treffen endlich ein. Die gesamte Straße ist schon voller Einsatzwagen. Wir rennen Richtung Baustelle, wo wir schon die brüllenden Kollegen hören, die unseren sich mittlerweile auf dem Hausdach befindlichen Spezialkunden auffordern, sich sofort auf den Boden zu legen und seine Hände auszustrecken. Es mangelt dem Täter anscheinend jedoch an der nötigen Kompetenz, den Anweisungen zu folgen. Daher wird eine Hilfestellung geleistet, um ihn auf den Boden zu befördern. Nun stellt sich die Frage, wie diese Person gefesselt wieder vom Dach geschafft werden soll. Das ESU (Emergency Services Unit, ähnlich mit dem SEK zu vergleichen) wird angefordert. Dank eines hilfreichen Bewohners kann das Gebäude jedoch von der Straßenseite aus betreten werden und somit auch eine sich auf dem Dach befindende Türe geöffnet werden.

Es stellt sich nun heraus, dass der Täter ein bekannter Ladendieb ist, der aber in diesem neuesten Versuch, einem Händler einige Produkte zu entwenden, gescheitert ist. Vermutlich ist er bei der versuchten Festnahme durch die Fußposten dann geflohen, weil er einige verbotene Rauschgiftmittel mit sich geführt hat. Die hat er dann bei der Flucht wohl schnell alle zu sich genommen. (Bewiesen werden konnte das allerdings nicht, aber anhand seiner Reaktion kurz nach der Festnahme wurde er schnell zur Behandlung in ein Krankenhaus transportiert.)

Nach dieser kurzen Aufregung gehts wieder in den Streifenwagen um endlich den Kollegen aufs Revier zurückzubringen. In aller Ruhe einen Kaffee holen gehen steht natürlich als nächstes auf der Tagesordnung.

Zwischendurch machen wir ein paar Fahrzeugkontrollen wegen defekten Scheinwerfern und Missachtung eines Stoppschilds. Dazu werden noch einige irrtümliche Einbruchsalarmierungen abgehackt.

Gegen 19 Uhr kommt eine Funkmeldung von Rauschgiftermittlern in Zivil durch. Sie fordern sofortige Unterstützung mitsamt Krankenwagen bei einer der Sozialwohnungssiedlungen, wo mindestens ein mutmaßlicher Täter mehrere Schüsse auf einen 14-Jährigen Jungen gerichtet hat und dann geflohen ist. Die Ermittler befanden sich zur Tatzeit direkt um die Ecke. Wir sind nicht weit weg und treffen gleich ein. Der Junge liegt auf dem Gehweg und hat mindestens einen Schuss ins Bein abbekommen. Mehrere dutzend Zivilisten umzingeln den Tatort und müssen mehrmals, oft mit Androhung einer sofortigen Festnahme, aufgefordert werden, sich zurückzuziehen und den Tatort zu verlassen. Derweil versuche ich zusammen mit ein paar Kollegen die Patronenhülsen des Täters ausfindig zu machen. Wir sichten 6 Stück. Währenddessen versuchen immer noch irgendwelche Vollidioten mitten durch den Tatort zu spazieren. Respekt vor der Polizei gibt es hier nicht wirklich. Endlich erscheint ein Kollege mit dem Absperrband und der Tatort kann vernünftig abgesichert werden. Kaum überraschend scheint fast jeder, der zur Tatzeit in der Nähe war, vollkommene Amnesie über die Täterbeschreibung und deren Fluchtrichtung entwickelt zu haben. Nur ein etwas älterer Herr meint ein paar Jugendliche gesehen zu haben, die in das Wohngebäude geflohen sein sollen.

Mittlerweile sind auch genügend Einsatzkräfte vor Ort und die Kriminalkommissare sowie die Leute von der Spurensicherung treffen ein. Der Revierleiter fordert uns auf, wieder den normalen Streifendienst fortzusetzen.

Kaum wieder losgefahren werden wir zu einem Einbruch in einer Wohnung geschickt. Der mutmaßliche Täter ist laut Funkangaben nicht mehr vor Ort. Wie es aussieht, konnte sich der Täter durch die Feuerleiter im Hinterhof Zuggang zum Fenster auf dem 2. Stock verschaffen. Dort hat er dann alle Zimmer durchwühlt und gefundenen Schmuck, Geld, eine Digitalkamera, sowie persönliche Dokumente (Pass, usw) entwendet. Wir verständigen die Spurensicherung and befassen uns mit dem notwendigen Papierkram.

Zu guter Letzt, gegen 23.15, leisten wir einer anderen Streife noch kurz Unterstützung. Die haben drei angetrunkene Frauen beim öffentlichen Konsum von Alkohol ertappt (durch eine Beschwerde von mehreren Nachbarn, die offenbar das Geschwätz und Singen der Damen wohl als etwas zu laut empfanden). Das ganze dann noch in einem Auto, welches für die sich im Fahrersitz befindliche Dame eigentlich hätte ziemlich schlecht ausfallen können, wenn das Auto angeschaltet gewesen wäre. Nach einer Personalienüberprüfung bekommen die drei dann jeweils gerichtliche Vorladungen wegen öffentlichem Alkoholkonsums sowie Ruhestörung. Sie werden dann aufgefordert sich in ihre Wohnungen zu begeben. Der Autoschlüssel wird als Vorbeugemaßnahme aufs Revier mitgenommen, wo die Besitzerin es am nächsten Morgen abholen darf.

Um 23.35 ist dann Dienstende.


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