1.
Werde erstmal eingestellt
2.
Schaffe erstmal die Ausbildung zum Schutzmann - das ist derzeit schon schwer genug
3.
Überstehe danach erstmal die Probezeit und komme ohne straf-, dienst- und gesundheitstechnische Defizite durch drei Jahre Dienst.
4.
Hoffe, dass dann in sechs - acht Jahren die Haushaltslage noch den Luxus von sechs SEK Standorten in NRW zulässt und damit der Nachersatzbedarf so hoch ist wie heute.
5.
Komme durch das EAV. Der sportliche Teil ist mit entsprechender Vorbereitung durchaus schaffbar - und du wirst auch von den Standorten sehr gut vorbereitet und gecoached. Der Rest ist 'Glückssache' - ob du bei der Auswahlkommission und dem Psychonkel als brauchbar erscheinst, weiß niemand.
6.
Geh in die Ausbildung. Ein Jahr. Der Großteil davon in Selm. Da wird dir nichts geschenkt und du kommst sowohl psychisch als auch physisch an deine Grenzen. Da kannst du jederzeit wegen Kleinigkeiten fliegen. Denn diese Kleinigkeiten könnten sich im Ernstfall bitter rächen.
Danach hast du noch die Probezeit im Kommando selbst. Auch da wirst du mit Argusaugen beäugt. Und sobald da einer sagt: 'Der nicht', hast du ein Jahr in die Tonne geschmissen und du bist wieder raus.
7.
Danach, insbesondere nach dem ereignisreichen Jahr in Selm, hast du ein Problem: die richtig großen Einsätze, die du dir so wünscht, finden gar nicht so oft statt. Dafür rückst du desöfteren mal zu Bedrohungslagen aus, wo der Besoffene ein Messer an den Hals seiner noch besoffeneren Freundin hält. Meist sind diese Lagen aber auch schon beendet, bevor du da bist. Ab und an durchsucht auch mal ein Kommissariat morgens um fünf eine Bude und will das SEK dabei haben, weil der zwei Waffen auf sich eingetragen hat. Naturgemäß machst du viel Sport, musst viel trainieren...und hast teilweise unkalkulierbare Arbeitszeiten.
Wie sieht es aus wenn ich nach mit 45 Jahren wieder draußen bin? Bin ich dann immer noch in derselben Laufbahn wie davor oder bekomme ich eine Leistungsbeförderung?
Du wirst - egal was du bei der Polente machst - immer in der gleichen Laufbahn bleiben, ausser du gehst nach Münster Hiltrup und wirst für den höheren Dienst fortgebildet. Bei SE NRW wird man weder besser noch schlechter befördert als anderswo. Der 'normale' Kommandobeamte ist nach Wegfall des mittleren Dienstes A9 - A11 hinterlegt - genauso wie der Streifenwagenschutzmann, der Grupenbeamte und der Sachbearbeiter im KK. Während deiner Zeit kriegst du die Zulage für besondere Polizeieinsätze, die um die 150 Euro netto ausmacht. Überlegungen, diese auch auf Landesebene auf 300 Euro anzuheben, gab es, habe ich aber nicht wieder gehört.
Was du dann mit 45 machst...tja, das wird interessant. Zur Zeit haben die meisten Kollegen noch die Möglichkeit, ihren Absprung rechtzeitig zu planen und kommen so dann mit viel Glück auf eine Trainerstelle oder einen vergleichbaren Tagesdienstschongelposten.
Wenn man sich den demografischen Wandel in NRW mal ansieht, muss man aber der Realität ins Auge sehen: Ich befürchte, dass in fünf bis zehn Jahren auch die ersten SE'ler - nachdem sie zwanzig Jahre aus dem Rennen waren - wieder auf den Funkwagen müssten - in welcher Form auch immer.